"Der Traum vom Meer" ist der 1. Band der Riviera Reihe von Julia Kröhn, die den Leser in die 20er und 30er Jahre entführt. Die junge Salome ist 8 Jahre alt, wohnt in Frankfurt und hat das Meer noch nie ...
"Der Traum vom Meer" ist der 1. Band der Riviera Reihe von Julia Kröhn, die den Leser in die 20er und 30er Jahre entführt. Die junge Salome ist 8 Jahre alt, wohnt in Frankfurt und hat das Meer noch nie gesehen. Das soll sich aber bald ändern, denn ihr Vater Arthur ist Inhaber eines Reisebüros und betritt Neuland mit Pauschalreisen nach Italien. Es ist spannend zu lesen, wie diese Geschäftsidee entgegen vieler Vorurteile, die man zu dieser Zeit noch bezüglich Sonnenbaden, im Meer schwimmen und den Fremden, die man beim Reisen trifft, erfolgreich umgesetzt wird.
Die Italien Reisen im Sommer, die es bis dato noch gar nicht gab, werden der Renner und Salome findet in der Tochter des Hotelbesitzers Renzo, der mit ihrem Vater kooperiert eine echte Freundin. Erst als die Mädchen dem Kindesalter entwachsen sind und sich in den selben jungen Mann verlieben, bekommt ihre Freundschaft Risse. Um das Reisegeschäft am Laufen zu halten, sind immer wieder Umstrukturierungen notwendig aber als die Nazis in Deutschland nach der Macht greifen, scheint es vorbei zu sein mit den Auslandsreisen.
Der Roman hat mich gut unterhalten und immer wieder mit Kuriositäten der damaligen Zeit überrascht. So hat die Firma Bayer z.B. noch bis 1936 Heroin in ihren Hustensaft gemischt und diesen quasi als Wundermittel verkauft. Diese und ähnliche Geschichten haben immer wieder für ein Aha-Erlebnis gesorgt und mein Leserherz erfreut.
Die Protagonisten des Romans sind eigenwillig. Man findet nur wenige Sympathieträger. Die Frauen sind die stärkeren Charaktere, obwohl ihnen zu der damaligen Zeit in der Politik und im Alltag eher die Statistenrolle zugedacht war.
Das Ende des Romans zielt perfekt auf den Folgeband hin, auf den ich schon sehr neugierig bin.
"Das Mädchen aus der Severinstraße" von Annette Wieners, erschienen im Blanvalet Verlag, ist die Geschichte eines 17jährigen Mädchens mit einem Traum, wie ihn viele junge Mädchen auch heute träumen. Nur ...
"Das Mädchen aus der Severinstraße" von Annette Wieners, erschienen im Blanvalet Verlag, ist die Geschichte eines 17jährigen Mädchens mit einem Traum, wie ihn viele junge Mädchen auch heute träumen. Nur ist die Zeit eine andere und der Traum damit fast unerfüllbar. Die junge Maria Reimer aus Köln hat sich 1937 in den Kopf gesetzt Model zu werden und bewirbt sich ohne das Wissen ihres Vaters in einem Atelier in Düsseldorf. Dort verliebt sie sich Hals über Kopf in den jüdischen Fotografen Noah, dessen Schicksal zeitlebens mit dem ihren verbunden bleiben wird. Sowohl ihr Vater, als auch Noah wollen verhindern, dass ihr Gesicht für die Nazipropaganda vermarktet wird, was sie als naiver Tennager vielleicht ahnt, aber nicht wirklich durchblickt. Ihr Benehmen ist dann auch oft sehr grenzwertig und gefährlich in einer Zeit, wo an jeder Ecke ein Spitzel auftauchen könnte. Auf der anderen Seite bezieht sie trotz ihrer Jugend Haltung, und das finde ich toll.
Ein zweiter Erzählstrang führt in die Jetztzeit. Bei einer Aufräumaktion im Haus der Großmutter entdeckt die Enkelin von Maria unter dem Teppich einen größeren Geldbetrag. Der verstorbene Großvater muss diesen geheimen Schatz wohl versteckt haben und die Großmutter ist geschockt und erzürnt. Offensichtlich gibt es in der Familiengeschichte doch noch große Lücken, über die die Großmutter beharrlich schweigt. Sabine versucht Recherchen über den Großvater anzustellen, um Genaueres zu erfahren. Nach und nach wird dann die Familiengeschichte aufgedeckt.
Das Buch war spannend erzählt, auch wenn ich den Schreibstil zuweilen als etwas sperrig empfunden habe. Das heute so weltoffene Köln, war offensichtlich eine Nazihochburg, was mich ziemlich geschockt hat, weil ich es tatsächlich nicht wusste. Es gab Lager mitten in der Stadt, die Keinem verborgen bleiben konnten. Das ganze Grauen dieser Zeit ist gut nachfühlbar und macht zutiefst betroffen.
Die Ähnlichkeiten zwischen Maria und Sabine, die sich beide sehr für ein Kind einsetzen, Maria für einen kleinen jüdischen Jungen und Sabine die in ihrer Eigenschaft als Mitarbeiterin des Jugendamts für einen vernachlässigten, mißhandelten Jungen, waren mir ein bisschen zu gewollt und offensichtlich. Am Ende des Buches bleiben auch leider ein paar Fragen offen.
Die Autorin hat in ihrer Geschichte Erinnerungen ihrer Großmutter mit verarbeitet, was ich ausgesprochen interessant fand. Im Anschluss an die Geschichte erfährt man was tatsächlich so passiert ist und was rein fiktiv war. Erstaunlicherweise sind die Dinge die man für eher erfunden gehalten hat, dann die, die die Großmutter der Autorin genau so erlebt hat.
Das Buch ist auf jeden Fall fesselnd und lesenswert. Aus oben genannten Gründen hat es mich aber nicht zu 100 Prozent überzeugt.
Neal Shusterman hat mit seinem Sohn Jarrod einen apokalyptischen Zukunftsroman geschrieben, der in Zeiten des Klimawandels näher an die Realität herankommt als einem lieb sein sollte. Der Roman spielt ...
Neal Shusterman hat mit seinem Sohn Jarrod einen apokalyptischen Zukunftsroman geschrieben, der in Zeiten des Klimawandels näher an die Realität herankommt als einem lieb sein sollte. Der Roman spielt in Südkalifornien, wo es schon lange Anzeichen einer dramatischen Wasserknappheit gab, die aber mehr oder weniger ignoriert wurden. An einem heißen Junitag passiert das Undenkbare. Aus den Wasserhähnen kommt kein Wasser mehr, ein Zustand der sich Tap out nennt.
Die Protagonisten dieser erschreckenden Geschichte sind zunächst einmal das ganz normale Highschoolmädchen Alyssa und ihr 10jähriger Bruder Garrett. Sie leben in der Nachbarschaft von Kelton und seiner Familie. Alyssa hält Kelton eigentlich für einen Spinner und Nerd. Seine Familie gehört allerdings zu der Gruppe der Prepper und fühlt sich für jegliche Katastrophen bestens gerüstet. Neben unzähligen Vorräten und Waffen zur Selbstverteidigung gehört sogar ein Fluchtbunker zum Familienbesitz. Alyssa's Familie ist nicht so gut vorbereitet und so versuchen ihre Eltern nach dem Tap out für die Familie Wasser zu organisieren. Sie machen sich auf den Weg zur Entsalzungsanlage am Strand und kehren nicht zurück.
Als Leser beginnt man schon selbst zu überlegen, wie man in einer solch lebensbedrohlichen Situation handeln würde. Man könnte natürlich in einer Nachbarschaft , in der man ansonsten friedlich und freundlich zusammenlebt erwarten, dass man seine Vorräte an Wasser teilt und seine Kräfte bündelt. Aber leider denken die meisten Menschen doch zunächst einmal an sich , die Glücklichen, die noch Wasser haben, schotten sich ab wie Kelton's Familie, und die Menschen, die fürchten verdursten zu müssen, legen jegliches menschliches Verhalten ab und mutieren zu Wasserzombies. Eigentum wird nicht mehr respektiert, die Gewalt eskaliert. Die Regierung steht dem Ansturm der Durstigen machtlos gegenüber, und es ist schnell klar, dass die Versprechungen, die gegeben werden, leere Worte sind.
Zwischen Alyssa, Garrett und Kelton und 2 Charakteren (Jacqui und Henry), die etwas später hinzukommen, entsteht eine Zweckgemeinschaft. Der kleinen Gruppe ist klargeworden, dass die Evakuierungszentren der Regierung eher Sterbezentren sind , als dass sie Leben retten könnten, und so beginnt eine abenteuerliche Flucht und die Hoffnung rechtzeitig an Wasser zu kommen und zu überleben. Die später in die Geschichte eingeführten Figuren fand ich auch sehr interessant. Beide waren mir eher unsympathisch. Die junge Ausreißerin Jacqui ist wild und unberechenbar, ihr Mitgefühl bewegt sich im Gegensatz zu Alyssa's eher am unteren Ende der Skala. Auch Henry ist hauptsächlich auf sein eigenes Wohl programmiert. Er ist der Kapitalist der Gruppe,verkauft die Wasservorräte seiner sich im Urlaub befindenen Eltern und verbiegt gerne mal die Wahrheit, wenn es ihm dienlich ist. Die Gruppe hat also in ihrer Zusammensetzung schon eine gewisse Sprengkraft, die die gemeinsame Flucht nicht einfacher macht, die Geschichte für den Leser aber umso spannender.
Was mir auch gut gefallen hat sind kurze Sequenzen zwischendurch aus der Sicht von anderen Personen, die in die Krise involviert sind. So bekommt man noch zusätzliche Eindrücke auch von Erwachsenen.
Nicht so ganz einverstanden bin ich mit dem Verhalten von Garrett, dem kleinen Bruder von Alyssa. Für sein Alter ist er erstaunlich reif. Ich bringe sein Alter oft nicht mit seinem Verhalten zusammen und halte es für nicht ganz realistisch. Es mangelt meiner Meinung nach auch an Erklärungen. Die Entwicklung, wie es zu dieser Katastrophe kommen konnte, warum von einem Tag auf den anderen kein Wasser mehr da ist, wird nur angedeutet und erschliesst sich mir nicht komplett. Genauso plötzlich ist am Ende wieder Wasser da. Wie genau wurde das Problem gelöst? Leider bleiben die Autoren die Antwort schuldig.
Dieses Jugendbuch ist auf jeden Fall harter Tobak. Das Autorenteam nimmt kein Blatt vor den Mund und schildert das Katastrophenszenario in seiner ganzen Grausamkeit. Mir hat der Roman im Großen und Ganzen sehr gut gefallen. Es war auf jeden Fall ein spannendes Buch, dass zum Nachdenken anregt.
Auch wenn das Cover etwas anderes vermuten lässt, schickt die Autorin Kristina Günak ihre Leser zunächst in den Winter, wo das Schicksal die beiden Protagonisten Lucy und Ben kurz vor Weihnachten als Fahrgemeinschaft ...
Auch wenn das Cover etwas anderes vermuten lässt, schickt die Autorin Kristina Günak ihre Leser zunächst in den Winter, wo das Schicksal die beiden Protagonisten Lucy und Ben kurz vor Weihnachten als Fahrgemeinschaft zusammenführt. Ein Schneesturm durchkreuzt ihre ursprünglichen Pläne eines Weihnachtsfestes mit Familie und Freunden, und sie landen auf dem Hof der Witwe Dorle. Die Notunterbringung hat zur Folge, dass der Witwe ein einsames Weihnachtsfest mit ihrem Hund erspart bleibt, und da man sich sehr sympathisch ist und Ben praktischerweise Arzt ist, was auf dem Land “mehr wert ist als ein Goldschatz”, erwartet die beiden im folgenden Frühjahr eine Riesenüberraschung. Sie erben nämlich gemeinsam Dorle's Hof unter der Auflage gemeinsam dort hinzuziehen und die ärztliche Versorgung zu übernehmen.
Eine schöne Idee aber trotz Erklärungsversuch fand ich es doch etwas unrealistisch, dass man Haus und Hof an quasi Wildfremde verschenkt und der Sohn, den es auch gab daran gar nichts auszusetzen hat.
Natürlich lassen sich die beiden Protagonisten auf das Abenteuer ein und stellen strenge Regeln auf, die das Zusammenleben regeln sollen. Auch wenn die Dorfbewohner Lucy von Anfang an als Frau Doktor bezeichnen, ist ihre Beziehung rein freundschaftlich. Das Dorf und seine liebenswürdigen Bewohner lassen Lucy und Ben erst erkennen, wie einsam sie in der Großstadt Hamburg waren.
Kristina Günak erzählt mit viel Humor auf sehr unterhaltsame und spritzige Weise, dass man schon fast seine Koffer packen möchte, um sich selbst ein Bild von dem Gehöft in Bredenhofe und seiner Dorfgemeinschaft zu machen. Hier wird Nachbarschaft noch gepflegt und sich gegenseitig geholfen. Da fällt es sofort auf wenn die Nachbarin nicht kochen kann, oder der syrische Briefträger einen Herzenswunsch hat, der aber unerreichbar scheint. Auf liebenswürdige Art und werden alle Probleme gelöst, auch die, die Lucy und Ben noch in ihrem Gepäck mitgebracht haben, und ganz langsam zieht auch die Liebe auf ihrem Hof mit ein. Die Füchsin Tausendschön wird in dieser Gegend nur immer dann gesehen, wenn jemand glücklich ist, hat ihnen Dorle erzählt. Und am Schluss taucht sie gleich mehrfach auf.
Die Autorin hat einen wirklich warmherzigen Wohlfühlroman geschrieben, den man so weglesen kann und der Nichts als gute Laune hinterlässt. Ihre Figuren sind alle ganz bezaubernd. Selbst der größte Grummelkopf hat doch noch ein gutes Herz unter seiner rauen Schale.
Und dann gibt es da noch diesen Hund “Helmut”, der Käsewürfel frisst und sich vor Gewitter fürchtet. Den haben Lucy und Ben irgendwie mitgeerbt und der bekommt sowieso alle Sympathiepunkte.
Mit "City of girls" gibt es ein neues Buch von Elizabeth Gilbert, die mich schon mit "Eat Pray Love" begeistern konnte.
1940 kommt die gerade mal 19jährige Vivian aus der Povinz nach New York, um dort ...
Mit "City of girls" gibt es ein neues Buch von Elizabeth Gilbert, die mich schon mit "Eat Pray Love" begeistern konnte.
1940 kommt die gerade mal 19jährige Vivian aus der Povinz nach New York, um dort fortan bei ihrer unkonventionellen Tante Peg zu leben. Sie entspricht so gar nicht den Wunschvorstellungen ihrer strengen,wohlhabenden Eltern, ist auf dem College gescheitert und hat keine Pläne für ihr Leben.
Die Tante betreibt im Arbeiterviertel "Hell's Kitchen" ein kleines, schäbiges Theater, das Lily Playhouse, und für Vivian tut sich eine neue Welt auf. MIt ihrem Talent zum Nähen kann sie sich sogar sehr gut nützlich machen und ist bei dem kleinen Ensemble schnell unersetzlich für die Kostümherstellung und Ausbesserungsarbeiten aller Art. Spritzig und amüsant beschreibt Gilbert diese bunte Theaterwelt, die ihre junge Protagonistin verzaubert und verführt. Vivian bewundert das bildhübsche Revuegirl Celia, dass sie mitnimmt in das aufregende Nachtleben der Metropole und genießt mit ihr ein ausschweifendes Leben mit viel Alkohol und ständig wechselnden Männerbekanntschaften.
Ihre Freundschaft mit Celia beschriebt sie als " - das Zusammentreffen zweier eitler junger Mädchen, die sich auf dem Höhepunkt ihrer Schönheit und dem Tiefpunkt ihrer Klugheit begegneten und einander ungeniert ausnutzten, um das eigene Ansehen zu steigern und den Männern den Kopf zu verdrehen."
So ist es nicht verwunderlich, dass sich Vivian irgendwann in Schwierigkeiten begibt und einen Fehler macht, der sie dieses Abenteuer abrupt beenden lässt und zurück in ihr Elternhaus bringt. Damit endet dann der so energiegeladene erste Buchabschnitt der jungen Vivian und der Leser erlebt eine reifere, ältere Protagonistin, die aus ihren Fehlern gelernt hat und ihren Platz im Leben findet. Außerdem ist die gesamte Geschichte eingebettet und erzählt von der inzwischen 95jährigen Vivian, die ihre Lebensgeschichte als Brief verfasst hat. Dieser geht an eine dem Leser bis zum letzten Drittel des Buches unbekannte Angela, die wissen möchte, ob die alte Dame ihren Vater geliebt hat. Die Antwort auf diese Frage wird mit dem Roman quasi beantwortet. Mit seinen 488 Seiten ist dieser Brief "recht lang" geworden und entspricht nicht gerade der Lebenswirklichkeit.Eine Kürzung hätte dem Buch für meinen Geschmack nicht geschadet. Den ersten Teil fand ich, um im Bild des Klappentextes zu bleiben, der das Buch mit Champagner vergleicht, sehr viel prickelnder und spritziger allein schon durch die atmosphärische Beschreibung der glitzernden Theaterwelt.
Als Charaktere haben mir insbesondere Tante Peg und ihre eigenwillige Sekretärin Olive sehr gefallen. Auch nach Vivian's Verfehlung haben sie sie nicht verurteilt, sondern ihr zur Seite gestanden und sich für die eingesetzt. Sie haben ihrem Schützling vorgelebt wie man sich erwachsen benimmt und Vivian hat ihre wichtigsten Lektionen durch diese beiden Frauen erfahren. So konnte sie zu einem späteren Zeitpunkt auch im gleichen Maße für Andere dasein.
Mir hat das Buch gut gefallen, der Schreibstil von Elizabeth Gilbert ist wie erwartet richtig schön, ein bisschen lang war's vielleicht aber auf jeden Fall lesenswert.