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Veröffentlicht am 01.02.2021

Eine andere Welt, ein anderes Leben – Die Frauenschicksale von Kamtschatka

Das Verschwinden der Erde
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Als die acht und elf Jahre alten Schwestern Sofija und Aljona von der Halbinsel Kamtschatka verschwinden, spricht die ganze Bevölkerung davon. Die Hinweise reichen nicht aus, um den Entführer zu finden, ...

Als die acht und elf Jahre alten Schwestern Sofija und Aljona von der Halbinsel Kamtschatka verschwinden, spricht die ganze Bevölkerung davon. Die Hinweise reichen nicht aus, um den Entführer zu finden, und alle ausgesandten Suchtrupps bleiben erfolglos. Trotzdem hat sich seit dem Tag des Verschwindens etwas verändert. Die jungen Frauen und Mädchen bleiben zu Hause, niemand möchte seine Kinder verlieren und überhaupt hat der ungelöste Fall einen Schock bei den Einheimischen hinterlassen.
Das Buch ist nicht in Kapitel, sondern in Monate unterteilt. Es startet im August, in dem Monat, in dem die beiden kleinen Mädchen verschwanden. Die simple und geläufige Variante ihres Verschwindens schockte mich. Denn ich konnte nur zu gut erahnen, was als nächstes passierte. Mit dem Verschwinden der Mädchen endeten aber auch die Informationen über die Kinder. Was danach passierte waren entweder Berichterstattungen oder Schicksale der Inselbewohner. Ich tauchte Stück für Stück in das Leben und die Landschaft der russischen Halbinsel ein und lernte über ein Jahr lang, neue Frauenschicksale kennen. In jedem dieser Monate kam eine andere Frau und ihr Umfeld zu Wort. Deutlich wurde in ihren Erzählungen vor allem, wie gering doch ihre Möglichkeiten sind. Die Halbinsel ist praktisch abgeschottet von dem Rest des Landes. Das mangelnde Geld, ihre untergeordnete Rolle als Frau oder aber die begrenzten Mittel und Wege machen es den Frauen von Kamtschatka schwer, ein erfülltes Leben zu führen. Man spürt, dass die Menschen sich von der restlichen Welt ausgeschlossen fühlen. Besonders die jungen Menschen fühlen sich in ihrer Freiheit eingegrenzt. Meist bleibt ihnen nichts anderes übrig, als sich den Lebensgewohnheiten ihrer Heimat anzupassen. Ein geschlossener Kreis, der für sich lebt.
Auf unterschiedliche Weise fließt das Verschwinden der beiden Schwestern in all ihre Geschichten ein. In jedem einzelnen Monatsabschnitt werden die Namen der beiden Mädchen erwähnt. Lange konnte ich mir den Zusammenhang nicht wirklich erklären. Denn erst später traten einige Verbindungen zu den Personen untereinander auf.
Da die Namen aller Bewohner oft schwer zu merken sind, befindet sich zu Beginn des Buches eine Auflistung, in der jede Person mit Familie und Tätigkeit aufgelistet ist. Ich war froh, dass ich mir vor jedem Abschnitt einen neuen Überblick verschaffen konnte. Auch die Karte von Kamtschatka, auf der die gesamte Halbinsel aufgezeichnet war, vermittelte mir einen guten Überblick.
Für mich hatte das Buch eher wenige Thriller Elemente. Es war weder grausig noch schockend, sondern viel mehr dramatisch und sachlich. Emotional konnte mich die Geschichte nicht so sehr berühren, wie ich es mir gewünscht hätte. Ich fand es spannend und sehr interessant, in die verschiedenen Lebensgeschichten von Kamtschatkas Frauen einzutauchen, doch fehlte mir einfach die Aufregung oder der Nervenkitzel. Auch das Ende hatte ich mir etwas ausführlicher gewünscht. Dennoch möchte ich für die Geschichte in einer mir so fremden wie kontroversen Gegend, die sowohl anziehend wie auch trostlos und rückständig wirkt, gern vier Sterne vergeben.

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Veröffentlicht am 15.08.2020

Die Fahrt ins Ungewisse

Der Tunnel
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Die Fahrt durch den Gotthard-Tunnel ist für den Zugführer Steppach zwar nicht außergewöhnlich, gehört aber noch nicht zur Routine. Denn für die Tunneldurchquerung benötigt ein Zugführer einen Berechtigungsschein, ...

Die Fahrt durch den Gotthard-Tunnel ist für den Zugführer Steppach zwar nicht außergewöhnlich, gehört aber noch nicht zur Routine. Denn für die Tunneldurchquerung benötigt ein Zugführer einen Berechtigungsschein, den auch Steppach in Kürze in der Tasche haben wird. Heute tritt er die Tour durch den Tunnel deshalb noch mit Begleitung an. Wenn alles nach Plan läuft, hat er pünktlich Feierabend und kann bei seiner Familie sein.
Der Schülerin Zarah, die mit ihren Klassenkameraden und der Lehrerin im selben Zug in die Schweiz unterwegs ist, sollte die Reise eine schöne Abwechslung bieten. Ganz überraschend hat ihre Lehrerin aus der Schule eines Berliner Problembezirks die Einladung für diese Klassenreise erhalten. Ein Vorzug, den nicht jede Klasse genießen kann und von dem niemand ahnt, wie stark er ihr Leben beeinflussen wird.
Zur gleichen Zeit, aber nicht im Zug, findet sich auch Zumtobel mit seinen Kameraden zu einem Sondereinsatz im Berg ein. Er gilt als Hauptmann der Reserve, der zwar regelmäßig zum Dienst verpflichtet ist, sich aber ebenso gern auch freiwillig zu den alljährlichen Einsätzen meldet. Hauptberuflich ist er als Bankangestellter tätig und nutzt die Einsätze der Armee als eine willkommene Abwechslung vom Büroalltag.
Der Zugführer, die Schülerin und ein Hauptmann berichten in diesem Buch von ihren Erlebnissen im Gotthard Tunnel. Eine Tour, die sie und alle Mitreisenden niemals vergessen werden. Eine Reise, die ihr Leben viel stärker prägen wird, als sie jemals geahnt hätten. Denn plötzlich hält der Zug an, die Stromversorgung bricht ab und der Albtraum beginnt. Was ist geschehen?
Mehr möchte ich vom Inhalt dieser Story nicht verraten. Denn das Schöne an diesem Buch ist es, dem Geschehen Seite für Seite selbst auf die Spur zu kommen.
Ich muss gestehen, dass ein Thriller nicht zu meinem üblichen Genre zählt. Vermutlich war das der Grund, warum ich mich an den Stil der Erzählung erst gewöhnen musste. Von den Protagonisten mochte ich am liebsten die Schülerin Zarah, denn ihr Erzählstil war sehr einfach leicht zu verfolgen. Auch ihre Lehrerin war mir sehr sympathisch. Sie wusste perfekt mit ihrer Situation umzugehen. Beim Hauptmann Zumtobel drehte sich vieles um seinen militärischen Dienst und alles was damit verbunden ist. Gerade bei ihm verlief die Erzählung oft sehr sachlich, was es mir manchmal erschwerte, in der Story zu bleiben. Der Zugführer Steppach hingegen war für alles rund um den Zugverkehr zuständig, bot stets seine Hilfe an und sorgte für seine Passagiere. Dennoch war er froh, das Handeln Zaras Lehrerin überlassen zu können, als diese sich anbot. Sie zog schnell die nötigen Schlüsse und setzte diese mit Hilfe ihrer Schüler sinnvoll um.
Trotz meiner anfänglichen Schwierigkeiten empfand ich das Buch durchgehend interessant. Im kompletten Verlauf der Geschichte begleitete mich der Wunsch, mehr zu erfahren. Der Ablauf erinnerte mich stark an den eines Katastrophenfilms. Es war spannend, die Entwicklungen mitzuverfolgen. Besonders aufregend war es, zu beobachten, wie die Menschen mit ihrer Situation fertig werden mussten und Lösungen entwickelten. Der Autor gewährt uns hier einen Einblick auf eine fast unmögliche und schreckliche, aber vorstellbare Katastrophe und ihre damit einhergehenden Folgen. Zum Schluss lässt er uns in eine Zukunft blicken, die zwar unserer Lebensweise ähnelt, in der Rollenverteilung aber eine ganz andere ist.
Ein Buch, das uns ein Bild vor Augen führt, von dem wir eigentlich nichts wissen wollen, es aber trotzdem herausfordern, indem wir uns der Natur entgegenstellen.

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Veröffentlicht am 19.06.2020

Auch die besten Freunde haben ihre Leichen im Keller

Wozu wir fähig sind
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Unauffällig und völlig selbstverständlich haben sich Alexander und seine Begleitung Leonora unter die Leute gemischt. Alexander scheint eine fast unheimliche Freude daran zu haben, mit den Menschen in ...

Unauffällig und völlig selbstverständlich haben sich Alexander und seine Begleitung Leonora unter die Leute gemischt. Alexander scheint eine fast unheimliche Freude daran zu haben, mit den Menschen in seinem Umfeld zu spielen. Er hat einen Plan, nur welchen, das gibt er nicht bekannt. Immer an seiner Seite ist Leonora. Sie ist still und geheimnisvoll. Irgendetwas aus ihrer Vergangenheit bereitet ihr Probleme. Ob sie Alexanders Freundin ist, das weiß niemand so genau. Beide finden sich plötzlich in einer Gruppe junger Leute wieder, die sich alle in irgendeiner Form untereinander kennen. Ob nun von der Uni oder von der Zeit davor, jeder von ihnen hat eine Geschichte. Doch wie diese zusammengehört, dass soll der Leser erst später erfahren. Alina und Patrick sind schon seit langer Zeit ein Paar. Alles wirkt perfekt in ihrer Beziehung. Doch als Alexander auftaucht, ändert sich das. Alina weiß, dass Alexander etwas Gefährliches in sich trägt und trotzdem fühlt sie sich zu ihm hingezogen. Robin, ein Freund von Alina, fühlt sich hingegen zu Alexanders Begleitung Leonora hingezogen. In welcher Form ihm das nachher zum Verhängnis wird, dass müsst ihr natürlich selbst herausfinden.
Erst einmal möchte ich damit beginnen, dass allein das Cover absolut genial ist. Was man nicht auf den ersten Blick sieht, ist, dass der Buchdeckel durch glänzende Rillen geprägt ist. Das fühlt sich nicht nur klasse an, sondern hat mich immer wieder verleitet, über den Buchdeckel zu streichen. Dazu die Schrift in Neonfarbe auf schwarz-grau-weißem Hintergrund, richtig cool. Hier hat sich der Coppenrath Verlag mal wieder etwas Geniales einfallen lassen.
Direkt beim Einstieg in das Buch schimmert das Mysteriöse durch. Schnell wurde mir klar, dass es sich hier definitiv um eine spannende Story dreht, in der es immer etwas zu Rätseln gibt. Wohin mich diese Geschichte aber letztendlich führt, wusste ich lange Zeit nicht. Jeder Abschnitt beginnt mit einer neuen Person. Jeder Charakter hat seine eigene Geschichte, gibt aber nie genug preis, um sich daraus ein zusammenhängendes Bild zu zaubern. Ich verspürte von Seite zu Seite mehr Lust, das herauszufinden. Denn eines war klar, hier geht es darum, den Bösewicht für etwas zu finden. Nur für was und wer das sein sollte, das musste ich schon selbst herausfinden. Gestehen muss ich auch, dass ich erst kurz vor der Mitte des Buches so wirklich den Überblick hatte. Zwar wurde aus der Erzählperspektive geschrieben, aber ständig wechselten die Charaktere. Der Eine war mit dem bekannt, der nächste mit dem Anderen. Alle zusammen bilden eine Kette, aber die musste erst einmal aneinandergereiht werden. Es gibt Sprünge von der Vergangenheit in die Gegenwart und vor jedem Kapitel steht ein Zitat einer beteiligten Person. Das Zitat regte nicht nur zum Nachdenken an, sondern führte ein wenig in die Irre, machte mich aber zusätzlich noch neugieriger auf die Story. Trotz all der Verwirrungen hatte ich Spaß an der Story. Ich wollte unbedingt dahinter steigen, um was es hier überhaupt geht und warum so gehandelt wird. Zum Schluss hin wurde es dann noch einmal richtig spannend. Obwohl das Ende zwar immer vorhersehbarer wurde, konnte es mich trotzdem überraschen.
Definitiv ein Buch zum Nachdenken. Es zeigt ziemlich deutlich wie allzu oft der Schein doch trügt und wie schnell sich deine Freunde zu Betrügern entpuppen können. Spannung, gute Unterhaltung und jede Menge Rätsel.

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Veröffentlicht am 25.03.2020

Putz dich glücklich

Glanz und Gloria
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Genau passend zum bevorstehenden Frühjahrsputz durfte ich Vreni Frosts Buch „Glanz und Gloria“ lesen. Der Universalreiniger für ein besseres Leben. Wenn das nicht vielversprechend klingt.
Ich habe es ...

Genau passend zum bevorstehenden Frühjahrsputz durfte ich Vreni Frosts Buch „Glanz und Gloria“ lesen. Der Universalreiniger für ein besseres Leben. Wenn das nicht vielversprechend klingt.
Ich habe es unheimlich gern sauber, doch ist das Putzen für mich mehr Graus als Vergnügen. Da kann ein wenig Motivation nicht schaden. Wenn dann alles noch viel schneller und effektiver klappt, umso besser.
Der Einstieg in das Buch war locker und leicht. Weil Vreni selbst nicht immer die beste Beziehung zum Putzen hatte und auch gern mal ihrer Putzfrau die Arbeit überlässt, war sie mir, allein wegen ihrer offenen und ehrlichen Art, schnell sympathisch. Ich glaube Vreni hat sich in den vergangenen Jahren viel mit dem Thema Selbstfindung auseinandergesetzt. Sie wirkt entschlossen in dem, was sie schreibt. Scheint sich aber auch in der Vergangenheit viele Gedanken gemacht zu haben. Für sie steht die Pflege der eignen vier Wände nah in Zusammenhang mit einer inneren Reinigung. Sowohl die Ernährung als auch die seelische Pflege gehören zu einem aufgeräumten und sauberen Leben dazu. Aller Anfang ist dabei, mit sich selbst ins Reine zu kommen, oder umgekehrt. Wer die eigenen vier Wände nicht pflegt, hat auch im Kopf noch nicht aufgeräumt.
Von Küche, Bad und Schlafzimmer, über Wohnzimmer bis hin zum Home-Office geht die Autorin Zimmer für Zimmer mit uns durch. Sie erinnert daran, wo man überall Ordnung schaffen könnte. Einfach mal am Laptop oder Smartphone überschüssige Mails und Fotos entsorgen. Ebenso kann im sozialen Umfeld aufgeräumt werden. Vreni erwähnt hier, wie man sich von negativen Einflüssen befreit.
Zuerst beginnen wir aber mit der Küche und machen sowohl im Kühlschrank wie in der Mikrowelle gründlich sauber. All das mit natürlichen Reinigungsmitteln, zu denen uns die Autorin am Ende des Buches, einige gute Rezepte liefert. Unter den Hauptzutaten finden sich vor allen Dingen Natron, Zitronensäure, Essig, Backpulver oder auch Salz. Alles simple und natürliche Produkte, die leicht zu erwerben sind und nicht viel kosten. Zum Thema Umweltschutz und Müllproduktion liefert Vreni ebenfalls sinnvolle Tipps. Sicher ist hier für jeden etwas dabei. Mir persönlich fehlt im Alltag meist die Zeit, um all die gutgemeinten Ratschläge zu verwirklichen. Aber wenn wir auch nur einen kleinen Teil davon umsetzen, ist schon ein erster Schritt getan.
Zur Reinigung der Küche zählt vor allem auch ein bewusster Lebensstil, eine gesunde Ernährung und Selbstakzeptanz. Lernen sich selbst zu lieben, von negativen Gedanken zu befreien und diese in positive umzuwandeln, sind wichtige Faktoren, die man für die gewünschte Ordnung verinnerlichen sollte. Reine machen mit Körper und Geist. Dann klappts auch mit all dem Chaos um uns herum.
Wenn man sich beim Putzen kleine Ziele setzt und, um effektiver zu arbeiten, Auszeiten in Form kleiner Pausen gönnt, dann hat man schon viel richtig gemacht. Noch besser wird es mit einem Arbeitsplan. Wir alle lieben es, Listen zu erstellen, warum also nicht auch beim Putzen?
Interessant fand ich die vielen neuen Produkte, die kurz erwähnt und beschrieben wurden. Ich habe zum Beispiel nie zuvor von einer Po-Dusche gehört. Diese Entdeckung finde ich nicht nur witzig, sondern auch ziemlich nützlich. Wenn also bei Zeiten, wie momentan in der Corona-Krise, mal das Toilettenpapier ausgehen sollte, kein Problem mit der Po-Dusche.
Ich finde das Buch spricht vor allen Dingen junge Leute an, die vielleicht noch nicht allzu lange einen eigenen Haushalt führen. In diesem Fall kann der umfangreiche Ratgeber eine wahre Bereicherung sein. Ich persönlich habe seit etlichen Jahren einen eigenen Haushalt und erledige viele Dinge ganz automatisch oder habe sie längst ausprobiert. Das soll aber nicht heißen, dass ich hier nicht einige neue Eindrücke sammeln konnte. In wie fern ich sie allerdings umsetzen werde, das kann ich noch nicht sagen. Auf jeden Fall möchte ich in Sachen Putzmittel ein paar Versuche starten und auf die natürlichen Produkte zurückgreifen.
Weniger die Putztipps sind es, die mir in diesem Buch besonders gut gefallen haben, sondern viel mehr die Erzählungen aus dem Leben der Autorin. Vreni scheint in den letzten Jahren einen bedeutenden Umschwung erlebt zu haben und es ist ungeheuer interessant, von dieser Entwicklung zu erfahren. Ich fand ihre Ehrlichkeit beeindruckend. Sie nimmt kein Blatt vor den Mund und erzählt offen von Angstzuständen, Figurproblemen, oder von Konflikten aus der Schulzeit.
Für mich also ein rundum gelungenes Werk, das ich gern mit vier Sternen belohnen möchte.

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Veröffentlicht am 22.03.2020

Es ist nicht leicht, die Liebe richtig zu leben

Hör mir zu, auch wenn ich schweige
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Seit vierzig Jahren sind Frank und Maggie verheiratet. Von Anfang an war für Frank klar, dass Maggie die Frau seines Lebens ist. Doch als er vor einem halben Jahr angefangen hat zu Schweigen, führte das ...

Seit vierzig Jahren sind Frank und Maggie verheiratet. Von Anfang an war für Frank klar, dass Maggie die Frau seines Lebens ist. Doch als er vor einem halben Jahr angefangen hat zu Schweigen, führte das ihre Ehe in eine Einbahnstraße. Maggie erträgt das Schweigen nicht mehr und nimmt eine Überdosis Schlaftabletten. Allein um den Notruf zu kontaktieren und seine Frau zu retten, muss Frank wieder zu sprechen beginnen. Als er es tatsächlich fertigbringt, den Notarzt zu rufen und Maggie schließlich im Krankenhaus landet, wird das Reden zur einzigen Möglichkeit, seine geliebte Frau zu retten, denn Maggie liegt im künstlichen Koma. So schwer es Frank auch fällt, die Worte zu finden, die in diesen Momenten die richtigen sind, bemüht er sich sehr. Er erzählt Maggie von seinen unausgesprochenen Gefühlen. Endlich spricht er Dinge aus, die er ihr schon längst hätte sagen sollen. Nach und nach stellt sich heraus, dass sowohl Frank als auch Maggie ein Geheimnis mit sich tragen, welches sie nie gewagt haben, auszusprechen. Ist es nun zu spät dafür?
Für mich war der Einstieg in das besondere Buch schon sehr emotional und ich war mehrfach den Tränen nahe. Die Geschichte beginnt im Jetzt und springt durch Franks Beichte an Maggies Bett, zurück in die Vergangenheit; zu den ersten holprigen Schritten in ihre große Liebe. Die Lebensgeschichte, die zuerst einmal aus Franks Sicht erzählt wurde, hat mich zutiefst berührt. Ich konnte das Leid, das dieser jungen Ehe widerfuhr, sehr gut nachempfinden. Ein Schicksalsschlag zu Beginn ihrer Beziehung brachte im Prinzip einen Stein ins Rollen, der sich von Seite zu Seite und von Jahr zu Jahr zu einem riesigen Klumpen aufbaute. Es entstanden, im Zusammenhang mit ihrer ersten schlimmen Erfahrung, immer neue Probleme, die die Protagonisten geradezu handlungsunfähig machten. Ich als Leser musste mitansehen, wie so vieles ganz anders verlief, als es eigentlich sollte. Manchmal hatte ich wirklich Schwierigkeiten, mich in das Paar hineinzuversetzen. Dann gab es aber auch Reaktionen auf gewisse Schicksalsschläge, die ich wiederum nur allzu gut nachempfinden konnte. Ich kann auf jeden Fall behaupten, dass mich die Geschichte sehr mitgerissen, neugierig gemacht und unglaublich traurig und nachdenklich gestimmt hat. Ich konnte nur schwer aufhören mit dem Lesen, denn ich wollte unbedingt den Geheimnissen des Ehepaars auf die Spur kommen. Außerdem stand bis zum Ende eine wichtige Frage im Raum, nämlich, ob Maggie es schafft, dem Tod zu entkommen.
Das Buch zeigt sehr deutlich, wie schwer es sein kann, die Liebe richtig zu verteilen. Hart und ungeschönt zeigt es auf, was passieren kann, wenn wir zu viel Liebe schenken oder wenn sie falsch eingesetzt wird. Anhand der vielen unausgesprochenen Worte zwischen Maggie und Frank, erkennt man sehr deutlich, wie wichtig es ist, die Liebe richtig zu pflegen und dass Schweigen ganz sicher nicht die Lösung ist. Das Buch regt zum Nachdenken an und hat mich in jedem Falle traurig gestimmt. Das soll aber nicht bedeuten, dass es nicht lesenswert ist, denn ich empfand es als äußerst spannend und interessant, das Schicksal dieser Familie zu verfolgen. Hin und hergerissen von meinen Gefühlen und unwissend, was ich aus dem Buch eigentlich mitnehmen möchte, will ich ihm trotzdem gern vier Sterne verleihen.

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