Feinsinnig
Ein Sonntag mit ElenaBuchbesprechung zu »Ein Sonntag mit Elena« von Fabio GedaDiesen Roman habe ich gegen 4.000 Bitcoins bei Vorablesen eingetauscht. Die gebundene, 240-seitige Ausgabe mit der EAN 978-3-446-26795-4 kostet ...
Buchbesprechung zu »Ein Sonntag mit Elena« von Fabio Geda
Diesen Roman habe ich gegen 4.000 Bitcoins bei Vorablesen eingetauscht. Die gebundene, 240-seitige Ausgabe mit der EAN 978-3-446-26795-4 kostet 20.00 € und erscheint am 17. August 2020 im Hanser-Literatur-Verlag. Aus dem Italienischen von Christiane Burkhardt.Einst reiste er als Ingenieur um die Welt und baute riesige Brücken. Nach dem Tod seiner Frau aber ist es still geworden in der Turiner Wohnung am Fluss. Sein Sohn lebt in Finnland, mit der jüngeren Tochter hat er keinen Kontakt, nur die älteste sieht er ab und zu mit ihrer Familie. An einem Sonntag kocht der ältere Mann ein traditionelles Mittagessen für sie. Doch sie sagt kurzfristig ab. Im Park lernt er Elena und ihren Sohn kennen und lädt sie spontan zum Essen zu sich ein. Diese zufällige Begegnung wird alle drei für immer verändern. Eine Geschichte voller Zuversicht und Wärme, die ein stilles Glück in den Herzen zurücklässt.
Meinung
Der elegante Titel, bei dem ich zuerst dachte, dass da ein H fehlt, was aber gar nicht stimmt, denn der Autor hat sich bestimmt ganz bewusst für diesen wohlklingenden Vornamen entschieden, weil es da eine Stadt in Bulgarien gibt, die genau so heißt (garantiert hat der sich dabei was gedacht, anders kann ich mir das nicht erklären), und das stimmungsvolle Titelbild, auf dem ein frugal gedeckter Mittagstisch (vermutlich aus Pinienholz) mit erlesenem Porzellan zu erkennen ist, machten mich sehr neugierig. Ganz besonders das hübsche Geschirr ließ mich sofort an meine Mutter und ihren selbst gekochten Linseneintopf mit Würstchen denken. Wir gaben diesem Arme-Leute-Essen immer einen Schuss Brandwein-, Apfel- oder Himbeeressig hinzu, damit die Suppe wenigstens nach irgendetwas schmeckte und man die Hülsenfrüchte besser verdauen konnte. Dazu gab es dann dick mit Pflanzenmargarine von Aldi beschmierte Butterbrote (das Brot war auch von Aldi), weil wir uns keine Butter leisten konnten. Die Speckschwarte musste ich mir immer mit meinem älteren Bruder teilen. Weil der eben älter, größer und dicker war als ich (das ist er übrigens heute noch), bekam er stets die größere Hälfte ab und deshalb bin ich klein geblieben. Darum nennen mich alle meine Geschwister heute noch kleine Schwester. Wie auch immer, das waren jedenfalls schöne Zeiten und zum Nachtisch gab es dann immer Götterspeise. Na gut, nicht immer, manchmal gab es auch einfach nur Schokoladenpudding mit Vanillesoße. Oder Rote Grütze. Ist ja jetzt auch egal. Die Leseprobe überwältigte mich jedenfalls.
Leise, tiefgründig und feinsinnig wird hier aus der Sicht der ältesten Tochter ein schicksalhafter Tag aus dem Leben ihres Vaters, einem verwitweten Brückenbau-Ingenieurs, erzählt. Es ist Sonntag und wir sind in Turin. Wir begleiten den Rentner durch seinen Tag. Gehen morgens mit ihm aufs Klo und hören ihm beim Denken zu. Nehmen regen Anteil an seinen Gefühlen, seinen Erinnerungen. Zum ersten Mal in seinem Leben kocht er für seine Familie. Doch die sagt in letzter Minute ab. Traurig spaziert er daraufhin durch den Park und lernt die junge Elena und ihren sechs Jahre alten Sohn kennen. Das Mittagessen ist gerettet. Der alte Mann hat also nicht umsonst gekocht. Und was lernen wir daraus? Richtig! Nichts ist umsonst. Nicht einmal der Tod, denn der kostet das Leben.
Fazit
Am Ende sind alle satt und glücklich. Alle gehen nach Haus. Und dann ist die Geschichte auch schon aus.
© 07/2020 MAD-Moiselle | Alle Angaben sind ohne Gewähr.