Schöner Fantasyroman mit etwas Blut, unterhaltsamen Humor und einer frechen Drachin
Das Gift der Mondlilie„Das Gift der Mondlilie“ ist der Auftakt einer vierteiligen Buchreihe von April Wynter rund um die Sage einer verschollenen Prinzessin, eines machthungrigen Königs und magischen Wesen. Und auch wenn das ...
„Das Gift der Mondlilie“ ist der Auftakt einer vierteiligen Buchreihe von April Wynter rund um die Sage einer verschollenen Prinzessin, eines machthungrigen Königs und magischen Wesen. Und auch wenn das Buch ein, zwei kleinere Schwächen hat, so habe ich mich stets unterhalten gefühlt, auch wenn manchmal bei der Sterberate ein kleines Game-of-thrones-Feeling kam, aber es war kein unnötiges Gemetzel, sondern weitestgehend für die Story relevant und so viele, wie man am Anfang dachte, wurden es dann auch nicht. Aber das bringt mich schon zu einem wichtigen Punkt: es ist kein leichter Fantasyroman, bei der es nur um ein wenig Magie und Prinzessinnen geht, sondern es kommt schon etwas blutiger rüber und das muss man mögen beziehungsweise abkönnen. Ich bin an sich weniger für sowas, aber ich konnte alles dennoch recht gut lesen und fand es auch passend zum Verlauf der Geschichte, auch wenn mich der eine oder andere Tod überrascht hat.
In dem Buch geht es um Ally, die in ihrem Haus überfallen wird. Sie muss zusehen, wie ihre kleinen Brüder sterben und ihr älterer Bruder Jay entführt wird. Sie selbst schafft es mit Müh und Not zu entkommen. Sie entschließt sich, ihren Bruder aus den Fängen des Königs, der der Eisige genannt wird, zu retten und erlebt dabei einige Abenteuer. Dabei bekommt sie die ungewöhnlichsten Hilfen, wie vom Straßendieb Devan oder einer kleinen Drachin namens Amina.
Ich muss sagen, dass mir Ally an sich recht gut gefällt, da sie ein Ziel vor Augen hat und sich nicht wirklich ablenken lässt, auch nicht durch einen gutaussehenden jungen Mann. Sie will ihren Bruder retten und dafür ist ihr jedes Mittel recht. Manchmal handelt sie deswegen recht egoistisch, was aber wohl gerade in ihrem Alter, sie ist 16, auch normal ist. Ihr Schmerz über den Verlust ihrer Brüder ist auch besonders anfangs sehr gut greifbar. Aber man merkt, wie sie innerlich stärker wird und sich immer mehr entwickelt, auch dank der Hilfe einiger Nebencharaktere. Geliebt habe ich die kleine Drachin Amina, die vom Mundwerk ein wenig an Mushu aus dem Disneyfilm Mulan erinnert und das hat mich immer wieder erheitert. Ich liebe auch die Herren der Runde, sei es der kleine Karll, der Ally einen Heiratsantrag macht, weil sie die Scheune ausmisten kann, oder Jay, der sich aufopferungsvoll um Ally kümmert und man immer merkt, wie wichtig sie ihm ist. Oder auch Devan, der Ally mit seinen Sprüchen gerne mal zur Weißglut bringt, was ich immer sehr amüsant fand. Natürlich gibt es auch Charaktere, die nicht sonderlich sympathisch rüberkommen, gerade bei Fantasy ist sowas sehr wichtig. Da gibt es neben dem Eisigen, der brutal mit seinen Bediensteten umgeht, auch Elise und ihre Eltern, die sich teilweise aber durchaus auch entwickeln. Der Mischmasch ist wirklich hervorragend gelungen und viele wachsen einem sehr ans Herz.
Aber nicht nur die Charaktere hat die Autorin gut getroffen, sondern auch die Umgebung und die magischen Geschöpfe, sei es die bösen Axoto, die eine Weiterentwicklung der süßen Axolotl sind und die alles angreifen, was ihnen in den Weg kommt, oder auch den Nebelgeistern, die der Eisige kontrolliert und die Kälte und Tod über das Land bringen. Ich fand es sehr interessant, was April Wynter da kreiert hat und meine eigene Phantasie wurde dadurch immer wieder angeregt, um zu überlegen, woher diese Geschöpfe kommen, wie man sie besiegen kann und so weiter. Auch den Umgang mit der Romantik finde ich sehr gelungen. Denn hier wird dies eher im Hintergrund gehalten und das Hauptaugenmerk liegt deutlich auf Ally, ihren Weg und dem Willen, ihren Bruder zu retten. Wenn nun zu viel Romantik gekommen wäre, hätte es einfach nicht gepasst. Aber die Autorin hat das hier sehr gut und realistisch miteinander verflochten.
Die bereits erwähnten Schwachstellen tauchen immer mal wieder auf, so redet Devan etwas mit Ally, was an sich deren Geheimnis ist, obwohl eine andere Person neben ihm ist und es somit hören müsste, aber nicht tut oder die Kämpfe am Ende fallen mir etwas zu kurz aus. Aber das sind nur kleine Sachen, die vorkommen können und das Buch nicht zu sehr negativ beeinflussen. Daher gebe ich dem Buch vier Sterne und eine Empfehlung für alle Fantasyliebhaber, die auch ein wenig Blut abkönnen. Alleine wegen Amina ist es wert, das Buch zu lesen.