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Muehlenkind

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.08.2020

Informativ, aber nicht dem Klappentext entsprechend...

Caribou
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„Caribou“ ist die literarische Auseinandersetzung mit dem verheerendsten Schiffs-Desaster Neufundlands während des 2. Weltkriegs. Autor Kevin Major, selbst Neufundländer, arbeitet im 3. Teil seiner Heimat-Trilogie ...

„Caribou“ ist die literarische Auseinandersetzung mit dem verheerendsten Schiffs-Desaster Neufundlands während des 2. Weltkriegs. Autor Kevin Major, selbst Neufundländer, arbeitet im 3. Teil seiner Heimat-Trilogie die Versenkung des Fähr-Dampfschiffs „Caribou“ durch ein deutsches U-Boot, die U96, unter dem 26-jährigen Kapitänleutnant Ulrich Gräfs in der Cabotstraße (der Seeweg zwischen Neufundland und Nova Scotia) auf. Nicht ausschließlich mit Fracht beladen, diente die „Caribou“ auch als Transportmittel für Passagiere. Konkret bedeutet dies am 14. Oktober 1942 237 Menschen, darunter allein 118 Angehörige des kanadischen und US-amerikanischen Militärs, 72 zivile Passagiere (darunter viele Frauen und Kinder) sowie 47 Besatzungsmitglieder. Nur 100 Menschen überleben und können vom Begleitschiff des Konvois am Morgen nach dem Abschuss aus den Rettungsbooten, die nicht gekentert oder vollgelaufen sind, geborgen werden.
In seinem Roman verknüpft der Autor das Schicksal fiktiver mit dem realer historischer Personen (konkret des U-Boot Kapitäns Ulrich Gräfs vom Zeitpunkt seiner Ausbildung in der Marine bis hin zu seinen Einsätzen wie auch des fiktiven John Gilbert, der einer Tätigkeit als Steward auf der „Caribou“ nachgeht, aber der Royal Air Force beitreten möchte). Major erzählt ihr Schicksal in verschiedenen Zeitsträngen vor, während und nach dem Abschuss und bemüht sich, den Einfluss der Katastrophe und das daraus resultierende Trauma auf ihr weiteres Leben und ihre weiteren Entscheidungen sichtbar zu machen.

Die detail- und kenntnisreiche Beschreibung des U-Bootkriegs, der Strategien, Schiffstypen und Kapitäne, Mannschaften und Ladungen, Abschüsse und Bruttoregistertonnen über weite Strecken des Buches verrät die Recherchearbeit des Autors und entpuppt sich gleichzeitig als größte Schwäche der Lektüre. So informativ gerade dieser Teil des Romans ist, so hinderlich ist er im Hinblick auf eine empathische Darstellung der erzählten Personen. Einem Roman, der das Unmenschliche und Inhumane eines Krieges deutlich machen und für keine Seite Partei ergreifen will, muss es trotzdem möglich sein, auch in einer distanzierten Erzählweise Empathie und Mitgefühl zu wecken. Das ist Kevin Major nach meinem Dafürhalten nur ansatzweise, ganz selten aber wirklich intensiv gelungen. Die Personen bleiben „fern“, wenig greif- und nachvollziehbar in ihrem Denken und Handeln.

Hinzu kommt ein permanenter Wechsel in der erzählenden Zeitform, von der ich nicht erkennen konnte, ob sie gewollt oder einer etwas holperigen Übersetzung aus dem englischen Original geschuldet ist.

Vielleicht wäre der Autor besser beraten gewesen, eine Biographie der historischen Personen zu schreiben, die nicht zwingend mit Emotionen, Charaktereigenschaften, Träumen und Gedanken gefüllt werden muss, zumindest nicht auf eine Art, die den Leser mitreißen, zumindest aber mit Empathie füllen soll.
Wirklich stark sind die letzten Seiten des Romans, in denen ein Tag der Bombenangriffe auf Dresden kurz vor Kriegsende 1945 geschildert wird und man sich unweigerlich an heutige unbemannte Drohnenangriffe erinnert fühlt, in denen der Gegner gesichts- und stimmlos bleibt.
So ist der Roman nicht Fleisch noch Fisch, als reine Dokumentation nicht gedacht, als Statement gegen den Krieg zu technik- und detailverliebt.

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Veröffentlicht am 19.08.2020

Schnell zu lesen, schnell zu vergessen...

Die Todesküsserin
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Polizistin Tanja ermittelt gemeinsam mit Kollege John im Fall eines grausamen Mordes. Das Opfer, männlich, alkoholabhängig, und in früheren Zeiten ein sadistischer Familienvater, der bis in die Gegenwart ...

Polizistin Tanja ermittelt gemeinsam mit Kollege John im Fall eines grausamen Mordes. Das Opfer, männlich, alkoholabhängig, und in früheren Zeiten ein sadistischer Familienvater, der bis in die Gegenwart Befriedigung daraus zog, abhängige junge Frauen körperlich zu quälen und zu missbrauchen. Jetzt ist er tot, erstochen, und auf seiner Stirn prangt ein leuchtendroter Kussmund.

Tanja, privat beschäftigt mit ihrer eigenen unglücklichen Liebesgeschichte, ebenfalls mit nicht eben liebevollen Eltern ausgestattet, ermittelt im Umfeld des Opfers. Immer wieder geraten neue Frauen in Verdacht, darunter auch ihre beste Freundin Emma, die ihre eigene verheerende Kindheit in psychotherapeutischen Sitzungen aufzuarbeiten versucht.
Als Tanja schließlich der Täterin zu nahe kommt, gerät sie in große Gefahr.

Ist „Die Todesküsserin“ auch eines der besseren Book-on-demands-Produkte, sind doch (wenn auch nicht in den sonst erheblichen Ausmaßen) die üblichen Interpunktions- und Orthographie-Fehler zu finden.
Der Plot ist leidlich spannend, wenn auch ziemlich schnell vorhersehbar. Die Figuren sind zeitgemäß gezeichnet, bleiben aber leider flach und stereotyp. Die literarische Sprache, schlicht, manchmal gar vulgär, ist kein gewolltes Stilmittel, um den Plot oder auch nur die Charaktere zu transportieren und wirkte deshalb eher „gezwungen alltäglich“ und abschreckend auf mich.

Insgesamt ist „Die Todesküsserin“ ein Buch zum Schnell-Weg-Lesen und hinterlässt, ähnlich wie der Besuch einer amerikanischen Fast-Food-Kette, einen faden Geschmack in meinem Mund. Ich habe nach dem erneuten Leseexperiment eines Self-Publisher-Buchs nun beschlossen, es zukünftig sein zu lassen, auch wenn ich damit Gefahr laufe, ein Juwel zu verpassen.

Für den Leser, der hingegen schnelle Krimi-Leseunterhaltung ohne große inhaltliche Tiefe möchte, ist „Die Todesküsserin“ sicher nicht die schlechteste Wahl.

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Veröffentlicht am 05.08.2020

Es hätte so spannend sein können...

Lonas Geheimnis
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Lona Loos, Rechtsanwältin und Witwe, hat ihren Ehemann aufgrund einer Krebserkrankung verloren. Sie zieht von Dublin nach Berlin und baut sich dort als Partnerin in einer Anwaltskanzlei eine neue Existenz ...

Lona Loos, Rechtsanwältin und Witwe, hat ihren Ehemann aufgrund einer Krebserkrankung verloren. Sie zieht von Dublin nach Berlin und baut sich dort als Partnerin in einer Anwaltskanzlei eine neue Existenz auf.
Im Zuge ihrer beruflichen Tätigkeit hat sie mit Kriminalität, merkwürdigen Persönlichkeiten und unerfreulichen Verbrechen zu tun.
So verwundert es nicht, dass sie, konfrontiert mit mysteriösen Geschehnissen in ihrem Privatleben (von Stalker-Verehrerbriefen bis hin zu ihrer verschwundenen Katze) auf einen Urheber in ihrem beruflichen Umfeld schliesst. Ein Trugschluss, wie sich herausstellt…

Bereits kurz nach Beginn der Lektüre (als Epub) hoffte ich, es handele sich um ein noch nicht lektoriertes Manuskript-Exemplar. Ist die Idee der Autorin durchaus ambitioniert (wenn auch nicht neu, aber welches Buch ist das schon?), wird der Lesespaß leider sehr schnell durch eine Häufung von grammatikalischen („im selbem Moment“) und sprachlichen Mängeln gestört, von den Kommata-Fehlern ganz zu schweigen. Wenn die Vergangenheitsform von „meiden“ zu „meidete“ wird („sie kam erst spät nach Hause und meidete jede Art von Ruhe“) oder die Schreibweise von „das/dass“ ausgewürfelt scheint, ist das gerade in Zeiten von Papyrus Autor (oder wenigstens Scrivener) schlicht ärgerlich. Besonders ins Auge fällt auch der falsche Gebrauch von Ausdrücken oder Redewendungen, der so manches Mal zu unfreiwilliger Komik führt: Bestatter stehen nun mal nicht mit Särgen vor der Tür, sondern mit Überführungstragen oder -wannen.

Oft sind die Formulierungen holprig und künstlich, sie fühlen sich irgendwie „eckig“ an beim Lesen. Beispiel? „Das Leben sah andere Pläne für sie vor“ oder „Aber weißt du, eigentlich will ich nicht darüber heute Abend reden“… und so viele „dies/e/s“ habe ich selten in einem Buch gesehen. Hinzu kommt eine Flut an Füllwörtern und Wertungen, die schlicht amateurhaft wirken.

Leider wurde zusätzlich kein Klischee vermieden und so bewegt man sich von der zwar über 40jährigen, aber trotzdem sexy Anwältin über den maskulinen Polizisten mit der breiten Schulter zum Anlehnen und dem muskulösen Oberkörper, der körperliche Begierden weckt, hin zum Stalker mit der bipolaren Störung in der Psychiatrie. Gleichzeitig bleiben die Charaktere aber blass und ohne psychologische Tiefe oder werden mit unfreiwillig (weil falsche Wortwahl) unsympathischen Attributen ausgestattet. Beispiel: „Lona wusste, wie viel und vor allem schwer ihre Freundin arbeitete, stand doch die Entscheidung über einen Wechsel der Referatsleitung bevor, welche sie um jeden Preis an sich reißen wollte.“

Obwohl der Plot zweifelsohne über Potential verfügt, die Autorin sicherlich intensiv recherchiert hat, um beispielsweise Berufs- oder Krankheitsbilder glaubhaft abbilden zu können und die Auflösung für einige Leser einigermaßen überraschend kommen mag, bleibt das Buch beim Lesen gefühlt „unecht“. Deshalb: für den Leser, der saubere, geradlinige, stilistisch ansprechende (und nicht einmal gehobene!) Thrillerkost sucht, kann ich leider keine Leseempfehlung aussprechen.

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