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Veröffentlicht am 25.09.2020

geschichtliches Wissen

Trotzdem
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„Literatur ist keine Macht, aber so kann sie zum Trost werden.“ [22]
Der Klappentext verspricht einiges: „Ferdinand von Schirach und Alexander Kluge gehen der Frage nach, was die Corona-Pandemie für unsere ...

„Literatur ist keine Macht, aber so kann sie zum Trost werden.“ [22]
Der Klappentext verspricht einiges: „Ferdinand von Schirach und Alexander Kluge gehen der Frage nach, was die Corona-Pandemie für unsere Gesellschaftsordnung und unsere bürgerliche Freiheit bedeutet.“ Und genau das tun die beiden Autoren in dem übersichtlichen Büchlein „Trotzdem“. Trotzdem muss man sagen, dass sie dabei keinerlei neue Informationen liefern. Es sind Denkanstöße und Betrachtungen, wie sich ähnliche Situationen in der Vergangenheit abgespielt haben.
„Voltaire schickte sein Gedicht an einen anderen großen Intellektuellen seiner Zeit: Jean-Jacques Rousseau. Aber Rousseau wurde wütend, sein Glaube war beleidigt worden. Das Erdbeben in Lissabon habe nichts mit Gott zu tun. Schuld seien die Menschen. [25 f.]
Das Buch ist unterhaltsam und gut geschrieben. Es lässt sich prima lesen und ist mit seinen 80 Seiten für einen ruhigen Abend bestens geeignet. Von Schirach und Kluge werfen sich immer wieder ein paar Stichpunkte zu und führen diese dann ausführlich aus. Sie reisen dabei durch die Geschichte, stellen Vergleiche an und liefern den Lesern*innen viel geschichtliches Wissen.
Betrachtet man „Trotzdem“ eher als geschichtliches und philosophisches Werk, dann hat man daran seine Freude. Jedoch unter der Thematik der Corona-Pandemie betrachtet, war mir das hier insgesamt zu wenig.

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Veröffentlicht am 06.08.2020

Auch die Oberen müssen pupsen

König Pups
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„König Pups“ von Bettina Rakowitz ist eine humorvolle Geschichte über Flatulenzen. Die in Reimform geschriebene Geschichte zeigt, dass nicht nur Kinder pupsen, sondern auch Könige davor nicht gefeit sind. ...

„König Pups“ von Bettina Rakowitz ist eine humorvolle Geschichte über Flatulenzen. Die in Reimform geschriebene Geschichte zeigt, dass nicht nur Kinder pupsen, sondern auch Könige davor nicht gefeit sind. Während Kinder im Allgemeinen herzhaft über Pupse lachen können, zieht sich der König immer weiter zurück, probiert diverse Dinge aus, die ihn aus seiner misslichen Lage befreien sollen.
Als Erwachsener kann man des Öfteren Schmunzeln. Für Kinder finde ich die thematische Umsetzung nicht ganz gelungen. Die Illustrationen sind schön aber recht schlicht. Für eine jüngere Zielgruppe hätte ich gewünscht, dass das Ganze detailreicher daherkommt. Aber das ist natürlich auch Ansichtssache.
Ich empfinde das Buch eher als humoristisches Buch für Kinder ab 8 Jahren und natürlich auch für Erwachsene.
Insgesamt war das witzige Buch eine kurzweilige Unterhaltung. Jedoch hat mir das Gewisse etwas gefehlt, dass das Buch zu einem einzigartigen Werk macht.

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Veröffentlicht am 23.06.2020

Auf der Suche nach Sicherheit

Das Dorf (Finsterzeit 1)
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Bei der Dystopie „Das Dorf (Finsterzeit 1)“ von Sandra Toth schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Auf der einen Seite finde ich die Idee, das Setting sehr spannend und den Schreibstil sehr gut. Die Seiten ...

Bei der Dystopie „Das Dorf (Finsterzeit 1)“ von Sandra Toth schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Auf der einen Seite finde ich die Idee, das Setting sehr spannend und den Schreibstil sehr gut. Die Seiten fliegen förmlich nur so durch die Finger. Man ist getrieben, will wissen, was alles geschah und noch passieren wird. Unterstützt wird dies durch die drei Handlungsstränge, die einen Einblick aus der Sicht von Lara, Viktor und Walter geben. Und man auch, dass sie ihr Ziel nicht sofort erreichen werden, da es noch zwei Folgebände geben wird.
Und nun kommt das ABER. Meines Erachtens wurde das Setting nicht perfekt ausgearbeitet. Hier könnte man wesentlich mehr daraus machen. Mir fehlt es an zusätzlichen Informationen, wie es dazu kam. Was ist in dieser Welt passiert, wer steckt hinter dem Ganzen, wer profitiert?
Nach einem Drittel des Buches wird leider nicht mehr auf das Setting, den auslösenden Zustand, eingegangen. Ab da ist das Thema lediglich Flucht und zwischenmenschliche Konflikte. Die zuvor konstruierte Welt tritt leider in den Hintergrund und die Gefühlswelt der Protagonisten bleibt außen vor.
Auch blieben die Charaktere mir zu blass. Man konnte sich nicht wirklich in sie hineinversetzen. Es kam mir größtenteils so vor, dass das Ganze aus starker Mann, Thomas, und schwacher Frau, Lara, die dazu noch ein richtiges Naivchen ist, besteht.

Insgesamt hat mir der Tiefgang gefehlt. Vieles erlebte man als Außenstehender und trotzdem bin ich auf die beiden weiteren Teile gespannt.

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Veröffentlicht am 09.06.2020

Wider den Strom schwimmen

Die Kakerlake
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„Das moderne gesellschaftliche Leben glich einem metaphorischen Arsenal zweckentfremdeter Waffen.“ [52]
„Die Kakerlake“ von Ian McEwan ist eine schöne Parabel, mischt sie Themen wie den Brexit, spielt ...

„Das moderne gesellschaftliche Leben glich einem metaphorischen Arsenal zweckentfremdeter Waffen.“ [52]
„Die Kakerlake“ von Ian McEwan ist eine schöne Parabel, mischt sie Themen wie den Brexit, spielt auf Kafka an und kommt als bitterböse Abrechnung mit der Entscheidung Großbritanniens über den Austritt aus der EU daher.
„Kehren wir den Geldfluss um, und das gesamte Wirtschaftssystem, die Nation selbst gar, wird geläutert werden, gereinigt von allen Absurditäten.“ [22] Und wie im wahren britannischen Leben heißt es auch hier im Roman für den Hauptcharakter Jim, ehemals Kakerlake, gegen den Strom zu schwimmen. Egal was da komme. Unbeirrt seinen Weg gehen. Allen zum Trotz.
„Jim hatte hervorragende Fühler für die öffentliche Gemütslage.“ [46]
McEwan liefert eine amüsant zu lesende Lektüre, die mir, bis auf den Mittelteil, recht gut gefallen hat. Die Verwandlung an sich gerät in den Hintergrund, dafür wird es umso mehr politisch. Gefallen hat mir auch der Seitenhieb auf den amerikanischen Präsidenten.
Sprachlich wäre durchaus noch etwas mehr drin gewesen.

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Veröffentlicht am 08.06.2020

Zauberkünstler

Da sind wir
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Denkt man an britische Gegenwartsliteratur, dann dürfte einem sofort Graham Swift einfallen, zählt er doch zu den bekanntesten. Mich hat an seinem neuesten Werk „Da sind wir“ vor allem der Blick auf das ...

Denkt man an britische Gegenwartsliteratur, dann dürfte einem sofort Graham Swift einfallen, zählt er doch zu den bekanntesten. Mich hat an seinem neuesten Werk „Da sind wir“ vor allem der Blick auf das Ende der Fünfzigerjahre angesprochen und die zu erwartende sprachliche Qualität.
„Zwei Zauberkünstler und ein zauberhaftes Paar.“ [71] Daraus ergibt sich dann eine Dreiecksgeschichte und drei unterschiedliche Lebenswege, Einblicke, Erzählungen. Es ist ein Blick in die Vergangenheit, die Gegenwart, welche uns der allwissende Erzähler näherbringt.
Für mich blieben die drei Hauptcharaktere etwas unnahbar, allein Evies Sicht trug dazu bei, dass die Charaktere an Tiefe gewinnen. Als Leser*in bleibt man doch etwas vom Geschehen distanziert. Auch hätte ich mir einen spannenderen Einblick in das Showgeschäft erhofft. Das Klang auf dem Klappentext so wundervoll magisch. Und so konnte der Roman mich nicht wirklich erreichen, obwohl er gut geschrieben und es eine interessante Geschichte ist.
Das Ende passt zwar zu den ganzen Illusionen, Tricks und Zaubereien, aber ist mir etwas zu offen. Insgesamt fand ich die Perspektivwechsel gelungen, auch das zeitliche Hin und Her, jedoch hätte ich mir eine Unterteilung in Kapitel gewünscht.

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