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Veröffentlicht am 22.08.2020

Osterholz

Margos Töchter
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Aufs Land soll es gehen für Margo Seliger und ihre Familie. Ihre Tochter Leo hat zwar Schwierigkeiten, sich einzufügen. Aber irgendwann wird es doch. Hilfreich für Leonore ihre etwas ältere Brieffreundin ...

Aufs Land soll es gehen für Margo Seliger und ihre Familie. Ihre Tochter Leo hat zwar Schwierigkeiten, sich einzufügen. Aber irgendwann wird es doch. Hilfreich für Leonore ihre etwas ältere Brieffreundin Clara, die sie während eines Ferienlagers in der DDR kennengelernt hat. Anfangs ist Leo Feuer und Flamme für Claras Ideen. Doch ihr Studium im swinging London öffnet ihr eine andere Welt. Wieder zurück in Deutschland erlebt Leo die aufregenden 1970er, bis die kleine Jana in ihr Leben tritt, die von ihrer Mutter, die aus einem DDR Gefängnis freigekauft wurde, bei Margo zurückgelassen wurde.

Diesen Teil der Familiengeschichte entdeckt Jana, Margos Adoptivenkelin, erst spät. Ihre wahre Mutter Leo ist früh verstorben und kann nichts mehr erklären. Aus Margos Aufzeichnungen erfährt Jana viele Details. Doch das Bild ist noch nicht rund und Jana forscht weiter. So zum Beispiel bei der Stasi-Unterlagen Behörde. Großmutter, Mutter und Enkelin - das ist in diesem Buch viel mehr als nur drei Worte, drei Generationen. Es ist die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg, die Zeit des Wirtschaftswunders, aber auch des kalten Krieges, des RAF Terrors und der Spionage.

Man fragt sich, ob sich in Margos Familie nicht etwas viel zusammenkommt. Hat man selbst Teile der beschriebenen Zeiten miterlebt, kann man sich nicht erinnern so direkt von der Tagespolitik betroffen zu sein. Manchmal bekommt man den Eindruck, dass die Frauenleben eher den Hintergrund bilden für die sich schnell ändernde Zeit. Ein wenig fehlt die Person, mit der man sich identifizieren kann. Dennoch ist diese Generationen-Geschichte sehr spannend, weil einfach alles perfekt komponiert ist und sich auf sehr überraschende Weise zusammenfügt. Gefesselt verfolgt man, wie Jana in ihren Dreißigern aus einer inneren Unruhe heraus die Lücken in der Erzählung ihrer Familie finden möchte, um ihren persönlichen Frieden zu erlangen.

Vielleicht war man von Margos Geschichte mehr beeindruckt, doch auch ihre Töchter haben viel zu erzählen.

Veröffentlicht am 20.08.2020

Fernblick

Abschiedsfarben
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Wie viele Formen der Abschiede gibt es? Wenn sich ein Lebensabschnitt dem Ende entgegen neigt, heißt es Abschied nehmen vom Althergebrachten. Wenn der Tod die Pläne zerstört, müssen die übrig bleiben damit ...

Wie viele Formen der Abschiede gibt es? Wenn sich ein Lebensabschnitt dem Ende entgegen neigt, heißt es Abschied nehmen vom Althergebrachten. Wenn der Tod die Pläne zerstört, müssen die übrig bleiben damit leben. Manchmal muss man von dem Abschied nehmen, was man sicher geglaubt hat. Auch kann es eine Verlustangst sein, wenn es einem eigentlich bestens geht und einem die Ahnung beschleicht, es ist nichts für die Ewigkeit. Doch ein möglicherweise herannahender Abschied kann auch eine Chance sein, die Dinge zu regeln, Worte auszusprechen, die vielleicht etwas klären. Einem Abschied kann auch ein Neubeginn innewohnen.

Ist es ein wehmütiger Blick in die Ferne, die sich der Autor gönnt oder vielleicht ein ruhiger Blick zurück? Jedenfalls beleuchtet er aus seiner Sicht, welch vielfältige Gedanken er sich über Abschiede macht. Auch wenn er es nicht ausmalt, so ist die Vorstellung von Abschiedsfarben sehr interessant. Düster ist sicher der Tod, ein sehnsuchtsvoller Blick in einen mild angestrahlten Sommerhimmel, ruft vielleicht eine sanfte Wehmut hervor. Vielleicht gelingt es nicht, sich in jede Story hineinzufühlen, doch meist springt eine Stimmung über.

Mit leisen Tönen bedeutet einem Bernhard Schlink, dass man nie davor gefeit ist, möglicherweise Abschied nehmen zu müssen. Und doch versinkt man nicht in Ängstlichkeit. Eher gelöst staunt man über die verschiedenen Arten der Abschiede und beginnt nochmals über die Abschiede nachzudenken, die man selbst schon nehmen wusste und die sich vielleicht nicht nur als Endpunkt darstellen, sondern auch als Neubeginn oder Aufbruch. Ein nachdenklich machendes Buch, dass mit großer Herzenswärme geschrieben zu sein scheint.

Veröffentlicht am 16.08.2020

Maxwell

Der rote Apfel
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Der noch junge Serienmörder Lee Byongdo ist gefasst und verurteilt. Die Polizei vermutet allerdings, dass er noch mehr Morde begangen hat. Der Killer hüllt sich jedoch in Schweigen. Einzig gegenüber der ...

Der noch junge Serienmörder Lee Byongdo ist gefasst und verurteilt. Die Polizei vermutet allerdings, dass er noch mehr Morde begangen hat. Der Killer hüllt sich jedoch in Schweigen. Einzig gegenüber der Kriminalpsychologin Sonkyong gegenüber will er sich öffnen, wenn sie zu Gesprächen ins Gefängnis kommt. Sonkyong, deren Leben gerade gravierende Veränderungen durchmacht, ist unsicher, ob sie dem Wunsch des Killers nachkommen soll. Mit Grace Starling will sie sich eigentlich nicht vergleichen, auch wenn sie eine FBI Schulung besucht hat. Fast zur selben Zeit wird in einem Stadtteil ein Brand untersucht, bei dem Menschen zu Schaden kamen.

Die Vergangenheit des Täters wird von einem Beatles Song bestimmt. Die Einladung, sich das Lied „Maxwell`s silver Hammer“ anzuhören, kann man natürlich nicht ablehnen. Ein nettes Lied, solange man nicht auf den Text achtet. Der lässt einem allerdings das Blut in den Adern gefrieren und man kann sich gut vorstellen, dass die Erinnerungen des Mörders an das Lied nicht gerade die besten sind. Hätte so ein Täter unter anderen Umständen ein anderes Leben haben können? Wie kommt er ausgerechnet auf die Psychologin? Und wie sieht es mit ihrem Leben aus? Gewissen Herausforderungen muss man sich eben stellen.

Bei den manchmal eher garstigen Personen, die diesen Roman bevölkern, kann die Frage aufkommen, wieso man sich dem Buch nicht entziehen kann. Die handelnden Personen hatten es allesamt nicht leicht im Leben und ein solches zufälliges Aufeinandertreffen ist wohl doch etwas zu viel. Davon mal abgesehen, ist dieser Roman der gebrochenen Persönlichkeiten ausgesprochen fesselnd. Man wird Serienkiller nie entschlüsseln können. Doch hier bekommt man den Hauch einer Ahnung, wie widrige Umstände zu tragischen Ereignissen führen. Es ist so ein Buch, bei sich sich während des Lesens auch bei Sommertemperaturen eine Gänsehaut die Haut überzieht. Je kann ein Täter sein, doch die Meisten sind es nicht, was macht den Unterschied. Eine Frage, die dieses Buch auf sehr spannende Weise letztlich nicht beantworten kann.

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Veröffentlicht am 11.08.2020

Überlebende

Geburtstagskind (Ewert Grens ermittelt 1)
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Vor vielen Jahren überlebte das kleine Mädchen und Kommissar Grens kümmerte sich um sie. Und heute wird er an die selbe Adresse gerufen. Ein harmloser Einbruch, bei dem nichts fehlt. Nur der Boden wurde ...

Vor vielen Jahren überlebte das kleine Mädchen und Kommissar Grens kümmerte sich um sie. Und heute wird er an die selbe Adresse gerufen. Ein harmloser Einbruch, bei dem nichts fehlt. Nur der Boden wurde beschädigt. Möglicherweise war dort etwas versteckt, was sie damals nicht gefunden haben. Hat Grens etwas nicht exakt genug gearbeitet? Ist die kleine Zana, die inzwischen erwachsen ist, in Gefahr? Grens will unbedingt verhindern, dass seinem Schützling etwas zustößt. Doch dazu muss er erstmal herausfinden, was mit ihr geschehen ist.

Kommissar Grens steht kurz vor der Pensionierung. Ein Tag, den er überhaupt nicht herbeisehnt. Seine Arbeit ist sein Leben, seit vor langer Zeit seine Anni nach einem Unfall zu einem Pflegefall wurde und inzwischen verstorben ist. Seine Wohnung ist groß und leer. Ewert Grens weiß nicht, ob er ein guter Opa hätte werden können, doch Kinder bestmöglich zu beschützen ist ihm ein echtes Anliegen. Und nun muss er Zana finden, um sie wieder beschützen zu können. Sein Team unterstützt ihn dabei. Hilfe bekommt er von ganz unerwarteter Seite. Hilfe, die auf Gegenseitigkeit beruht.

Dieser Kriminalroman hat einen Beginn, der einem den Atem stocken lässt. Wie kann so was passieren im so beschaulichen Schweden. Und schon da wirkt Kommissar Grens wie ein gewissenhafter Polizist, dem das Wohl seiner Schutzbefohlenen am Herzen liegt. Das hat sich auch zum Zeitpunkt der eigentlichen Handlung nicht geändert. Allerdings fragt man sich, ob der Autor das Alter seines Ermittlers nicht zu hoch gewählt hat. Man hat den Eindruck, dass die Figur noch einiges zu sagen hat, da geht es doch nicht, wenn einfach so eine Pensionierung dazwischenkommt. Es entwickelt sich ein weiterer Handlungsstrang, der zunächst ein wenig aus dem Zusammenhang gerissen erscheint. Doch relativ bald klärt sich das und die Kombination aus zwei Ebenen verleiht dem Roman Drive und Geschwindigkeit. Ab einem gewissen Punkt ist man nur noch gefesselt. Das rasante Geschehen ist sehr gut durchdacht und das sympathische Team überzeugt mit Intelligenz und Mut.

Sucht man im großen weiten Netz, wird man feststellen, dass der Roman in die Welt von Anders Roslund passt, man weiß allerdings nicht so recht an welche Stelle. Schön ist es allerdings zu wissen, dass es von Ewert Grens durchaus noch mehr zu lesen gibt.

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Veröffentlicht am 09.08.2020

Mordkommission Finnland

Teufelszeug
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Im Jahr 1952 hat es Helle Mauser als ein der ersten Frauen in die Mordkommission Helsinki geschafft. Wegen eines Vorfalls ist sie allerdings schnell wieder draußen und an einen abgelegenen Ort in Lappland ...

Im Jahr 1952 hat es Helle Mauser als ein der ersten Frauen in die Mordkommission Helsinki geschafft. Wegen eines Vorfalls ist sie allerdings schnell wieder draußen und an einen abgelegenen Ort in Lappland versetzt. Unter einem faulen Chef, dem es hauptsächlich darum geht, dass die Statistik stimmt, ist sie nicht sehr glücklich. Als die Frau eines Pfarrers das Verschwinden eines älteren Mannes anzeigt, sieht ihr Chef einen Fall. Alte Männer verschwinden schon mal. Helle nimmt ein paar Tage frei und beginnt vor Ort mit ihren Nachforschungen. Etwas muss mit dem alten Mann geschehen sein, nie würde er seinen Enkel alleine lassen.

Helle Mauser ist eine, die sich erstmal durchsetzen muss. Leicht hatten es wohl wenige in der Zeit. Die meisten Menschen hatten im zweiten Weltkrieg Leid erfahren und Helle steht alleine in der Welt. Doch eine Hürde hat sie schon genommen. Sie hat eine Position bei der Polizei und sie wird diesen Fall lösen, auch wenn ihr Chef kein Interesse daran zu haben scheint. In dem kleinen Ort, wo der alte Mann gesucht wird, muss sich Helle zurechtfinden. Die Menschen sind etwas eigen und nicht sehr bereit, offen mit Fremden zu reden. Auch Kalle, der sechsjährige Enkel Ernos, schweigt meistens.

Mit Helle Mauser hat die Autorin Katja Ivar eine tolle Ermittlerin in einer packenden zeitgeschichtlichen Umgebung geschaffen. Sie mischt die eingeschworenen Männergemeinschaften ganz schön auf. Das haben wir schon immer so gemacht, gilt für Helle nicht. Sie spürt sofort, dass der alte Erno nicht einfach so verschwunden ist. Und sie will und wird der Sache auf den Grund gehen. So tough sie auch wirkt, Helle hat auch eine empfindsame Seite. Die zeigt sie Fremden gegenüber allerdings nicht, da ist sie den Menschen im fernen Lappland nicht unähnlich. Was Helle letztlich entdeckt, entpuppt sich als ausgesprochen spannender Fall, der langsam beginnt und am Ende etwas schnell aufgeklärt ist. Die sympathischen Eigenarten Helles und ihrer Mistreiter tun ein Übriges, um den Leser zu fesseln. Helle Mauser hat bestimmt noch einiges in petto. Auf Englisch ist bereits der zweite Band dieser interessanten Reihe veröffentlicht.