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Veröffentlicht am 05.10.2020

Eine Geschichte vom erwachsen werden

Nalas Welt
1

Eigentlich wollte Dean mit seinem Kumpel Ricky um die Welt radeln. Ricky verliert aber schon nach wenigen Etappen die Lust und fährt zurück nach Hause. Dean setzt die Reise alleine fort und stößt in Bosnien ...

Eigentlich wollte Dean mit seinem Kumpel Ricky um die Welt radeln. Ricky verliert aber schon nach wenigen Etappen die Lust und fährt zurück nach Hause. Dean setzt die Reise alleine fort und stößt in Bosnien auf ein abgemagertes Kätzchen. Er nimmt es mit und hat damit seine ideale Reisegefährtin gefunden. Auf ihrem Weg durch Osteuropa bis nach Asien erleben die beiden einige Abenteuer und lassen sich auch von gelegentlichen Rückschlägen nicht von ihren Reiseplänen abbringen. Dabei wird aus dem Partytier Dean ein verantwortungsbewusster Katzenpapa, der mit offenen Augen durch die Welt geht und dabei noch ganz locker auf die aktuellen Probleme der Welt hinweist. Dazu tut er auch noch was dagegen, das ist fast zu gut um wahr zu sein. Er schreibt aber so unspektakulär und macht so wenig Aufhebens von sich selbst, dass man ihm alles unbesehen glaubt. Er sammelt Müll am Strand, er hilft in Tierschutzorganisationen und treibt Spendengelder auf, die er ebenso dem Tierschutz wie dem Umweltschutz zur Verfügung stellt. Bei all diesen Aktivitäten lernt er immer wieder engagierte Menschen kennen und wird überall freundlich aufgenommen.

Dean ist ein großer, kräftiger und sympathischer Schotte, den ich gerne auch mal kennenlernen würde. Mir gefällt seine Art, in seinem Reisebericht auf die aktuellen Missstände dieser Welt hinzuweisen, denn er kriegt das ohne den erhobenen Zeigefinger hin. Dazu trägt sein lockerer Schreibstil ebenso bei wie seine selbstironischen, teilweise schon sehr selbstkritischen Betrachtungen der Situationen, in die er immer wieder gerät. Aufgrund der zahlreichen Umwege, Pannen und kleinen Dramen, die er mit Nala zusammen erlebt, ist das Buch von Anfang an so spannend, dass man es kaum weglegen möchte.
Besonders gefallen hat mir aber, dass Dean nicht nur auf aktuelle Probleme dieser Welt wie Klimawandel, Plastikmüll, Flüchtlingselend und Tierleid hinweist und sie bejammert, nein er wird gleich aktiv und zeigt, dass jeder sein Teil dazu beitragen kann, dass unsere Welt wieder eine bessere wird.

Mein Fazit: Absolut lesenswert, sehr spaßig zu lesen, aber alles andere als seicht.

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Veröffentlicht am 25.09.2020

Aufbruchsstimmung

Und die Welt war jung
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Über eine Spanne von zehn Jahren nach dem zweiten Weltkrieg schildert Carmen Korn die miteinander verknüpften Geschichten dreier Familien in Köln, Hamburg und San Remo. Alle drei Familien kämpfen mit den ...

Über eine Spanne von zehn Jahren nach dem zweiten Weltkrieg schildert Carmen Korn die miteinander verknüpften Geschichten dreier Familien in Köln, Hamburg und San Remo. Alle drei Familien kämpfen mit den Problemen ihrer Zeit, mit Mangel, Traumata und Wiederaufbau. Mit gegenseitiger Unterstützung gelingt es ihnen, allen Widrigkeiten zu trotzen und gemeinsam die schwierigen Zeiten zu überstehen, so dass jede der Familien ihr kleines Glück und ihr Stück vom Wirtschaftswunderkuchen abbekommt.

Schon die Jahrhundert-Trilogie von Carmen Korn habe ich mit Begeisterung verschlungen, das Erscheinen dieses Buches konnte ich kaum erwarten. Mit ihrem schnörkellosen, fast schon unspektakulären Schreibstil gelingt es Carmen Korn, die Charaktere ihrer Protagonisten so anschaulich zu beschreiben, dass ich mich mit jedem einzelnen identifizieren kann. Besonders gut ist ihr die Darstellung von Nina gelungen, ihre Zerrissenheit und den Kampf mit ihrem Gewissen konnte ich gut nachfühlen.
Allgemein ist die Geschichte erstklassig recherchiert, die Darstellung des Lebens in den 50-er Jahren ist sehr nahe an dem, was mir aus den Erzählungen meiner Eltern und Großeltern in Erinnerung geblieben ist.

Obwohl eigentlich "nur" über den Alltag der Familien erzählt wird, fand ich das Buch sehr spannend und konnte es kaum aus der Hand legen. Das etwas abrupte Ende lässt mich auf eine Fortsetzung hoffen, die ich kaum erwarten kann. Zumindest die Geschichte von Pips ist meiner Meinung nach noch nicht fertig erzählt.

Mein Fazit: Unbedingt empfehlenswert.


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Veröffentlicht am 18.09.2020

Eine verwickelte Geschichte

Das fremde Gesicht
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Meghan, die vor einem halben Jahr ihren Vater durch einen Unfall verloren hat, macht gerade ihre ersten Karriere-Schritte als Reporterin. Während sie in einer Klinik recherchiert, begegnet sie der sterbenden ...

Meghan, die vor einem halben Jahr ihren Vater durch einen Unfall verloren hat, macht gerade ihre ersten Karriere-Schritte als Reporterin. Während sie in einer Klinik recherchiert, begegnet sie der sterbenden Annie, die ihr zum Verwechseln ähnlich sieht. Das ist der Beginn einer verwickelten Geschichte, in deren Verlauf Meghan damit fertig werden muss, dass ihr Vater nicht der war, für den sie ihn gehalten hat. Zudem entstehen Zweifel an seinem Tod, er gerät unter Mordverdacht und seine Firma wird in einen Betrugsfall verwickelt. Meghan will das alles nicht glauben und beginnt eigene Ermittlungen, in deren Verlauf sie selbst in tödliche Gefahr gerät.

Ein verunglückter Geschäftsmann, seine trauernde Familie und ihre Freunde, ein paar undurchsichtige Kollegen und ein besessener Stalker - das sind die Hauptfiguren dieses Thrillers, der von Seite zu Seite spannender wird. Dazu trägt außer dem prägnanten, kurzweiligen Schreibstil auch die Tatsache bei, dass die Protagonisten zum Teil ein wenig undurchschaubar gehalten sind. Außer Meghan, ihrer Mutter Catherine, Mac und Kyle konnte ich anfangs niemanden so richtig einschätzen. Erst sehr spät trennt sich hier Gut von Böse, die wirkliche Auflösung des Falles im Laufe des rasanten Finales war eine echte Überraschung für mich.

Mein Fazit: Das Thema der Geschichte mit einer tot geglaubten Hauptperson und einem Angehörigen, der der Sache auf den Grund geht, ist nicht ganz neu, hier aber meisterhaft umgesetzt. Spannender geht es kaum.

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Veröffentlicht am 25.08.2020

Authentisch und berührend

Jahresringe
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Als junges Mädchen kommt Leonore auf der Flucht vor den Russen nach Lich-Steinstraß auf halbem Weg zwischen Köln und Aachen. Der Bäcker Hannes gibt ihr Arbeit und ein Zuhause. Als evangelischer Flüchtling ...

Als junges Mädchen kommt Leonore auf der Flucht vor den Russen nach Lich-Steinstraß auf halbem Weg zwischen Köln und Aachen. Der Bäcker Hannes gibt ihr Arbeit und ein Zuhause. Als evangelischer Flüchtling wird sie von den erzkatholischen Dorfbewohnern jedoch nur geduldet und findet keinen Anschluss, deshalb sucht sie ihre Zuflucht im Wald. Nach der Geburt ihres Sohnes Paul und der Übernahme von Hannes`Bäckerei empfindet sie das Dorf trotzdem als Heimat. Als Paul zwölf Jahre alt ist, sollen Wald und Dorf dem Tagebau weichen. Leonore stemmt sich gegen die Umsiedlung in eine seelenlose Neubausiedlung, muss aber nach sechs Jahren den Widerstand aufgeben. Paul zieht dort seine beiden Kinder Jan und Sarah groß, die später im Kampf um die Reste des Waldes - inzwischen Hambacher Forst genannt - als erbitterte Gegner gegenüber stehen.

Andreas Wagner ist ein überzeugendes Debüt gelungen. Sehr sachlich, authentisch und trotzdem berührend erzählt er nicht nur die Geschichte der Leonore Klimkeit und ihrer Familie, sondern auch von Flucht und Vertreibung nach dem zweiten Weltkrieg und vom Kampf um den Hambacher Forst. Sehr kritisch beleuchtet er die Machenschaften der Firma Rheinbraun, dem Betreiber des Tagebaus, der die Bewohner des Dorfs zur Umsiedlung nötigt. Auch mit der Zwangsevakuierung der "Baumbesetzer" die um die Reste des Waldgebiets kämpfen, setzt er sich sehr detailliert und kritisch auseinander. Hier kann man deutlich spüren, dass er sich mit diesem Thema sehr intensiv befasst hat.

Ganz besonders beeindruckt hat mich Leonore, die ganz allein auf sich gestellt nicht nur die Flucht bewältigt hat, sondern auch für Hannes und seine Mutter da war und später nicht nur ihren Sohn, sondern auch ihre Enkel großgezogen hat. Eine starke Persönlichkeit, die trotz aller Anfeindungen ihren Weg gegangen ist. Ihre Geschichte, verknüpft mit der Geschichte des Hambacher Forsts, hat mich so gefesselt, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen wollte.

Fazit: Sehr empfehlenswert für jeden, der Interesse an der neueren deutschen Geschichte hat.

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Veröffentlicht am 16.08.2020

Mut. Entschlossenheit. Nächstenliebe.

Das Mädchen, das ein Stück Welt rettete
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Fusia, die eigentlich Stefania heißt, muss miterleben wie in ihrer Heimatstadt alle Juden in ein Ghetto eingesperrt werden. Auch Familie Diamant, bei der sie arbeitet und deren Sohn Izio, den ...

Fusia, die eigentlich Stefania heißt, muss miterleben wie in ihrer Heimatstadt alle Juden in ein Ghetto eingesperrt werden. Auch Familie Diamant, bei der sie arbeitet und deren Sohn Izio, den sie liebt, sind Juden und werden umgesiedelt. So bleibt sie ganz alleine in der Wohnung zurück und nimmt ihre kleine Schwester Helena auf, weil ihre eigene Familie in alle Winde verstreut ist. Den Kontakt zu Izio und seiner Familie lässt Fusia nicht abreißen, sie versorgt sie über den Stacheldraht hinweg mit dem Nötigsten. Als immer mehr Juden deportiert und umgebracht werden greift Fusia die Idee von Izios Bruder Max auf und beschafft eine größere Wohnung um so viele Juden wie möglich zu verstecken. Dank ihres Muts und ihrer Entschlossenheit und der Klugheit ihrer kleinen Schwester haben diese Menschen eine Chance, diese unmenschliche Zeit zu überleben.

Das Niederschreiben von Stefanias wahrer Geschichte war der Autorin eine Herzensangelegenheit, das konnte ich aus jedem Satz herauslesen. Auch ich bewundere die mutige junge Frau, noch mehr aber die kleine Schwester, die trotz ihrer großen Angst immer so geistesgegenwärtig und klug war. Es wäre nicht überraschend gewesen, wenn ein Kind in diesem Alter aus Versehen die Sache verraten hätte. Ich habe sehr mit diesen eingepferchten Menschen gelitten, sie mussten so viel aushalten. Ohne die permanente Angst vor Entdeckung wäre es sicher nicht möglich gewesen so lange so still und so zusammengepfercht auf dem Dachboden auszuharren. Der Autorin gelingt es so perfekt, diese beklemmende Atmosphäre zu vermitteln, dass ich manchmal das ungute Gefühl hatte, mittendrin zu sein.

Besonders gefallen hat mir, dass Stefania immer einen Ausweg gefunden hat, so bedrohlich die Situation auch war. Und immer wieder hat sie wider Erwarten jemanden gefunden, der ihr weiter geholfen hat. Es ist trotz aller furchtbaren Geschehnisse in dieser Zeit doch tröstlich, dass es auch gute, mitfühlende Menschen gegeben hat.
Nach dem Lesen dieses Buches ist es mir noch schleierhafter, wie es kommt, dass in der heutigen Zeit rechte Ideologien wieder mehr und mehr Anhänger gewinnen. Es kann doch nicht erstrebenswert sein, diese Gräuel zu wiederholen?

Mein Fazit: Eigentlich müsste dieses Buch Pflichtlektüre an allen Schulen sein. Wenn ich 10 Sterne vergeben könnte, würde ich es tun.



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