Außergewöhnlich schön
Never DoubtIch habe mich noch nie mit Klassikern beschäftigt. Hamlet war mit ein Begriff, und einen groben Umriss der Geschichte hätte ich wohl ziehen können, aber zu wenig um den dramatischen Effekt wirklich nachvollziehen ...
Ich habe mich noch nie mit Klassikern beschäftigt. Hamlet war mit ein Begriff, und einen groben Umriss der Geschichte hätte ich wohl ziehen können, aber zu wenig um den dramatischen Effekt wirklich nachvollziehen zu können. Ich begann also damit zuerst Shakespeare’s Original aufzusaugen. Es war nicht leicht, aber ich hab es geschafft und es war den Aufwand absolut wert. Nötig ist es jedoch nicht, denn alles wichtige hat Emma Scott durchaus verständlich erklärt.
Das Buch beginnt mit dem heftigsten Aspekt dieser Geschichte. Da es schon so zeitig raus kommt, quasi auf den ersten Seiten, rede ich darüber. Und weil es ein Thema ist, bei dem noch immer zu oft geschwiegen wird: Vergewaltigung.
Willow, das junge Mädchen, das im Theater die Ophelia spielen wird, hat eine der schlimmsten Dinge erleben müssen, die man sich als Mensch vorstellen kann. Ich betone hier definitiv das “Mensch”, denn zu viele denken, das passiert nur Frauen. Ich konnte mich den Gefühlen dieser Geschichte nicht an einem Stück stellen und habe sogar zu einem zweiten Buch gegriffen, da mich die Emotionen so umgehauen. haben. Die Situation, in der sich Willow befindet, gerade auch was ihre Eltern angeht, hat mich so unfassbar wütend gemacht, dass ich am ganzen Körper gezittert habe. Ich war so außer mir, dass ich in das Buch steigen wollte und sowohl ihre Eltern, als auch X an die Gurgel wollte. Die 17 Jährige kämpft so hart für eine neue Normalität, doch sie wird immer wieder zurück geworfen. Bis Isaac kommt, und Angie, Martin Ford, das Theater und Hamlet, sodass Ophelia Willow ihre Worte leihen konnte, um ihre Geschichte zu erzählen. Ich hatte wahnsinnigen Respekt vor ihr und wie sie das ganze verarbeitet.
Aber auch Isaac hat es nicht leichter und für ihn wäre ich genauso gesprungen. Mein Hass ging weiter. Gegen Vorurteile, gegen unfaire Behandlung und wieder gegen einen Elternteil. Ihr seht, es gibt Gemeinsamkeiten, die so dermaßen falsch sind, das ich zum Himmel schreien könnte. Schutzbefohlene sollten Verbündete sein, niemals Richter, Henker oder gar Feinde. Dieser junge Mann hat ein immenses Talent und ich war so gefangen von der Darstellung der Schauspielkunst von Emma Scott. Ich habe nie begriffen, was die Menschen so daran reizt, jemanden anderer zu sein, aber jetzt würde ich es am liebsten selbst ausprobieren.
“Never doubt” hat viele Emotionen wachgerüttelt und mich noch mehr an Nerven gekostet. Die Autorin wühlt einen regelrecht auf und zeigt uns schlimme Missstände, aber auch unglaublich innige Seelenverwandtschaft, zarte Leidenschaft, tiefe Verbundenheit und aufopferungsvolle Freundschaft. Ich hatte öfters Tränen in den Augen, aus unterschiedlichen Gründen.
Das Stück von Shakespeare wurde intensiv mit dem Hergang der Handlung verknüpft. Überall wurden Parallelen gezogen, was die Tragik und Dramatik erst richtig hervor geholt hat. Es ging mir so nahe, wie sehr Polonius Willow’s Vater ähnelt.
Ich habe so gelitten! Mein Herz blutet immer noch. Ein bisschen erträglicher wurde es durch Marty, Angie und deren Mama Bonnie. Diese Nebencharaktere sind Gold wert!
Ich kann euch nur empfehlen, das neue Buch von Emma Scott zu lesen. Es hat mich umgehauen!