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Veröffentlicht am 25.08.2020

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Malamander - Die Geheimnisse von Eerie-on-Sea
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Man nehme einen Sommerurlaubsort und trenne im Winter einfach die ersten beiden Buchstaben ab. So wird aus „Cheerie on Sea“ der Winterort „Eerie on Sea“, den niemand kennt, denn wer verirrt sich schon ...

Man nehme einen Sommerurlaubsort und trenne im Winter einfach die ersten beiden Buchstaben ab. So wird aus „Cheerie on Sea“ der Winterort „Eerie on Sea“, den niemand kennt, denn wer verirrt sich schon dorthin, wo es kalt und ungemütlich ist? Nur ganz besondere „Gestalten“.

Da ist Herbie Lemon, der zwölfjährige Sachenfinder des Grand Nautilus Hotels, selbst ein Findelkind, das in einer Zitronenkiste angeschwemmt wurde, daher sein Name. Dann sind da noch Lady Kraken, die geheimnisvolle schildkrötenhafte Besitzerin des Hotels, Mister Mollusc, der missgünstige Hoteldirektor, Jenny Hanniver, die Betreiberin der „Bücher-Apotheke“, die etwas vertrottelt erscheinende Strandgutsammlerin Mrs. Fossil und nicht zu vergessen Hakenhand, vor dem sich die quirlige Violet Parma versteckt, als sie ins „Reich“ von Herbie Lemmon hineinplatzt.

Violet bittet Herbie um Hilfe, denn dieser ist darauf spezialisiert, Besitzer von verloren gegangenen Sachen zu finden, und schließlich ist Violet doch verloren gegangen und möchte wissen, was mit ihren Eltern passiert ist.

Der Autor entführt uns mit diesem Buch in eine ganz eigene phantasievolle Welt. Auch wenn das Wetter rau ist, mag man die Gegend nach einer Weile und freundet sich beim Lesen schnell mit den meisten Personen an. Alles wird aus der Sicht von Herbie Lemon erzählt und irgendwie sind alle mehr oder weniger auf der Suche nach dem Ei des Malamander, weil es Wünsche erfüllen kann. Der Malamander ist eine Art Seeungeheuer.

Die Geschichte zieht ihre kleinen (und großen) Leser in eine faszinierende Welt hinein. Wir laufen mit Herbie und Violet durch die kleine Stadt und lernen zunächst alles kennen, Plätze und Menschen, meistens in spannenden Situationen.

Je weiter man dieses Buch liest, desto fesselnder wird es. Schlussendlich haben dann wohl alle etwas daraus gelernt. Besonders gut gefallen haben mir der sympathische Erzählstil und die unterschwelligen kleinen „Lehren“, die das Buch für jeden bereithält.

Ich kann mir durchaus vorstellen, dass das hier nicht das letzte „Eerie-on-Sea“-Buch von Thomas Taylor sein wird, denn es schreit geradezu nach einer Fortsetzung.

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Veröffentlicht am 04.08.2020

Wow!

Wings of Silver. Die Rache einer Frau ist schön und brutal (Golden Cage 2)
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Wenn ein Buch die Bezeichnung „Thriller“ verdient, dann ist es dieses hier. Es ist ein raffinierter Psychothriller. Dieses Buch ist die Fortsetzung zu „Golden Cage. Trau ihm nicht. Trau niemandem“.

Das ...

Wenn ein Buch die Bezeichnung „Thriller“ verdient, dann ist es dieses hier. Es ist ein raffinierter Psychothriller. Dieses Buch ist die Fortsetzung zu „Golden Cage. Trau ihm nicht. Trau niemandem“.

Das erste Buch kenne ich nicht. Das schadet aber nichts, denn wir erfahren das Wichtigste gleich am Anfang, und zwar dass die Hauptfigur Faye ihren Ex-Mann ins Gefängnis gebracht hat, indem sie es vorzutäuschen geschafft hat, dass er ihre gemeinsame kleine Tochter umgebracht hätte.

Jedoch lebt ihre Tochter, zusammen mit Faye und deren Mutter in einem sehr schönen Anwesen in Italien. Außer einer eng vertrauten Freundin, die ebenfalls ein Zimmer in diesem Haus bewohnt, weiß das niemand. Faye ist inzwischen eine überaus erfolgreiche Geschäftsfrau.

Obwohl auf ausführliche Wiederholungen aus dem ersten Buch verzichtet wurde, ist irgendwie von vornherein klar, dass Ex-Mann Jack ein Monster ist und es nicht anders verdient hat. Allerdings ist Jack zusammen mit einem anderen Häftling aus dem Gefängnis geflohen. Das ist jedoch nicht das einzige Problem, das Faye hat, denn jemand versucht durch systematische Aktienaufkäufe, ihre Firma, die bezeichnenderweise „Revenge“ heißt, zu übernehmen.

So macht sie sich auf nach Schweden, wo sie zusammen mit zwei anderen Frauen fast so etwas wie einen „Club der Teufelinnen“ gründet. Die eine war mit einem Freund von Jack verheiratet. Die andere ist ebenfalls eine Ex-Partnerin von Jack und damit eine frühere Rivalin. Die drei werden sogar Freundinnen und sind sehr einfallsreich, was die Lösung von Problemen angeht. Manche Szenen sind dabei direkt komisch.

Faye lernen wir zwar als taffe Geschäftsfrau kennen, erfahren dabei jedoch sehr schnell, dass sie auch im Privatleben alles andere als ein Kind von Traurigkeit ist. Sie ist noch immer in der Lage zu leidenschaftlicher – nahezu bedingungsloser – Liebe, obwohl diese ihr in ihrer Ehe mit Jack fast zum Verhängnis wurde.

Die Autorin Camilla Läckberg errichtet einen Spannungsbogen von Anfang bis Ende, indem sie geschickt zwischen Fayes Gegenwart und Kindheit wechselt. Aus den Schilderungen der Vergangenheit wird nach und nach verständlich, warum Faye heute „so tickt“. Dieser Effekt wird dadurch verstärkt, dass die Vergangenheit in der Ich-Perspektive geschrieben ist. Das gefällt mir besonders gut. Dadurch versetzen wir uns unmittelbar in die Hauptfigur. So ist es nicht schwer nachzuvollziehen, dass man automatisch „Richtig so!“ denkt, obwohl Faye über Leichen geht.

Am Ende gibt es eines Showdown, der sich sehen lassen kann, und ganz zum Schluss einen regelrechten Schock, der auf eine geplante weitere Fortsetzung schließen lässt.

Die Autorin erweckt mit ihrer Art zu schreiben alles zum Leben. Ich war praktisch einem Wechselbad der Gefühle ausgesetzt. Ich hatte die Hörbuch-Version dieses Thrillers als ungekürzte Lesung durch die Schauspielerin Vera Teltz. Sie liest das Buch nicht nur vor, sondern führt es unter Einsatz erstaunlicher Stimmvielfalt regelrecht auf.

Sofern es eine Fortsetzung geben wird, werde ich mir diese wohl nicht entgehen lassen.

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Veröffentlicht am 29.07.2020

Ja, es darf ein bisschen mehr sein!

Die Wunderfrauen
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Wir begleiten vier junge Frauen in Bayern in den Jahren 1953/54: Luise, ein Bauernmädchen aus einem bayerischen Dorf, Marie, eine Vertriebene aus Schlesien, wo ihre Familie ein Gut hatte, Helga, eine Fabrikantentochter ...

Wir begleiten vier junge Frauen in Bayern in den Jahren 1953/54: Luise, ein Bauernmädchen aus einem bayerischen Dorf, Marie, eine Vertriebene aus Schlesien, wo ihre Familie ein Gut hatte, Helga, eine Fabrikantentochter aus München. die gegen die verstaubten Konventionen ihrer Familie rebelliert, und Annabel, die als Arztgattin in einem goldenen Käfig lebt.

Die vier laufen sich über den Weg und haben letzten Endes mehr gemeinsam, als man zunächst erahnen würde. Der zentrale Ort des Geschehens ist der Tante-Emma-Laden von Luise. Dort lernen wir alle vier gleich am Anfang kennen, und zwar während sich drei von ihnen bei einer gemeinsamen Turnstunde in Luises Laden betätigen und die vierte neugierig von draußen durchs Fenster hineinschaut.

In der zeitlichen Abfolge der Geschichte liegt diese im Prolog dargestellte Szene mittendrin. Dann folgt in Teil 1 des Buches die Zeit davor, in Teil 2 die Zeit danach. Das empfinde ich als sehr geschickt gewählt. So sah ich das ganze Geschehen sofort wie in einem Film vor mir und erhielt ganz nebenbei einen ersten Eindruck von allen vier Hauptfiguren, der mich neugierig machte.

Dann werden im ersten Teil die Geschichten der einzelnen Figuren bis zu dieser Turnszene im Laden erzählt. Sie beginnen aus den vier unterschiedlichen Perspektiven und Ausgangsorten heraus und sind in einer Art Rundum-Wechsel angeordnet. Die einzelnen Kapitel haben als Überschrift einfach den Namen der jeweils handelnden Protagonistin: Luise, Marie, Helga, Annabel.

Die Handlungsstränge überschneiden sich dann immer mehr – sowohl zeitlich als auch örtlich. So werden einige Szenen, an denen zwei der Frauen beteiligt sind, jeweils aus unterschiedlicher Sicht beschrieben. Das hat mir besonders gut gefallen. Bei jedem Wechsel war ich aufs Neue gespannt. So kam es, dass ich mich schon nach dem ersten „Durchlauf“ kaum vom Buch lösen konnte.

Als der Roman nach dem ersten Teil bei der Turnstunde in Luises Laden angelangt war, fühlte ich mich inzwischen mit den Personen verbunden und wollte unbedingt wissen, wie es mit ihnen weiterging. Der zweite Teil war nicht weniger interessant und aufregend.

Die Geschichte ist nicht nur von der Handlung her sehr abwechslungsreich, sondern auch von der Stimmung: Einige Szenen brachten mich zum Schmunzeln, bei etlichen freute ich mich mit den Protagonistinnen, andere empfand ich als nachdenklich bis traurig, manche schockierten mich.

Ein i-Tüpfelchen bilden die an passenden Stellen eingestreuten Auszüge aus Luises Notizbüchern mit Ideen und Gedanken zum Laden, Rezepten und Anekdoten.

Fazit: Die für den Tante-Emma-Laden und überhaupt jene Zeit typische Frage „Darf’s ein bisschen mehr sein?“ beantworte ich gern mit „Ja, auf jeden Fall!“ und freue mich schon auf den nächsten Band der Trilogie, der in den sechziger Jahren spielen wird.

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Veröffentlicht am 09.07.2020

Kleine Superhelden

Dragon Ninjas, Band 2: Der Drache des Feuers (drachenstarkes Ninja-Abenteuer für Kinder ab 8 Jahren)
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Welcher kleine Junge oder welches kleine Mädchen möchte nicht gern Superheld bzw. Superheldin sein? Oder zumindest Geschichten von Superhelden lesen, besonders dann, wenn es sich dabei um Kinder handelt. ...

Welcher kleine Junge oder welches kleine Mädchen möchte nicht gern Superheld bzw. Superheldin sein? Oder zumindest Geschichten von Superhelden lesen, besonders dann, wenn es sich dabei um Kinder handelt. Dieses Buch bietet genau das – und dazu noch in einer geheimnisvollen Welt mit Ninjas und Drachen.

„Dragon Ninjas - Der Drache des Feuers“ ist der zweite Band einer spannenden Reihe um Drachenblut Lian und seine Freunde Sui und Pepp. Die drei gehen auf eine Ninja-Schule und wohnen in einem dazugehörigen Internat. In diesem Band müssen sie Fukiya, das magische Blasrohr, in Sicherheit bringen und es dazu vorher dem Feuerdrachen Long Lung abnehmen.

Das Buch ist sehr schön geschrieben und auch, wenn man den ersten Teil dieser Reihe nicht gelesen hat, fehlt nichts, um die Handlung zu verstehen. Dabei kommt der Autor ohne eine lange Zusammenfassung des ersten Buches aus. Überhaupt macht es den Eindruck, dass sich der Autor den kleinen Jungen in ihm bewahrt hat, denn sonst hätte er nicht ein so schönes Kinderbuch schreiben können.

Die Illustrationen sind ebenfalls sehr gelungen. Sie sind kindgerecht ansprechend, ohne kitschig zu sein.

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Veröffentlicht am 07.07.2020

Packend von Anfang bis Ende

Paradise City
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„Paradise City“ von Zoë Beck ist ein Thriller, der in einem Deutschland der Zukunft spielt. Ich habe mich von der ersten bis zur letzten Seite „hindurchgesüchtelt“.

Die Hauptfigur, Liina, ist Rechercheurin ...

„Paradise City“ von Zoë Beck ist ein Thriller, der in einem Deutschland der Zukunft spielt. Ich habe mich von der ersten bis zur letzten Seite „hindurchgesüchtelt“.

Die Hauptfigur, Liina, ist Rechercheurin bei einer der letzten unabhängigen Nachrichtenagenturen. Diese haben neben den staatlichen Medien nur noch eine Art Alibi-Funktion. Wir lernen Liina bei einer ziemlich unsinnig erscheinenden Recherche in der Uckermark kennen.

Sie kommt in die Hauptstadt, Frankfurt am Main, zurück und ist zunächst wütend auf ihren Chef, der sie zu der Recherche geschickt hatte, obwohl sie eigentlich an einer viel interessanteren Story arbeiten sollte.

Allerdings muss sie bestürzt feststellen, dass ihr Chef nach einem vermeintlichen Unfall im Koma liegt und eine Kollegin tot ist. Was steckt dahinter? Gemeinsam mit anderen Kollegen beginnt sie, die Hintergründe Stück für Stück zu rekonstruieren.

Obwohl niemals erwähnt wird, wann genau dieser Roman spielt, merkt man schnell, dass es sich um eine nicht allzu ferne Zukunft handeln muss. Ich habe den Eindruck, dass die Autorin die heutige Gesellschaft und die bereits heute selbstverständliche Alltagstechnik nur etwas weitergedacht hat. Das Ganze hat sie mit einer Portion trockenen Humors bis zu leichtem Sarkasmus etwas gewürzt. So ist ein überaus interessantes und dazu noch unterhaltsames Bild einer Zukunft entstanden.

Darin leben die meisten Menschen in den Mega-Citys. Frankfurt am Main, was inzwischen das ganze Rhein-Main-Gebiet umfasst, ist die Hauptstadt. Berlin ist vor allem Touristenattraktion, aber es leben dort nicht mehr viele Menschen. Ländliche Gegenden sind nur noch sehr dünn besiedelt, wenn überhaupt. Das Klima hat sich zwar verändert, es ist insgesamt heißer, aber es wird nicht zur Katastrophe.

In den Mega-Citys funktioniert alles wie am Schnürchen: Autos gibt es nur noch in Ausnahmefällen. Das öffentliche Verkehrsnetz ist rund um die Uhr verfügbar und wird gesteuert von KI. Vollzeitarbeit bedeutet Zwanzig-Stunden-Woche. Die Leute haben genug Freizeit und auch Geld, diese zu genießen. Ein Bilderbuch-Gesundheitssystem: schnelle Behandlung ohne Wartezeiten. Das bekommt man alles erst nach und nach „serviert“, so dass man, obwohl man aus einem sehr kritischen Blickwinkel startet, durchaus etwas ambivalente Ansichten zu allem haben kann.

Was ist der kritische Aspekt? Hinter allem steckt ein System, gegen dessen Datensammelwut und Kontrollbestreben die heutigen sozialen Medien und Google geradezu harmlos wirken. Die totale Überwachung. Profile und Sozialpunkte.

Die Geschichte ist sehr geradlinig aufgebaut. Wir begleiten die ganze Zeit die Hauptheldin Liina. Durch passende kurze Rückblenden innerhalb der Haupthandlung erfahren wir alles Drumherum, was wichtig ist. Dadurch ist die Story abwechslungsreich, ohne verworren zu werden. Alles fügt sich nach und nach schlüssig zusammen.

Die Autorin hat einen lockeren und sympathischen Schreibstil. Die Figuren sind gut gezeichnet und ihre Handlungen nachvollziehbar. Sehr gefallen haben mir auch verbale Illustrationen, die dem Ganzen meiner Meinung nach noch ein „Sahnehäubchen“ aufsetzen, wie z. B. Papageien oder große Schmetterlinge, die herumfliegen, oder die Erwähnung einer Erlebnistour „Berlin 1989“, die auf die Kinder „verstörend“ wirkte.

Das Wichtigste ist für mich, dass es eine schlüssige und zufriedenstellende Auflösung gibt – möglichst nicht vorhersehbar. Das ist meines Erachtens bei „Paradise City“ der Fall.

Fazit: Spannend und unterhaltsam von der ersten bis zur letzten Seite.

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