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SofieWalden

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Veröffentlicht am 07.09.2020

Das Leben einer gehobenen Mittelschichtsfamilie in der amerikanischen Gesellschaft

Die Topeka Schule
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Die Gordons sind eine US-amerikanische Familie der gehobenen Mittelschicht oder vielleicht auch darüber hinaus. Sie leben in der Kleinstadt Topeka in Kansas. Da sind Jonathan und Jane, die Eltern, die ...

Die Gordons sind eine US-amerikanische Familie der gehobenen Mittelschicht oder vielleicht auch darüber hinaus. Sie leben in der Kleinstadt Topeka in Kansas. Da sind Jonathan und Jane, die Eltern, die beide als Psychoanalytiker und Therapeuten in der „Foundation“ arbeiten, einer psychiatrischen Einrichtung mit einer recht freiheitlichen Denkweise, die der tief geprägten konservativen Grundhaltung des Provinzortens doch eher entgegen steht. Und dann ist da Adam, ihr 17-jähriger Sohn, der die Topeka High School besucht. Er ist dort im letzten Jahr, ein angesehener beliebter Typ, in eine coole Clique eingebunden und ein Debattier-Crack, der darauf zusteuert, die Landesmeisterschaft zu gewinnen. Und dieses Debattieren, sein Gegenüber mit Finesse und jeder Menge Tricks in Grund und Boden zu reden und das Battle zu gewinnen, ohne das Dinge wie Argumentation und die Bedeutung von Worten an sich noch eine Rolle spielen, ist dann auch schon der erste Spiegel, die der amerikanischen Gesellschaft hier in übertragenen Sinne vorgehalten wird. Neben den Gordons spielt noch ein weiterer Protagonist eine wichtige Rolle in dieser Geschichte, Darren. Er ist ein Außenseiter, hat reduzierte kognitive Fähigkeiten und ist einer der Patienten von Adams Vater. Als Kinder waren Adam und Daren befreundet, doch jetzt ist diese Freundschaft 'eher aufgesetzt'. Aber trotzdem sorgt Adam dafür, das der, wie es sein Vater formuliert, privilegierte „Verlorene Junge“ in ihrer Clique mit dabei sein darf. Dort wird er aber zusehends schikaniert, verspottet und niedergemacht und das führt irgendwann zu etwas sehr Schlimmem.
Dieser Roman ist prall gefüllt mit all den Themen, die Leben in Gemeinschaft ausmacht, ob im Kleinen innerhalb der Familie und im größeren Gefüge einer Kleinstadtgesellschaft und natürlich ist er geprägt von den Gegebenheiten des Systems USA. Die Geschichte spielt vorwiegend in der Zeit der späten 1990er Jahre, aber seitdem scheint sich eigentlich nichts verändert zu haben, denn man hat das Gefühl, hier ganz hochaktuell am Gesellschaftssystem der Amerikaner teilzuhaben, bis hinein in die feinsten Details des Zusammenlebens. Dabei werden die Dinge weitgehend nur gestreift, was keine Kritik sein soll, denn so wird jedem Leser angeboten, seiner emotionalen Gewichtung entsprechend, daraus eigene Denkfäden zu spinnen, für das, was einem sozusagen gerade ins Auge sticht. Ein wichtiger Faktor in diesem Buch ist der vom Autor gewählte Perspektivwechsel, in der Betrachtung zwischen den einzelnen Personen und was, ganz außergewöhnlich, eigentlich über allem steht, das ist die Sprache. Hier ist nichts fließend, leicht zu lesen. Hier ordnet sich das Wort nicht dem Lauf der Geschichte unter, „Lesbarkeit ist kein Wert für mich“ soll Lerner einmal gesagt haben. Hier wird dem Lesen auch manchmal ein gewisses Maß an Arbeit abverlangt und das kann durchaus anstrengend sein. Es bewirkt aber auch Intensität und die Notwendigkeit, sich Zeit zu nehmen, für dieses Werk selbst und die eigenen Gedanken, die sich daraus ergeben.
Ich finde diese Geschichte 'außergewöhnlich' und auf jeden Fall des Lesens wert.

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Veröffentlicht am 15.08.2020

Die erste Liebe, das Leben danach und ganz viel Nostalgie

Das war die schönste Zeit
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Die erste große Liebe hat etwas Magisches und begleitet einen in seiner Erinnerung, manchmal ein ganzes Leben lang. Dan und Ali, zwei Teenager, mit sehr unterschiedlichem familiärem Hintergrund, dürfen ...

Die erste große Liebe hat etwas Magisches und begleitet einen in seiner Erinnerung, manchmal ein ganzes Leben lang. Dan und Ali, zwei Teenager, mit sehr unterschiedlichem familiärem Hintergrund, dürfen eine solche erste Liebe erfahren, 1979 in Sheffield, und die damals aktuelle Musik spielt einen große Rolle dabei. Nun, so viele Jahre später, erhält Alison eines Tages eine Nachricht von Daniel, der inzwischen mit seiner Familie als Musikjournalist in Edinburgh lebt. Sie selbst ist jetzt, ebenfalls mit Familie, in Australien zuhause und hat als Romanautorin 'einen großen Hit gelandet'. Diese Nachricht, ein Song aus ihrer damaligen gemeinsamen Zeit, weckt Erinnerungen und wühlt Alison auch ein wenig auf. Sie beschließt, Dan zurückzuschreiben, und so lebt ihre für beide, zumindest in ihren Gedanken, so wertvolle Liebesgeschichte irgendwie ein bisschen wieder auf, obwohl jeder von ihnen ja in einer Partnerschaft lebt. Diese Geschichte lebt von der Musik, in der Zeit einer stürmischen jungen Liebe und lässt jede Menge Nostalgie anklingen. Dazu kommen die Wechsel zwischen 'damals und heute', die auch all das Negative, das vor allem Ali aus Jugendtagen mit sich herumträgt, wieder hervor holt und dann ist da natürlich die Frage nach dem Glücklichsein, im hier und heute.
Das Buch ist eine Reise, mit vielem ummantelt, was eigentlich nicht so wichtig und für das Geschehen der Geschichte auch nicht wirklich relevant ist, aber es gehört dazu, so hat es die Autorin entschieden und ich als Leserin nehme es einfach an. Hier kann man schwelgen, in Gefühlen und ganz groß, in der Musik. Ein dickes Paket für ein paar schöne Lesetage und dafür soll Lesen ja schließlich (auch mal) da sein.

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Veröffentlicht am 05.08.2020

Eine elegant umsponnene Familiengeschichte, zart und letztendlich versöhnlich

Ein Sonntag mit Elena
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Ein Mann hat seine älteste Tochter Sonia und ihre Familie mit den beiden Kindern Greta und Rachelle zum Mittagessen eingeladen. Bisher haben sie sich bei ihren gemeinsamen Treffen immer im Freien getroffen ...

Ein Mann hat seine älteste Tochter Sonia und ihre Familie mit den beiden Kindern Greta und Rachelle zum Mittagessen eingeladen. Bisher haben sie sich bei ihren gemeinsamen Treffen immer im Freien getroffen und sind dann dort etwas essen gegangen. Für einen Kaffee in der Wohnung, in der der Vater mit seiner Frau, die inzwischen seit acht Monaten tot ist, Sonia und ihren beiden Geschwistern gelebt hat, war dann keine Zeit mehr. Diesmal soll das anders sein. Er will wieder einmal Leben spüren, in dem inzwischen so still gewordenen Zuhause, und so macht er sich am Sonntagmorgen daran, ein Essen zu kochen, das erste in seinem Leben. Dazu schlägt er das mit, von seiner Frau eigenhändig geschriebenen Rezepten, gefüllte Büchlein auf und beginnt. Dabei gehen ihm eine Menge Gedanken durch den Kopf. So hatte er sich das Alter nicht vorgestellt. Sein Beruf war das Brücken bauen gewesen und er war durch die ganze Welt gereist, um dies zu tun. Währenddessen hatte seine Frau zuhause in Turin alles zusammen gehalten, hier in dieser Wohnung und er bedauert, die Dringlichkeiten immer vor die Wichtigkeit der Dinge gestellt zu haben. Tatsächlich, gegen halb zwölf hat er es dann geschafft. Ein erstaunlich gut gelungenes Essen steht, schön angerichtet, bereit. Der Tisch ist gedeckt und er freut sich auf einen schönen Tag mit einem Teil seiner Familie. Doch dann klingelt das Telefon. Sonia erzählt ihrem Vater, dass Rachelle beim Kakipflücken, für den Großvater, vom Baum gefallen und sich den Arm gebrochen hat. Jetzt seien sie auf dem Weg in die Notaufnahme und könnten leider nicht zum Essen kommen. Der Vater ist besorgt und auch ein bisschen enttäuscht. Was soll er mit dem Tag jetzt anfangen. Schließlich macht er sich auf, zu einem Spaziergang in den nahen Park. Und dort auf einer Bank, lernt er Elena und ihren Sohn kennen und ganz spontan lädt er die beiden ein, zu dem Mittagessen, das Zuhause bereitsteht.
Dies ist der Anfang einer sehr ruhig erzählten Geschichte, fein versponnen in seinen familiären Verzweigungen, durchzogen von all dem, was das Leben dieser Familie mit bestimmt. Da sind die Verbundenheit, die Brüche, die Wortlosigkeit zwischen einzelnen Personen, die Momente, wenn man sich wieder findet, das erstaunte Erkennen der Kinder, dass Eltern auch einfach nur Menschen sind, die Fehler haben und Fehler machen und da ist das dankbare Gefühl, zusammen zu gehören und nicht allein zu sein.
Die Geschichte lässt sich viel Zeit, obwohl am Ende mit gar nicht so vielen Seiten eigentlich alles gesagt ist. Und der Erzählstil hat zudem einen ganz besonderen Scharm und wirkt auf den Leser so friedvoll, obwohl von Harmonie im eigentlichen Sinne wirklich nicht gesprochen werden kann. Ein schönes Buch für einen Tag mit sich selbst. Ich mochte es sehr.

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Veröffentlicht am 26.07.2020

Ein bisschen anders darauf schauen und es verändert sich die Welt

Die Welt mit anderen Augen sehen
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Ein Physiker, der fest auf den Fundamenten seiner Wissenschaft steht und doch wagt er, für uns Leser, einen Blick über die Grenzen dieser strikten faktischen Beweisführung hinaus. Denn diese Grenzen sind ...

Ein Physiker, der fest auf den Fundamenten seiner Wissenschaft steht und doch wagt er, für uns Leser, einen Blick über die Grenzen dieser strikten faktischen Beweisführung hinaus. Denn diese Grenzen sind verdammt eng und es gibt eine Menge Fragen, die hier vergebens auf eine Antwort warten. Deshalb will er einen Blick riskieren, mit dem man so ganz anders auf unser Universum schaut und all das Geschehen in unserem Sein, für das es so einfach keine Erklärung gibt. Und so stellt uns Markolf Niemz seine sechs konkreten Challenges vor, und in jedem Fall liegt die Herausforderung vor allem darin, wie wir unser Denken gerade hier in unserem westlichen System, ändern können, ganz einfach durch ein anderes Hinsehen und das unter Einbeziehung der spirituellen Welt, die uns bisher doch noch so wenig begegnet ist, in unserem Leben.
Nicht alles in diesem Buch wird einen überzeugen, nicht alles wird man verstehen, aber es ist auf jeden Fall ein sehr gelungenes Angebot für ein 'darüber hinaus'. Und gerade die Gestaltung dieses Werkes hilft einem dabei sehr. Gut strukturiert, nicht überladen und gerade durch die Bilder, die einen oft weiterleiten zu einem prägnanten Satz und dann zu dem ausführlichen Text selbst, wird unsere Aufmerksamkeit auf 'eine Sicht der Dinge' gelenkt, die so bisher noch nicht so oft an einen heran getragen wurde.
Ich empfinde es als sehr positiv, dieses Buch 'in die Hand bekommen' zu haben und das darüber Nachdenken wirkt noch lange nach.

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Veröffentlicht am 13.07.2020

Die Oma nach London, die Enkelin aufs Dorf, Wohnungstausch und mehr

Time to Love – Tausche altes Leben gegen neue Liebe
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Leena ist die jüngste Senior Consultant, die ihre Firma bisher hatte und sie lebt für ihre Arbeit. Seit dem Tod ihrer Schwester bedeutet ihre Arbeit allerdings auch, vor der Trauer davon laufen und das ...

Leena ist die jüngste Senior Consultant, die ihre Firma bisher hatte und sie lebt für ihre Arbeit. Seit dem Tod ihrer Schwester bedeutet ihre Arbeit allerdings auch, vor der Trauer davon laufen und das führt eines Tages zu einem Zusammenbruch, mitten in einer wichtigen Präsentation. Ihre Chefin verordnet Leena eine zweimonatige Auszeit, um zur Ruhe zu kommen und ihre persönlichen Dinge wieder in Ordnung zu bringen. Aber was machen mit all der Zeit. Erst einmal besucht Leena ihre Großmutter Eileen in dem Dorf Hamleigh in Yorkshire, in dem auch sie selbst aufgewachsen ist. Als sie durch Zufall erfährt, das ihre Oma gerne wieder einen Mann an ihrer Seite hätte, ihr eigener hat sich vor kurzem mit einer Jüngeren davon gemacht, es hier im Dorf aber kaum akzeptable Kandidaten gibt, kommt sie auf eine verrückte Idee, Wohnungstausch. Leena würde hier vor Ort die Stellung halten, in Vertretung sozusagen und Eileen geht nach London und stürzt sich für eine Weile ins Großstadtleben. Und so machen es die beiden dann auch. Und was sich dann daraus ergibt, für Oma und Enkelin, das ist eine richtig schöne turbulente und absolut unterhaltsame Geschichte mit ganz viel Gefühl und natürlich, so ganz nebenbei, einer ordentlichen Portion Liebe.
Mir hat das Buch sehr gefallen. Es geht dabei durchaus auch ernst zu, aber alles in allem ist es doch eine wirklich prima Wohlfühlgeschichte und diese liest sich 'wie in einem Rutsch'.
Viel Spaß dabei.

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