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Veröffentlicht am 06.09.2020

Spannend - mystisch - gut

Das Gewissen der Toten
1

„Das Gewissen der Toten“ von Joy Ellis: Mein erstes Mal – mein erstes Hörbuch. Zunächst ist die Stimme wichtig. Kann der Sprecher mich mitnehmen? Ja, Uve Teschner kann das. Ich lehne mich also ...

„Das Gewissen der Toten“ von Joy Ellis: Mein erstes Mal – mein erstes Hörbuch. Zunächst ist die Stimme wichtig. Kann der Sprecher mich mitnehmen? Ja, Uve Teschner kann das. Ich lehne mich also zurück und höre zu – genieße das für mich neue Gefühl. Einfach eintauchen ins Buch, in die Geschichte.

Carter McLean ist der einzige Überlebende eines Flugzeugabsturzes, seine vier besten Freunde sterben. Für jeden der Toten beschließt er als letzten Freundschaftsdienst, eine offene Rechnung zu begleichen…

Die Explosion – das Flugzeug – der Absturz und der Sprung aus dem Wrack sind gut nachvollziehbar. Hier springt mein Kopfkino sofort an. Ich sehe sie alle vor mir: Tom, Matt, Ray und Jack. Und Carter, der den Sprung aus über drei Meter schon hinter sich hat.

Der Auftakt war sowas von spannend, ich konnte mich direkt in Carter hineinversetzen, war total verzweifelt ob dieser misslichen, ja aussichtslosen Lage. Dann die Stimmen: Und diese mystische Stimmung hatte wieder ganz was eigenes, aber durchaus realistisch Vorstellbares. Nach so einem Erlebnis als einzig Überlebender muss man diese Tragik erst einmal verkraften. Dieser teilweise schon surreale Abschnitt ist sowas von gelungen.

Nachdem Carter sich einigermaßen aufgerappelt hat, will er wieder zurück in den Polizeidienst, um hier zu erfahren, dass Jackmann und Evans im Fall der vermissten Frau seines besten Freundes ermitteln. Natürlich kann er nicht einfach still daneben stehen! Auch hier war ich „drin“, auch in den anderen Handlungssträngen. Alles in allem gut nachvollziehbar und trotzdem musste ich immer wieder umdenken, den Irrweg verlassen. Aber genau so soll es sein, um Dramatik und Nervenkitzel zu erzeugen.

Ein Thriller, der immer wieder überraschende Wendungen vollzieht. So mag ich das, will bis zum Ende im Dunkeln tappen. Der Autorin ist das wohl gelungen, das überraschende Ende habe ich so nicht erwartet.

Dieses Hörbuch habe ich sehr genossen, was wohl auch am Sprecher liegen mag, die Story hat es aber schon in sich. Sehr gerne empfehle ich diesen rasanten Thriller weiter.

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Veröffentlicht am 16.08.2020

Rasant, spannend, beklemmend

Lazarus
1

„Lazarus“ - ein neuer Fall des Autorenduos Lars Keppler.

Jurek Walter, der gefährlichste Serienmörder Schwedens, wurde vor Jahren für tot erklärt. Aber jetzt sieht alles danach aus, dass er dennoch ...

„Lazarus“ - ein neuer Fall des Autorenduos Lars Keppler.

Jurek Walter, der gefährlichste Serienmörder Schwedens, wurde vor Jahren für tot erklärt. Aber jetzt sieht alles danach aus, dass er dennoch überlebt hat. Als in der Wohnung eines Grabschänders der Schädel von Joona Linnas toter Ehefrau entdeckt und eine perfide Mordserie aus ganz Europa gemeldet wird, ahnt Joona Linna: Der Albtraum ist nicht zu Ende.

Joona Linna hat den untrüglich siebten Sinn, wenn es um Jurek Walter geht. Er weiß, wie gefährlich er ist und er wusste immer, dass seine Kollegin Saga Bauer ihn damals nicht getötet hat, auch wenn ihm keiner glaubt. Die drei Ratschläge von ihm: Erstens… versuche nicht, mit ihm zu sprechen, ihn zu verhaften… bringe ihn sofort um. Zweitens… er ist nicht allein… Drittens… er hält sich nicht an Absprachen… wird dir alles nehmen… Niemand kennt diesen grausamen Mörder so gut wie Joona.

Ein Spiel für Jurek Walter möchte ich fast sagen. Und ein Wettlauf mit der Zeit für Joona und Saga. Spannend, grausam, brutal, nichts für schwache Nerven. In der Story war ich gleich drin und zu Anfang konnte ich das Buch auch noch mal zur Seite legen, aber je weiter ich gelesen habe, desto mehr musste ich dran bleiben. Das Ganze wurde zunehmend rasanter, beklemmender. Die Story steigert sich – fast nicht auszuhalten.

Ich kenne zwar nicht die ganze Reihe, aber auch wenn man neu hier einsteigt, hat man bald ein Gespür für die einzelnen Figuren, gut wie böse. Ein wieder mal gut geschriebener, Spannung erzeugender Thriller.

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Veröffentlicht am 10.08.2020

Schräger Kriminalroman

Ein abgezockter Sauhund
1

Samson Simek ist ganz unten, da kommt ihm ein Job von Stani, den er schon ewig kennt wie gerufen. Er soll für ihn einen alten Kumpel aufspüren. Doch den hat es erwischt und bald jeder der Halbweltgrößen ...

Samson Simek ist ganz unten, da kommt ihm ein Job von Stani, den er schon ewig kennt wie gerufen. Er soll für ihn einen alten Kumpel aufspüren. Doch den hat es erwischt und bald jeder der Halbweltgrößen ist auf der Jagd nach seiner letzten Diebesbeute. Samson kämpft ohne Regeln – und riskiert dabei nicht nur das eigene Leben.

Der Titel ist Programm, erzählt doch der Münchner Kleinkriminelle Samson seine Geschichte, sein Leben und Überleben. Mit der Arbeit steht er seit jeher auf Kriegsfuß – na und? Es geht auch so. Ja, ein Kriminalroman ist das. Und was für einer. Er nimmt den Leser mit in eine für viele doch fremde Welt. Roland Krause beschreibt mit viel Lokalkolorit und schelmischem Unterton seinen Sauhund. Auf höchst amüsante Weise habe ich die Protagonisten kennen- und einschätzen gelernt. So manches Mal musste ich schmunzeln, konnte mir einen Lacher nicht verkneifen. Trotzdem: Es war schon bitterer Ernst, was da alles an Gaunereien getrieben wurde: Ganovenehrenwort. Es gab Mitläufer und Befehlsempfänger und solche von der harten Sorte a la Thyla.

Ein Schreibstil, an den man sich erst gewöhnen muss. Ich war aber schnell drin und habe diese blutrünstige Geschichte durchaus genossen.

Gerne empfehle ich diesen „abgezockten Sauhund“ weiter. Sollte man unbedingt lesen!

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Veröffentlicht am 09.08.2020

Vom Abschied nehmen - sehr schön erzählt

Das Leben ist ein wilder Garten
1

„Das Leben ist ein wilder Garten“ von Roland Buti erzählt über das Leben in all seinen Schattierungen:

Carlos Leben gerät in Aufruhr, als seine Frau mitsamt der gemeinsamen Tochter ihn verlässt ...

„Das Leben ist ein wilder Garten“ von Roland Buti erzählt über das Leben in all seinen Schattierungen:

Carlos Leben gerät in Aufruhr, als seine Frau mitsamt der gemeinsamen Tochter ihn verlässt und seine Mutter aus heiterem Himmel verschwindet. Agon, sein Hilfsgärtner aus dem Kosovo, eine sensible Seele in einem massigen Körper, wird aus heiterem Himmel zusammengeschlagen. Gemeinsam mit ihm macht er sich auf die Suche und entdeckt nicht nur die Natur und die Menschen um ihn herum neu, sondern kommt in einem Grandhotel am Berg der Vergangenheit seiner Mutter auf die Spur…

Dieses leise, voller Zuversicht erzählte Kapitel aus Carlos Leben blickt zurück, schaut nach vorne und schließt endgültig ab. Die Endgültigkeit des Alleinseins wird ihm bewusst – Ana ist weg, seine Tochter hat in London ihr eigenes Leben und dann ist auch noch seine Mutter aus dem Heim verschwunden. Roland Buti zeichnet einen Lebensabschnitt nach, in dem es um das gegenseitige Verstehen, um loslassen und neu orientieren geht. Es geht um Hoffnung, um wiederentdeckte Zweisamkeit. Es geht um das Leben an sich, die Vergangenheit und Neubeginn.

Was ich vermisst habe, war das Leben von Carlos Mutter, da habe ich mir wesentlich mehr erwartet. Es ist zu sehr im nebulösen geblieben, war für meine Begriffe eher immer am Rande skizziert. Mir kam es eher so vor, dass er sich nicht so sehr für sie interessiert hat, er wollte auch gar nicht viel wissen von ihren Erzählungen, ihren Erinnerungen: „Du hast noch nie einen Fuß auf afrikanischen Boden gesetzt.“

Sehr gut gefallen haben mir diese lose Aneinanderreihungen, diese Abschweifungen, welche aber immer stimmig waren. Er war mit Ana am See und plötzlich kommt gedanklich sein Vater mit seinen Wegemarkierungen daher. Der Autor versteht es meisterhaft, eine längst vergangene Episode in das hier und jetzt erlebte einzuweben. Das Buch sollte man nicht so nebenbei lesen, sollte sich Zeit nehmen und Zeit lassen, denn dann ist man mittendrin und kann diesen Gedankensprüngen gut folgen. Es ist voller Emotionen, spürt Stimmungen nach, lässt den Leser den Zauber des Augenblicks erleben in einer harmonischen, aber dennoch unwiederbringlichen Atmosphäre der Endgültigkeit.

Das Buch hat mich gut unterhalten. Empfehlen kann ich es uneingeschränkt all jenen, die eher die leisen Töne bevorzugen oder diese gerne zwischendurch lesen.

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Veröffentlicht am 06.08.2020

Gelungener Auftakt

Die Wunderfrauen
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„Die Wunderfrauen. Alles was das Herz begehrt“ ist der erste Band der Wunderfrauen-Trilogie. Stephanie Schuster verwebt vier bewegende Frauenschicksale zu einem Panorama der Wirtschaftswunderjahre ...

„Die Wunderfrauen. Alles was das Herz begehrt“ ist der erste Band der Wunderfrauen-Trilogie. Stephanie Schuster verwebt vier bewegende Frauenschicksale zu einem Panorama der Wirtschaftswunderjahre und des gesellschaftlichen Neubeginns.

Vier Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, lernen sich kennen und kommen sich mit der Zeit näher. Louise, die nach dem Tod ihrer Schwiegermutter deren Wohnung in ihren Traum – einen eigenen Laden – verwandelt. Marie, die aus ihrer Heimat vertriebene, die auf dem Hof von Louises Bruder ein neues Zuhause findet. Helga, die Rebellin, flieht förmlich aus ihrem begüterten Elternhaus und Annabel, die Frau Doktor, wie man damals noch ehrfürchtig sagte, obwohl ihr Mann der Arzt war. Diese vier Frauen begleitet der Leser im ersten Teil der Wunderfrauen-Trilogie „Alles, was das Herz begehrt“.

Stephanie Schuster hat diesen ganz und gar unterschiedlichen Frauen viel Leben eingehaucht. Wenn ich da mal die zupackende Louise nehme – wie ein Fels in der Brandung. Sie hadert nicht mit ihrem Schicksal, nimmt es an. Und geht weiter ihren Weg. Ihr Mann unterstützt sie, fängt sie in schlechten Momenten auf. Heile Welt – meint man! Jede der vier hat ihren ganz eigenen Charakter. Die Autorin versteht es, die ganz unterschiedlichen Eigenschaften hervorzuheben, beschreibt sehr anschaulich deren Gefühle, fängt ihre Stimmungen ein und begleitet ihre Figuren ein Stück ihres Weges. Beim Lesen fühlt man sich mittendrin, als ob man direkt dazugehört. Die Wirtschaftswunderjahre, die lieben Mitmenschen – von neugierig, raffsüchtig bis gehässig beschreibt sie sehr treffend diese Starnberger Gemeinschaft.

Ich habe mich gut unterhalten gefühlt, einfach mal die Nacht zum Tage erklärt, um diese in sich verwobenen Geschichten dieser vier unterschiedlichen, aber starken Frauen möglichst schnell zu kennen. Eine Zeitreise - beginnend in den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts.

Ein starker Auftakt in die Trilogie der Wunderfrauen, den ich sehr gerne weiterempfehle.

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