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Veröffentlicht am 17.02.2017

Hat uns alle begeistert

Mein Freund, der Superheld
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Lenny ist nicht der Mutigste. Vom Baum zu springen traut er sich nicht und die anderen Kinder lachen ihn deswegen aus. Doch dann taucht plötzlich Falk, der Superheld auf. Lenny ist beeindruckt und verwirrt. ...

Lenny ist nicht der Mutigste. Vom Baum zu springen traut er sich nicht und die anderen Kinder lachen ihn deswegen aus. Doch dann taucht plötzlich Falk, der Superheld auf. Lenny ist beeindruckt und verwirrt. Superhelden gibt es doch gar nicht. Doch je öfter er auf Falk trifft, desto mehr merkt Lenny, dass der mutige Superheld unter seiner Maske ihm vielleicht gar nicht so unähnlich ist.
Eine kleine Geschichte zu diesem Buch. Es kam und ich hatte alle Hände voll zu tun. Also landete es auf dem Sofatisch und ich ließ es meinen Großen (8) ganz alleine beschnuppern. Plötzlich hörte ich nur noch „Cool, ohhh, supercool“, Gekicher und noch mehr „Boah, toll!“. Er las das Buch gleich zweimal, mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Am Abend konnte ich es dann selbst (vor-)lesen und verstand, warum.
Lennys Unsicherheit wird bereits am Anfang toll rübergebracht. Er erfährt hier, was alle Kinder irgendwann kennenlernen: Gruppenzwang. Super-Falk ist an der Stelle der Retter aus der Not und bekommt einen großen Auftritt. Dass der aber mit Vorsicht zu genießen ist, erkennt auch Lenny, als die zwei sich im Supermarkt wiedersehen. Die Zusammentreffen sind immer unterschiedlich, glaubwürdig und fokussieren immer mehr Falk und dessen eigene Geschichte.
Interessant fand ich Lenny als Figur. Er geht sehr überlegt an den „Superhelden“ heran und spricht mit seiner Mutter darüber, ob das jetzt eine Lüge ist. Sehr schön ist, dass die Erwachsenen hier nicht wie in einer fremden Welt verortet sind. Lennys Mutter und Falks Vater haben beide einen guten Zugang zu ihren Kindern.
Mir hat vor allem der Stil wirklich gut gefallen. Da ich (zwangsläufig, aber auch sehr gerne) immer wieder Kinderbücher lese, kenne ich auch solche, die wie von oben herab geschrieben sind. Das passiert Anja Kiel nicht. Sie erzählt Lennys Geschichte, nicht eine Geschichte über Lenny (ja, das ist ein Unterschied). Die Perspektive ist klar die eines Kindes und sehr realistisch eingenommen. Hut ab dafür. Auch der Stil ist nicht versimpelt, sondern sorgfältig durchdacht und stimmig.
Auch die Bilder sind wirklich toll. Sie sind nicht überzeichnet und helfen dabei, die Geschichte in der Wirklichkeit zu veorten. Auch sind sie wirklich ganz wunderbar auf den Text abgestimmt, was in nicht allen Kinderbüchern der Fall ist und gerade kleinen Lesern oder Zuhörern viel Spaß macht. Auch die Unterschiedlichkeit der einzelnen Figuren ist toll aufgegriffen und dargestellt.
Die Leserabe-Bücher von Ravensburger haben nach jedem Kapitel eine kurze Frage, die den Kindern helfen sollen, den Inhalt zu überdenken und zu verinnerlichen. Beim Vorlesen lasse ich diese Fragen immer für die Kleinen einfließen. Dieses Miteinander-Lesen macht ihnen großen Spaß und ich habe mir mittlerweile angewöhnt, das auch bei anderen Kinderbüchern immer wieder einfließen zu lassen. Während der Große selbst schon ein Vielleser ist (schuldig) und das Buch als kleines Intermezzo immer wieder liest, ist es für die Kleinen eine schöne Vorleseeinheit.
Mein Freund der Superheld ist ein wundervoller Lesespaß für Groß und Klein.

Veröffentlicht am 09.02.2017

Packender Auftakt

Träume aus Feuer
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Ayanna, Prinzessin, Tochter eines Dichters ohne Inspiration und einer machtgierigen Frau, hat die Gabe. Sie träumt, hat Visionen. Doch diese Träume sind so schrecklich, dass sie weder haltbar noch deutbar ...

Ayanna, Prinzessin, Tochter eines Dichters ohne Inspiration und einer machtgierigen Frau, hat die Gabe. Sie träumt, hat Visionen. Doch diese Träume sind so schrecklich, dass sie weder haltbar noch deutbar sind für die 12jährige. Als der Knappe Karim mit dem Boten des Großkönigspaares am Hof eintrifft, ändert sich ihr Leben für immer. Doch auch Karim hat seine Geheimnisse. Er ist ein Wüstendämon und sein nächstes Ziel hat eine schrecklich persönliche Rache verdient.
Träume aus Feuer ist der Auftakt zu einer Reihe. Vieles wird hier angefangen, was in folgenden Bänden verdient, zu Ende gebracht zu werden. Ayanna steht am Anfang des Romans an der Schwelle zwischen Kindsein und Erwachsenwerden. Sie spielt und denkt kindlich, ihre Visionen sind für sie lediglich Albträume und Gedanken an die Zukunft verschwendet sie nicht. Nach und nach ändert das sich, schon bevor sie auf Karim trifft. Dabei zeigt die junge Prinzessin sich erstaunlich klar, aber auch naiv.
Währen Ayanna die ersten Schritte Richtung Erwachsensein unternimmt, bahnt sich am Hof eine Intrige an. Geheimnisse, Betrug, Machtgier und Listen stacheln sich aus unterschiedlichen Richtungen auf. Und über allem schwebt die Gefahr, die Ayannas Träume, von denen niemand wissen darf, aussenden. Erstaunlich finde ich, dass der Erzähler hier durchaus ein auktorialer ist, was zunehmend seltener geworden ist. Er springt zwischen den Figuren und nimmt zeitweise die Stellung eines personalen Erzählers an, doch die Schnelligkeit des Fokuswechsels, sowie die Möglichkeit, Dinge vorauszusehen und in die Gedankenwelt aller Figuren zu tauchen, enttarnen ihn schnell. Das hat mich neugierig gemacht.
Karim nimmt eigentlich erst etwas später Raum ein. Er bleibt eine Nebenfigur, aber eine zutiefst interessante. Vieles zu seinen Beweggründen erfährt der Leser eigentlich über andere Figuren. Dieses Mysterium, das er dadurch auch für den Leser gewinnt, bringt Spannung, Neugierde und wird immer wieder mit kleinen Eindrücken belohnt. Dass gerade er aber für die Handlung, den Verlauf und Ayannas Schicksal eine Schlüsselrolle einnimmt, wird immer wieder klar.
Der Roman lebt durch die verschiedenen Perspektiven und Nebenstränge richtig auf. Ein komplexes Bild besteht, dessen genauer Verlauf hier noch nicht zu erkennen ist, aber zumindest zu erahnen. Außergewöhnlich finde ich, wie viel Mühe sich die Autorin mit der Tiefe der Figuren macht. Sie alle haben ihre Vorgeschichte, ihre Gründe und Entscheidungen, ihre Geheimnisse, Fehler und Stärken. Diese grandiose Mischung führt dazu, dass der Leser immer wieder zwischen den einzelnen Strängen hin und her geworfen wird und sich nicht entscheiden kann, wer jetzt gut oder böse, richtig oder falsch, heldenhaft oder niederträchtig ist.

Veröffentlicht am 30.01.2017

fabelhafter Roman

Das Nest
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Als Leo so richtig Mist baut, muss dafür die Erbschaft angezapft werden, die eigentlich bald an ihn und seine drei Geschwister ausgezahlt werden sollte. Das Nest, wie die vier es immer genannt haben, ist ...

Als Leo so richtig Mist baut, muss dafür die Erbschaft angezapft werden, die eigentlich bald an ihn und seine drei Geschwister ausgezahlt werden sollte. Das Nest, wie die vier es immer genannt haben, ist plötzlich weg. Während die Schriftstellerin Bea eher in einer Schaffens- als in einer finanziellen Krise steht, muss Melody ihre Zwillinge aufs College schicken und eine Hypothek abzahlen und Jacks Antiquitätenladen ist bereits dabei, sein Sommerhaus aufzuzehren. Leo verspricht, das Geld wieder zu bekommen und versucht da einzusteigen, wo er vor seiner Hochzeit ausgestiegen ist. Die Küken müssen sich der Realität stellen.
Allein die durchziehende Metaphorik des Nestes finde ich großartig. Während alle Figuren längst erwachsen sind und Melody, als jüngste, gerade 40 wird, wird schnell klar, wie infantil sie sind. Die Vorstellung des sie behütenden finanziellen Nests, das auf sie wartet, hat die Küken nie wirklich flügge werden lassen. Sie handeln unbedacht, egoistisch, ohne einen realen Sinn für die eigene Zukunft. Ihre Probleme mögen „erwachsen“ geworden sein, sie sind es nicht. Statt sich um erstes schriftstellerische Versuche, Beliebtheit oder erste sexuelle Erfahrungen zu sorgen, geht es ihnen nun plakativ um Geld, Kinder, Heim. Doch wie sie das angehen ist so herrliche kindisch, dass der Familienroman die Adoleszenzgeschichte der alternden Generation festhält. Nie erwachsen zu werden, hat sie zu Karikaturen gemacht, deren Konturen nun auszubrechen drohen.
Die elementare Figur dabei ist Leo. Nicht nur, weil er den Auslöser liefert. Vielmehr ist er die Vaterfigur, die ableget werden muss. Während die Mutter der vier Geschwister schnell als „unmütterlich“ identifiziert werden kann, zeigt sich auch in den Erzählungen über den leiblichen Vater (dessen Name Leo geerbt hat), dass er es war, der das Nest „gebaut“ hat. Nun fällt seinem ältesten Sohn die Aufgabe zu, es wieder zu errichten. Der Eindruck, dass Leo nicht nur der große Bruder ist, sondern Vaterqualitäten hat, wird in den Rückblenden seiner Geschwister nur allzu deutlich und kehrt sich mit dem Buchende zu einem geradezu offensichtlichen Element um.
In manchen Momenten erinnerte mich das Nest durchaus an die großen Klassiker des Familienromans. Ich dachte gerade durch den finanziellen Aspekt mehr als einmal an die Buddenbrooks. Bei Cynthia D‘Aprix Sweeney verfällt die Familie nicht, sie wird erwachsen. Und das trifft den Nerv einer Zeit, der nachgesagt wird, nur große Kinder heranzuziehen. Es gibt Momente, die sich in den Generationen wiederholen, dunkle Eigenschaften, die auftreten. Einprägsam finde ich die Momente des Erkennens. Dass Loslösen zum Weiterentwickeln dazugehört und der Glaube an uns Selbst elementar ist.
Das Nest ist ein großartiger Roman, der das Erwachsenwerden einer Generation zeigt, die es nie richtig gelernt hat. Vielleicht ist es ein Blick in unsere Zukunft, viel eher aber ist es ein Zeitroman. Und so viel mehr.

Veröffentlicht am 27.01.2017

Absolut gelungen

Die silberne Königin
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Emma lebt ein einfaches Leben in Silberglanz, einer Stadt, die in einem ewigen Winter gefangen ist. Sie schürft im Bergwerk und kümmert sich um ihren alkoholkranken Vater. Ihre Mutter hat sie nie kennengelernt. ...

Emma lebt ein einfaches Leben in Silberglanz, einer Stadt, die in einem ewigen Winter gefangen ist. Sie schürft im Bergwerk und kümmert sich um ihren alkoholkranken Vater. Ihre Mutter hat sie nie kennengelernt. Als es ein Mienenunglück gibt, ändert sich ihr Leben komplett. Denn Emma beschließt, das Bergwerk hinter sich zu lassen und findet eine Anstellung in der angesehenen Chokolaterie von Frau Weltfremd. Die verkauft nicht nur Schokolade, sondern ist eine waschechte Geschichtenerzählerin. Und das Märchen der silbernen Königin, dass sie Emma erzählt hat immer mehr mit ihrem eigenen Leben zu tun. Mit dem kalten König, dessen Schatten sie verfolgt und dem Anhänger, den sie von ihrer Mutter geerbt hat.
Die silberne Königin geht die Märchenform eigentlich über zwei Wege an. Zum einen ist das Madame Weltfremd, die Geschichtenerzählerin, die Wahrheit und Dichtung gekonnt vermischt. Ihre Erzählungen müssen geradezu dechiffriert werden, was eine wundervolle Darstellung der Literatur an sich ist. Die Botschaft liegt selten an der Oberfläche. Daneben aber ist Emmas eigene Geschichte ja schon ein Märchen. Geradezu simpel mutet es an, wenn das arme Mädchen gegen die Kälte im Herz des Prinzen kämpfen muss. Aber wie Madame Weltfremd den Leser schon lehrt: Eine gute Geschichte hat immer mehrere Ebenen.
Tatsächlich gibt es viele Gemeinplätze, die es auf den ersten Blick zu bemängeln gibt. Die hochgelobte aber tote Mutter, die ihrer Tochter einen Anhänger vermacht hat, beispielsweise. Aber auch Träume, die Andeutungen beinhalten, einen königlichen Ball, Magie und Liebe. Ein nettes kleines Märchen, also? Eben nicht! Gerade wie Katharina Seck ihre Motive und Elemente verbaut, zeigt, dass sie sich der Gefahr, Klischees zu erfüllen, wohl bewusst ist. Doch sie spielt souverän damit.
Schon allein durch die Parallelen in Madame Weltfremds Erzählung gewinnen die Figuren Tiefen und nicht nur Emma erhascht einen neuen Blickwinkel auf sie. Auch ist der Roman an manchen Stellen geradezu grausam realistisch, wenn er vom Mienenunglück, der Kälte und der Not der Menschen berichtet. Nicht zuletzt wird die Geschichte auch in den romantischen Momenten nicht etwa übereilt oder verkitscht. Sie lässt den Gefühlen den Raum, den sie brauchen, um plausibel zu werden, und die Tiefe, um den Leser zu berühren. Ein bisschen Schneekönigin, ein wenig die Schöne und das Biest und auch eine Spur vom kalten Herz – natürlich gibt es Verweise. So kunstvoll angesetzt und vermischt, dass eine grandiose Mischung entsteht.
Katharina Secks Stil ist dabei genauso wenig romantisiert, wie die Handlung ihrer Geschichte. Ihre Figuren entwickeln sich und hadern, sie fallen und stehen wieder auf. Wunderbar flüssig und fesselnd setzt sie Worte aneinander, so dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte. Dass sie selbst auf den letzten Seiten noch den Realitätssinn beweist, Entwicklung statt Eile einzusetzen zeigt nur einmal mehr: Diese Buch ist vorsichtig ausbalanciert worden. Ein wundervoller Roman, ein zauberhaftes Märchen, eine lesenswerte Geschichte.

Veröffentlicht am 24.01.2017

viele Übungen und Raum für Eigenes

Die Schreibfitness-Mappe
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Wie der Name schon sagt, ist die Mappe kein Buch im eigentlichen Sinne, sondern vielmehr eine Sammlung von Checklisten, Beispielen und Übungen. Nach diesem Muster funktioniert auch der Aufbau. Zunächst ...

Wie der Name schon sagt, ist die Mappe kein Buch im eigentlichen Sinne, sondern vielmehr eine Sammlung von Checklisten, Beispielen und Übungen. Nach diesem Muster funktioniert auch der Aufbau. Zunächst gibt es zehn Listen, um den eigenen Schreibtyp zu ermitteln, anschließend Beispiele von Menschen mit den unterschiedlichsten Problemen und Schreibaufgaben. Der dritte Teil besteht aus praktischen Übungen, die den größten Teil der Mappe ausmachen. Aber seien wir ruhig ehrlich, für die meisten Autoren liegt hier auch der interessanteste Teil.
Die Listen sind einfach und simpel, meist erkenne ich bereits nach den ersten Fragen, wohin das ganze führen soll – auch ohne die Überschrift zu lesen. Bin ich eher der schriftliche oder mündliche Typ (ganz klar der schriftliche), tippe ich lieber oder sollte ich mit der Hand schreiben, plane ich gerne oder kann ich das gar nicht. Oft überschneiden sich manche Listen etwas und das mag ich. Hier wird kein absolutes Ergebnis erwartet oder geliefert. Wir bestehen aus Facetten, auch unsere Schreipersönlichkeit. Ich beispielsweise bin der schriftliche Typ, der schnelle Ideen oder Gedichte gerne mit der Hand festhält, längere Geschichten aber tippe ich lieber. Ich plane, aber nicht zu detailliert und am liebsten nur in meinem Kopf. Sobald ich den Plan zu genau aufgeschrieben habe, fehlt mir irgendwas. Solchen Feinheiten komme ich durch die Listen auf die Spur. Ich lerne tatsächlich kennen, wie ich schreibe, sehe Strukturen und weiß plötzlich auch, wie ich mich zu unliebsamen Aufgaben überwinden kann. Pausiere ich (zu) oft oder gar zu wenig? Tatsächlich vergesse ich im Schreibfluss gerne die Zeit und muss mir regelmäßige kleine Pausen setzten, damit ich mich nicht verliere.
Auch die Beispiele sind interessanter, als es auf den ersten Blick klingen mag. Natürlich sind sie oft etwas überzeichnet, aber gerade dadurch erscheinen die Probleme so umfassend. Und mehr als einmal habe ich Tendenzen auch bei mir entdecken können. Gerade die Dissertation wirkt beispielsweise wie ein riesen Berg, den ich mir mit kleinen Einheiten passierbar mache und gerade im Schreibfluss muss ich darauf achten, den roten Faden nicht zu verlieren. Andere Beispiele kenne ich aus der eigenen Erfahrung so gar nicht, aber umso mehr verstehe ich jetzt andere Autoren besser, die gerade dieses Problem haben. Bisher bin ich mit meinen Strategien immer gut zurechtgekommen und so viel Neues war in diesem Abschnitt für mein eigenes Schreiben vielleicht nicht dabei, aber gerade der Blick auf andere hat sich verändert und ist tatsächlich offener geworden.
Manche der Übungen, die in der Schreifitnessmappe vorgeschlagen werden, kenne ich bereits aus ihrem Seminar, aber auch aus der Autorenarbeit. Der Zeitstrahl beispielsweise, der mich meinen Kalender im Augen behalten lässt und Denkbilder, die gerade komplexe wissenschaftliche Themen herunterbrechen können. Aber auch viele Autoren, die ich kenne, haben Skizzen ihrer Figuren oder Handlungen. Der Schreibeinstimmer kann gerade denen helfen, die ja gerne schreiben würden, aber den Einstieg nicht finden. Das Problem kenne ich bisher noch nicht, wenn ihr ihn dafür mal ausprobiert habt, würde mich eure Meinung dazu interessieren. Und dann gibt es solche Übungen, die ich bereits lieben gelernt habe. Wortsprints, die im November beinahe täglich bemüht werden. Oder Schreibstaffeln, bei denen den Gedanken erst mal freien Lauf gelassen wird. Es gibt eine Zielfrage und vorgegebene Zeit. Manchmal kommt man dabei nicht zum Schluss und manchmal entdeckt man verborgene Wege. Das funktioniert nicht nur bei meiner Dissertation gut, sondern auch, wenn ich nicht genau weiß, was meine Figuren zu ihrem Ziel bringt. ES gibt Übungen, um den eigenen Stil zu finden oder zu lernen, Lücken zu lassen, um sie später zu füllen. Und auch die Überarbeitung hat Platz in der Schreibmappe, denn nicht nur Kritik zuzulassen müssen wir Autoren immer wieder neu lernen, auch konstruktiv mit ihr umzugehen.
Im Ganzen ist die Schreibfitnessmappe eine tolle alltägliche Begleitung. Viele der Übungen wandern schlicht ins tägliche Schreiben hinein. Und wenn ich einmal wirklich nicht weiterweiß, kann ich nachschauen, wie ich vielleicht den Leser besser erreiche, oder welchen Gedankengang ich brauche, um den Dialog zu gestalten. Wichtig ist mir dabei, dass Ulrike nie sagt: So machst du das. Vielmehr gibt sie die Hinführung zur eigenen Lösung und lässt meinem Schreib-Ich damit den nötigen Raum. Das macht wirklich Spaß und bringt mich tatsächlich weiter.