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Veröffentlicht am 15.09.2016

Abenteuer und Intrigen im Frankenreich

Ein Elefant für Karl den Großen
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Dirk Husemann hat, inspiriert von einer wahren Begebenheit, einen Roman verfasst, der abenteuerliche Reisen durch das frühmittelalterliche Frankenreich zum Inhalt hat.

Wir schreiben das Jahr 802: Der ...

Dirk Husemann hat, inspiriert von einer wahren Begebenheit, einen Roman verfasst, der abenteuerliche Reisen durch das frühmittelalterliche Frankenreich zum Inhalt hat.

Wir schreiben das Jahr 802: Der Jude Isaak von Köln ist in einer ganz besonderen Mission unterwegs. Im Auftrag des Kalifen von Bagdad soll er eine Reihe von Geschenken an Karl den Großen überreichen – darunter neben vielen anderen Kostbarkeiten auch ein lebender Elefant, ein beeindruckender Koloss, der überall, wo er auftaucht, für Aufregung sorgt. Isaak und seine Begleiter, vier Araber und der sächsische Sklave Thankmar, haben einen weiten Weg vor sich und es stellt sich als gar nicht so leicht heraus, einen Kaiser zu treffen, der wegen der drohenden Kriegsgefahr ständig durchs Land ziehen muss.
Auch zwei Frauen sind auf der Suche nach Karl. Die Nonne Imma und die Novizin Adelind sind die einzigen Überlebenden eines Überfalls auf ihr Kloster und die einzigen, die wissen, dass dieser andere Hintergründe hatte als es scheint.

Die Komposition dieses Werkes ist durchaus gelungen, es wird immer wieder aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt, was für eine gewisse Dynamik sorgt. Dabei entsteht einige Spannung und es gibt ein paar überraschende Wendungen.

Dennoch wollte bei mir der Funke nicht recht überspringen. Das liegt zum einen daran, dass es in der Handlung zu viel Hin und Her gibt, kaum ist ein Ereignis abgehandelt, wird schon das nächste geschildert, wobei ein unangenehmes oder gefährliches Erlebnis auf das nächste folgt. Sicher ist das für die damalige Zeit nicht unrealistisch, ich hätte es allerdings besser gefunden, öfters länger in einer Situation zu verweilen bzw „ruhigere“ Szenen einzufügen, um die Hintergründe des Geschehens ausleuchten zu können.

Vor allem aber hatte ich Schwierigkeiten, mit den Protagonisten warm zu werden, sie werden zu distanziert dargestellt und es ist keine wirklich sympathische Person darunter, was es schwer macht, sich in sie hineinzuversetzen oder mitzufühlen.

Alles in allem also trotz des sehr interessanten Themas nur ein mittelmäßiger historischer Roman.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Interessantes Thema, aber zu ausufernde und wiederholende Darstellung

Wohlstand und Armut der Nationen
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Das Thema dieses Buches ist sicher interessant und man merkt, dass der Autor auf seinem Gebiet über umfangreiche Kenntnisse verfügt.

Er setzt mit seinen Ausführungen im Wesentlichen zu der Zeit der großen ...

Das Thema dieses Buches ist sicher interessant und man merkt, dass der Autor auf seinem Gebiet über umfangreiche Kenntnisse verfügt.

Er setzt mit seinen Ausführungen im Wesentlichen zu der Zeit der großen Europäischen Entdeckungsfahrten im ausgehenden 15. Jahrhundert ein und verfolgt dann die Wirtschafts- (und bisweilen auch Sozial)geschichte diverser Länder, um daraus Erklärungen dafür abzuleiten, warum manche Gegenden wirtschaftlich um so viel besser dastehen als andere.
Er kommt dabei immer wieder zu denselben Schlussfolgerungen: Die wirtschaftliche Entwicklung wird beispielsweise gefördert durch ein Gesellschaftssystem, in dem das Recht auf Eigentum und sonstige individuelle Freiheiten garantiert sind, Ehrgeiz und Fleiß belohnt werden und eine auf wissenschaftlichen Prinzipien beruhende Auseinandersetzung mit der Umwelt gefördert wird. Negativ wirken sich dagegen beispielsweise ständige Unterdrückung der Untertanen oder eine zu starke Abschottung nach außen aus. Usw…

Der Autor ist dabei durchaus bereit, auch Ansichten zu zitieren, die von seiner Meinung abweichen (dies muss man jedenfalls positiv hervorheben, ist es doch auch bei „wissenschaftlichen“ Werken längst keine Selbstverständlichkeit), eine tiefergehende Auseinandersetzung mit verschiedenen Argumenten oder ein Hinterfragen der eigenen Position findet aber nicht statt.
Das Buch besteht vielmehr zum größten Teil aus einer Aneinanderreihung von diversen Informationen gespickt mit dem ständigen Wiederholen der immer gleichen Aussagen. Dadurch wird die Lektüre zunehmend mühsam und es fällt oft schwer, den roten Faden im Auge zu behalten.

Weiters muss noch darauf hingewiesen werden, dass die Originalausgabe dieses Werkes schon 1998 erschienen ist, die darin verarbeiteten Informationen also nicht auf dem aller-neusten Stand sind. Dies hat allerdings relativ wenig Einfluss auf die Aktualität, an den wesentlichen Entwicklungslinien dürfte sich seither nicht viel verändert haben.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Geschichte ohne Höhepunkte vor beliebigem Hintergrund

Byzanz
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Das Thema dieses Buches wäre sicher interessant, wenngleich das einstmals stolze Byzantinische Reich zu dem Zeitpunkt, an dem die Handlung einsetzt, bereits im Untergang begriffen, praktisch nur mehr auf ...

Das Thema dieses Buches wäre sicher interessant, wenngleich das einstmals stolze Byzantinische Reich zu dem Zeitpunkt, an dem die Handlung einsetzt, bereits im Untergang begriffen, praktisch nur mehr auf die Stadt Konstantinopel beschränkt und von der zunehmenden Ausdehnung der türkischen Herrschaft bedroht ist.
Als Hauptfiguren treten zwei Männer auf, die das Schicksal ihrer Heimatstadt auf unterschiedliche Weise beeinflussen: Loukas Notaras, der sich in erster Linie als Kaufmann sieht, sich aber dennoch immer wieder in politische Ränkespiele hineinziehen lässt, und Fürst Alexios Angelos, der davon träumt, dem schwachen Geschlecht der Palaiologen als neuer Kaiser nachzufolgen.
Die in der Inhaltsangabe groß angekündigte Eirene ist dagegen nur zu Beginn wirklich wichtig, danach tritt sie bestenfalls als Nebenfigur in Erscheinung.

Obwohl die Geschichte streckenweise durchaus ansprechend ist, konnte mich der Roman nicht wirklich fesseln. Zwischendurch kommt zwar immer wieder etwas Spannung auf, die entsprechenden Kapitel sind dann aber zu schnell wieder abgehakt und die Handlung tritt über weite Strecken mehr oder weniger auf der Stelle.
Die Protagonisten entwickeln sich, trotzdem sich das Ganze über mehrere Jahrzehnte hinzieht, kaum weiter und es gibt keine wirklichen Höhepunkte oder Überraschungen.

Außerdem wird das Potential, das in den interessanten Schauplätzen läge, nicht ausgeschöpft. Es kommen eine Reihe exotischer Orte vor, nähere Beschreibungen der damaligen Lebensweisen, von Landschaften etc fehlen aber, sodass eine Szene, die in einem Sultanspalast spielt, beispielsweise genauso gut in einer englischen Burg angesiedelt sein könnte.

Alles in allem also leider ein enttäuschender Roman, der die vom Titel geweckten Erwartungen nicht erfüllen kann.

Veröffentlicht am 09.08.2020

Originelle Idee, jedoch viele ärgerliche Fehler

Evolution
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Die Grundidee dieses Romans ist originell. Deshalb ist er mir auch gleich aufgefallen, obwohl Science Fiction sonst nicht zu meinen bevorzugten Genres gehört.
Hier wird die ganze Geschichte der Menschheit ...

Die Grundidee dieses Romans ist originell. Deshalb ist er mir auch gleich aufgefallen, obwohl Science Fiction sonst nicht zu meinen bevorzugten Genres gehört.
Hier wird die ganze Geschichte der Menschheit erzählt – vom Auftauchen der ersten Primaten während der letzten Tage der Dinosaurier bis weit in die Zukunft. Jedes Kapitel spielt zu einer anderen Zeit und stellt andere Protagonisten in den Mittelpunkt.

Das funktioniert grundsätzlich sehr gut. Zwar besteht ein ziemlich großer Teil der Handlung aus Szenen über Gewalt und Tod. Dennoch ist es interessant, den diversen Entwicklungen zu folgen und zu beobachten, wie Lebewesen sich an wechselnde Umweltbedingungen anpassen.
An sich dürfte der Autor auch einige Mühe auf der Recherche verwendet haben. Gewisse dichterische Freiheiten sind ihm selbstverständlich zuzugestehen, insbesondere, da ja viele Aspekte der Menschwerdung (etwa die Ausbildung des Bewusstseins) auch unter Experten umstritten sind. Und was die Nachkommen der Menschen in 500 Mio Jahren betrifft, ist man ohnehin auf Spekulationen angewiesen.
Es werden jedoch auch immer wieder Aussagen getroffen, die schlicht falsch oder unsinnig sind – beispielsweise, dass sich Possums (Beuteltiere!) aus Primaten entwickelt hätten (Seite 148) oder Haie keine Wirbeltiere seien (Seite 243), um nur zwei Beispiele zu nennen. Natürlich handelt es sich hier um einen Roman, kein Sachbuch. Doch derart eklatante Fehler, die auch ohne besondere Vorkenntnisse ins Auge springen, müssen dennoch nicht sein.
Dazu kommen noch viele Sätze, die grammatikalisch falsch oder zumindest fragwürdig sind. Was freilich an der Übersetzung liegen könnte.

Auch der „wissenschaftliche Anhang“ von Uwe Neuhold kann den Eindruck von diesem Werk nicht wesentlich verbessern. Er gibt zwar einen aktuellen Überblick des Evolutionsgeschehens, befasst sich dann allerdings für meinen Geschmack zu ausführlich mit der fernen Zukunft des Menschen, wobei er Themen wie Epigenetik, Cyborgs etc erörtert, die mit dem Inhalt des Romans kaum bis gar nichts zu tun haben.

Obwohl ich die Herangehensweise des Autors faszinierend finde, kann ich dieses Buch daher leider nicht weiterempfehlen. Für Leute, die sich zuvor noch nicht näher mit Evolution bzw Biologie im Allgemeinen befasst haben, könnte es sogar „gefährlich“ sein, bleiben so doch vielleicht manche falschen Vorstellungen hängen.

Auch unter dem Aspekt des Unterhaltungswertes ist es nur durchschnittlich. Es wird zwar hin und wieder etwas Spannung erzeugt und es ist wie gesagt interessant, sich in die verschiedenen Schauplätze und Zeiten hineinzudenken. Wirklich fesseln kann die Lektüre allerdings nicht.

Veröffentlicht am 06.01.2020

Wenig Neues, dafür viel zum Thema Quellenschutz

Die Ibiza-Affäre
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Das Ibiza-Video mit all seinen Folgen hält die österreichische Politik seit Mai in Atem. Da konnte es natürlich nicht ausbleiben, dass die Aufdecker dieser Affäre die dadurch ausgelöste Aufmerksamkeit ...

Das Ibiza-Video mit all seinen Folgen hält die österreichische Politik seit Mai in Atem. Da konnte es natürlich nicht ausbleiben, dass die Aufdecker dieser Affäre die dadurch ausgelöste Aufmerksamkeit mit einem eigenen Buch ausschlachten.

Dessen grundsätzlicher Aufbau hat mir durchaus gut gefallen. Die Kapitel befassen sich abwechselnd mit dem Inhalt des Videos (bzw der Videos) und mit den Aktivitäten der Journalisten vor dessen Veröffentlichung sowie den Nachwirkungen.
Hinsichtlich des ersten Punktes gibt es erwartungsgemäß keine wirklichen Neuigkeiten, es ist aber doch interessant, die Geschehnisse in dieser berühmt gewordenen Villa nochmal ausführlich und in ihrem zeitlichen Ablauf dargestellt zu sehen.
Der Rest wird jedoch mitunter zu sehr mit Nichtigkeiten aufgebauscht und verweist ansonsten überall, wo es wirklich spannend werden würde, auf die Bedeutung des Schutzes der Quelle, was mit der Zeit nervt. Es hätte wohl genügt, am Anfang und eventuell nochmal am Ende des Buches darauf hinzuweisen, dass aus Gründen des Quellenschutzes gewisse Dinge nicht bekannt gegeben werden dürfen – und diese dann einfach gar nicht anzusprechen.

Außerdem sind die Ausführungen ziemlich trocken, trotz der zum Teil „dramatischen“ Ereignisse. Normalerweise stört mich dies bei einem Sachbuch weniger. Da es sich bei den Autoren um Journalisten handelt, hätte ich hier aber doch einen lebendigeren Stil erwartet.