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Veröffentlicht am 06.11.2020

Bewegend und stark - wie ein Tiger

Tiger
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Den Einband finde ich wirklich phänomenal ansprechend gestaltet – ein echter Hingucker. Und man erkennt gleich, dass der Buchtitel und der sehr hochwertig gestaltete Einband eine Einheit bilden. Toll.

Im ...

Den Einband finde ich wirklich phänomenal ansprechend gestaltet – ein echter Hingucker. Und man erkennt gleich, dass der Buchtitel und der sehr hochwertig gestaltete Einband eine Einheit bilden. Toll.

Im ersten Teil geht es um die Geschichte von Frida, einer Bonobo-Forscherin. Frida wirkt für mich auf den ersten Blick zerstreut und ich hatte zunächst das Gefühl, dass sie unfähig ist in ihrem Job „ihren Mann zu stehen“. Es passieren ihr Fehler, sie wirkt fahrig und ist nicht immer, wenns darauf ankommt, bei der Sache. Deshalb fand ich sie etwas nervig. Aber ich erfahre dann auch den Grund dafür.

Frieda wurde überfallen und ist dabei schwer verletzt zurückgelassen worden. Dies hat für Frieda fatale Folgen. Zum einen versucht Frieda den Vorfall zu verarbeiten und gleichzeitig will sie sich in ihr Arbeitsleben, zu ihren Bonobos, zurückkämpfen, was ihr allerdings aufgrund einer zunehmenden Medikamentenabhängigkeit nicht wirklich gelingt.

Frieda ist Single, hat nicht wirklich Freunde und verliert dann auch noch ihren Job bei ihren Primaten.

Zum Glück erhält Frieda durch ihren ehemaligen Chef eine Chance und bekommt einen neuen Job in einem etwas seltsam anmutenden Privatzoo. Dort trifft sie auf den Tiger-Pfleger Gabriel; einen Aufschneider und großspurigen Kollegen. Und für Frieda sind Tiger zunächst nur wilde Tiere und kein Vergleich zu ihren Affen. Aber als eines Tages eine Tigerin, in wirklich schlechtem Zustand im Zoo ankommt, soll nun sie die Verantwortung für das Tier übernehmen. Frieda spürt nach und nach das Tiger doch mehr sind als nur wilde Tiere.

Teil zwei bringt uns nun ins östliche Russland zu Thomas und seinem Vater Ivan. Ivan leitet ein Tigerreservat und hofft auf den Besuch von Präsident Putin und den hoffentlich damit verbundenen Fördergeldern. Dafür würde Ivan einfach alles tun. Zwischen den beiden schwelt ein immerwährender Konflikt. Eines Tages findet Thomas das Mädchen Sina im Wald und ein verletztes Tigerjunges. Beide bringt er ins Reservat. Dort will er sich um Sina und um das Tigerjunge kümmern, was den Konflikt mit dem Vater zusätzlich verstärkt und zuspitzt.

Im nächsten Abschnitt erfahren wir nun die Geschichte von Sina und ihrer Mutter Edith.

Polly Clark gelingt mit „Tiger“ sprachlich ein kleines Meisterwerk, denn der Roman spielt nicht nur in mehreren Ebenen sondern auch auf unterschiedlichen Zeitachsen. Und so begeben wir uns auf eine Zeitreise und jedesmal auch in die Geschichten der drei Hauptprotagonisten. Dazu kommt zu guter Letzt auch noch die Sicht der Tigerin dazu, was ich anfangs wirklich sehr befremdlich fand, aber den ganzen Roman betrachtend ist es aus meiner Sicht genial. Auch gibt es tolle Chliffhanger, die gut gesetzt sind und die Lust auf mehr machen, denn gleich im nächsten Kapitel setzt der Roman dann an einer komplett anderen Stelle an, die das lesen für mich spannend gemacht hat.

Die Charaktere finde ich unterschiedlich stark herausgearbeitet. Frieda ist im ersten Teil großartig dargestellt und ich fühle mit ihr, verstehe sie und würde ihr gerne helfen, auch wenn ich sie nervig fand. Allerdings finde ich sie im letzten Teil zu schwach. Thomas hätte mir tiefgründiger sein dürfen, ebenso wie Sina. Sinas Mutter Edith ist wirklich kraftvoll und stark beschrieben und gefiel mir sehr gut.

Inhaltlich möchte ich nicht mehr verraten, denn es kommt nicht so, wie ich es mir gedacht hatte.

Polly Clark versucht am Ende die drei Stränge unserer Protagonisten zusammenzuführen, was meines Erachtens zu schwach umgesetzt ist. Polly Clark gelingt es zwar aufzuzeigen, wie unserer Protagonisten in Verbindung stehen, tut dies clever und verständlich, aber der Schluss des Romans war mir zu einfach, zu schnell, zu oberflächlich. Hier hätte ich mir, wie im ersten Kapitel, mehr Tiefgang und insgesamt gerne 200 Seiten mehr gewünscht.

„Tiger“ ist zu einem großen Teil sehr stark und mitfühlend und bewegend geschrieben, einfühlsam und mit Liebe zum Detail. Leider gibt es aber hier und da Schwächen. Dennoch gefällt mir das Gesamtwerk ausgesprochen gut und deshalb gebe ich 5 von 5 *.

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Veröffentlicht am 24.09.2020

Eine Hommage an die Menschlichkeit

Mein Leben mit Martha
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Es ist ein nicht allzu dickes Buch, aber das muss es auch nicht, denn die 225 Seiten sind wirklich gelungen.

Kurz zur Geschichte:

Martina, Buchhändlerin, knapp 40 Jahre alt, kümmert sich um Heinrich ...

Es ist ein nicht allzu dickes Buch, aber das muss es auch nicht, denn die 225 Seiten sind wirklich gelungen.

Kurz zur Geschichte:

Martina, Buchhändlerin, knapp 40 Jahre alt, kümmert sich um Heinrich und Martha. Ein Pärchen. dass seit fast 40 Jahren zusammen lebt ohne verheiratet zu sein. Martha ist Mitte achzig, hat mit 50 promoviert und ist nun an Demenz erkrankt. Heinrich sagt immer, Martha sei in einer „poetischen Verfassung“ – so nennt er die Demenz. Als Heinrich stirbt kümmert sich Martina allein um Martha ohne mit ihr verwandt zu sein und ohne sie wirklich gut zu kennen. Es beginnt eine wunderbare Zeit, die die beiden unterschiedlichen Frauen erleben.

„Mein Leben mit Martha“ ist der Debutroman von Martina Bergmann und ihr gelingt hier etwas ganz Bezauberndes. Der Schreibstil kommt mit ganz leisen Tönen daher und ist so gefühlvoll ohne kitschig zu wirken, ehrlich und mitfühlend ohne Mitleid zu erregen und dabei noch mit einer Prise Humor versehen, die mich wirklich oft schmunzeln lässt ohne Martha lächerlich zu machen. Die Autorin begegnet Heinrich und auch Martha mit soviel Menschlichkeit und Respekt und auf Augenhöhe, dass es wirklich eine Freude ist, das Buch zu lesen. Und das solltet ihr.

Das Buch beschreibt die Aufs und Abs eines gemeinsamen Lebens und den fast zärtlichen, liebevollen Umgang mit einer an Demenz erkrankten Person. Auch die damit verbundenen Probleme, der Ärger mit den offiziellen Stellen, wenn es um die Pflege oder Vormundschaft geht. Sie beschreibt den Ärger mit den Nachbarn, die neidisch auf Martina sind, da sie nun das Haus von Heinrich hat. Das alles stellt die Autorin aber nicht in den Vordergrund, sondern es ist eher nebensächlich. Im Vordergrund steht ganz klar Martha. Martina stört sich nie an der Krankheit, an Marthas Vergesslichkeit, ihren Eigenheiten, vielmehr steht trotz der Krankheit Marthas Souveränität, ihr Wille sich durchzusetzen an erster Stelle. Martha schätzt andere Menschen in den ersten zehn Sekunden ihres Aufeinandertreffens richtig ein und kommuniziert dies auch auf eine herrlich ehrliche und zum Teil brachiale Weise. Martina hat nicht nur das Glück ein gutes, hilfsbereites Team auf Seiten der Gerichtsbarkeit und des Sozialdienstes zu haben sondern sie hat eine zwar kranke, aber sehr patente und liebenswerte, manchmal schrullige Martha an ihrer Seite.

Das Buch steht für mich als Hommage an die Menschlichkeit, das Miteinander und dafür, für einen Mensch uneigennützig da zu sein, nämlich dann, wenn es darauf ankommt.

Ich liebe dieses Buch und ich liebe Martha. Ich habe das Gefühl dazuzugehören, dabei zu sitzen und ihr zuzuhören, sie mitzuerleben, ein Teil von Marthas Leben zu sein. Es war ein wahres Lesevergnügen – ein Genuss.

Ich kann nur sagen: lest diese Buch!

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Veröffentlicht am 14.09.2020

leise, wortgewaltig und wunderschön

Der steinerne Engel
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Was für eine Geschichte!

Ich dachte am Anfang, was ist denn das. Es beginnt sehr ruhig und zunächst hat mich die Geschichte nicht wirklich mitgenommen oder gar gepackt. Aber im Laufe des Lesens wollte ...

Was für eine Geschichte!

Ich dachte am Anfang, was ist denn das. Es beginnt sehr ruhig und zunächst hat mich die Geschichte nicht wirklich mitgenommen oder gar gepackt. Aber im Laufe des Lesens wollte ich immer mehr über die Hauptprotagonistin „Hagar“ wissen und mehr über sie erfahren und gerne hätte ich sie persönlich kennengelernt, mit ihr gesprochen, ihr geholfen und ihr einfach nur gerne zugehört.
Es geht im Buch um Hagar Shipley, eine Dame, die bereits neunzig Jahre alt ist. Vor ca. zehn Jahren hat sie angefangen zu rauchen; aus Langeweile.

Sie ist nicht einfach, eckt hier und da an, was ihr aber egal ist und sie merkt schnell, dass sie mittlerweile, im Gegensatz zu ihrer eigentlichen Überzeugung, nicht mehr selbst für sich entscheiden, handeln, geschweige denn sorgen kann. Auch wenn sie es nicht wahr haben möchte; sie kann es nicht mehr ändern. Hagar wirkt für uns zunächst unfreundlich, etwas schrullig und mürrisch und ist mit sich und ihrer Welt unzufrieden und lässt dies ihre Umwelt spüren. Vor allem ihren Sohn und ihre
Schwiegertochter. Bei den beiden lebt sie nun schon sehr lange und die beiden möchten sie nun aber gerne in ein Altenheim geben. Was für ein Desaster für Hagar. So beschließt Hagar nun ihren eigenen Weg zu gehen und macht sich auf und davon. Soweit zur Geschichte.

Das Cover finde ich sehr ansprechend. Der Schreibstil ist leise, unaufgeregt aber wortgewaltig und flüssig und macht sehr neugierig und ich wollte nicht aufhören zu lesen, bzw. Hagar zuzuhören, obwohl Hagar kaum spricht, mehr denkt, darf ich teilhaben an ihren Gedanken, ihrer Geschichte und ihrem Leben. Hagar spricht meistens mit sich selbst und dies immer im Wechsel von Vergangenheit und Gegenwart.
Hier gelang der Autorin etwas wirklich Großes. Durch den Schreibstil bleibe ich dran, höre zu, bin neugierig, was noch alles kommt. Es geschieht, dass Hagar oft Vergangenheit und Gegenwart ihres Lebens vermischt, und so kommt nicht nur sie selbst , sondern auch ich zuweilen etwas durcheinander. Aber die Gegenwart holt uns dann beide zurück. Herrlich.

Hagars Gedanken bringen uns zurück bis in ihre Kindheit, ihre Jugend; mal knorrig, mal brutal, irgendwie berührend und einfühlsam, aber auch zuweilen humorvoll. Mir als Leser wächst Hagar im Laufe des Buches ans Herz und ich folge so gern ihren Gedanken, kann ihre Art und Weise mit Menschen umzugehen nicht immer ganz verstehen aber mir erschließt sich dann doch das Warum. Ich darf als Leser die Protagonistin begleiten bei einer Zeitreise durch 90 Jahre Leben, das zum einen durch ihren sehr strengen Vater und ihren doch brutalen Mann und zum anderen durch einen Schicksalsschlag durchaus geprägt wurde und erlebe hautnah mit, wie Hagar im Laufe der Zeit Stück für Stück ihre Eigenständigkeit verliert.
Margaret Laurence‘s Roman erschien bereits in den 60er Jahren und hat für mich nichts an seiner Bedeutung verloren. Die Übersetzung v. Monika Baark ist wirklich gelungen und der Roman kommt trotz der Gewalt, der Entbehrungen die Hagar erlebt hat und trotz ihres Verlustes der Eigenständigkeit mit leisen Tönen aus ohne leise und leicht zu sein. Eine großartige Geschichte, wortgewandt und ist auch hier und da humorvoll erzählt und ich bemerkte wie ich neben Hagar sitze mit einem manchmal verschmitzten Lächeln.

Zum Schluss bleibe ich nachdenklich, berührt und leise zurück. Ein Buch das mich sehr bewegt und lange nachhallt.

Eine ganz klare Leseempfehlung und dafür gibt es von mir 5 von 5 *.

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Veröffentlicht am 16.08.2020

Spannender Debütroman

Das Gerücht
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„Ein mitreißendes Debüt“ so titelt die Daily Mail, der Sunday Mirror schreibt „ein fantastisches Buch“ und ja, ich kann mich da anschließen. In der Tat, ein wirklich spannender Roman, den ich so nicht ...

„Ein mitreißendes Debüt“ so titelt die Daily Mail, der Sunday Mirror schreibt „ein fantastisches Buch“ und ja, ich kann mich da anschließen. In der Tat, ein wirklich spannender Roman, den ich so nicht erwartet habe.

Lesley Kara hat als Krankenschwester und Sekretärin gearbeitet, Englisch studiert, eine Zusatzausbildung zur Lehrerin gemacht und als Dozentin und Managerin im Bereich Further Education gearbeitet. UND…. sie hat diesen Roman geschrieben.

Kurz zur Geschichte: Die alleinerziehende Joanna zieht mit ihrem kleinen Sohn Alfie in eine englische Kleinstadt am Meer und hier herrscht zunächst absolute Idylle, bis sie eines Tages ein Gerücht aufschnappt. Die Kindermörderin Sally McGowan soll unter anderem Namen in dieser Kleinstadt leben. Joanna erzählt anderen Müttern von diesem Gerücht und ahnt nicht, was sie damit in Gang setzt.

Lesley Kara gelingt mit ihrem Debütroman wirklich Großartiges. Wie oben beschrieben, geschieht hier im Roman nicht „allzu viel“ – lediglich wird nur ein Gerücht in die Welt gesetzt. Aber das reicht definitiv aus. Die Autorin schafft es von der ersten Seite an, einen wirklich hervorragenden Spannungsbogen parat zu haben. Der Schreibstil ist flüssig und verliert sich nie in Wirrungen und bleibt stets klar und nachvollziehbar. Die Geschichte an sich ist zwar einfach aber von Seite zu Seite schafft die Autorin die Spannung nicht nur zu halten, sondern zu steigern. Und das kraftvoll, effektiv und mit Liebe zum Detail, ohne dabei zu weit abzuschweifen oder gar langweilig zu werden. Die Charaktere im Buch sind alle ziemlich undurchsichtig und unscheinbar und bleiben bis zum Ende „verdächtig“ oder auch nicht, weil wir immer nur Bruchteile ihrer Geschichte mit der Salamitaktik erfahren, was mich stets zum Weiterlesen gezwungen hat. Ich konnte/wollte weder aufhören zu lesen, noch das Buch aus der Hand legen. Joanna, die Hauptprotagonistin im Buch ist klar dargestellt und eigentlich die nette Nachbarin von Nebenan. So wie alle Nachbarn im Buch. Alle sind mir irgendwie bekannt, vertraut und ich erkenne mich selbst in dem einen oder anderen Nachbarn, oder ich erkenne einen meiner Nachbarn im Buch. Normale Leut‘ halt. Aber im Laufe der Geschichte macht der Roman etwas mit mir. Ich werde misstrauischer, fühle eine Bedrohung im Roman und schlage mich immer öfter auf die eine oder andere Seite. Mein Pulsschlag erhöht sich, aber plötzlich wendet sich die Geschichte und ich liege völlig falsch. Wie konnte ich mich so täuschen? oder doch nicht? Sind meine Vermutungen und Verdächtigungen richtig und/oder berechtigt oder völlig falsch?

Und dann ertappe ich mich und muss mich an meiner eigenen Nase packen, dass ich auch schon mal an einer Verbreitung eines Gerüchtes beteiligt gewesen bin. Ebenso wie in diesem Buch, nur ohne diese Auswirkungen. Glück gehabt.

Jede Seite dieses Roman ist gefüllt mit Spannung und ich werde das Gefühl nicht los, dass ich mich bedroht fühle. Ich fühle mit den Protagonisten im Buch mit, rege mich auf und verurteile, werde ein Teil der Geschichte und will helfen. Die Autorin schafft es den Spannungsbogen bis zum Zerreissen zu spannen und dann gipfelt die Geschichte mit Wendungen, die mich sprachlos und etwas geschockt zurück lassen.

Die Geschichte zeigt mir, wie gefährlich es sein kann, wenn ich ein kleines Gerücht, völlig unbedarft weiter tratsche. Wir sollten alle etwas besser darauf achten, was wir wann und vor allem wem erzählen……Aus meiner Sicht ein wirklich spannender, aufregender und absolut lesenswerter Roman! Eine klare Leseempfehlung und für mich ein Highlight dieses Genres in 2020!

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Veröffentlicht am 11.08.2020

Ein wunderbares Buch

ALLES WAS ICH DIR GEBEN WILL
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Vorweg möchte ich sagen, dass es schon eine Weile her ist, dass ich das Buch gelesen habe, aber das ist wirklich ein Buch das nachhallt und das einen wirklich nicht einfach so zurück lässt. Dieser Roman ...

Vorweg möchte ich sagen, dass es schon eine Weile her ist, dass ich das Buch gelesen habe, aber das ist wirklich ein Buch das nachhallt und das einen wirklich nicht einfach so zurück lässt. Dieser Roman hatte in Deutschland nicht den gleichen Erfolg hatte wie in Spanien, was wirklich schade ist. Dolores Redondos Roman stand monatelang auf der spanischen Bestsellerliste und wurde mit dem Premio Planeta, dem höchstdotierten Literaturpreis des Landes, ausgezeichnet.

Der Roman ist beeindruckend. Wunderschön und wortgewaltig geschrieben, sodass ich jederzeit mit Manuel, dem Hauptprotagonisten mit gefiebert und mitempfunden habe.

Kurz zur Geschichte: Als der Schriftsteller Manuel Ortigosa erfährt, dass sein Mann Álvaro bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist, fährt er sofort nach Galicien. Dort ist das Unglück passiert. Dort ist die Polizei auffallend schnell dabei, die Akten zu schließen. Dort stellt sich auch schnell heraus, dass Àlvaro seinen Mann seit Jahren getäuscht und ein Doppelleben geführt hat. Aber was machte Àlvaro in jener Nacht auf der einsamen Landstraße? Zusammen mit einem eigensinnigen Polizisten der Guardia Civil und Àlvaros Beichtvater stellt Manuel nun Nachforschungen an. Eine Suche, die ihn in uralte Klöster und vornehme Herrenhäuser führt. In eine Welt voller eigenwilliger Traditionen – und in die Abgründe einer Familie.

Dolores Redondo beschreibt die Landschaften, den eigenen Weinberg, und die Charaktere im Buch so umfangreich aber nie langatmig oder gar langweilig. Sie sind alle sehr markant herausgearbeitet. Die Geschichte beginnt etwas langsam und der Spannungsbogen beginnt etwas zäh. Jedoch nimmt die Geschichte bald an Fahrt auf, und ist mit vielen Wendungen und Überraschungen gespickt, die ich so nicht erwartet hatte. Im Laufe der Geschichte tun sich in der Tat Abgründe auf, inwieweit Menschen bereit sind alles, aber wirklich alles für den guten Schein und deren adeligen Stand zu opfern. Erschreckend wie wenig Empathie Menschen gegenüber ihren eigenen Familienangehörigen entgegenbringen, nur um den Schein einer intakten Familie aufrecht zu erhalten. Der Roman zeigt uns auch bis zum Schluss, wie groß wahre und echte Liebe auch über den Tod hinaus währt.

Spannend sind auch die kleinen „Nebenschauplätze“ und die vermeintlichen „Nebendarsteller“ mit ihren großartig umschriebenen Charakter, die sich ganz wunderbar ins Gesamtbild der Geschichte eingliedern und mich zu keiner Zeit gelangweilt haben, da ich feststellen musste, dass gerade ohne diese Charaktere der Roman nicht so geworden wäre, wie er nun mal ist. Ein großartiger Roman, der viel mehr Aufmerksamkeit verdient hat und ein wirklich lesenswertes Buch ist.

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