Mit diesem zweiten Fall für Chefinspektor Toni Wakolbinger und sein Team geht es nicht ganz so blutig zu wie in „Kaltblütige Abrechnung“, doch das tut der Spannung keinen Abbruch.
Worum geht’s diesmal?
Kurz vor der Eröffnung des Weihnachtsmarktes mit seinen Lichtinstallationen auf dem Grazer Schlossberg wird die über zugerichtete Leiche eines Mannes gefunden. Besonders seltsam: Das Gesicht des Toten ist augenscheinlich vom Klöppel der „Liesl“, wie die große Glocke hier genannt wird, zertrümmert worden. Daneben trifft das Team um Wakoblinger auf Reste einer Kunstinstallation und deren wütenden Schöpfer.
Es dauert eine geraume Zeit bis der Tote identifiziert ist: Thomas Neuburg, ein Betrüger, der vor 30 Jahren zahlreichen Menschen mit Immobilienspekulationen das Geld aus der Tasche gezogen hat und dann spurlos verschwunden ist. Nun, nachdem die Tat verjährt ist, scheint er nach Graz zurückgekehrt zu sein, um noch etwas zu erledigen.
Wakolbinger und sein Team müssen in mühevoller Kleinarbeit Dutzende von Befragungen durchführen. Immer wieder vernehmen sie eine eingeschworene Kartenrunde, zu der auch der Bruder des Mordopfers gehört. Je tiefer Toni und seine Kollegen graben, desto mehr wird das Alibi der vier Kartenspieler infrage gestellt. Und, als sich herausstellt, dass auch die Mitglieder der Kartenrunde im weitesten Sinn zu den Geschädigten von Thomas Neuburg zählen, wächst die Liste der Verdächtigen sprunghaft an.
Meine Meinung:
Der Autorin ist es wieder meisterhaft gelungen, auch die manchmal fad wirkende Polizeiarbeit, spannend darzustellen.
Toni Wakolbinger und seine psychologisch geschulte Mitarbeiterin Cindy Panzenböck ergänzen sich recht gut, was auch Toni sich selbst eingestehen muss. Die Wortgeplänkel zwischen den beiden mag ich gerne.
Niklas gibt diesmal den Trauerkloß, nachdem ihn Jackie, die Tochter des Grazer Stadtrates Egger, vor die Tür gesetzt hat. Und auch über Toni erfährt man ein kleines Detail aus seinem Privatleben: Andrea, die fesche Staatsanwältin hat in der Vergangenheit eine kleine Rolle gespielt.
Lotte Wöss‘ Schreibstil ist leicht und flüssig zu lesen. Sie nimmt ihre Leser auf einen Stadtrundgang durch Graz mit. So darf das beste Hotel am Platz, das „Erzherzog Johann“, genauso wenig fehlen, wie die Café-Konditorei „Sorger“ in der Sporgasse, für die manche gerne ihren Aufenthalt in der Stadt an der Mur verlängern. Für zusätzliches Lokalkolorit sorgt der eine oder andere Ausspruch im Dialekt.
Die Charaktere sind wieder sehr gut herausgearbeitet. Durch einige überraschende Erkenntnisse lässt die Auflösung ein wenig auf sich warten. Die Leser werden durch die eine oder andere Sackgasse in die Irre geführt.
Mir hat dieser zweite Fall für Toni Wakolbinger und Cindy Panzenböck sehr gut gefallen. Dass es eine Fortsetzung gibt, kann man daran erahnen, denn Cindy ist wild entschlossen, die Polizeischule zu absolvieren.
Fazit:
Eine gelungene Fortsetzung, die mich gut unterhalten hat und der ich gerne 5 Sterne und eine Leseempfehlung gebe.