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Veröffentlicht am 07.03.2017

Die Goldenen Zwanziger

Noble Gesellschaft
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Der UFA Filmstar Carl von Bäumer erfährt bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung durch den frischverheirateten Max von Volkmann von dem Verschwinden des Dienstmädchens Lotti Berschneider. Am nächsten Tag ...

Der UFA Filmstar Carl von Bäumer erfährt bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung durch den frischverheirateten Max von Volkmann von dem Verschwinden des Dienstmädchens Lotti Berschneider. Am nächsten Tag ist Max von Volkmann tot. Der Presse wird mitgeteilt, dass eine Unachtsamkeit beim Reinigen seiner Pistole passiert ist. Carl von Bäumer ist fest davon überzeugt, dass es sich nicht um Selbstmord handelt, sondern hier ein Mord geschehen ist. Carls Lebensgefährte, der Kommissar Paul Genzer, übernimmt die Ermittlungen. Sie führen ihn in die noble Berliner Gesellschaft der Goldenen Zwanziger Jahre.

Dieses ist bereits der zweite Band einer Reihe um Carl von Bäumer und Paul Genzer. Da ich den ersten Band nicht gelesen habe, war zu Beginn das umfangreiche Personenregister sehr hilfreich für mich.

Der Schreibstil ist sehr anspruchsvoll, passt aber zur damaligen Sprache und ist mit feinem Humor gewürzt. Die Autorin hat sich mit den 20er Jahren sehr ausführlich beschäftigt, so dass sie den damaligen Zeitgeist sehr gut eingefangen hat und man als Leser ein sehr gutes Bild erhält. Interessant fand ich das Ermittlerduo. Joan Weng hat ein homosexuelles Paar als Hauptprotagonisten gewählt zu einer Zeit als es den Unzuchtsparagraphen noch gab und schwere Strafe darauf stand.

Wer einen Kriminalroman mit typischer Polizeiermittlung erwartet, liegt bei diesem Roman falsch. Durch verschiedene Perspektivwechsel wird die Handlung vorangetrieben und Stück für Stück kommt man der Lösung des Falles näher bis am Ende alles schlüssig aufgeklärt wurde.

Mich hat dieser historische Kriminalroman durch den besonderen Erzählstil und den ungewöhnlichen Ermittlern angenehm unterhalten.

Veröffentlicht am 07.03.2017

Keine Zeit für Burn-out

Oma wird erwachsen
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Isabell lebt in Hamburg und arbeitet als Assistentin für einen Filmproduzenten, der sie schlecht behandelt. Überraschend wird ihr gekündigt und sie ist am Verzweifeln. Der Anruf ihrer Oma Edith reißt sie ...

Isabell lebt in Hamburg und arbeitet als Assistentin für einen Filmproduzenten, der sie schlecht behandelt. Überraschend wird ihr gekündigt und sie ist am Verzweifeln. Der Anruf ihrer Oma Edith reißt sie aus ihrer Lethargie. Ihre Oma lebt in Seestein an der Ostsee, sie kümmert sich dort um die Tiere auf ihrem Bauernhof, ist ständig in Bewegung und den ganzen Tag auf Achse. Sie ist eine gute Seele, will keinem zur Last fallen und steht allen Dorfbewohnern ohne Bezahlung hilfreich zur Seite. Nun hat ein Arzt bei Oma Edith Burn-out festgestellt und ihr Ruhe verordnet. Edith will von diesem neumodischen Zeugs nicht wissen, dass doch was für Städter ist. Kurz entschlossen reist Isabell gemeinsam mit ihrem besten Freund Kalle nach Seestein, um Oma zu etwas mehr Ruhe zu verhelfen.

Nach einem Fernsehbericht über Burn-out kommt Isabell auf die Idee, auf dem Hof Seminare für überarbeitete Großstädter anzubieten. Aber auch ein schmieriger Immobilienmakler wittert ein Geschäft in diesem idyllischen Dorf.

Die Charaktere, allen voran Oma Edith haben mir gefallen und waren sympathisch. Oma Edith hat eine sehr direkte und trockene Art, alles genau auf den Punkt zu bringen, teilweise gepaart mit einem Zynismus („Entschuldige, dass ich noch laufen kann, ich besorge mir morgen vorsorglich einen Stock“), doch immer sehr liebenswert dabei.

Das Buch empfand ich als leichte und lockere Unterhaltungslektüre, die mich zum Schmunzeln gebracht hat und am Ende noch überraschen konnte.

Veröffentlicht am 18.02.2017

Die Folgen einer Sturmflut

Sturmherz
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Alexa Petri hat kaum Kontakt zu ihrer Mutter Cornelia. Als Alexa 11 Jahre war, verschwand ihre Mutter plötzlich für einige Zeit. Die Frau, die zurückgekehrte, war eine andere geworden. Seit diesem Vorfall ...

Alexa Petri hat kaum Kontakt zu ihrer Mutter Cornelia. Als Alexa 11 Jahre war, verschwand ihre Mutter plötzlich für einige Zeit. Die Frau, die zurückgekehrte, war eine andere geworden. Seit diesem Vorfall in Alexas Kindheit, redete ihre Mutter kaum noch mit ihr und verschwieg den Grund ihres Verschwindens.

Nach einem Schlaganfall liegt Cornelia nun im Koma und Alexa muss sich gezwungenermaßen um ihre Mutter und den Buchladen ihrer Mutter kümmern. Eines Abends betritt der amerikanische Schriftsteller Richard Henderson und sein Sohn Ethan, den Buchladen, um Cornelia zu sprechen. Nach und nach erfährt Alexa die Geschichte ihrer Mutter, die durch eine Sturmflut und einer Lüge das Leben einiger Menschen beeinflusste.

Die flüssig geschriebene Geschichte konnte mich von Beginn an fesseln. Es ist wieder eine dramatische Liebesgeschichte, aber ohne Happy End. Durch die Rückblenden in die Vergangenheit wurden nach und nach immer mehr Puzzlesteine zusammengefügt, so dass man die Entwicklung von Cornelia nachvollziehen konnte. Meine Sympathie in diesem Buch galt aber mehr Alexa, die lange Jahre unter der Herzlosigkeit ihrer Mutter zu leiden hatte. Durch die Sturmflutkatastrophe von 1962 in Hamburg hat die Geschichte einen historischen Bezug, so dass alles realistisch wirkte. Gleichwohl sorgte der bildhafte Schreibstil dazu, dass ich mich mehr als einmal am Schauplatz des Geschehens wähnte.

Auch in diesem Buch überzeugte die Autorin wieder durch ihre Erzählkunst.

Veröffentlicht am 01.02.2017

Auf den Spuren des Guide Gabin

Gefährliche Empfehlungen
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Der kulinarische Krimi „Gefährliche Empfehlungen“ von Tom Hillenbrand ist zwar bereits der fünfte Band um den Koch und Hobbydetektiv Xavier Kieffer, doch für mich war es das erste Mal, dass ich einen Band ...

Der kulinarische Krimi „Gefährliche Empfehlungen“ von Tom Hillenbrand ist zwar bereits der fünfte Band um den Koch und Hobbydetektiv Xavier Kieffer, doch für mich war es das erste Mal, dass ich einen Band dieser Reihe gelesen habe.

Valérie Gabin, Enkelin von Auguste Gabin, dem Erfinder des Guide Gabin, feiert Eröffnung der neuen Gabin-Repräsentanz. Alles was in der Sterneküche einen Rang und Namen hat, ist da. Als Gastredner tritt Frankreichs Präsident Francois Allégret auf. Trotz der großen Sicherheitsmaßnahmen schafft es ein radikaler Aktivist, die Bühne zu stürmen. Die Sicherheitskräfte können ihn festnehmen, doch dann setzt ein Stromausfall ein. In diesem Durcheinander verschwindet die äußerst seltene Ausgabe des Guide Gabin aus dem Jahr 1939. Für Valérie Gabin ist dieser Diebstahl sehr unangenehm, da es sich bei ihrem Ausstellungsstück um eine Leihgabe handelte. Xavier Kieffer will seiner Freundin helfen und beginnt Nachforschungen anzustellen, stößt auf eine Leiche und gerät selbst in Gefahr.

Neben diesem Hauptstrang gibt es zwischendurch kurze Rückblicke in die Zeit des zweiten Weltkrieges und man kann erahnen, dass der Guide Gabin von 1939 eine besondere Rolle spielt. Doch welchen Grund gibt es, dass nach mehr als siebzig Jahren jemand eine Leiche in Kauf nimmt, um das Buch in die Hände zu bekommen?

Das Cover hat mir gefallen und reiht sich harmonisch in die Vorgängerbände mit ein.
Der Schreibstil ist angenehm leicht, an einigen Stellen mit einem Augenzwinkern geschrieben. Es handelt sich hier nicht um einen typischen Kriminalroman. Die Spannung kommt nur sehr langsam in Gang. Da es sich um einen kulinarischen Krimi handelt, erfährt der Leser natürlich viel über die gehobene, französische Küche im Wandel der Zeit sowie über die Abläufe in einem Restaurant. Wobei mir die vielen französischen Bezeichnungen etwas zu viel waren. Es gibt zwar am Ende ein Glossar, aber es störte mich, ständig irgendwelche Begriffe nachzuschlagen, so dass ich es nach einiger Zeit aufgegeben habe.

Tom Hillenbrand hat es verstanden die Kriegszeit, Politik und aktuelle Themen wie Terror miteinander zu verflechten, so dass nach und nach die Geschichte aufgedeckt wurde. Manches wirkte auf mich etwas konstruiert und die Spannungshandlung kam ein wenig zu kurz für mich.

Wer keinen Wert auf einen spannungsgeladenen Krimi legt, sondern sich angenehm unterhalten lassen will, der sollte diesen kulinarischen Krimi lesen.

Veröffentlicht am 05.01.2017

Wo ist der Haken?

Gustaf Alter Schwede
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Familie Baumann träumt schon lange von einem eigenen Häuschen. Viele Besichtigungen haben sie bereits hinter sich gebracht, doch das ideale Haus haben sie noch nicht gefunden. Sie können ihr Glück nicht ...

Familie Baumann träumt schon lange von einem eigenen Häuschen. Viele Besichtigungen haben sie bereits hinter sich gebracht, doch das ideale Haus haben sie noch nicht gefunden. Sie können ihr Glück nicht fassen, als sie im rheinischen Rotthoven in wunderschöner Lage ihr Traumhaus entdecken. Das Haus ist eine Scheidungswaise und wird zu einem günstigen Preis angeboten. Sie unterschreiben den Kaufvertrag, aber aufgrund ihrer Besichtigungserfahrungen stellen sie sich die Frage: Wo ist der Haken bei diesem Haus?

Über Nacht verschwindet der Käse aus dem Kühlschrank und das Bier aus der Kiste wird weniger. Nach und nach stellt sich heraus, dass sie in dem Haus nicht allein leben, sondern Gustaf, ein 411 Jahre alter Schwede, sein Unwesen hier treibt.

Das Buch wird aus der Ich-Perspektive von Mutter Saskia erzählt, die als Psychologin in einem Krankenhaus arbeitet. Man kann sich gut in sie hineinversetzen und erfährt die kleinen Probleme der Familie, die aus dem Leben gegriffen sind. Gleichzeitig wirbelt Gustaf alles durcheinander, mischt sich in alles ein, auch wenn seine Meinung nicht gefragt ist.

Der Schreibstil ist leicht und locker. Durch die Situationskomik begleitete mich immer ein Schmunzeln beim Lesen, sowohl bei der ungewöhnlichen Hausgemeinschaft als auch bei Saskias Arbeit im Krankenhaus.

Ein leichtes witziges Buch für zwischendurch, das aber auch einen nachdenklich stimmenden Kern hat.