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Veröffentlicht am 26.08.2020

Gefährliche Liebschaften

Wer auf dich wartet
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Dies ist bereits der zweite Fall der Krimireihe um den englischen DCI Jonah Sheens, den ersten Band (“Bis ihr sie findet”) habe ich bereits gelesen.
Wieder geht es um den Mord an einer jungen ...

Dies ist bereits der zweite Fall der Krimireihe um den englischen DCI Jonah Sheens, den ersten Band (“Bis ihr sie findet”) habe ich bereits gelesen.
Wieder geht es um den Mord an einer jungen Frau, diesmal ist es aber kein “Cold case” wie im ersten Band. Das Thema ist erschreckend aktuell, es geht nämlich um einen Mord, der während eines Video-Telefonats über einen Chat-Anbieter verübt wurde. Das Telefonat, das Aidan Poole mit seiner Freundin Zoe Swardadine führen wollte, gerät zum Albtraum: Statt seiner Geliebten sieht er auf dem Bildschirm seines PCs nur ein leeres Zimmer und hört Geräusche im Hintergrund. Wie sich am nächsten Tag herausstellt, ist die junge Kunststudentin ermordet worden. Das Team um DCI Jonah Sheens ermittelt in einem Fall, in dem Liebe und Hass eine große Rolle spielen, aber auch Neid und andere dunkle Seiten des Menschen.
Ein klassischer “Whodunit” ist der Fall in dem Sinne, dass wir einen überschaubaren Kreis von Verdächtigen haben, die es alle mehr oder weniger gewesen sein könnten. Wir lernen den Freundes- und Bekanntenkreis sowie die Familie von Zoe kennen und können uns dann als Leser selbst ein Bild von ihren etwaigen Beweggründen sie ermordet zu haben - oder auch nicht - machen.
Strukturell ist der Krimi ebenfalls sehr modern aufgebaut, indem er Rückblenden nutzt und wir damit das Opfer - also Zoe - zu Lebzeiten kennenlernen. Die Flashbacks, die Episoden aus ihrem Leben erzählen, beginnen über ein Jahr vor ihrem Tod und enden am Todestag von Zoe. Die Vergangenheitshandlung wechselt sich mit der Gegenwartshandlung ab, so dass wir einerseits auf das Ende der Ermittlungen, andererseits auf Zoes Tod zusteuern, der in der Gegenwart ganz klassisch am Anfang des Buches erfolgt ist.
Die Ermittlungsarbeit der britischen Polizei scheint mir sehr realitätsnah wiedergegeben worden zu sein. Diesmal haben wir auch keine privaten Verbindungen der Ermittler zum am Fall beteiligten Personen, was ich sehr begrüßenswert finde. Ich mag es lieber, wenn völlig objektiv auf den Fall geblickt wird von Seiten der Polizei. Auch ist die private Story von Jonah und den anderen Ermittlern hier weniger präsent als noch im ersten Band, wo ihr Privat- und Innenleben wesentlich mehr Raum einnimmt.
Sprachlich ist der Krimi solide. Es wird von Anfang an eine sehr düstere, bedrohliche Atmosphäre erzeugt, was perfekt zu Thema und Titel passt.
Mich hat dieser zweite Krimi von Gytha Lodge überzeugt und ich kann ihn allen empfehlen, die klassische Krimis mit modernem Touch mögen. Ich hoffe, es wird noch weitere Bände in dieser Reihe geben.

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Veröffentlicht am 15.08.2020

Cosy Crime mit Dirndl und Dackel

Der halbe Russ
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Nein, es geht in "Der halbe Russ" nicht hauptsächlich um ein bayerisches Biermischgetränk. Der Titel spielt mit der Zweideutigkeit und das passt wiederum ganz wunderbar zu diesem locker-leichten und witzigen ...

Nein, es geht in "Der halbe Russ" nicht hauptsächlich um ein bayerisches Biermischgetränk. Der Titel spielt mit der Zweideutigkeit und das passt wiederum ganz wunderbar zu diesem locker-leichten und witzigen Cosy-Krimi, der zum einen Teil in München, zum anderen in einem kleinen (fiktiven) Ort im Bayerischen Wald spielt.

Die unfreiwillige Ermittlerin des Krimis heißt Daisy Dollinger, ihres Zeichens Sekretärin bei der Münchner Staatsanwaltschaft. Ihr Alter wird nicht explizit erwähnt, aber sie dürfte so Ende dreißig/Anfang vierzig sein. Obwohl sie eigentlich aus Dachselkofen in der Oberpfalz (Bayerischer Wald) stammt, hat sie der Ruhe und Einöde ihrer Heimat schon lange den Rücken gekehrt. Die familiäre Verbundenheit zwingt sie allerdings dazu, immer mal wieder "nach Hause" zu fahren, leben doch ihr Vater (Ex-Kriminalpolizist) sowie dessen Bruder mit Frau und der eingebildete Cousin Traugott mit seiner brasilianischen Verlobten Bruna dort.
Als in München ein Mord an einem russischen Straßenmusiker verübt wird, kommt Daisys musikalisches Talent zum Einsatz. Kommissar Leutner will, dass sie verdeckt für ihn im Straßenmusikermilieu ermittelt. Dass sie diese Ermittlung sogar bis an ihren Heimatort führt, hätte Daisy nicht erwartet...

Natürlich erinnert die Reihe sehr an den Eberhofer von Rita Falk. Bayerische Cosy-Krimis werden sich vermutlich bis in alle Ewigkeit daran messen lassen müssen. Der typisch bayerische, derbe aber auch hintersinnige Humor, die sehr selbstbewusste Hauptfigur und Tonnenweise Lokalkolorit. Dachselkofen und Niederkaltenkirchen haben natürlich Ähnlichkeiten. Beides ist im Bayerischen Wald und die Bewohner weisen spezifische Stereotypen auf, die man im Niederbayerischen tatsächlich findet (ich bin im Bayerischen Wald aufgewachsen). Da wäre zum einen die tiefe Gläubigkeit und Naturverbundenheit der Einheimischen, ihre Zurückgezogenheit und Skepsis Fremden gegenüber. Wenn sie aber mal aufgetaut sind, sind die meisten "Bayerwäldler" sehr herzliche und bescheidene Menschen, die neben ihrem geliebten "Woid" (Wald) nicht viel zum Leben brauchen. Genau das finde ich auch in diesem Buch wieder, in dem Isolde Peter scheinbar auch auf ihre eigene Wurzeln blickt. Die charakterliche Ähnlichkeit zwischen Cousin Traugott und Eberhofers Bruder Leopold war übrigens auch ziemlich frappierend. Dennoch hat Isolde Peter keinen "Eberhofer" geschrieben, sondern einen "Dollinger, geb. Blochner". Sehr schön geschrieben fand ich auch das Nachwort dieses Romans, in dem die Autorin uns Einblicke in ihren Schaffensprozess am Buch gibt.

Um diesen Krimi vollends genießen zu können, sollte man 1) “Cosy-Krimis”, 2) den Handlungsort Bayern und seine Bewohner sowie 3) augenzwinkernden Humor mögen. Wenn man Rita Falks Eberhofer-Krimis mag, schadet es im Übrigen auch nicht. Sollten alle diese Punkte innerlich abgenickt worden sein, kann ich diesen witzigen Krimi vorbehaltlos empfehlen.

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Veröffentlicht am 09.08.2020

Gärten der Erinnerung

Das Leben ist ein wilder Garten
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Die Geschichte vom Schweizer Landschaftsgärtner Carlo Weiss, dessen Mutter hochbetagt ihr Seniorenheim verlässt, um sich in einem Grandhotel, das sie aus ihrer Jugend kennt, einzumieten, klang ...

Die Geschichte vom Schweizer Landschaftsgärtner Carlo Weiss, dessen Mutter hochbetagt ihr Seniorenheim verlässt, um sich in einem Grandhotel, das sie aus ihrer Jugend kennt, einzumieten, klang interessant. Die Erzählweise hat mich auch sofort überzeugt: sie ist leise, sehr beobachtend, melancholisch, aber auch humorvoll und augenzwinkernd.

Die Handlung ist ebenfalls sehr unaufgeregt, wartet aber mit skurrilen, äußerst emotionalen und überraschenden Momenten auf. Also wie das Leben selbst, das hier als “wilder Garten” bezeichnet wird. Das Motiv des Gartens ist neben dem Titel schon deshalb ein Leitmotiv des kurzen Romans (170 Seiten), da Carlo ja als Gärtner arbeitet und es im Text immer wieder um Gärten und die Tätigkeit des Gärtnerns an sich geht, über die die Figuren philosophieren. Gartenarbeit ist schließlich der Versuch des Menschen, die Natur zu zähmen, zu kultivieren. Andererseits geht es in der Geschichte von Carlos Mutter auch darum, wie die Natur sich den Lebensraum der Menschen zurückerobert. Ein Ornithologe, ein Schweizer Hotel während des Zweiten Weltkriegs...Aber ich will nicht zuviel vorweg nehmen. Wie der Mensch die Natur so muss der Leser sich diesen Roman, diesen wilden literarischen Garten, selbst erschließen. Auch Bücher werden ja sprichwörtlich als Gärten bezeichnet, die man in der Tasche trägt.

Noch etwas zu den Charakteren. Ich hätte sowohl die Geschichte der Hauptfigur Carlo, als auch die seiner Frau Ana sowie seines Angestellten Agon noch gerne ein bisschen länger und ausführlicher verfolgt. Leider war das Buch so kurz, die Figuren hätten in jedem Fall Potenzial für einen weitaus umfangreicheren Roman gehabt. Alleine Agon ist eine sehr tragikomische Figur, die der Leser schnell ins Herz zu schließen vermag, aber gleichzeitig auch etwas distanziert und irritiert betrachtet. Der Exil-Kosovare ist ein liebenswürdiger und auch etwas merkwürdiger Riese, der aber alles andere ist als ein tumber Tor. Obwohl er in der französischen Schweiz als Hilfsgärtner arbeitet, ist er eigentlich ein Intellektueller. Seine in die Schweiz geretteten Bücher - Epitome der Kultur - in denen Pflanzen Einzug halten, sind auch wieder eine Metapher für die Natur, die in die kulturelle Welt des Menschen vordringt - und mit ihr eine sonderbare Symbiose eingeht. Es liegt außerdem immer eine gewisse Tragik in Figuren begründet, die ihren erlernten, oft akademischen Beruf in dem Land, in das sie vor Krieg und Unruhen geflohen sind, nicht mehr ausüben können. Sie erleben eine gesellschaftlichen Abstieg, nur weil sie geflohen sind. So wie Agon - vom Französischlehrer zum Gärtnergehilfen.

Wenn ich abschließend ein Adjektiv finden sollte, das dieses Buch beschreibt, so würde ich wahrscheinlich "speziell" wählen. So speziell und einzigartig wie die Schweiz, die ja ein Vielvölkerstaat ist und als Ausbund an Neutralität und Eigenständigkeit gilt. Von daher ist dieser Kurzroman sehr schweizerisch, denn er geht einen eigenen Weg, ohne dezidiert gefallen zu wollen. Wenn ich im Nachhinein an das Buch denke, denke ich an die flirrende, aufgeladene Atmosphäre, die Roland Buti mit seinen Worten erschaffen hat - und an die Gärten der Erinnerung, in denen wir alle zuweilen wohnen, so wie Carlos Mutter im “Grand National”.

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Veröffentlicht am 05.08.2020

Heinrich, mir graut vor dir!

Alles Geld der Welt
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Der wenig sympathische Protagonist des vorliegenden Romans, Heinrich von Strauch, ist begeistert von Goethes Faust und liest immer wieder die Szenen, in denen Mephisto dem Faust "alles Geld der Welt" in ...

Der wenig sympathische Protagonist des vorliegenden Romans, Heinrich von Strauch, ist begeistert von Goethes Faust und liest immer wieder die Szenen, in denen Mephisto dem Faust "alles Geld der Welt" in Aussicht stellt. Vor allem im Faust II geht es ums Geld und seine allumfassende Wichtigkeit - insbesondere dann, wenn es nicht vorhanden ist. "Wo fehlt's nicht irgendwo auf dieser Welt? Dem dies, dem das, hier aber fehlt das Geld“ (Goethe: Faust II, Akt 1) sagt Mephisto dort.

Auch in Loibelsbergers "Roman aus Wien im Jahr 1873" ist das Geld und wie man es "machen" kann, in aller Munde und im Überfluss leider nur in den Taschen der Reichen, Neureichen, Immobilienhaie und Börsenspekulanten vorhanden. Zu diesem “Berufsstand” gehört der Privatbankier und Börsianer Heinrich von Strauch. Ihm ist das ererbte und erworbene Geld an sich eigentlich "wurscht". Solange er es hat und die Annehmlichkeiten, die damit verbunden sind (im Wesentlichen Wein, Weib und Gesang), interessiert es ihn nicht besonders. Dafür hat er seinen Freund, Kollegen und Handlanger Ernst Xaver Huber, der die Geschäfte für ihn erledigt.

Der historische Börsenkrach am 9. Mai 1873 ist der Dreh- und Angelpunkt dieses Romans. Die Handlung, beginnend im Januar 1873, steuert zielgerichtet auf dieses Ereignis zu, gruppiert sich um es herum. Überhaupt hat der Roman eine sehr dramatische Struktur. Der Held oder in unserem Fall, der Antiheld, prosperiert, steigt gesellschaftlich auf und wird schließlich zu Fall gebracht.

Die Gier nach dem schnöden Mammon ist das beherrschende Thema des Romans. Aber neben der Todsünde Gier, kombiniert mit Neid, kommen auch die Wollust und die Völlerei nicht zu kurz. Es wird beständig gegessen und oft auch "gepudert" (und damit meine ich nicht die Nase der Damen). Loibelsbergers Wien von 1873 ist ein Sündenpfuhl wie er im Buche steht.

Der Roman hat satirische Züge und entbehrt nicht einer gewissen unfreiwilligen oder auch intendierten Komik. Wie sich die gierigen neureichen Mannsbilder in diesem Roman verhalten, ist schon mehr als lächerlich. Da ist es kein Wunder, wenn der ungeliebten Frau Heinrichs von Strauch Gretchens berühmte Worte: "Heinrich, mir graut vor dir" durch den Kopf gehen. Sehr gefallen und zum Schmunzeln gebracht haben mich auch die intertextuellen Referenzen zum Autor Gerhard Loibelsberger. (Es folgt ein kleiner Spoiler!) Neben seinem Urgroßvater Karl, der eine kleine Szene als Schriftsetzer bekommt, kann sich der Leser von Loibelsbergers historischer Krimireihe auf einen “Cameo-Auftritt” des jugendlichen Kommissars Nechyba freuen.

Zur Lesbarkeit: Sehr oft werden fiktive (oder gelegentlich auch originale) Textpassagen aus Zeitungen, die die Figuren gerade lesen, in die Handlung eingeschoben. Diese Texte, in denen es im Altwiener Sprachduktus um die Börse, "Actien", "Actionäre" und "Effekten" sowie juristische Spitzfindigkeiten geht, sind sehr sperrig und für mich teilweise anstrengend zu lesen gewesen. Etwas weniger dieser Texte, mit denen meiner Meinung nach eher Wirtschaftshistoriker etwas anfangen können, wäre für mich mehr gewesen. Der Altwiener Dialekt wird sowohl in den Fußnoten als auch in einem Glossar im Anhang für den Leser aufgeschlüsselt. Dies unterbricht den Lesefluss, so man denn von den Fußnoten Gebrauch macht.

Alles in allem ist "Alles Geld der Welt" ein starker historischer Roman, der von der Vergleichbarkeit damaliger und heutiger Finanzgeschäfte lebt. Der Kapitalismus in seiner Reinform, der die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer macht, wird hier unverhohlen kritisiert. Durch seine historisierende Form erinnert der Roman oft an zeitgenössische Werke des 19. Jahrhunderts. Es ist daher kein Buch für Jederfrau & Jedermann, aber sicher für viele ein interessanter und erschreckend aktueller Roman.

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Veröffentlicht am 07.07.2020

Mit Action, Witz und einer Prise Düsternis geht’s weiter mit Hope & Co.

Das Buch der gelöschten Wörter - Zwischen den Seiten
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Nachdem ich von der Grundidee der Trilogie rund um das Buch der gelöschten Wörter sehr angetan war und nach dem eklatanten Cliffhanger am Ende von Band 1, war für mich Band 2 - “Zwischen den Seiten” - ...

Nachdem ich von der Grundidee der Trilogie rund um das Buch der gelöschten Wörter sehr angetan war und nach dem eklatanten Cliffhanger am Ende von Band 1, war für mich Band 2 - “Zwischen den Seiten” - ein Muss. Oft sind mittlere Bände einer Trilogie bzw. Reihe ja eher schwächer, selbst bei “Harry Potter” gab es meiner Meinung mal zwischendurch ein Buch mit einer weniger starken Storyline. Also hatte ich für diesen zweiten Band jetzt nicht die allerhöchsten Erwartungen, aber doch Erwartungen, die ein Anwachsen des Tempos der Handlung betreffen.
Die Idee, um die herum sich der Plot gruppiert, ist für mich nach wie vor sehr reizvoll und ich freute mich, wieder mit Hope Turner und ihren Kollegen in die Buchwelten abtauchen zu dürfen. Diesmal kommen ein paar neue Settings der Weltliteratur hinzu (u.a. “Anne of Green Gables”, “Der Zauberer von Oz”, “Gullivers Reisen”, etc.) und dementsprechend auch neue Figuren dieser Geschichten, mit denen die Verwandler, Wanderer und Gehilfen des “Bundes” interagieren können. Natürlich bleiben uns auch die “alten Bekannten” aus Band 1 weitestgehend erhalten.
An die Story aus Band 1 wird nahtlos angeknüpft, in der “Echtwelt” sind seit den Geschehnissen vom Anfang aber zwei Monate vergangen. Nach wie vor müssen Hope und ihre Gefährten gegen die bösen “Absorbierer” und deren Anführer kämpfen, derer sie aber zunächst nicht habhaft werden können. Deswegen werden die düsteren Settings der Weltliteratur auf der Jagd nach den Bösewichten abgesucht, wo unsere Protagonistin Hope aber zunächst nicht mitmachen darf, denn sie ist ja “sterblich”. Die spannende Suche nach dem Anführer der Absorbierer wird also im ersten Teil dieses Bandes bloß “aus dem Off” angedeutet, ohne dass die Hauptfigur der Geschichte in eine prekäre Gefahrensituation gebracht wird. Einzig in Tralala-Buchwelten, die höchstens einen leichten Nervenkitzel versprechen, darf sie eintauchen. Doch dann kommt plötzlich alles ganz anders und die Handlung nimmt - wie gewünscht - an Fahrt auf. Ich muss sagen, mir hat der zunehmend düstere und temporeichere Verlauf der Handlung sehr gefallen, der immer wieder mit dem der Autorin ureigenen Humor gespickt ist - das Stilmittel des “comic relief” ist typisch für diese Reihe und hat mir das ein oder andere Schmunzeln entlockt. Actiongeladene, James-Bond-artige Szenen und Mittelalter-Protagonistinnen im Catsuit verleihen der soliden Urban fantasy noch einen Touch von Agententhriller.
Am Anfang hat Hope mich ein wenig genervt mit ihrer Belesenheit, denn sie kennt jeden Klassiker der Weltliteratur genau, auch wenn es Jahre her ist, dass sie ihn gelesen hat (“Wer kennt sie nicht, die Geschichte von…”, “Das weiß doch jedes Kind…”), aber mit zunehmendem Verlauf der Handlung bin ich nicht mehr darüber gestolpert. Eigentlich ist sie ja eine recht sympathische Protagonistin und wenig selbstsicher, auch wenn das in Bezug auf ihre Belesenheit manchmal so rüberkommt.
Wie schon in Band 1 hat mich dagegen die Belesenheit und Imaginationskraft der Autorin Mirjam Müntefering alias Mary E. Garner sehr begeistert! Das alles so zu schreiben und zu konstruieren, wie sie es getan hat, verdient höchsten Respekt und ich werde natürlich auch Band 3 noch lesen, denn ich will ja wissen, wie die Geschichte um Hope und das Buch der gelöschten Wörter zu Ende geht.

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