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Veröffentlicht am 08.09.2020

Politischer Umsturz vs. Liebe

Die sardische Hochzeit
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Leo hat einen riesengroße Dummheit begangen und muss nun die Konsequenzen tragen, denn er hat im Streit einen Faschisten getötet. Einzige Lösung : er muss "unsichtbar" werden und das gelingt ihm nur, wenn ...

Leo hat einen riesengroße Dummheit begangen und muss nun die Konsequenzen tragen, denn er hat im Streit einen Faschisten getötet. Einzige Lösung : er muss "unsichtbar" werden und das gelingt ihm nur, wenn er auf Sardinien für eine Weile untertaucht. Doch auch auf der Insel brodelt es wie in einem Hexenkessel, denn der Faschismus macht auch vor den Inselbewohnern nicht Halt. Leo begegnet Gioia, die eigentlich demnächst heiraten soll. Die nächste Krise ist vorprogrammiert....



Nach "Marina, Marina" entführt uns Grit Landau erneut nach Italien, lässt Ligurien und Sardinien mit ihrer lebhaften Erzählweise vor dem inneren Auge des Lesers mit allen Facetten der Schönheit der Natur zur Geltung kommen und schafft so die perfekte Kulisse für einen dramatische Liebe, die in den Wirren des Faschismus in den 1920er Jahren erblüht.

Der Roman überzeugt auch dieses Mal wieder mit hervorragender Recherchearbeit, man spürt das Faible der Autorin für Sardinien, denn mit sehr viel Liebe und dem Blick für kleine Details setzt sie die italienische Insel gekonnt in Szene.

Leider verliert Grit Landau den Fokus der Liebesgeschichte ein wenig aus den Augen, denn die Handlung wird von den politischen Ereignissen und der im Buch herrschenden Gewalt regelrecht erdrückt. Das zarte Pflänzchen Liebe bekommt keine Luft und verkümmert irgendwie, wird zur Nebenhandlung und verliert so die Strahlkraft. Der Roman büßt somit unglaublich viel Anziehungskraft ein, denn politisch Hetze und Blutvergießen ist jetzt nicht unbedingt das, was man nach dem Lesen des Klappentextes und des Titels vermuten würde. Es wirkt fast so, als möchte die Autorin einen Weckruf an ihre Leser schicken, denn die aktuelle politische Situation scheint ein Abbild der Szenerien ihres Buches zu sein. Manchmal muss man etwas riskieren und einen Schritt nach vorn wagen, auch wenn es aus Liebe ist - eine schöne Botschaft, die sie hier an ihre Leserschaft sendet.

Mir gefällt die Idee zum Buch sehr gut, aber in der Umsetzung liegt mir der Mittelpunkt zu sehr auf den geschichtspolitischen Ereignissen, sodass ich hier leider nur 3 Sterne vergeben kann.

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Veröffentlicht am 08.08.2020

There is no business like showbusiness

Mein Vater, John Lennon und das beste Jahr unseres Lebens
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Anton kehrt nach seinem Freiwilligendienst zurück in den Schoß der Familie, aber nichts ist mehr so, wie es vorher war. Die Fernsehkarriere seines Vaters , der Moderator der berühmten Buddy-Winter-Show, ...

Anton kehrt nach seinem Freiwilligendienst zurück in den Schoß der Familie, aber nichts ist mehr so, wie es vorher war. Die Fernsehkarriere seines Vaters , der Moderator der berühmten Buddy-Winter-Show, ist am Ende und sein Vater ebenfalls. Anton soll es richten und die Karriere seine Vaters wieder ankurbeln. Da in seinem Bekanntenkreis illustre Persönlichkeiten wie John Lennon, Yoko Ono, Jonny Carson und Co zu finden sind, sollte der Weg zurück ins Rampenlicht doch ein Leichtes sein. Doch je mehr Anton versucht, seinen Vater wieder zurück auf die große Bühne zu bringen, desto mehr stellt er sein eigenes Lebens in Frage...



Tom Barbach hat mir diesem Buch den großen Namen der 70er und 80er Jahre ein Denkmal gesetzt und lässt den Flair und den Zauber dieser Jahrzehnte durch sein Buch wehen. Gespickt mit den großen Namen von einst nutz er aber die Sprach- & Stilmittel von heute, um sich eloquent auszudrücken und so seine Szenen wirkungsvoll zu präsentieren.

Der Geist der Beatles wabert durch die Seiten und fasziniert den Leser - unweigerlich setzen sich die Hits der Fab Four als Ohrwurm fest und sind so ständiger Begleiter, wenn man Anton auf seinem Weg durch das Buch begleitet. Vom Schreibenden wird der Zeitgeist hervorragend eingefangen und wiedergegeben, die Grenze zwischen Realität und Fiktion verschwimmt vollkommen und so bewegt man sich mit Anton durch das New York der 80er, wird Zeitzeuge von politischen und gesellschaftlichen Ereignissen und lernt all die Persönlichkeiten kennen, die sich bei Winters die Klinke in die Hand geben.

Die Geschichte braucht zu Beginn einige Seiten, um so richtig in Fahrt zu kommen. Doch ist der Zug erst einmal in Gang gesetzt, ziehen die Bilder rasant an einem vorbei und man hat stellenweise das Gefühl, nicht richtig mitzubekommen, warum sich Anton jetzt im besten Jahr seines Lebens befindet. Da fehlen mir ein bisschen die Hintergründe und der Tiefgang, um so richtig zu verstehen, was ausgerechnet dieses Jahr zum Non-plus-Ultra auserkoren hat. Dieses Vorbeiziehen setzt sich leider auch im Schlussakkord fort, denn plötzlich ist der Roman zu Ende, ohne das man noch ein paar erklärende Hinweise des Autors bekommt. Es fühlt sich an wie abgeschnitten und mir fehlt ein bisschen der Durchblick.

Ansonsten ein gelungener Roman über eine innige Vater-Sohn-Beziehung, über den Weg zu eigenen Ich und eine Hommage an John Lennon.

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Veröffentlicht am 16.07.2020

Der Täter ist schneller entlarvt, als mir lieb ist

Letzte Spur: Ostsee
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Endlich Semesterferien und Chillen bei Oma - genauso stellt sich Johanna, genannt Ann, ihre Auszeit von Studium vor. Aber dass sie dabei einem Geheimnis, das 12 Jahre zurückliegt, auf die Spur kommt, das ...

Endlich Semesterferien und Chillen bei Oma - genauso stellt sich Johanna, genannt Ann, ihre Auszeit von Studium vor. Aber dass sie dabei einem Geheimnis, das 12 Jahre zurückliegt, auf die Spur kommt, das hätte sie nicht gedacht. Wer ist die junge frau, die ihr wie aus dem Gesicht geschnitten ist und warum ist sie damals verschwunden ? Je mehr Details Ann zusammenfügt, desto mehr fühlt sich der Täter in Bedrängnis und setzt fort, was der damals begonnen hat...



"Letzte Spur: Ostsee" ist der Auftakt einer neuen Krimi-Reihe an der der Ostsee, in der die angehende Journalistin Johanna unvermittelt in den Fokus einer Tat rückt, die eigentlich schon längst in Vergessenheit geraten ist. Ihre Nachforschungen als angehende Journalistin lassen mich den nötigen Biss vermissen und so bleibt alles doch recht vage bzw. lässt Ann andere die Arbeit für sich erledigen. Die Stimme im Kopf, die ihr immer wieder sagt, dass sie nicht gut genug für diesen Job sei, ist auch eher störend als hilfreich, deuten sie doch auch eine leichte Schizophrenie hin und die will so gar nicht zu dem Gelesenen passen.

Auch ist der Täter allzu schnell entlarvt, wird regelrecht auf dem Silbertablett serviert, obwohl die Autorin immer wieder versucht zurückzurudern und andere Möglichkeiten in Betracht zu ziehen. Doch ist der Leser erstmal auf diese Personen eingeschossen, so kommt man eben nicht mehr davon los und die Hinweise sind gar zu erdrückend und eindeutig.

Das geht sehr zu Lasten der Spannung, denn wenn ich schon nach gut einem Drittel des Romans weiß, wer hier der Böse ist, bleibt nicht viel Raum für eigene Ermittlungen, für das Zusammensetzen von einzelnen Puzzlestücken und Rätselraten - was ich sehr schade finde.

Die Schreibende versucht zwar immer wieder, durch neue Opfer und grausame Taten die Kurve zu kriegen, aber diese Einfälle sind eher ein Tropfen auf dem heißen Stein. Für den Beginn der Krimi-Reihe kann ich daher nur 3 Sterne vergeben und hoffe, dass die nachfolgenden Bücher mehr Thrill, mehr Spannung und Abwechslung zu bieten haben.

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Veröffentlicht am 12.07.2020

Das wunderbarste Märchen schreibt das Leben selbst (H.C. Andersen)

Das Antiquariat der Träume
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Ein Schiffsunglück reißt Johans große Liebe mit in die Tiefen der Ostsee und ab diesem Zeitpunkt bricht Johan alle Brücken zum alten Leben hinter sich ab. Er verschanzt sich regelrecht in seinem neuen ...

Ein Schiffsunglück reißt Johans große Liebe mit in die Tiefen der Ostsee und ab diesem Zeitpunkt bricht Johan alle Brücken zum alten Leben hinter sich ab. Er verschanzt sich regelrecht in seinem neuen Leben als Antiquar und Cafébesitzer. Als die Figuren aus seinen Büchern lebendig werden und Johan mit Sherlock Holmes, Pippi Langstrumpf und dem weißen Kaninchen Zwiesprache hält, wird es Zeit, getroffene Entscheidungen zu überdenken. Die literarischen Figuren spenden ihm nicht nur Trost, sie lenken Johan auch wieder zurück ins echte Leben. Doch ist es das, was Johan wirklich will ?



"Das Antiquariat der Träume" ist ein Märchen für Erwachsene, das mit teilweise recht skurrilen Figuren, schrägen Szenen und brillant angedachten Einfällen des Autors für wunderschöne Lesemomente sorgt.

Doch bis es dahin kommt, dass man sich vollkommen in die einzigartige Atmosphäre des Buches fallen lassen kann, vergeht unendlich viel Zeit, die mit langatmigen Dialogen und manchmal recht undurchschaubaren Szenen vom Autor geschildert werden. So verliert er sich zu Beginn des Buches in die ausführliche und sehr detailgetreue Vorstellung seiner Figur Johan, die auf der einen Seite als ehemals erfolgreicher Geschäftsmann vorgestellt wird, aber auf der anderen Seite schafft es Johan nicht, die einfachsten täglichen Entscheidungen zu treffen, um im Alltag zu bestehen. Das irritiert und macht stutzig, denn wie können diese zwei unterschiedlichen Wesenszüge in einer Brust schlagen ?

Zwar sind die Gespräche, die Johan mit den literarischen Figuren führt, schön zu lesen, aber irgendwie springt der Funke nicht so richtig über. Mir fehlt die Authentizität, die mich mit Johan mitfühlen und seine Geschichte miterleben lässt.

Die fast schon hyggelige Atmosphäre hüllt den Leser ein wie ein warmes , weiches Plaid, aber er wird immer wieder auf den kalten Boden der Tatschen zurückgestoßen, wenn die zähe Erzählung wieder aufgenommen und die ausufernde Schilderung der Nichtigkeiten vom Autor vorangetriebenen wird.

Dadurch, dass die eigentliche Handlung erst ziemlich zum Schluss einsetzt, geht viel Neugier, Begeisterung und Spannung im Verlauf des Romans verloren und führt dazu, dass man sich nach dem Ende des Buches sehnt.

Lediglich das letzte Drittel entschädigt für den vorher vermissten Lesegenuss und fasziniert den Leser mit magischen und märchenhaften Momenten.

Schade, ich hatte mir mehr erhofft.

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Veröffentlicht am 08.07.2020

Erinnert ein wenig an Poirot

Die Kreuzfahrt
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Carlas großer Traum, einmal als Violinistin auf den großen Bühnen dieser Welt zu spielen, zerschlägt sich jäh, als sie hinter das gut gehütete Familiengeheimnis kommt. Eine spontane Einladung ihres Vaters, ...

Carlas großer Traum, einmal als Violinistin auf den großen Bühnen dieser Welt zu spielen, zerschlägt sich jäh, als sie hinter das gut gehütete Familiengeheimnis kommt. Eine spontane Einladung ihres Vaters, mit der ganzen Familie und dem Geigenlehrer eine Kreuzfahrt Richtung Ägypten und Palästina zu unternehmen, entpuppt sich als Flucht vor dem immer größer werdenden Einfluss des Nazi-Regimes in Deutschland. Doch warum taucht ihr ehemaliger Verlobter auf dem Schiff auf ? Welche Rolle nimmt der deutsche Nachwuchs-Regisseur Uhl ein ? Carla weiß nicht mehr, wem sie noch trauen darf und fühlt sich gejagt, gehetzt, verfolgt...



"Die Kreuzfahrt" widmet sich dem Thema der aufkommenden Judenverfolgung in Deutschland 1936 und lässt den immer größer werdenden Einfluss der braunen Ideologien sehr dezent dosiert in die Geschichte einfließen.

Die Figuren, allen voran Carla, bewegen sich auf der historischen Schiffskulisse sehr unbeholfen und hölzern, wirken wie Pappfiguren ohne eigene Gedanken und Gefühle, denn sie können mich nur in wenigen guten Szenen von sich überzeugen. Die Szenen auf dem Schiff erinnern stark an Agatha Christies "Tod auf dem Nil" , aber im Vergleich zu dieser aufregenden und abwechslungsreichen Handlung schneidet dieser Roman eher mittelprächtig ab. Viele Ereignisse sind schon lange im voraus zu erahnen, nichts wird dem Zufall überlassen und wirkt daher sehr konstruiert.

Der Genre-Mix aus historischem Roman, Romanze und Krimi ist in der Grundidee gut angedacht, aber in der Umsetzung nicht ganz so gut gelungen. Die Sprünge zwischen den einzelnen Genres sind nicht fließend, sondern eher abgehackt, sodass die Übergänge zur eigentlichen Handlung bzw. Geschichte teilweise recht abrupt sind und die Vorgänge eher zerreißen, als sie zusammenzufügen.

Das doch eher offen gestaltete Ende lässt zwar genügend Raum für eigenes Kopfkino, aber für ein rundes, stimmiges Gesamtbild hätte ich mir hier schon noch den einen oder anderen erklärenden Satz gewünscht.

"Die Kreuzfahrt" ist eine ganz nett zu lesende Familiengeschichte, deren Potenzial leider nicht ganz ausgeschöpft wurde. Schade

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