Streckenweise eintönige Tour durch die Geschichte des Alphabets
Die Erfindung des Alphabets, also eines Schriftsystems, bei dem (im Idealfall) jedes Zeichen einen bestimmten Laut der gesprochenen Sprache repräsentiert, war ein bedeutender Meilenstein in der Geschichte ...
Die Erfindung des Alphabets, also eines Schriftsystems, bei dem (im Idealfall) jedes Zeichen einen bestimmten Laut der gesprochenen Sprache repräsentiert, war ein bedeutender Meilenstein in der Geschichte der Menschheit. Matthias Heine vergleicht ihn mit Erfindungen wie dem Feuermachen, dem Rad oder dem Buchdruck und spürt hier seiner Entwicklung nach.
Ihren Ausgang nimmt diese Tour durch die Geschichte an einem denkbar unwahrscheinlichen Ort: In einem Steinbruch im Sinai, wo Arbeiter Zeichen, die sie von den ägyptischen Hieroglyphen abgeleitet hatten, dazu benutzten, ihre semitische Sprache auf ganz neue Art zu schreiben.
Die Grundidee des Alphabets sollte sich in den folgenden Jahrtausenden immer weiter verbreiten, sodass heute fast alle Sprachen der Welt (zu den prominentesten Ausnahmen gehören Chinesisch und Japanisch) mit Alphabetschriften geschrieben werden.
Die verschiedenen Etappen auf diesem Weg werden hier beschrieben. Der Autor erzählt von Phöniziern, Griechen, Etruskern und Römern genauso wie von den diversen Schriftsystemen in Indien oder im südostasiatischen Raum bis hin zur Verschriftlichung der Sprachen amerikanischer Ureinwohner.
So erfährt man beispielsweise, wie Karl der Große, Dschingis Khan, Adolf Hitler oder das Internet die Art beeinflusst haben, wie heute geschrieben wird.
Auch die Herkunft mancher Buchstaben wird ausgeleuchtet. (Wem wäre etwa schon mal aufgefallen, dass unser großes A, wenn man es auf den Kopf stellt, an den Kopf einer Kuh mit zwei Hörnern erinnert? Die Erklärung, warum dies so ist, findet sich in diesem Buch.)
Gerade zu derartigen Fragen hätte ich mir allerdings aufgrund der Inhaltsangabe ausführlichere Informationen erwartet. Es sind letztlich nur ein paar Buchstaben, die genauer betrachtet werden.
Ein zu großer Teil des Inhalts befasst sich dagegen mit der jeweils eher knappen Beschreibung einer Vielzahl von (aus europäischer Sicht oft ziemlich exotischen) Alphabeten.
Generell wird hier vieles sehr oberflächlich behandelt bzw gibt es von einigen Themen „sowohl zu viel als auch zu wenig“. Sie hätten entweder vertiefter dargestellt oder ganz ausgelassen werden sollen.
Zwar gibt es andererseits auch Abschnitte, die wirklich interessant und gut geschrieben sind. Alles in allem war die Lektüre für mich aber zu wenig gehaltvoll.
Außerdem lässt die Tatsache, dass als Quelle zahlreicher Illustrationen wikimedia angeführt ist, doch gewisse Zweifel an der Seriosität dieses Werkes aufkommen.