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Veröffentlicht am 30.08.2020

Diesmal nur Mittelmaß - leider!

Schicksalssterne
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1910 Hannover. Als die jüdische Bankierstochter Mia Gutermann auf den adligen Offizier Julius von Gerstorf trifft, ist es für beide Liebe auf den ersten Blick. Aber der Erste Weltkrieg streckt schon seine ...

1910 Hannover. Als die jüdische Bankierstochter Mia Gutermann auf den adligen Offizier Julius von Gerstorf trifft, ist es für beide Liebe auf den ersten Blick. Aber der Erste Weltkrieg streckt schon seine Fühler aus, so dass das junge Paar mit dem Segen von Mias Vater Jakob nach Neuseeland auswandert, um dort ein Gestüt aufzubauen und Pferde zu züchten. Bald schon haben sich Mia und Julius in ihrer neuen Heimat eingelebt, doch dann bricht der Krieg aus, der auch im fernen Neuseeland seine Fühler ausstreckt und dem unschuldigen Paar zum Verhängnis wird. Der Spionage angeklagt werden Mia und Julius getrennt voneinander interniert, während das Schicksal des Gestüts nun in den Händen der jungen Wilhelmina liegt…
Sarah Lark hat mit „Schicksalssterne“ einen unterhaltsamen historischen Roman vorgelegt, der den Leser ins vergangene Jahrhundert zurückreisen lässt, um Mia und Julius durch eine schicksalsträchtige Zeit zu begleiten. Der eingängige und farbenfrohe Schreibstil führt den Leser vom biederen Hannover ins abenteuerliche Neuseeland, wo die Protagonisten sich alsbald eine Lebensgrundlage aufbauen. Die sehr ausführlichen Informationen über Pferde und alles, was mit ihnen zu tun hat, lassen die Geschichte phasenweise sehr langatmig werden und lenkt immer wieder von der eigentlichen Haupthandlung ab. Ebenso kam die Reise von Deutschland nach Neuseeland etwas zu kurz, denn solch eine Überfahrt war zur damaligen Zeit doch etwas Besonderes und nicht ganz ungefährlich. Die Autorin ist bekannt durch ihre Romane vor exotischer Kulisse, allerdings lässt sie diesmal eine intensivere Beschreibung des Handlungsortes nebst kulturellem Hintergrund und Lokalkolorit vermissen. Glaubhaft dargestellt sind dagegen die Anfeindungen, denen sich Deutsche im Ausland damals gegenüber sahen. Mit einigen Wendungen versucht die Autorin, die Spannung zu steigern, doch insgesamt plätschert die Geschichte mehr oder weniger vor sich hin, lässt sich zwar gut weglesen, besitzt jedoch kaum wirkliche Höhen.
Die Charaktere sind sehr unterschiedlich angelegt, während einige sehr detailliert und greifbar überzeugen können, wird bei anderen nur an der Schale gekratzt. Der Leser steht als Beobachtungsposten am Rand, denn wirkliche Nähe will leider nicht aufkommen. Mia ist zwar manchmal etwas naiv, strahlt aber einen Optimismus und eine Kraft aus, die man ihr gar nicht zutrauen würde. Sie stellt sich den Herausforderungen und gewinnt dadurch an Stärke und Mut. Julius wirkt dagegen völlig blass, schwächlich und aalglatt. Er ist zwar ein angenehmer Zeitgenosse, doch wirkt er oftmals wie ein Drückeberger. Er möchte immer den Weg des geringsten Widerstandes gehen, was im normalen Leben aber nicht funktioniert. Julius hätte einige Ecken und Kanten vertragen können. Wilhelmine ist eine Kämpfernatur, die ohne Rücksicht auf Verluste auf ihre Ziele hinarbeitet. Dieser Egoismus gepaart mit Hinterhältigkeit lässt sie nicht gerade zum Leserliebling avancieren.
„Schicksalssterne“ ist ein unterhaltsamer historischer Roman, der sich gut für zwischendurch eignet, wenn man keine großen Ansprüche stellt und zudem zu den Pferdeverrückten gehört, die jede Info darüber wie einen Schwamm aussaugen. Diesmal kann die Autorin nicht überzeugen, Nicht das beste Buch, allenfalls unterer Durchschnitt – eingeschränkte Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 23.08.2020

Eine wankelmütige Frau

Frau Beethoven
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1799 Wien. Die adlige 20-jährige Josephine von Brunsvik soll auf Wunsch ihrer Familie alsbald einen standesgemäßen Ehemann in der gehobenen Wiener Gesellschaft finden. Dazu gehört auch das wohlgefällige ...

1799 Wien. Die adlige 20-jährige Josephine von Brunsvik soll auf Wunsch ihrer Familie alsbald einen standesgemäßen Ehemann in der gehobenen Wiener Gesellschaft finden. Dazu gehört auch das wohlgefällige Klavierspiel, weshalb ihre Mutter Anna sie für Unterrichtstunden zu Ludwig van Beethoven schickt. Josephine ist nicht nur von seiner Musikalität beeindruckt, auch von Ludwig selbst fühlt sie sich angezogen. Die beiden verlieben sich ineinander, doch ist die Zeit noch nicht reif für eine standesübergreifende Beziehung. So bleibt Josephine nichts anderes übrig, als die Klavierstunden zu beenden und sich den Wünschen ihrer Familie zu beugen, den wesentlich älteren Grafen Joseph von Deym zu heiraten. Doch ihre Gefühle für Ludwig trägt sie weiter in ihrem Herzen. Als Witwe und Mutter von vier Kindern steht sie Ludwig fünf Jahre später wieder gegenüber…
Verena Maatmann hat mit „Frau Beethoven“ einen anrührenden historischen Roman vorgelegt, der auf der Grundlage belegter Personen eine fiktive Geschichte erzählt und die Gerüchte um Beethovens Muse weiter am Leben hält. Mit flüssig-leichtem, bildhaftem und gefühlvollem Erzählstil lädt die Autorin den Leser zu einer Zeitreise in die Vergangenheit ein, wo er sich im wunderschönen Wien an der Seite von Josephine niederlässt, um ihr Schicksal hautnah mitzuverfolgen. Dabei lässt die Autorin einen guten Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt ihrer Protagonistin zu, die als Kind ihrer Zeit vielen Konventionen unterworfen war und nicht selbstbestimmt leben konnte aufgrund der von der Gesellschaft gehegten Standesdünkel. Die Beziehung zwischen Josephine und Ludwig von Beethoven in diesem Romans entspringt zwar der Phantasie der Autorin, jedoch wird auf der Grundlage einiger Briefwechsel zwischen den beiden unter Historikern weitgehend davon ausgegangen, dass es eine engere Verbindung gegeben haben muss. Die Autorin hat sehr gut recherchiert und den historischen Hintergrund wunderbar mit ihrer Geschichte verwoben. Über diverse Zeitsprünge und Ortswechsel hält sie den Spannungsbogen auf gutem Niveau. Obwohl Maatmann Ludwig im Prolog zu Wort kommen lässt und damit die Neugier des Lesers auf die Handlung schürt, bekommt dieser im weiteren Verlauf leider keine Sichtweise Ludwigs präsentiert. Auch die Liebe zur Musik, die beide Protagonisten eint, kommt in der Handlung viel zu kurz, was sehr bedauerlich ist.
Die Charaktere sind differenziert ausgestaltet, besitzen realistische Ecken und Kanten, die sie greifbar machen, allerdings auch keine große Sympathie beim Leser erzeugen, der eher am Rand steht und das Treiben beobachtet. Josephine ist eine Frau, die sich aufgrund ihrer Herkunft den gesellschaftlichen Zwängen unterwirft und insgesamt sehr naiv sowie wankelmütig wirkt. Zweifelhafte Entscheidungen sowie die Unterdrückung eigener Wünsche lassen sie beim Leser eher schwach und kraftlos wirken. Ludwig ist ein talentierter Kopf, der sich vielmals unverstanden fühlt und deshalb oft schroff agiert. Seine Feinfühligkeit hält er vor der Welt verborgen, obwohl er gerade durch seine Briefe zeigt, wie emotional und poetisch er sein kann. Das Wissen um seinen Gehörverlust ist eine zusätzliche große Last für ihn, die so manch einen an den Rand des Wahnsinns getrieben hätte, Beethoven aber nur noch mehr angetrieben hat, die Musik in seinem Kopf zu Papier zu bringen und der Welt sein Genie zu beweisen. Therese ist Josephine eine unentbehrliche Schwester, die mutig, stark und selbständig agiert und die eigentliche Hauptrolle in diesem Buch verdient hätte.
„Frau Beethoven“ kann nur bedingt überzeugen, wenn es sich auch sehr gut lesen lässt. Als Protagonistin kann Josephine leider nicht überzeugen, während Ludwig in diesem Roman einfach zu kurz kam. Auch der Titel ist irreführend, denn Josephine war nicht die einzige Liebschaft Beethovens, sondern nur eine von vielen. Eingeschränkte Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 09.08.2020

Etwas zu viel des Guten

Alles, was ich dir wünsche
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Mia Moretti hat immer für die Malerei gelebt, ihre Kunst war das Wichtigste in ihrem Leben. Doch seit bei ihr eine Krebsdiagnose gestellt wurde, ist diese Liebe in der Versenkung verschwunden. Wie weggeblasen ...

Mia Moretti hat immer für die Malerei gelebt, ihre Kunst war das Wichtigste in ihrem Leben. Doch seit bei ihr eine Krebsdiagnose gestellt wurde, ist diese Liebe in der Versenkung verschwunden. Wie weggeblasen sind Inspiration und Leidenschaft, das ändert sich auch nicht nach ihrer Genesung, denn Mia kann die innere Angst vor neuen Rückschlägen nicht überwinden. Um ihr Leben endlich wieder in den Griff zu bekommen, gönnt sie sich eine Auszeit in der toskanischen Stadt Florenz, wo sie sich in eine WG einmietet. Mitbewohnerin Stella wächst ihr schon bald an Herz, denn diese versprüht solch eine Lebensfreude, der sich auch Mia nicht zu entziehen vermag. Die zufällige Begegnung mit Luca lässt Mias Herz schnell höher schlagen, für beide ist es schon bald die große Liebe. Doch wie das Leben so spielt, gilt es erneut, große Hürden zu überwinden und sich dem Schicksal zu stellen, bis das Glück zu einem kommt…
Vanessa Carnevale hat mit „Alles, was ich dir wünsche“ einen unterhaltsamen emotionalen Roman vorgelegt, der den Leser während der Lektüre auf eine Gefühlsachterbahn schickt. Der eingängige und gefühlsbetonte Erzählstil lädt schnell zum Eintauchen ein, so findet sich der Leser alsbald an Mias Seite wieder, erlebt mit ihr Höhen und Tiefen sowie nicht nur eine emotionale Reise zu sich selbst, sondern auch ins malerische Florenz, wo Geschichte und Romantik Hand in Hand gehen. Wenn man eine Krebsdiagnose bekommt, fällt man erst einmal in ein Riesenloch: die Gedanken drehen sich im Kreis und man blendet die Umwelt komplett aus. Die Autorin lässt dies ihre Protagonistin authentisch durchleben, nichts ist mehr wie vor der Diagnose, die Wichtigkeit der Dinge verschiebt sich von einer Sekunde auf die andere völlig. Die Gedanken- und Gefühlswelt von Mia ist hier glaubhaft eingefangen, die Ich-Perspektive gut gewählt, so dass der Leser sich gut in die Protagonistin hineinversetzen kann. Der Aufenthalt in Florenz ist bildhaft beschrieben und transportiert die nötige italienische Lebensfreude, die gleichzeitig für den behutsamen Neubeginn steht, dem Mia sich gegenüber sieht ebenso wie die Liebe, die ihr begegnet. Die allerdings neu aufkommenden Probleme sind schon fast zu viel des Guten, das Thema Krebs nimmt einigen Raum ein, weshalb zusätzliche Niederschläge eher wie unnötige Effekthascherei wirken.
Die Charaktere sind recht ansprechend gezeichnet, wirken menschlich, modern und glaubwürdig. Der Leser allerdings steht trotz der Ich-Perspektive eher am Rand, denn so einige Verhaltensformen der Protagonisten wirken eher aufgesetzt und überspannt, was deutlich macht, wenn jemand nur über Krebs und die Folgen schreibt, ohne ihn selbst erlebt zu haben. Mia ist eine talentierte Frau, die sich ein Leben ohne die Malerei nicht vorstellen kann. Sie drückt ihre Gedanken- und Gefühlswelt in ihren Bildern aus, doch ihre Erkrankung und deren Folgen möchte sie mit niemandem teilen. Sie hat sich irgendwie aufgegeben, braucht Mut und Stärke, um ihr Leben wieder in die Normalität zu bringen. Stella ist eine lebenslustige und fröhliche Frau, die andere zu überzeugen und zu begeistern weiß. Luca ist ein warmherziger und sympathischer Mann, der selbstlos und verliebt ist.
„Alles, was ich dir wünsche“ ist ein emotionaler Liebesroman, der leider zu oft auf die Tränendrüse drückt und den Leser durch ein Wechselbad der Gefühle jagt. Hier wurde zu viel Drama in wenige Seiten hineingepackt, so dass sie sich zum Wohlfühlen nicht mehr wirklich eignet. Eingeschränkte Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 08.08.2020

Ein Kind ihrer Zeit

Das Haus an der Grand Avenue
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1917 Oklahoma. Lydie und ihr älterer Bruder George wuchsen in ärmlichen Verhältnissen auf, doch durch glückliche Verbindungen werden sie von dem reichen Ölbaron Ernest Marland und seiner Frau Virginia ...

1917 Oklahoma. Lydie und ihr älterer Bruder George wuchsen in ärmlichen Verhältnissen auf, doch durch glückliche Verbindungen werden sie von dem reichen Ölbaron Ernest Marland und seiner Frau Virginia adoptiert. Dadurch erhalten die beiden Eintritt in die privilegierten Kreise und besuchen gute Schulen. Schon bald nach ihrer Adoption wird Virginia schwer krank, so dass Lydie immer mehr ihre Rolle bei gesellschaftlichen Ereignissen übernimmt. Aus der zufälligen Begegnung zwischen Lydie und dem angehenden Bohringenieur John Caldwell entwickelt sich schon bald eine tiefe Liebe, die dem Patriarchen Ernest ein Dorn im Auge ist. Er unternimmt alles erdenklich Mögliche, um diese Beziehung zu unterbinden, denn er selbst hat bereits ein Auge auf seine Adoptivtochter geworfen…
Joy Renner hat mit „Das Haus an der Grand Avenue“ einen kurzweiligen historischen Roman vorgelegt, der recht unterhaltsam ist und sich an wahre Begebenheiten anlehnt. Der flüssige Erzählstil lässt den Leser eine Zeitreise antreten und nach Ponca City reisen, um dort Lydies Schicksal zu verfolgen. Die Autorin hält sich in Bezug auf die Person Ernest Marland sehr an die historische belegten Tatsachen und spinnt ihre fiktive Geschichte drum herum. Die Geschichte wird in zwei Zeitebenen erzählt, wobei die Gegenwart der Handlung in der Vergangenheit einen Rahmen gibt und einen erfundenen Kreis schließt. Eigentlich hätte es der Gegenwartsebene nicht bedurft, sie kommt hier sowieso zu kurz und ist eher Effekthascherei. Viel interessanter sind die historisch belegten geschäftlichen Interessen Marlands und sein kompletter Sturz durch J.P. Morgan während der Weltwirtschaftskrise. Marland lebte auf großem Fuß und warf mit dem Geld nur so um sich, ob durch größenwahnsinnige Bauten oder beim Spielen. Die Rolle der Frau wird ebenfalls in diesem Roman thematisiert und welche Rechten und Pflichten sie hat. Zudem spielt auch die zweierlei Maßmessung in Bezug auf die Partnerfindung eine größere Rolle, die allerdings eher Unverständnis hervorruft. Die Handlung selbst plätschert leider eher vor sich hin, Spannungsmomente werden hier vergebens gesucht.
Die Charaktere sind eher oberflächlich skizziert, hier fehlt es eindeutig an etwas mehr Wärme und Gefühl, um glaubhaft zu sein. So findet sich der Leser eher am Rand der Szenerie wieder auf Beobachtungsposten. Lydie und ihr Bruder George haben mit der Adoption durch die Marlands einen Sechser im Lotto erhalten. Während George eher eine Randfigur abgibt, ist Lydie neben Ernest die zentrale Person. Lydie ist jung, lebenslustig, offen, freundlich und oftmals leider auch sehr naiv. Das ändert sich mit ihrem Alter, doch kann sie sich nicht gegen ihren Adoptivvater durchsetzen, verpasst immer wieder die Chance, ihr Glück zu finden. Ernest ist ein aufgeblasener und berechnender Mann, der alle Strippen in der Hand halten will, wobei er leider so einfältig wie dumm ist, sich von J.P. Morgan über den Tisch ziehen zu lassen, während er sich allzu sehr in Lydias Leben einmischt und dabei auch nicht vor Unterschlagung zurückschreckt. John ist ein sympathischer, ehrgeiziger und treuer Mann, der seine Prinzipien hat. Virginia hat ihren Mann durchschaut und muss sich deshalb auf dem Abstellgleis wiederfinden.
„Das Haus an der Grand Avenue“ mischt historische Fakten mit einer Liebesgeschichte. Kurzweilige und unterhaltsame Lektüre ohne größere Ansprüche. Für zwischendurch ganz angenehm.

Veröffentlicht am 02.08.2020

Finale mit Schwächen

Zeiten des Sturms (Sheridan-Grant-Serie 3)
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Die 21-jährige Sheridan Grant hat vor vier Jahren nach einem Massaker ihres Stiefbruders Nebraska und der Willow Creek Farm ihrer Adoptivfamilie den Rücken gekehrt und ist im Begriff, den reichen Chirurgen ...

Die 21-jährige Sheridan Grant hat vor vier Jahren nach einem Massaker ihres Stiefbruders Nebraska und der Willow Creek Farm ihrer Adoptivfamilie den Rücken gekehrt und ist im Begriff, den reichen Chirurgen Paul Sutton zu heiraten. Obwohl Paul sie auf Händen trägt, ist sie sich nicht sicher, ob es das ist, was sie wirklich will. Als sie entführt wird und entkommt, beschließt sie, nach Nebraska zu reisen, um sich über vieles klar zu werden, ihre Adoptivfamilie wiederzusehen und sich der Vergangenheit zu stellen…
Nele Neuhaus hat mit „Zeiten des Sturms“ den letzten Band um Sheridan Grant vorgelegt, der wieder einmal mit einigen Spannungsmomenten und einem rasanten Tempo punkten kann. Der flüssig-farbenfrohe Erzählstil der Autorin legt im Kopf des Lesers schon beim Einstieg einen Schalter um und lässt ihn an Sheridans Seite schlüpfen. Wie in einem Film beobachtet man die junge Frau dabei, wie sie sich durchs Leben kämpft, sich durch ihre innere Zerrissenheit mit sich hadert und doch den Mut aufbringt, sich mit ihrer doch recht ereignisreichen Vergangenheit zu konfrontieren, die immer noch ihr Leben und ihre Verhaltensweisen bestimmt. Wer die Vorgängerbände kennt, hat sich in diesem Band so einige Reflexionen innerhalb der Familie gewünscht, was leider nicht der Fall war. Die Geschichte ist zwar spannend, plätschert aber irgendwie vor sich hin. Mit überraschenden Wendungen will Neuhaus nicht nur das Tempo innerhalb der Geschichte anziehen, einige Dinge wirken leider sehr konstruiert, so dass die Glaubwürdigkeit darunter leidet, zumal so einige Klischees bedient werden. Schade, hier wäre weniger eindeutig mehr gewesen, zumal eine Auseinandersetzung mit den Ereignissen der Vergangenheit wirklich wichtig gewesen wäre, damit alle endlich mal mit den Dingen abzuschließen können.
Die Charaktere wurden weiter entwickelt, so dass sie glaubwürdig und realistisch rüberkommen. Trotzdem steht der Leser am Rande, um die Szenerie zu betrachten. Für ihr Alter wirkt Sheridan recht weise, doch wenn man ihre Geschichte kennt, verwundert das nicht. Sie ist eine mutige und ehrliche Frau, die sich den Dingen stellt und nicht davor zurückschreckt oder sich verkriecht. Nikolas Walker ist ein gestandener Kerl, der schon so einiges erlebt hat und sich nicht so schnell einschüchtern lässt. Paul Sutton wirkt liebevoll, doch ist Sheridan für ihn eher eine Trophäe denn eine Partnerin. Jasper Hayden ist Sheridan ein guter Freund, auf den sie sich verlassen kann. Aber auch Protagonisten wie Horatio haben einen Anteil am Unterhaltungswert der Geschichte.
Mit „Zeiten des Sturms“ ist der Abschied von Sheridan Grant gekommen. Etwas mäßiger als die Vorgängerbände, doch immer noch mit einem kurzweiligen und unterhaltsamen Lesetempo und genügend Ereignissen, die den Leser an die Seiten fesseln, auch wenn so einiges nicht ganz passt. Verdiente Leseempfehlung!