Platzhalter für Profilbild

Venatrix

Lesejury Star
offline

Venatrix ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Venatrix über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.08.2020

Ober Leopold ermittelt in doppelter Mssion

Grillparzerkomplott
0

Autor Hermann Bauer lässt seinen Oberkellner Leopold W. Hofer nun schon zum 13. Mal ermitteln. Diesmal ist er quasi in offizieller Mission unterwegs, denn sein Freund, Oberinspektor Juricek, ersucht den ...

Autor Hermann Bauer lässt seinen Oberkellner Leopold W. Hofer nun schon zum 13. Mal ermitteln. Diesmal ist er quasi in offizieller Mission unterwegs, denn sein Freund, Oberinspektor Juricek, ersucht den vifen Oberkellner Augen und Ohren offen zu halten und zwar nicht nur in seiner üblichen Wirkungsstätte dem Café Heller in Floridsdorf, sondern auch im altehrwürdigen Café Schopenhauer in Währing.

Was gibt es zu ermitteln? Katja Winkler, eine ehemalige Schauspielerin und Stammgast im Cafè Schopenhauer wird ermordet aufgefunden und der Tat dringend verdächtig ist Leopolds Protegé David Panozzo. Während sich Ober Leopold noch mit fehlenden Beweisen für Davids Unschuld herumschlägt, stirbt eine weitere ehemalige Schauspielerin Selbstmord oder noch ein Mord? Und warum stolpert er ständig über den Namen des österreichischen Beamten und Staatsdichters Franz Grillparzer? Warum tauschen der Ex-Mann und ein hartnäckiger Verehrer der Ermordeten, Kassiber im Kaffeehaus aus?

Rätsel über Rätsel, die Leopold dazu veranlassen, seine Tochter und seinen/ihren Freund Korber in die Ermittlungen einzubeziehen.

Meine Meinung:

Hermann Bauer gelingt es wieder vortrefflich, die Kaffeehauskultur Wiens einzufangen. Sei es durch die Beschreibung des manchmal unterwürfig oder grantelnd erscheinenden (männlichen) Servierpersonals oder durch das besondere Lokalkolorit. Man beachte, das Café Schopenhauer (1180 Wien, Staudgasse 1) gibt es wirklich, das Heller ist eine Erfindung.

Oberkellner Leopold (und damit auch Oberinspektor Juricek) kann wieder auf sein bewährtes Team aus Hobby-Ermittlern zurückgreifen.

Fazit:

Wieder ein gelungener Kaffeehauskrimi aus der Feder von Hermann Bauer, über den auch geschmunzelt werden darf. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 04.08.2020

Ein cooler Wien-Krimi

Würstelmassaker
0

In diesem, seinem vierten Fall,bekommt es Mario Palisnki, Berater der Wiener Kriminalpolizei, mit einer Mordserie zu tun. Denn seit einigen Wochen treibt sich ein als „Schlächter von Döbling“ bekannter ...

In diesem, seinem vierten Fall,bekommt es Mario Palisnki, Berater der Wiener Kriminalpolizei, mit einer Mordserie zu tun. Denn seit einigen Wochen treibt sich ein als „Schlächter von Döbling“ bekannter Serienmörder herum, der bislang acht Personen fein säuberlich in Einzelteile zerlegt und diese in ganz Döbling, einem der Nobelbezirke Wiens, ablegt hat.

Nebenbei vermutet Palinskis Wahltante Nettie, die im Seniorenheim Döbling residiert, einen unnatürlichen Tod einer Mitbewohnerin. Die umtriebige Wahltant liefert dann noch ein paar Indizien zum Serienmörder, die - wenn man Pierre Emmes Reihe kennt - Mario Palinski wieder einmal in Gefahr bringen.

Meine Meinung:

Der Gemeiner-Verlag legt diese Krimi-Reihe vom leider bereits verstorbenen Autor Pierre Emme wieder auf. Dieser 4. Fall ist berits 2006 erschienen.

Herrlich sind die Charaktere beschrieben. Palinski hat (außer seiner Wilma) niemanden gegenüber Respekt - nicht einmal Innenminister Fuschee gegenüber (Köstlich, diese Anlehnung an den gefürchteten Polizeiminister Frankreichs Joseph Fouché (1759-1820)).

Wilmas Bemühungen um Palinskis „Schwimmreifen“ und Gesundheit, sabotiert der gute Mario am Würstelstand, wo er, wann immer es möglich ist, „a Haaße“ verzehrt. Und überhaupt, die Beziehung zwischen Mario und seiner Wilma, „die Frau an seiner Seite, die er seit Jahre nicht gehreiratet hat“ ist immer für humorige Einlagen gut.

Der Schreibstil ist spannend, mit vielen Details zu Wien und der Wiener Lebensart. Für Nicht-Wiener gibt es am Ende des Krimis ein Glossar, das die verwendeten Bezeichnung erklärt.

Um Mario Palinksi genauer kennen zu lernen, empfehle ich bei ersten Fal1 „Pastetenlust“ zu beginnen. Bis zu Pierre Emmes Tod sind 12 Palinski-Krimis erschienen.

Fazit:

Ein Wien-Krimi, mit einem tollen Finale, der immer wieder gelesen werden kann. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 03.08.2020

Ein gelungene Darstellung einer Epoche

Lernen S' Geschichte, Herr Reporter!
0

Autor Ulrich Brunner hat den charismatischen österreichischen Bundeskanzler Bruno Kreisky einige Jahrzehnte lang begleitet. Zuerst als Journalist der Parteizeitung „Arbeiterzeitung (AZ)“ und später als ...

Autor Ulrich Brunner hat den charismatischen österreichischen Bundeskanzler Bruno Kreisky einige Jahrzehnte lang begleitet. Zuerst als Journalist der Parteizeitung „Arbeiterzeitung (AZ)“ und später als Redakteur des Österr. Rundfunk.

Er schreibt über seine persönlichen Erfahrungen und Begegnungen mit dem Kanzler. Manchmal fließen auch andere Wortmeldungen ein.

Brunner spannt den Bogen von der Kindheit Kreiskys bis hin zu seinem Tod und dessen Auswirkungen auf die österr. Sozialdemokratie. Es scheint, als wäre Kreiskys Leben eine Aneinanderreihung von Kränkungen. Der Antisemitismus der Nazi-Zeit macht(e) auch vor der SPÖ nicht Halt. Und so dauert es nach seinem Exil (1938-1950) in Schweden eine geraume Zeit bis Brunos Kreisky wieder in seiner eigenen Partei Fuß fassen kann. Mit Innenminister Oskar Helmer („Ich wäre dafür, dass man die Sache in die Länge zieht.“ - die Entschädigungen an die überlebenden Juden nämlich) hat Kreisky einen besonderen Gegner in der eigenen Partei.

Dass Bruno Kreisky über keine der üblichen Seilschaften verfügt und eher ein Einzelkämpfer ist, ist manchen Parteikollegen ein Dorn im Auge. Dennoch, der Erfolg gibt im Recht! In vielen Ländern Europas wie in Deutschland mit Willy Brandt und Schweden mit Olaf Palme siegen die Sozialdemokraten. Beide werden zu Freunden und arbeiten gemeinsam am „Nord-Süd-Dialog“.

Für Österreich hat Kreisky einen noch nie dagewesenen Modernisierungsschub vorbereitet: Heiratsbeihilfe, Gratisschulbuch und Schülerfreifahrt erleichtern den Menschen das Leben. Er schafft ein modernes Familien- und Eherecht, das das bisherige aus 1811 stammende ablöst. Er verkürzt den Wehrdienst („Sechs Monate sind genug“). Die Justizreform von Justizminister Christian Broda ist zwar stellenweise umstritten, wird aber durchgezogen.

Kreisky ist ein „Menschenfänger“, der Wähler aus den Teichen der anderen Parteien fischt. Er lädt diese Wähler ein „ein Stück des Weges mit ihm zu gehen“. Dreimal (1971, 1975 und 1979) erhält er die absolute Mehrheit.

Neben seinen Reformen und klugen politischen Schachzügen spart Ulrich Brunner Kreiskys negative Seiten nicht aus, z. B.: Seine Ich-Bezogenheit, die im Laufe seines Lebens immer ausgeprägter wurde. Seine Konflikte mit Hannes Androsch oder mit Simon Wiesenthal, der es sich zur Lebensaufgabe gemacht, Nazi-Kriegsverbrecher aufzuspüren und vor Gericht zu bringen. Hier hat Kreisky, auf Wiesenthals Kritik, mind. vier SPÖ-Minister seien Mitglieder der NSDAP gewesen, überzogen reagiert.

Bruno Kreisky setzt wenige Handlungen ohne Kalkül. Er ist Vollblutpolitiker und 24 Stunden im Amt. Da seine Telefonnummer im öffentliche Telefonverzeichnis steht, wird er immer wieder von Hilfe suchenden Bürgern angerufen. Kreisky ist sehr belesen, denn in der Haft 1935/36 hat er jedes Buch verschlungen, dessen er habhaft werden konnte. Sein Lieblingswerk „Der Mann ohne Eigenschaften“ von Robert Musil.

Ulrich Brunner ist jener Journalist, zu dem Kreisky gesagt hat „Lernen’s Geschichte, Herr Reporter“ (siehe S. 123 - 130).

Seine Nachfolge hat Kreisky leider nicht in der üblichen Eloquenz geregelt. "...Kreisky hatte seine Partei nicht auf die Zeit nach ihm vorbereitet. Wahrscheinlich liegt darin auch eine historische Gesetzmäßigkeit..." (S. 247). Unterrichtsminister Fred Sinowatz wird Bundeskanzler und Parteivorsitzender. Die SPÖ geht mit der FPÖ unter Norbert Steger eine rot-blaue Koalition ein, die Kreisky noch selbst eingefädelt hat. An seinen Nachfolgern lässt Bruno Kreisky kein gutes Haar.

Der Niedergang der Sozialdemokratie (auch in anderen Teilen Europas) ist nicht mehr aufzuhalten. Die heutige Zerrissenheit der Partei, die sich langsam einer Kleinpartei nähert, musste Bruno Kreisky nicht mehr erleben. Kreisky stirbt am 29. Juli 1990.

Fazit:

Ein faszinierendes Porträt eines Ausnahmepolitikers, der seinesgleichen sucht. Gerne gebe ich hierfür eine absolute Leseempfehlung und 5 Sterne.

Veröffentlicht am 03.08.2020

Von Dschingis Khan in die Gegenwart

Die Mongolen
0

Es ist immer wieder erstaunlich, wie es gelingt so umfassende Themen auf nur 128 Seiten darzustellen.
Wie Autorin mehrfach anmerkt, ist die Quellenlage über die Mongolen nicht sehr üppig. Obwohl sie über ...

Es ist immer wieder erstaunlich, wie es gelingt so umfassende Themen auf nur 128 Seiten darzustellen.
Wie Autorin mehrfach anmerkt, ist die Quellenlage über die Mongolen nicht sehr üppig. Obwohl sie über eine Schrift und Kenntnisse des Buchdrucks verfügten, ist wenig überliefert. Der bekannteste Vertreter ist natürlich Dschingis Khan, der nicht nur durch seine Heeresreformen und der Einigung der einzelnen Klans besticht. Er hat eine umfassende Verwaltungsreform umgesetzt und die eine Art Schulpflicht für die Kinder eingeführt.

Nach Dschingis Khan gibt es natürlich Streitigkeiten um die Nachfolge, die das Mongolische Reich schwächen.
Wovon der geneigte Leser Abstand nehmen muss, ist das Bild vom mordenden und brandschatzenden Wilden. Die Brutalitäten sind in jener Zeit üblich und unterscheiden sich nur wenig von anderen Heeren.

Die Frauen genießen erstaunlich hohes Ansehen. Man nehme nur Höelün, Dschingis Khans Mutter, oder Börte, seine Ehefrau oder dann später Manduqai Qatun (Ehefrau von Dayan Khan).

Die monoglischen Khans wissen um die Macht der Landkarten und so ist es nicht verwunderlich, dass sie solche erstellten und benutzten. Bekannt sind zwei Karten: Eine, die China, die Mongolei und Mittelasien abbildet und eine aus der Yan-Dynastie (aus dem 15./16.Jahrhundert), die die Afrika als Dreieck und die Mittelmeerküste erstaunlich detailgetreu zeigt. Außerdem verfügt sie über rund 100 Ortsbezeichnungen, darunter das Gebiet „A-lu-man-ni-a“.

Interessant auch, dass im 16. Jahrhundert der Buddhismus Staatsreligion wird und der Titel „Dalai Lama“ auf Altan Khan zurück geht, der ihn erstmals an Sönan Gyatso (1543-1588) verliehen hat.

Fazit:

Die Autorin spannt den Bogen von Dschingis Khan bis in die Gegenwart. Schade, dass nur 128 Seiten für dieses interessante Thema zur Verfügung steht. Das Buch macht jedenfalls Appetit, sich mit Dschingis Khan und seinem Volk weiter zu beschäftigen. Gern gebe ich diesem Buch 5 Sterne.

Veröffentlicht am 03.08.2020

Ein sehr persönlicher Fall für Lena Lorenzen

Der Tote auf Amrum
0

Dieser, ihr 6. Fall wird für Lena Lorenzen ihr bislang persönlichster Fall. Wie es dazu kommt?

Auf Amrum wird der erfolgreiche Immobilienmakler Marten Hilmer tot aufgefunden. Es wird zwar zunächst ein ...

Dieser, ihr 6. Fall wird für Lena Lorenzen ihr bislang persönlichster Fall. Wie es dazu kommt?

Auf Amrum wird der erfolgreiche Immobilienmakler Marten Hilmer tot aufgefunden. Es wird zwar zunächst ein natürlicher Tod vermutet, doch schnell stellt sich heraus, dass Hilmer vergiftet worden ist. Lena Lorenzen wird nach Amrum abkommandiert, da man von ihr, die ja von der Insel stammt, eine schnelle Aufklärung durch ihr Insiderwissen erhofft.

Doch es kommt anders als erwartet, denn Lena findet ein Foto ihrer verstorbenen Mutter im Büro des Toten. Natürlich kann sie sich vorerst keinen Reim darauf machen, aber die Entdeckung der Rechtsmedizinerin lassen ihre Eltern in einem neuen Licht erscheinen. Hat sie ihrem Vater, den sie für den Unfalltod ihrer Mutter verantwortlich macht, Unrecht getan?

Das und das miese Intrigenspiel des Vorgesetzten Groll, der Lena und weitere Kolleginnen vergewaltigt hat, lenken Lorenzen beinahe vom aktuellen Mordfall ab. Der Verdächtigen, fast ausschließlich Frauen, die mit dem Toten ein Verhältnis hatten, ist recht groß, denn Hilmer galt zu seinen Lebzeiten als Womanizer. Ist eine der verlassenen Frauen die Täterin? Doch auch ein zweites Mordmotiv steht im Raum: das eine oder andere Immobliengeschäft soll nicht sauber abgelaufen sein.

Lena Lorenzen hat alle Hände voll zu zu tun ...

Meine Meinung:

Dies ist mein zweiter Krimi rund um Lena Lorenzen und er hat mir auch sehr gut gefallen. Wie schon im unmittelbaren Vorgänger „Die Frau im Strandkorb“ ist der Krimi unblutig und verzichtet auf Reifenquietschende Verfolgungsjagden. Vielmehr wird auf Teamarbeit im LKA und penible Polizeiarbeit Wert gelegt. Weder ist der Staatsanwalt ein Ekel oder Trottel noch der unmittelbare Vorgesetzte. Die Zusammenarbeit mit der Spusi und anderen Spezialisten ist ebenfalls erfolgreich. Lediglich Groll stört den guten Eindruck. Da allerdings Lena Lorenzen durch ihre sachliche und freundliche Art jede Menge Freunde in der Dienststelle hat, helfen die zusammen, um Groll vor eine Disziplinarkommission zu bringen. Dazu greifen sie auch manchmal zu nicht ganz legalen Hilfsmitteln. Das Thema Vergewaltigung ist nach wie vor mit einem großen Tabu belegt. Viele Frauen, wie auch Lena, scheuen den Gang zur Polizei. Es ist sehr spannend zu lesen, wie sich Lena hier weiterentwickelt hat. Ich denke, der große Showdown diesbezüglich, wird im nächsten Fall passieren.

Fazit:

Eine fesselnde Fortsetzung mit einem spannenden Ausblick auf Fall Nr. 7. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.