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Veröffentlicht am 17.08.2020

Das bezaubernde Cover sagt mehr als tausend Worte!

Wer, wenn nicht wir
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Sie kennen sich seit ihrer Jugend, sind seit über zwanzig Jahren verheiratet und haben zwei gemeinsame Kinder. Im Freundes- und Bekanntenkreis gelten sie als das ideale Paar, aber wie sieht es hinter der ...

Sie kennen sich seit ihrer Jugend, sind seit über zwanzig Jahren verheiratet und haben zwei gemeinsame Kinder. Im Freundes- und Bekanntenkreis gelten sie als das ideale Paar, aber wie sieht es hinter der Kulisse aus? Sie haben sich auseinandergelebt. Die ersten Kapitel geben Einblick in verschiedene Situationen und aus den unterschiedlichen Blickwinkeln von Viola und Florian erfährt man, wenn sie sich gerade vom Partner nicht verstanden fühlen. Sie sehen keinen anderen Ausweg als die Scheidung. Auch wenn in ihrem Umfeld keiner an das Ende ihrer Ehe glaubt, sie ziehen die Trennung durch. Da ist nur noch eine Sache, nämlich der gebuchte und bereits bezahlte Urlaub auf Rhodos. Eine Erstattung des Preises ist nicht möglich, und so beschließen sie, die Reise anzutreten – natürlich jeder für sich, in getrennten Zimmern. Das Hotel ist groß, und sollte man sich doch einmal über den Weg laufen, grüßt man sich, und das war‘s dann.

Was Viola und Florian während ihres Urlaubs erleben und was ihnen dabei durch den Kopf geht, wie es in ihrer Gefühlswelt aussieht, das alles hat Barbara Leciejewski mit der ihr eigenen Feinfühligkeit nachempfunden und in diesen außergewöhnlichen Urlaubsroman gepackt. Viola und Florian sind sympathische Protagonisten, und man kann sich in beide gut hinein versetzen und jeden von ihnen verstehen. Beider Beweggründe und Handlungen sind durchaus nachvollziehbar. Aber es gibt noch einige weitere wunderbare Charaktere in diesem Buch, beispielsweise sind da der griechische Hotelier und einige Mitglieder seiner Familie. Auch mit den anderen Hotelgästen bilden sich Bekanntschaften und zum Teil sogar Freundschaften. Nur gegenseitig gehen sich die Protagonisten aus dem Weg. Als eine direkte Begegnung unvermeidlich wird, sind sie füreinander Herr Dr. Quandt und Frau Janicki, und keiner im Hotel ahnt, sie gut sie sich eigentlich kennen.

Es ist ein kurzweiliger Wohlfühlroman der besonderen Art, denn man kann einerseits in der sehr farbig und lebendig geschilderten Urlaubsatmosphäre schwelgen, aber der Roman regt auch zum Nachdenken an. Gerade wenn man selbst schon viele Ehejahre hinter sich hat, kann man sich durchaus in einigen Gedanken und Gefühlen wiederfinden, und man fragt sich, wo ist eigentlich diese starke, tief empfundene Liebe hin, die Viola und Florian vor vielen Jahren zusammengeführt hat, was hat sie damals verbunden und wo sind die Gemeinsamkeiten geblieben? Man merkt im Lauf der Geschichte, dass sich die Protagonisten sehr gut kennen, was bei über zwanzig Ehejahren ja nicht ausbleibt, und man fragt sich, kann man das alles einfach so wegwischen und so tun, als hätte es diese Liebe nie gegeben?

Auch wenn man manches schon ahnt, was passieren wird, so ist der Roman doch voller Überraschungen. Violas und Florians Geschichte ist kurzweilig und auch mit einer guten Portion Humor geschildert, dabei aber alles andere als oberflächlich. Barbara Leciejewski konnte mich auch diesmal mit ihrer unnachahmlichen Art, Geschichten zu erzählen, verzaubern.

Und übrigens: Das bezaubernde Cover sagt mehr als tausend Worte!

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Veröffentlicht am 10.08.2020

Anita und Giuseppe Garibaldi - ein bemerkenswertes Paar - ein Leben für die Freiheit

Tage des Aufbruchs
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Brasilien, Laguna 1839: Als die junge Ana Maria den Freiheitskämpfer Giuseppe Garibaldi kennenlernt, ist sie noch verheiratet. Sie lebt allein in Laguna. Ihr Mann Manuel hat sie verlassen, weil sie keine ...

Brasilien, Laguna 1839: Als die junge Ana Maria den Freiheitskämpfer Giuseppe Garibaldi kennenlernt, ist sie noch verheiratet. Sie lebt allein in Laguna. Ihr Mann Manuel hat sie verlassen, weil sie keine Kinder bekommen konnte. Die erste Begegnung zwischen Ana Maria und Giuseppe ging mit Garibaldis denkwürdigem Satz „Du musst mein sein!“ in die Geschichte ein. Diese Aussage, mag sie für uns auch kitschig klingen, erfüllte sich sehr bald, und Anita und Giuseppe werden ein Liebespaar. Aber sie sind viel mehr füreinander; sie sind Seelenverwandte. In diesem Roman erzählt Karin Seemayer die abenteuerliche Geschichte des Rebellen Garibaldi und seiner Geliebten, einer starken, tapferen und sehr mutigen Frau. Giuseppe setzt sich für die Freiheit ein, zuerst in Brasilien gegen die Kaiserlichen, später in Uruguay und zuletzt für die Einheit Italiens, seiner Heimat. Es wird viel gekämpft in diesem Roman, und hier hält sich der Schreibstil der Autorin eher sachlich. Andererseits, wenn sie die Charaktere beschreibt und Land und Leute schildert, tut sie das sehr lebendig und intensiv. Man erlebt die Höhen und Tiefen dieser außergewöhnlichen Liebesbeziehung, die Niederlagen gegen feindliche Truppen und die Meinungsverschiedenheiten im eigenen Lager. Man begleitet Anita auf ihrer Flucht quer durch das Land und kann die Entbehrungen, die sie durchleidet, fast spüren. Und immer wieder, wenn man sich bei manchen Szenen fragt, das kann doch gar nicht wahr sein, stellt sich heraus, dass es sich gerade dann um Tatsachen handelt. Ich habe sehr viel Historisches aus dem Roman gelernt und die Protagonisten lieb gewonnen, nicht nur die zwei Hauptpersonen, sondern auch einige kleinere Neben-Charaktere.

Es ist ein großartiger Roman, bewegend und gefühlvoll geschrieben und fesselnd von der ersten bis zur letzten Seite.

Ein ausführliches Personenregister am Anfang des Buches war sehr hilfreich für mich, denn in den drei Ländern, wo die großen Abschnitte des Romans spielen, kreuzen viele Menschen den Weg des Protagonistenpaars. Und so fand ich diese Gedankenstütze unverzichtbar. Auch eine kleine Karte ist enthalten, in der die Reiseroute von Giuseppe und Anita durch Brasilien eingezeichnet ist.

Was man im Nachwort ergänzend zum Roman erfährt, wie das Verhältnis zwischen Fakten und Fiktion ist, hat mich ebenfalls sehr beeindruckt. Man merkt dem Roman auf jeder Seite die aufwändige Recherchearbeit an, die dahinter steckt, und doch gehen Realität und Fantasie hier sehr harmonisch Hand in Hand, so dass die Geschichte letztendlich sehr authentisch wirkt.

Auch die Covergestaltung ist meines Erachtens sehr gelungen und wunderschön.

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Veröffentlicht am 27.07.2020

Tolles veganes Basiskochbuch - gehört in jede Küche

Vegan! Das Goldene von GU
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„Das Goldene“ von GU gibt es schon zu allen möglichen Koch- und Backthemen. Ich habe seit Jahren „Das Goldene vegetarisch“ und nutze das Buch gerne und regelmäßig. Da ich immer mehr auf tierische Produkte ...

„Das Goldene“ von GU gibt es schon zu allen möglichen Koch- und Backthemen. Ich habe seit Jahren „Das Goldene vegetarisch“ und nutze das Buch gerne und regelmäßig. Da ich immer mehr auf tierische Produkte verzichten möchte, habe ich mich sehr gefreut, dass es das alt bewährte „Goldene“ nun auch vegan gibt.
Der Aufbau ist ähnlich wie beim Goldenen vegetarisch. Vorne im Buch sind erst einmal die wesentlichen Informationen enthalten, was man bei der veganen Ernährung über Nährstoffe und eventuelle Nahrungsergänzung wissen sollte und viele Basis-Infos zu den einzelnen Lebensmitteln. Außerdem findet man hier vegane Basics, wie man beispielsweise Nuss-Sahne, Hafersahne, Nussmuse oder Seitan, veganen Quark oder Joghurt selber machen kann.

„Das Goldene“ ist ein solides Basiskochbuch mit vielen Grundrezepten, die man als Veganer*in kennen sollte.
Es gibt sechs große Rezeptkategorien. Jede Kategorie beginnt mit einigen Seiten Küchenpraxis, an die sich dann die Rezepte anschließen.
• Frühstücksideen
• To go und zwischendurch
• One-Pot-Seelenfutter
• Hauptgerichte für jeden Tag
• Küchenklassiker vegan
• Süßes gerührt und gebacken.
So findet man beispielsweise im Kapitel mit Frühstücksideen viele Vorschläge und Tipps zum Selbermachen von Pflanzendrinks als Milchersatz und viele tolle Brotaufstriche, sowohl süß als auch herzhaft. Es schließen sich eckere Rezepte für eigene Müslimischungen, Porridge, Frühstücksbowls, Smoothies und Overnight Oats an. Die schönen Bilder lassen einem beim Betrachten schon das Wasser im Mund zusammenlaufen. Tolle Rezepte für selbst gebackenes Brot oder Brötchen sind hier ebenso vertreten wie jede Menge appetitlicher Brotaufstriche. Die Auswahl ist riesig und umfasst auch so feine Sachen wie Rührtofu oder bunt belegte Baguettes, so dass hier sicher jeder sein Lieblingsfrühstück findet.
Im zweiten Kapitel finden sich Gerichte für den kleinen Hunger. In der Küchenpraxis erfährt man hier viel Wissenswertes für das Essen unterwegs, im Restaurant oder am Imbiss. Auch sind hier eine kleine Margarinekunde, gute Ratschläge für veganes Grillen und ein geniales Rezept für vegane Mayonnaise dabei.
In diesem Abschnitt gibt es Rezepte für Salate satt, außerdem Sushi, Dips und Dressings, Falafel, Spieße und vieles mehr, sogar ein veganer Flammkuchen ist detailliert beschrieben. Alles ist genau erklärt, so dass eigentlich nichts schief gehen kann. Sämtliche Rezepte in den GU-Büchern sind geprüft und mit Geling-Garantie, wenn man sich an die Vorgaben hält.

Unter „One-Pot-Seelenfutter“ versammeln sich viele leckere Suppen und Eintöpfe, Linsen-Dal sowie Curry in vielen Abwandlungen.
Bei den Hauptgerichten kann man sich und seine Familie mit Ofengemüse, gefülltem Gemüse, Kartoffelgerichten, Ratatouile und tollen Pastagerichten verwöhnen. Gerade für Neueinsteiger in die vegane Küche ist das Kapitel mit den Küchenklassikern interessant, denn hier wird genau erklärt, wie man veganen Käse selber machen kann, der sogar auf der Pizza schmilzt. Viele Gerichte, die wir alle seit unserer Kindheit kennen und lieben, kann man durchaus auch ohne tierische Produkte zubereiten, und Speisen wie Seitanschnitzel mit Kartoffelsalat, Wurstsalat, Königsberger Klopse oder Rahmgeschnetzeltes, um nur ein paar davon zu nennen, schmecken mir genauso gut wie die alt bekannte tierische Variante, wenn nicht sogar besser.
Eine schwierige Hürde scheint für viele das vegane Backen bzw. die Desserts. Aber auch dazu lässt dieses Buch keine Frage offen, und man findet nicht nur wunderbare Rezepte für Kuchen, Grießbrei, Crumbles, Buchteln, Waffeln und vieles mehr, sondern hilfreiche Ratschläge, wie man in herkömmlichen Rezepten ein Ei ersetzen kann, eine gute Bindung erreicht und den perfekten Teig hinbekommt. Außerdem kann man sich auch über vegane Süßigkeiten aus dem Supermarkt informieren.
Das Buch ist so umfangreich und vielseitig, dass man nur staunen kann, was in der veganen Küche alles möglich ist. Für mich ist es eine tolle Ergänzung zum Goldenen vegetarisch, und die vielen neuen und leckeren Rezepte bereichern meine Küche ungemein. Sicher werden nicht nur Veganer ihre Freude an dem Buch haben, sondern auch alle, die ihre Ernährung zwar nicht komplett umstellen möchten, aber doch öfter mal auf Fleisch und andere tierische Produkte verzichten wollen und sei es auch nur ein oder zwei mal pro Woche.

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Veröffentlicht am 11.07.2020

Fesselnder Auftakt einer Krimireihe mit realem Hintergrund und phantastischem Setting

Mörderisches Mallorca – Toni Morales und die Töchter des Zorns
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Ich habe schon viele Bücher von Elke Becker gelesen, da waren Liebesgeschichten und Reiseromane mit starken Frauen, auch wunderbare Fantasy hat die Autorin schon geschrieben. Dies ist nun der erste Band ...

Ich habe schon viele Bücher von Elke Becker gelesen, da waren Liebesgeschichten und Reiseromane mit starken Frauen, auch wunderbare Fantasy hat die Autorin schon geschrieben. Dies ist nun der erste Band einer neuen Krimireihe, die sie unter dem Pseudonym Elena Bellmar veröffentlicht. Schon gleich zu Beginn kann ich verraten, dass die Autorin auch dieses Genre großartig beherrscht.

Eigentlich wollte Comandante Antonio Morales etwas kürzer treten und hat sich deshalb zum Morddezernat auf Mallorca versetzen lassen, aber die Ruhe währt nur kurz, denn er hat seine neue Stelle noch nicht einmal offiziell angetreten, als er schon mit einem Mord konfrontiert wird. Die neunzigjährige Nonne, die bei einem Sturz an der Stadtmauer zu Tode kommt, lernt man schon im ersten Kapitel kennen. Etwas bedrückt sie sehr, und während ihres Besuchs im Kloster Lluc wünscht sie zu beichten. Was ihr so schwer auf den Herzen liegt und was nach ihrer Beichte Padre Federico sprachlos zurück lässt, erfährt man nach und nach in dieser fesselnden Geschichte.

Toni Morales hat sein neues Team noch gar nicht richtig kennen gelernt, und schon müssen sie gemeinsam in dem Mordfall ermitteln, denn schnell kommt der Verdacht auf, dass der Sturz der Nonne kein Unfall war. Wie er und seine Mitarbeiter sich langsam annähern und welche Eigenheiten die Kollegen haben, ist schön und realistisch beschrieben. Die erhoffte Freizeit, die Toni eigentlich mit seiner Frau Melanie verbringen wollte, muss wieder einmal warten. Mel und Toni sind ein sympathisches Paar, und ich habe die beiden gleich ins Herz geschlossen. Mit auf die Insel gezogen ist Tonis Schwiegermutter Adelheid, eine liebenswerte, hilfsbereite und ziemlich eigenwillige Frau. Sie steckt ihre Nase gerne in Angelegenheiten, aus denen sie sich besser heraushalten sollte, denn ihre Waghalsigkeit könnte ihr schnell zum Verhängnis werden. Auch wenn er Adelheid eigentlich mag, hat Toni seine liebe Mühe mit ihr, und es entwickeln sich immer wieder amüsante Dialoge und Szenen, die mir so manches Schmunzeln entlockt haben. Ich muss gestehen, dass Adelheid schnell zu einem Lieblings-Charakter für mich geworden ist.

Der rätselhafte Mord an der Nonne bleibt kein Einzelfall, und Toni hat alle Hände voll zu tun, denn die Angelegenheit erweist sich als tiefgreifender und vielschichtiger als gedacht. Die Hintergründe reichen weit in die Vergangenheit Spaniens zurück, bis zur Zeit des Franco-Regimes. Die Autorin hat hier eine traurige und leider sehr reale Angelegenheit aufgerollt und ihren fiktiven Krimi darauf aufgebaut. Worum es genau geht, dem möchte ich nicht vorgreifen, denn das liest man am besten selbst. Nur so viel, Elena Bellmar hat sich eines erschütternden und bis heute brisanten Themas angenommen, was auch sicher jede Menge Recherchearbeit gefordert hat.Für mich war dieser Krimi ein richtiger Pageturner. Ich habe ihn fast in einem Rutsch durchgelesen, so gefesselt war ich von der Thematik und vom Setting.

Das Buch ist in sich abgeschlossen, der Fall ist am Ende aufgeklärt, aber Toni Morales hat noch einiges vor, denn da gibt es auch noch einen anderen Grund für seinen Umzug auf die Insel, worüber wir sicher im Lauf der Zeit noch mehr erfahren. Dass es ein Wiedersehen mit den wichtigsten Charakteren geben wird, ist für mich gar keine Frage! Ich freue mich schon darauf, wenn es wieder heißt, mit Toni und seinen Kollegen in einen neuen Fall abzutauchen. So ganz nebenbei möchte ich auch bemerken, das Lesen des Krimis ist wie ein kleiner Kurzurlaub auf Mallorca, denn das mallorquinische Flair kommt wunderbar zur Geltung.

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Veröffentlicht am 28.06.2020

Ein außergewöhnlicher historischer Krimi

Revolution und Kaviar
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Dieser Roman läuft unter der Kategorie „Krimis“, ist aber für mich nicht ein Kriminalroman im klassischen Sinn, denn der Ablauf ist nicht wie üblich, es gibt kein Mordopfer zu Beginn, und es gibt auch ...

Dieser Roman läuft unter der Kategorie „Krimis“, ist aber für mich nicht ein Kriminalroman im klassischen Sinn, denn der Ablauf ist nicht wie üblich, es gibt kein Mordopfer zu Beginn, und es gibt auch keine Ermittler auf der Suche nach dem Täter.

Ich würde das Buch eher zu den historischen Romanen zählen, denn der Protagonist ist Friedrich Engels, der auch heute noch hauptsächlich als kommunistischer Revolutionär des 19. Jahrhunderts bekannt ist. Zu Beginn des Romans ist Friedrich noch ein sechsjähriges Kind. Er lernt das fiktive Geschwisterpaar Marlene und Gotthard Marigold kennen, und gemeinsam entdecken sie die Dampfmaschine in der Textilfabrik von Friedrichs Vater. Friedrich, Lene und Gotthard werden unzertrennliche Freunde und erleben so manches gemeinsame Abenteuer. Auch stimmen sie anfangs in ihren Ideologien weitgehend überein bzw. bringen gegenseitig viel Verständnis auf.

Lene Marigold verliebt sich in Engels und tut alles, um ihm nahe zu sein. Sie folgt ihm bis nach Manchester, ohne sich wirklich klar zu sein, welche Rolle sie in einem falschen Spiel spielt. Friedrich Engels‘ Ideen sind einigen Industriellen ein Dorn im Auge, und er gerät ernsthaft in Gefahr. Auch Lene und ihr Bruder können sich nicht entziehen und werden unwillentlich zum Spielball der Mächtigen.

Friedrich Engels ist sehr lebendig und auch zwiegespalten dargestellt, denn einerseits setzt er sich für die Armen, Schwachen und Unterdrückten ein, aber er ist auch der Sohn eines Textilfabrikanten und diesem in gewissem Sinn verpflichtet, eine Diskrepanz, die ihm zu schaffen macht. Insofern passt der Titel „Revolution und Kaviar“ sehr gut.

Auch wenn die Geschichte fiktiv ist, so enthält sie doch sehr viele reale Tatsachen. Man erfährt so einiges über Friedrich Engels‘ Lebensweg und auch über die damalige Gesellschaft. An Lenes Beispiel ist die damalige Rolle der Frau sehr gut dargestellt, denn Frauen waren in ihren Handlungen und Entscheidungen sehr eingeschränkt und mussten sich oft mit ungewollten Tatsachen arrangieren.

Es ist ein sehr authentischer Roman, mit dessen Hilfe man sich richtig gut in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts versetzen kann. Auch Friedrich Engels‘ Kampfgenosse Karl Marx tritt in Erscheinung, was ich besonders interessant fand, denn über Marx habe ich schon einen Roman gelesen, in dem wiederum Friedrich Engels vorkam, und hier konnte ich das Verhältnis und das gemeinsame Wirken der Beiden aus einer etwas anderen Warte betrachten.

Es ist aber viel mehr als ein historischer Roman, denn auch wenn ich das Buch nicht als klassischen Krimi ansehe, so hat die Geschichte doch jede Menge Spannung zu bieten, und kriminelle Entwicklungen gibt es auf jeden Fall, auch wenn diese eher im Verborgenen ablaufen.

Ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt und wurde wieder einmal dazu animiert, begleitend zum Roman historische Recherchen auszuführen, wie ich das immer gerne tue. Auf diese Weise habe ich auch wieder einiges dazu gelernt.

Nicht zuletzt könnte man sagen, es ist auch ein biografischer Roman, denn man begleitet Friedrich Engels von seinem sechsten Lebensjahr, als er die Marigold-Geschwister zum ersten Mal trifft, bis zu seinem Tod, wenn auch mit großen Zeitsprüngen in der Handlung. Für mich ist dies ein sehr vielschichtiger, interessanter und fesselnder Roman mit faszinierenden Protagonisten.

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