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Veröffentlicht am 12.08.2020

Wenn Rastlosigkeit das Leben bestimmt

Zugvögel
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Franny zieht es in die Ferne. Das war schon immer so. Besonders das Meer hat es ihr angetan. Und die Küstenseeschwalbe, eines der wenigen letzten freilebenden Geschöpfe ihrer Zeit. Denn Franny lebt in ...

Franny zieht es in die Ferne. Das war schon immer so. Besonders das Meer hat es ihr angetan. Und die Küstenseeschwalbe, eines der wenigen letzten freilebenden Geschöpfe ihrer Zeit. Denn Franny lebt in einer unbestimmten Zukunft, in der ein Großteil der wilden Tiere ausgerottet ist oder vereinzelte Exemplare in Gefangenschaft gehalten werden. Nutz- und Haustiere ausgenommen.

"Aber der Rythmus der Gezeiten ist nun mal das Einzige, was wir Menschen noch nicht zerstört haben." (Zitat Kapitel 2)

Das Buch beginnt damit, dass die willensstarke Franny im eisigen Norden einige Vögel mit Sendern ausstattet, bevor diese ihre Reise bis in die Antarktis beginnen. Anschließend versucht die Frau eines Biologieprofessors, auf einem der wenigen letzten Fischerboote anzuheuern und die Crew davon zu überzeugen, dem Signal der Vögel zu folgen.

"Im Leben an Land hat ihnen etwas gefehlt, und sie sind losgezogen, um eine Antwort zu finden. Und worin die auch immer bestand, ich bin überzeugt, sie haben sie alle gefunden. Sie sind Zugvögel, die es vom Land wegzieht, und sie lieben es hier draußen auf dem Meer, das ihnen ein anderes Leben bietet, sie lieben dieses Schiff und - sosehr sie sich kabbeln und streiten - lieben sie doch auch einander." (Zitat Kapitel 8)

Zugvögel - im Nachhinein bin ich mir nicht sicher, ob wirklich nur die Vögel, oder nicht doch auch Franny sowie einige weitere Charaktere des Romans damit gemeint sind. Hat man sich für dieses Buch entschieden, begleitet man Franny auf ihrer Reise, den Küstenseeschwalben hinterher, und erfährt zwischendurch immer wieder Details aus ihrem Leben, welche Stück für Stück zusammengesetzt den Grund ihrer Reise ergeben. Denn natürlich folgt Franny nicht völlig grundlos den Vögeln auf solch abenteuerliche und manchmal auch gefährliche Reise.
Die Crew des Schiffes ist, ebenso wie Franny selbst, alles andere als Durchschnitt. Stellenweise waren mir einige Charakterzüge sogar schon etwas zu ausgefallen. Dagegen ist es ein wenig schade, dass über die mögliche Zukunft der Flora und Fauna, auf die im Roman angespielt wird, nur wenig berichtet wird. Ein paar Überlegungen, was das für alle in Zukunft bedeuten könnte, wären gut gewesen. Grad weil es ein komplexes Thema ist, hab ich ein paar Denkanstöße vermisst.
Das Buch ist geprägt von Rastlosigkeit und exzentrischen Charakteren, arrangiert vor einer Welt, deren Artenreichtum beständig schwindet. Dabei konnte ich nicht nur Frannys Entscheidungen und Handlungen manchmal einfach nicht nachvollziehen. Zudem besitzt der Roman eine bedrückende, mäßige Spannung. Vielleicht hätte mir das Buch besser gefallen, wenn die Charaktere etwas glaubhafter gewesen wären. Zudem hatte ich manchmal das Gefühl, es würden verschiedene Themen angerissen, aber nie richtig ausgereizt.
Ja, das Buch liest sich auf seine Art unterhaltsam, dennoch hätte ich mir weniger exzentrische, dafür glaubwürdigere Charaktere und mehr gesellschaftskritische Zukunftsgedanken gewünscht. So fehlte mir das letzte Quentchen, um mit dem Buch vollauf zufrieden zu sein.

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Veröffentlicht am 10.08.2020

Spannende Jugend-Dystopie mit Science Fiction Elementen

New Earth Project
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Lust auf eine Zeitreise ins Jahr 2125? Dann ist dieser Roman genau richtig. Aber Vorsicht bei der Auswahl des Landeplatzes: Während die Reichen als sogenannte Unantastbare unter wunderschönen Kuppeln leben, ...

Lust auf eine Zeitreise ins Jahr 2125? Dann ist dieser Roman genau richtig. Aber Vorsicht bei der Auswahl des Landeplatzes: Während die Reichen als sogenannte Unantastbare unter wunderschönen Kuppeln leben, wo es alles im Überfluss gibt, lebt der Großteil der Bevölkerung in der echten Welt. Dort sind die Meeresspiegel stark angestiegen, Armut, Dreck und Umweltgifte prägen den grauen Alltag. Nicht zu vergessen die Temperaturen, denn die angestaute Hitze kann einem das Leben buchstäblich zur Hölle machen. Isis lebt in dieser armen Welt. Sie ist eine der wenigen Grauen, welche das Sonderrecht erhalten haben, zusammen mit den privilegierten Unantastbaren zur Schule zu gehen, wenn auch unter strengen Auflagen.

"Ich fühle mich anders als grau und habe jede Menge Farben in mir, die nur darauf warten, zum Vorschein zu kommen." (Zitat Isis, Kap. 3)

An der Schule lernt Isis Orion kennen. Der Unantastbare ist der Sohn von Arthur C. Parker, der das Firmenimperium NEP (New Earth Project) leitet. Seit 10 Jahren verspricht er, arme Mitbürger dank seiner High-Tech-Weltenschiffe in eine neue, bessere Welt zu bringen - das Ticket dafür gibt es nur per Lotterie.

Erzählt wird das Buch hauptsächlich aus Isis' Sicht, wobei andere Perspektiven das Gesamtbild geschickt abrunden. Das pfiffige Mädchen zeigt uns ihre Welt, unsere mögliche Zukunft. Dabei werden wichtige Themen erwähnt wie Umwelt, Überbevölkerung, Ernährung und gestiegene Meeresspiegel. Ebenso gibt es auch Science Fiction-Elemente wie Raumfahrt, die Kuppeln der Reichen und jede Menge Roboter.

_"Ich mag keine Roboter. Habe ich das schon erwähnt? Dann kann ich es nur noch mal betonen. Wenn ich das Sagen hätte, würde ich diese verdammten Maschinen allesamt auf den Müll werfen." (Zitat Isis, Kap. 32):

Spannend ist, dass die von der Gesellschaft unerwünschte Freundschaft zwischen Isis und Orion einen Stein ins Rollen bringt, der sich im Laufe des Romans zu einer Lawine gewaltigen Ausmasses vergrößert. Neben der anschaulichen Schilderung, wie sich das Leben in der Zukunft gestaltet, ist es vor allem diese spannende Idee des Romans, welche die Jugendlichen zwingt, über sich hinauszuwachsen.
Ich denke, das Buch ist vor allem für junge Leser wunderbar geeignet, da sich bestimmte Menschentypen im Buch wiederfinden, die wohl jeder irgendwie kennt wie z. B. die zickige Mitschülerin oder der beste Freund, der mehr will. Inhaltlich wird ein regelmäßiger Leser von Science Fiction und Dystopien bestimmt das ein oder andere wiedererkennen, ansonsten ist es jedoch gut gestaltet. Lediglich in einigen Punkten wirkte es für mein Gefühl manchmal zu konstruiert und einige genannte Fakten, das NEP betreffend, eher unglaublich als faszinierend.
Eine faszinierende Reise in die Zukunft - einfach mal anschnallen und ab geht's!

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Veröffentlicht am 10.08.2020

Wohlfühl-Romantik auf dem College

Love Crash - Der Traum vom Neubeginn
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Nach Spannung, Urban Fantasy und Science Fiction wagt sich Andreas Suchanek in ein Genre, bei der Magie und Sterne diesmal im romantischen Sinne eine Rolle spielen.
Julie hat fleißig für ihr Studium in ...

Nach Spannung, Urban Fantasy und Science Fiction wagt sich Andreas Suchanek in ein Genre, bei der Magie und Sterne diesmal im romantischen Sinne eine Rolle spielen.
Julie hat fleißig für ihr Studium in New York gespart und hofft, dass sie für die Zukunft ein Stipendium erhält, um sich das Studium weiterhin finanziell leisten zu können. Allerdings gerät ihr geplantes Leben komplett durcheinander, als sie den neuen Studenten Luca sieht und dadurch einen ziemlichen Verkehrsunfall verursacht. Als sie sich anschließend bei ihrem Retter bedanken möchte, stößt sie erstaunlicherweise nur auf Ablehnung von Luca. Doch ihre WG-Mitbewohnerin lässt nicht locker, mehr über diesen geheimnisvollen Neuen herauszufinden, der scheinbar niemanden an sich heranlassen will. Was verheimlicht er?

„Die Fliege war schuld.“ (Zitat 1. Satz)

Das Buch liest sich wirklich wunderbar, ich konnte beim Lesen regelrecht in die Szenen eintauchen. Julie lebt in einer 3er-WG mit ihren besten Freunden Melissa und Cullen, welche mir auf ihre Art ebenso sympathisch waren wie Julie. Dabei sind die drei ziemlich verschieden, halten aber stets zusammen. Das große Fragezeichen war da vielmehr Luca, dessen ablehnende Haltung förmlich danach schrie, sein Geheimnis zu lüften. Bei ihm habe ich etwas länger gebraucht, um ihn einschätzen zu können, weil er mich als Leser zunächst ebenso auf Abstand hielt wie seine Mitstudenten. Neben Geheimnissen, Gefühlschaos und ein paar gemachten Fehlern im Leben gibt es zudem ein paar intrigante Personen, welche anderen unnötig das Leben schwer machen. Und natürlich die ein oder andere überraschende Wendung.
Ich würde das Buch als unterhaltsamen Wohlfühl-Liebesroman bezeichnen, bei dem es ein emotionales auf und ab gibt, der Autor seine Protagonisten aber vor allzu grausamem Gefühlschaos verschont.

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Veröffentlicht am 30.07.2020

Etwas verrückte Fantasy mit äusserst starken Frauen

Blacksmith Queen
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Der König ist tot - es lebe der König? Leider hat der Alte König es zu Lebzeiten versäumt, sich einen legitimen Thronfolger zuzulegen, so dass nach seinem Ableben seine Bastardsöhne in einem regelrechten ...

Der König ist tot - es lebe der König? Leider hat der Alte König es zu Lebzeiten versäumt, sich einen legitimen Thronfolger zuzulegen, so dass nach seinem Ableben seine Bastardsöhne in einem regelrechten Gemetzel übereinander herfallen, um die Thronfolge untereinander zu klären. Das ein oder andere Dutzend Nebenopfer nicht ausgeschlossen. Bis eine Seherin der Hexen behauptet, eine bestimmte Frau solle den Thron besteigen. Fortan steht Beatrix im Fokus, die etwas soziopathisch wirkende Tochter einer Schmiedin, für deren Schutz bereits eine aussergewöhnliche Eskorte bereit steht.
Klingt verrückt? Ja, aber da geht noch was: Waffenschmiedin Keeley Smythe ist die Schwester von Beatrix und schmeißt die Familienschmiede, weil ihre Mutter mit der Betreuung ihrer vielen Kinder zuviel um die Ohren hat. Durch den Krieg zwischen den Königssöhnen verdient sie gut, Waffen sind grad schwer gefragt. Als die Eskorte Beatrix abholen will, um sie zur Krönung zu den Hexen zu bringen, beschließt Keeley, die Gruppe zu begleiten. Mit dabei ihre Cousine Keran, eine ehemalige Kriegerin mit starkem Alkoholproblem, sowie ihre Schwester Gemma, die lieber einem Orden beigetreten ist, statt Schmiedin zu werden und mit der Keeley sich in einer Tour zofft. In weiteren Haupt- und Nebenrollen spielen mit: Zentauren, Elfen, Zwerge, Dämonenwölfe, Wildpferde, Barbaren, Keeleys Lieblingshammer und ein Drache.
Das Buch ist wirklich ein wenig verrückt. Die Frauen, welche in den Hauptrollen vorkommen, sind alle starke bis sehr starke Charaktere, allen vorweg Keeley, die als Schmiedin überhaupt nicht dem schlanken Covermodel entspricht, sondern vielmehr ein Haudrauf mit extrem breiten Schultern und einem ebenso großen Herzen ist. Auffällig ist auch, dass die vielen liebevollen Streitereien zwischen Geschwistern und Freunden meist ziemlich schlagkräftig ausfallen, so dass sie mich wiederholt an Sketche von Tom und Jerry erinnerten. Neben diesem oftmals übertriebenen Austausch von Zärtlichkeiten nimmt sich der Roman leider auch anderweitig nicht immer so ganz ernst. Wie der Titel bereits auffällig unauffällig spoilert, gibt es eben auch eine prophezeite Schmiedekönigin (Blacksmith Queen), deren Namen ich hier natürlich nicht verrate, den man sich aber ziemlich leicht zusammenreimen kann. Es kann aber nur eine Königin geben, so dass die Streitigkeiten munter weitergehen. Leider ist das Buch ein Mehrteiler, was vorher nicht zu erkennen war, so dass der finale Ausgang des Streits um die Krone weiterhin offen bleibt.
Das Buch liest sich gut und ist auch unterhaltsam, leider nimmt es sich, wie bereits erwähnt, stellenweise selbst nicht so ganz ernst. Die Charaktere wirken manchmal etwas überzogen, ebenso die tatkräftigen Kabbeleien. Das nahm mir etwas den Spaß am Buch. Keely ist definitiv ein Charakter, der mir sympathisch ist, auch wenn sie in gewissen Dingen ein wenig "rustikal" wirkt. Aber sie hat ein gutes Herz und für dieses hält der Roman auch ein wenig Romantik parat, wenn auch nur am Rande.
Ist das Buch unterhaltsam? Ja. Kommen starke Frauen darin vor? Definitiv! Wem würde ich es empfehlen? All den Fantasy-Lesern, die keine allzu ernste, aber dennoch spannende Story erwarten und auf den Folgeband warten können.

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Veröffentlicht am 21.07.2020

Sehr gute gesellschaftskrikitsche Dystopie, leider mit Klischee-Charakteren

Elbendunkel 1: Kein Weg zurück
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In einer fiktiven Zukunft kamen die Elben als Flüchtlinge in die Menschenwelt und leben hier nun unter besonderen Auflagen, welche sich danach richten, ob sie den Licht- oder Dunkelelben angehören. Die ...

In einer fiktiven Zukunft kamen die Elben als Flüchtlinge in die Menschenwelt und leben hier nun unter besonderen Auflagen, welche sich danach richten, ob sie den Licht- oder Dunkelelben angehören. Die 17-jährige Luz ist die Tochter des mächtigsten Vertreters der Elbengegner Amerikas - und hat ausgerechnet ein heimliches Date mit einem Elbenmischling. Seine Idee, Luz ins Elbenghetto zu einem Poetry-Slam auszuführen, entpuppt sich leider als fataler Fehler, als die Elbensicherheitsbehörde unter der Leitung von Luz' Vater an genau dem Abend dort eine Razzia durchführt. Nicht nur, dass Luz bei der Aktion in große Gefahr gerät, sondern hinzu kommt, dass dadurch ein Geheimnis zutage tritt, welches für sie tödlich sein könnte. Zusammen mit einigen Elben entscheidet sie sich zur Flucht...
Dieser gesellschaftsdystopische Roman hat definitiv ein paar sehr gute Ansätze, doch leider auch signifikante Schwächen. Sehr schön gefällt mir, dass der Roman auf der irisch-keltischen Mythologie aufgebaut ist. Die Elben mussten Àlfheimr, die Welt der Elben, nach einem verheerenden Krieg verlassen, welcher ihre Welt vergiftete. In Midgard, der Menschenwelt, führen sie nun, ihrer Magie beraubt, den Krieg zwischen Licht- und Dunkelelben auf anderer Ebene weiter. So wurden die Dunkelelben in eine Unterdrückung gezwängt, bei deren Beschreibung einem beim Lesen schon fast übel werden kann. Neben ihrem Aussehen, welches im Laufe des Romans auf mythologischer Ebene noch erläutert wird, fallen die Dunkelelben vor allem durch ihre oftmals gälisch klingenden Namen auf, deren Aussprache am Ende des Romans in einer Übersicht erläutert wird, ebenso wie deren Gesellschaftsstruktur. Sowohl bei den Menschen als auch bei den Elben gibt es Gruppierungen pro/contra Elbenrechte ebenso wie in den Startlöchern bereitstehende Freiheitskämpfer, die sich für ihren großen Auftritt vorbereiten. Das ganze Worldbuilding, inklusive der technischen Errungenschaften im Jahr 2044, möchte ich an dieser Stelle mal loben, ebenso wie die Idee, die Geschiche der Elben aus der Sicht der Verlierer zu erzählen.
Neben all der vielen Kritik an der Diskriminierung, welche wirklich anschaulich dargestellt wird, hat sich die Autorin leider eines Gesellschafts-Klischees bedient, welches die Forderung nach Gleichheit und Gerechtigkeit in meinen Augen stark ruiniert. So wird Luz, die zunächst nur mit Männern auf der Flucht ist, von denen wie ein unmündiges Kind behandelt. Und was macht Luz? Sie lässt es zu! Statt selbst zu agieren reagiert sie nur, bleibt devot und schweigt lieber, statt mal unangenehme Dinge anzusprechen. Da sind sie z. B. auf der Flucht zu so einer Art Safehouse, aber niemand sagt ihr, wo genau das Haus liegt oder wie man dessen Tür öffnen kann. Wäre sie von den anderen getrennt worden, wäre sie also komplett aufgeschmissen gewesen. Zudem wird ihr großzügig ein Minibetrag Taschengeld für "Mädchenkram" und Kaffee in die Hand gedrückt, während die gleichaltrigen Männer das restliche Geld für die Flucht selbst einstecken. Gleichberechtigung? Sieht anders aus! Ihr angebliches Talent für logische Strategie, welches zu Beginn erwähnt wird, scheint sie, wie sich im Laufe des Romans zeigt, wohl nur beim Schach erfolgreich anwenden zu können. Und als wäre dies nicht genug, beginnt sie, den Mann anzuschwärmen, der sie kurz vorher noch brutal misshandelte mit dem Kommentar, er hätte keine Skrupel, sie zu töten. Der ist nicht bloß Bad Boy, sondern Worst Case, und entschuldigt sein asoziales Verhalten einfach damit, dazu erzogen worden zu sein, statt selbst Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen! Aha. Aber seine schönen Augen, seine starken Muskeln und der Klang seiner Stimme scheinen da für Luz überzeugender zu sein, so dass ich mehrfach beim Lesen dachte: Mädchen, was stimmt mit dir nicht?! Wo bleibt da das Vorbild für die Leserinnen, für sich und seine Rechte zu kämpfen? Ich sah da nur das Signal, sich vom männlichen Geschlecht unterbuttern zu lassen. Wobei die Männer, die einfach alles über sie hinweg entscheiden, natürlich auch keinen Deut besser sind.
Die Idee des Romans, bei dem eine unverhältnismässige Diskriminierung angeprangert wird, ist wirklich lobenswert. Die Welt ist sehr gut ausgearbeitet und durchdacht und die Handlung an sich auch größtenteils spannend. Leider tut es mir leid, sagen zu müssen, dass es zwar ein thematisch gelungener gesellschaftskritischer Roman ist, dem es jedoch leider stellenweise an notwendiger Gesellschaftskritik fehlt.

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