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Veröffentlicht am 17.08.2020

Treffpunkt Regenbogen

Pauls Göttliche Komödie
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„Pauls Göttliche Komödie“ ist für mich der erste Roman von Victoria Suffrage. Eigentlich – nach dem Cover (auf den ersten Blick) zu urteilen, wohl eher lustig, also nicht unbedingt meins. Die Buchbeschreibung ...

„Pauls Göttliche Komödie“ ist für mich der erste Roman von Victoria Suffrage. Eigentlich – nach dem Cover (auf den ersten Blick) zu urteilen, wohl eher lustig, also nicht unbedingt meins. Die Buchbeschreibung dagegen erzählt davon, dass wohl nicht alles lustig ist, sondern eine ernst gemeinte und ernst zu nehmende Geschichte, also ganz meins.
Bei genauer Betrachtung des Covers (nach dem Lesen) stelle ich fest, dass alles, was hier zu sehen ist, auch Teil der Geschichte ist.
Zunächst ist da Paul, fast 80, nichts geht mehr so gut wie damals, als seine Frau Lissy noch da war. Er denkt viel an seine Frau, die sogar zu ihm spricht. Er ist oft traurig, kann aber auch fröhlich und witzig sein. Vor allem, wenn der Pfleger Alex zu ihm kommt, der neben ihm auch Pauls schwer pflegebedürftige Tochter Ela versorgt.
Ela kuschelt gern mit dem Kater Nuschi.
Ein Regenbogen ist noch auf dem Cover zu sehen – etwas im Hintergrund. Dieser Regenbogen spielt eine große Rolle, denn „nach dem Regenbogen“ ist ein Treffpunkt.
Im Grunde ist es doch nicht möglich, dass Paul noch allein mit Ela in einer Wohnung lebt, so war mein Empfinden. Und ich habe mich gefragt, warum der Pfleger Alex das nicht erkennt…???
Mit einer gehörigen Portion Humor erzählt Victoria die Geschichte von Paul und Ela – einer Geschichte „nach Lissy“. Sie spricht von Nachbarn, die nicht einen Funken Verständnis aufbringen für Paul und seine Tochter. Und sie lässt die Probleme erkennen, die im Alter plötzlich da sind. Dann ist auch noch plötzlich Nuschi verschwunden!
Mit Roxy, einer jungen Bekannten, die Alex mitbringt zu Paul, beginnt ein neuer Abschnitt – und schon bald überstürzen sich die Ereignisse, Entscheidungen werden getroffen und es beginnt ein großes Abenteuer mit ständig neuen Überraschungen, die nicht immer glücklich machen…
Mich hat die Geschichte sehr gut unterhalten, ich habe gelacht, war erschrocken und traurig, nachdenklich und am Ende überrascht, auf welche Art es der Autorin gelungen ist, mich mit einem guten Gefühl – auch in Bezug auf den Regenbogen – zurückzulassen.
Allen, die eine Mischung aus Humor und ernsthaften Themen mögen, empfehle ich dieses Buch sehr gern.

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Veröffentlicht am 13.08.2020

Bilder erzählen eine Geschichte in der Geschichte

In tiefen Wäldern Träumen lauschen - Band 1
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Mich haben der Titel „In tiefen Wäldern Träumen lauschen“, die Farben des Covers und das Bild des jungen Mannes angezogen. Es wirkt melancholisch, geheimnisvoll. Der Mann scheint ruhig und zurückhaltend ...

Mich haben der Titel „In tiefen Wäldern Träumen lauschen“, die Farben des Covers und das Bild des jungen Mannes angezogen. Es wirkt melancholisch, geheimnisvoll. Der Mann scheint ruhig und zurückhaltend zu sein. Seine Hände sind sehr schön und wirken wie Künstlerhände.

Das Buch ist der 1. Band von insgesamt 4 Teilen. Es erzählt „Die Geschichte von der Prinzessin und dem stummen Jüngling“. Das Besondere daran ist: Die Autorin Zhang Jing „erzählt“ nicht nur mit Worten, sondern vor allem mit ihren einzigartigen Zeichnungen. Sie ist eine sehr talentierte Comic-Künstlerin. In ihren Bildern kann ich lesen. Bis ins kleinste Detail ausgearbeitet, werden nicht nur Äußerlichkeiten, sondern auch Gefühle und Emotionen in ihren Zeichnungen sichtbar.

Die Begeisterung, die ich empfinde, liegt darum auch nicht in dem Text, sondern in erster Linie in den Bildern.

In der Geschichte von Zhang Jing hat eine junge Frau einen alten Tempel für sich entdeckt, in den sie sich zurückgezogen hat um zu malen, bis plötzlich ein Mann mit einer Affenmaske auftaucht, um vor dem starken Regen Schutz zu suchen. Die beiden kommen ins Gespräch und die junge Malerin bittet den „Affenmann“, ihr eine Geschichte zu erzählen. So beginnt die Geschichte in der Geschichte und damit „Die Geschichte von der Prinzessin und dem stummen Jüngling“. Da taucht er wieder auf, der junge geheimnisvolle Mann, der auf dem Cover zu sehen ist.

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Veröffentlicht am 09.08.2020

Aus der Hoffnungslosigkeit über den Weg der Sehnsucht in eine helle Zukunft

Spuren der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft
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„Spuren der Vergangenheit, …Gegenwart und Zukunft“ von Walter Maria Wintzen ist erschienen im Verlag Treeangel.

Das Buch hat einen festen Einband, dessen Hintergrundfarbe genau wie die der Innenseiten ...

„Spuren der Vergangenheit, …Gegenwart und Zukunft“ von Walter Maria Wintzen ist erschienen im Verlag Treeangel.

Das Buch hat einen festen Einband, dessen Hintergrundfarbe genau wie die der Innenseiten in Dunkelblau gehalten ist. Jede Doppelseite bildet eine Einheit aus einem kurzen Text auf der linken und einem dazu passenden Foto auf der rechten Seite. Die gezeigten Illuminationen sind Teil ders „Lichtfestival Schloss Dyck“ in Jüchen und lassen die Natur durch eine gekonnte Mischung aus Licht und Dunkelheit wie Kunstwerke erscheinen. Auch das Cover ziert eines dieser Fotos. Es zeigt einen wunderschönen Schmetterling, ebenfalls in Blautönen, der an Zartheit und Zerbrechlichkeit denken lässt. Und an seine Vergangenheit, an die jetzt nicht mehr viel erinnert, doch jeder Schmetterling hat ja bereits eine Verwandlung erfahren. Darum ist das Bild des Schmetterlings gerade für dieses Buch eine sehr gute Wahl, denn:

Auch Walter Maria Wintzen beschreibt mit seinen Gedanken den Weg, den er selbst in Zeiten tiefer Trauer gegangen ist. Es ist ein Weg, der in kleinen Schritten aus der Hoffnungslosigkeit herausführt, irgendwann die Sehnsucht und mit ihr die Abzweigung erkennen lässt, die zurück ins Leben führen kann. Dann können neue Lichter auftauchen – Spuren neuer Zuversicht.

Walter Maria Wintzen – sein Weg der Verwandlung kann den Menschen Trost und Hoffnung schenken, die verzweifelt sind und nicht mehr an eine lebenswerte Zukunft für sich glauben mögen.

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Veröffentlicht am 20.07.2020

Zweifel, Hoffnung, Glauben

Gott suchen in der Krise
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Der Titel „Gott suchen in der Krise“ und dazu der Teaser „Glaube und Corona“ haben mich neugierig gemacht darauf zu erfahren, was andere Menschen in Zeiten von Corona erlebt haben.

Verschiedene Autorinnen ...

Der Titel „Gott suchen in der Krise“ und dazu der Teaser „Glaube und Corona“ haben mich neugierig gemacht darauf zu erfahren, was andere Menschen in Zeiten von Corona erlebt haben.

Verschiedene Autorinnen und Autoren berichten in ganz persönlichen Beiträgen, wie sie mit den Glaubensfragen, die in der „Zeit mit Corona“ entstehen, umgehen und wie ihre Beziehung zu Gott in Krisenzeiten belastbar und offen bleibt.

Das Buch hat großen Eindruck auf mich gemacht. Die Geschichten konnte ich nicht einfach hintereinander weg lesen, sondern einige haben mich nicht nur zum Nachdenken angeregt, sondern auch inspiriert, sie mit anderen Menschen zu teilen und - wenn es die Zeit wieder erlaubt - in einem kleinen Kreis zu besprechen und mich auszutauschen.

Bereits das Vorwort des Herausgebers, Ulrich Eggers, hat mich stark beeindruckt. Es heißt dort, dass Corona gar nicht die Krise ist, sondern dass die Krise doch immer präsent ist, in Form von Leid, Schmerz Verlust immer da – nur eben nicht hier…

…und jetzt mit Corona doch hier – so wie überall. Alle sind gleich betroffen.

Mich hat es fasziniert, wie die ganze Situation mit wenigen Worten genau auf den Punkt gebracht werden kann.

Ich bin froh und dankbar, dass ich dieses Buch gefunden habe. Es ist wunderbar, wie offen in den Geschichten über den Glauben, aber auch über die Ängste und Hoffnungen gesprochen wird. Vielen Dank dafür.

Jede der einzelnen Erzählungen hat mir etwas (mit-)gegeben, ganz viele Markierungen „schmücken“ jetzt mein Buch – Zettel an Stellen, die mir wichtig sind, mit denen ich mich noch lange weiter beschäftigen möchte.

Geschichten, die Mut machen und mich spüren lassen, dass niemand ganz allein ist. Sehr gern gebe ich meine Empfehlung für das krisenfeste Buch.

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Veröffentlicht am 12.07.2020

Manchmal hilft ein Blick zum Himmel

Das Fenster zum Himmel
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Qualvolle Zeiten in Kinderheimen und auch in Pflegefamilien – das sind Erlebnisse, die schrecklich klingen und mich traurig machen. Wenn jedoch das Wissen darum einen Namen trägt, dann trifft es mich mit ...

Qualvolle Zeiten in Kinderheimen und auch in Pflegefamilien – das sind Erlebnisse, die schrecklich klingen und mich traurig machen. Wenn jedoch das Wissen darum einen Namen trägt, dann trifft es mich mit voller Kraft.

In „Das Fenster zum Himmel“ erzählt die Autorin Elisabeth Escher die Erlebnisse eines der Kinder, die in den 1960er und 1970er Jahren Schreckliches erlebt haben. Es ist die Geschichte der Marie Muth, deren Name zwar geändert wurde, deren Lebensgeschichte allerdings auf wahren Begebenheiten beruht.

Nachdem Marie die ersten vier Lebensjahre in einer Kellerwohnung scheinbar überwiegend sich selbst überlassen war, verbrachte sie drei Monate in einem Kinderheim, bevor sie in eine Pflegefamilie kam. Was Marie dort erlebt hat, hat mich zu Tränen gerührt und ich war vor Schreck wie gelähmt, als ich gelesen habe, zu welchen „Erziehungsmaßnahmen“ die Pflegeeltern gegriffen haben. Verbote, Warnungen, und Drohungen waren an der Tagesordnung und das, was Marie an Aufgaben bewältigen musste, hat schwere Narben an ihrer Seele hinterlassen.

Zum Glück musste sie nicht in der Familie bleiben. Als Siebenjährige wurde Marie, das „Zigeunermädchen“, im Pfarrhof aufgenommen, wo der Pfarrer Jakob Selinger und seine Haushälterin Anna wohnten. Als überdurchschnittlich intelligent empfinde ich Marie, und ihr Wissensdrang wurde durch den Pfarrer, den Marie „Onkel“ nannte, gesättigt. Wie ein eigenes Kind war Marie für Jakob Selinger und bald fühlte sich Marie väterlich behütet. Auch Anna hat sich fürsorglich und liebevoll um Marie gekümmert. Eine glückliche Kindheit und Jugend hätte es sein können, wenn Klatsch und Tratsch im Dorf nicht solche Ausmaße angenommen hätten, dass die Wahrheit einfach keine Chance hatte.

Schonunglos offen und realistisch ist der Schreibstil von Elisabeth Escher, die mit der Geschichte und treffenden Zitaten überzeugt.

„Der Neid ist die Tür, durch die der Teufel in die Welt getreten ist. Tratsch und Geschwätz – die Waffen des Teufels." Eine passgenaue Beschreibung liegt in den Worten des Pfarrers.

Egal, ob an einem weiteren Gerücht, der das „Verhältnis“ von Pfarrer und Haushälterin betrifft, etwas Wahres dran ist oder nicht, gefällt mir das Zitat bezüglich des Zölibats: „Es war ja auch nicht Gott oder Jesus, der den katholischen Priestern verbot, in Ehe zu leben, sondern Menschen, die vor Hunderten von Jahren dieses Kirchengesetz erlassen hatten. Aus welchen Gründen auch immer.“

Mich hat Maries Lebensgeschichte tief berührt und gezeigt, wie wichtig es ist, sich nicht durch falsche Schlüsse oder durch Gerüchte und üble Nachrede beeinflussen zu lassen.

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