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Veröffentlicht am 15.09.2020

Solider Thriller

Jigsaw Man - Im Zeichen des Killers
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Als in London an verschiedenen Orten Leichenteile gefunden werden, wird die SCU, die Serial Crimes Unit, dazugerufen. Für Detective Anjelica Henley gleicht es einem Déjà-Vu, denn bereits vor einiger Zeit ...

Als in London an verschiedenen Orten Leichenteile gefunden werden, wird die SCU, die Serial Crimes Unit, dazugerufen. Für Detective Anjelica Henley gleicht es einem Déjà-Vu, denn bereits vor einiger Zeit hat sie den so genannten Jigsaw Man verhaftet, dessen “Spezialität” es war, seine Opfer zu zerstückeln. Doch dieser sitzt im Gefängnis und alle befürchten, dass es sich um einen Trittbrettfahrer handelt. Gemeinsam mit ihrem neuen Kollegen Salim Ramouter beginnt sie, zu ermitteln.
Meine Meinung
Cover und vor allem der Titel machten mich umgehend neugierig und gespannt auf den Debütthriller der Autorin Nadine Matheson. Bei Jigsaw Man hatte ich natürlich gleich eine Assoziation zu einem Film und sah ständig die Figur vor mir. Was hier allerdings nichts mit dem Fall zu tun hat.
Schon mit dem Prolog weiß die Autorin ihren Lesern einen ersten Schock zu verpassen. Dabei schreibt sie sehr anschaulich und man hat nur allzu deutliche Bilder der Verbrechen im Kopf. Zwar beschreibt die Autorin nicht alles bis ins kleinste Detail, doch sie liefert schon genug Bilder, um Kopfkino zu verursachen. Wer da sehr zart besaitet ist, wird wohl hin und wieder schlucken müssen. Auch sonst ist der Schreibstil leicht und flüssig zu lesen und brachte gute Unterhaltung.
Wie bereits erwähnt, ist der Prolog schon ein erster Ausblick auf die teils sehr brutale Vorgehensweise des Killers. Doch nach dem Einstieg wird erst einmal das Tempo gebremst. Die unterschiedlichen Charaktere werden vorgestellt und man bekommt auch Einblicke in deren Privatleben. Aber auch die Ermittlungen beginnen und so nach und nach steigert sich dann auch das Tempo. Da ich recht viele Thriller lese, habe ich das ein oder andere vorausahnen können, doch die Autorin weiß durchaus auch zu überraschen.
Man erfährt hier auch recht viel aus dem Privatleben der Ermittler, was zwar durchaus häufig in Thrillern vorkommt, für mich aber gerne ein wenig mehr in den Hintergrund hätte rücken dürfen.
Das Setting, London, ist hier ein spannendes Detail, denn man sollte ja glauben, dass es einem Serienkiller in einer so großen Stadt nicht leicht fallen würde, seine Opfer zu überraschen und doch ist es gerade dieser Aspekt, der noch einmal mit auf die gesamte Atmosphäre einwirkt.
Erzählt wird in erster Linie aus der Sicht der Ermittler, doch es gibt auch immer wieder kleinere Perspektivenwechsel, die dann nähere Eindrücke anderer Charaktere bieten. Was für mich noch ein wenig deutlicher in den Vordergrund hätte rücken können, ist die Psyche des Täters. Gerade bei solch einem Psychopathen, wie in diesem Thriller beschrieben wird, hätte ich einen tieferen Einblick in die Persönlichkeit äußerst spannend gefunden.
Ansonsten sind die Charakterisierungen der Protagonisten aber gut umgesetzt. Detective Henley kommt bei diesen Ermittlungen, bedingt durch ihre Vorgeschichte, an ihre Grenzen. Das fand ich mehr als glaubwürdig und insgesamt konnte ich mich ganz gut in sie hineinversetzen. An ihrer Seite steht Salim Ramouter, der bei der SCU seine Ausbildung vollenden soll. Er ist, auch wenn er zunächst auf Ablehnung Henleys stösst, sehr sympathisch und machte für mich hier eine äußerst gelungene Entwicklung.
Weitere Nebencharaktere sind recht klischeehaft gezeichnet, sorgten aber für eine gelungene Entwicklung der gesamten Story.
Mein Fazit
Ein solider und zum großen Teil spannender Thriller, der die Vermutung erweckt, demnächst mehr über die ermittelnden Detectives zu erfahren. Für mich hätte man gerne noch ein wenig mehr auf den Täter und vor allem dessen Psyche eingehen und dafür weniger Privatleben der Ermittler beschreiben können, doch im großen und ganzen konnte mich Nadine Matheson gut unterhalten. Ich bin auf jeden Fall gespannt auf weitere Fälle für Henley und Ramouter.

Veröffentlicht am 15.09.2020

Auf der Suche nach dem Ich

Queenie
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Die fünfundzwanzigjährige Queenie schafft es ständig, in Fettnäpfchen zu treten. In ihrem Job in einer Zeitungsredaktion macht sie alles mögliche, nur nicht arbeiten. Mit ihrem Freund krieselt es gewaltig ...

Die fünfundzwanzigjährige Queenie schafft es ständig, in Fettnäpfchen zu treten. In ihrem Job in einer Zeitungsredaktion macht sie alles mögliche, nur nicht arbeiten. Mit ihrem Freund krieselt es gewaltig und die Trennung auf Zeit nagt noch zusätzlich an ihr. Um Ablenkung zu finden, landet sie bei einer Dating App, doch auch die Männer, auf die sie hier trifft, sind nicht gerade der nette Mann von nebenan. Doch dann merkt Queenie, dass sie, um glücklich zu werden, selbst etwas ändern muss.
Meine Meinung
Auf Queenie bin ich tatsächlich durch einen Buchtipp im Radio aufmerksam und neugierig geworden.
Mir fiel es zunächst sehr leicht, in die Geschichte zu finden, denn man fühlt sich schnell mit der chaotischen Queenie verbunden. Dabei schreibt Autorin Candice Carty Williams sehr leicht und mit einem humorvollen Unterton, der es dem Leser einfach macht, durch die Seiten zu fliegen.
Die Geschichte rund um die junge Frau mit jamaikanischen Wurzeln hat mich durch unterschiedliche Gefühle getrieben. Zu Beginn fand ich Queenie sehr sympathisch und war sehr überrascht, mit welch humorvollem Unterton alles erzählt wird. Doch je mehr man Queenie begleitet, desto mehr spürt man, dass längst nicht alles so locker ist, wie es zunächst den Anschein hat. Ihr Freund Tom möchte eine Auszeit und Queenie muss ausziehen. Sie leidet wirklich sehr unter der Trennung und sie steigert sich enorm in ihren Liebeskummer. Allerdings ist die Ablenkung, die sie in den Dates mit den unterschiedlichsten Männern zu finden hofft, alles andere als eine gute Erfahrung. Anstelle dass sie es genießt, frei zu sein, hat es fast schon etwas selbstzerstörreriches an sich, denn sie lässt sich von den Männern benutzen und wirklichen eigenen Genuß findet sie dabei nicht. Aber auch da löst die Autorin so nach und nach auf, was wirklich dahinter steckt, denn Queenie schleppt einiges an Altlasten mit sich herum, die teils sogar schon aus ihrer Kindheit stammen.
Erzählt wird die Geschichte aus Quennies Sicht, mal in Rückblicken auf ihre Beziehung mit Tom, mal in Rückblicken auf ihre Familie, aber meist in der Gegenwart. Dabei lernt man Queenie sehr intensiv kennen und was mich zunächst noch amüsierte, machte mich immer nachdenklicher.
Queenie hat schon als Kind Erfahrungen machen müssen, die sie denken ließen, dass sie wertlos sei. Auch begegnet sie immer wieder verstecktem Rassismus, der mir selbst oft nur aufgefallen ist, weil es Queenie oft zu schaffen macht und gerade auch dieser Aspekt ließ mich wieder nachdenklich zurück.
Protagonistin Queenie ist ein anstrengender Mensch, der mich so manches mal verzweifeln ließ. Zunächst musste ich über sie schmunzeln, doch je mehr ich von ihr erfuhr, desto mehr nahm sie mich mit. Zwischendurch fand ich sie furchtbar nervig, dann wiederum hatte ich Mitleid mit ihr und im nächsten Moment hätte ich sie am liebsten getröstet. Eines ist hier absolut klar, der Weg, den Queenie auf der Suche nach sich selbst geht, ist ein sehr schwerer. Nicht nur sie selbst, sondern auch ihre Umgebung macht es ihr sehr schwer, Fuß zu fassen und das nicht nur auf Grund ihrer Hautfarbe.
Neben der Protagonistin gibt es natürlich noch einige, teils sehr wichtige Nebencharaktere, die ihr mal zur Seite stehen, mal ihr Leben noch schwerer gestalten. Auch bei den unterschiedlichen Nebencharakteren ist es der Autorin sehr gut gelungen, unterschiedlichste Facetten herauszuarbeiten.
Mein Fazit
Es ist nicht leicht, sich auf einen Charakter wie Protagonistin Queenie einzulassen, denn sie hat auf der Suche nach ihrer eigenen Identität etwas sehr schweres, sehr selbstzerstörrerisches an sich. Das macht die Geschichte nicht so einfach, bringt aber absolut zum Nachdenken. Queenie hat mich so manches Mal berührt, brachte mich aber auch zum Verzweifeln und weckte in mir den Wunsch, sie zu beschützen. Insgesamt ein sehr wichtiges, aktuelles Buch, das wesentlich ernster ist, als man zunächst vermuten würde.

Veröffentlicht am 09.09.2020

Endzeit im Hotelbunker

Panic Hotel
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April 2032: nach einem weltweiten Konflikt ist das passiert, was man sich vorstellen kann. Jemand hat die Knöpfchen gedrückt und überall auf der Welt explodieren die Atombomen. Bereits vor vielen Jahren ...

April 2032: nach einem weltweiten Konflikt ist das passiert, was man sich vorstellen kann. Jemand hat die Knöpfchen gedrückt und überall auf der Welt explodieren die Atombomen. Bereits vor vielen Jahren haben sich die Superreichen jedoch eine Zuflucht erbauen lassen, in dem sie nun mitsamt ihren Bediensteten und einigen Männern des Militärs flüchten. Dabei handelt es sich mehr um ein Luxushotel als um einen Bunker. Unter den Bediensteten befindet sich Janja und beim Militär hat sich Wesley eingeschlichen. Für die Reichen sind sie nur Personal, doch füreinander sind sie viel mehr. Als plötzlich Menschen im Hotel verschwinden und ausgerechnet Janjas Freundin Bea ermordet wird, beginnen die beiden sich gegen das System zu wehren.
Meine Meinung
Das Cover machte mich unheimlich neugierig und als ich dann las, worum es hier ging, musste ich diese Geschichte unbedingt lesen.
Das Geschehen spielt in nicht allzu ferner Zukunft, was mir schon gleich beim Lesebeginn eine gewisse Gänsehaut bereitete. Denn ein Atomkrieg ist für mich eine der beängstigsten Vorstellungen von allen möglichen Zukunftsvorstellungen. Liest man dann noch das Nachwort, dann könnte man sich durchaus vorstellen, dass Stephan Knösels Grundidee gar nicht so unwahrscheinlich scheint. Genau das ist es auch, was für mich eine gelungene Dystopie ausmacht und diese Darstellung ist Knösel gut gelungen.
Der Schreibstil des Autors ist sehr flüssig und durch kleine Beschreibungen, ohne abzuschweifen, wird das gesamte Szenario vorstellbar. Insgesamt eine Geschichte, die man in einem Rutsch verschlingen kann.
Der Einstieg beginnt gleich mit dem Ende, nämlich mit dem Ende der Welt, so wie wir sie kannten. Es wird spannend und actionreich, was dann aber erstmal wieder ein wenig abflacht, sobald man sich in dem “Hotelbunker” befindet. Es gibt hier und da Wendungen, die man nicht vorausahnen kann und insgesamt bekommt man hier eine Mischung aus Endzeitgeschichte, Liebesroman und Krimi. Eine Mischung, die mir gut gefallen hat und mir spannende Lesestunden bereitete.
Das Setting ist richtig gut dargestellt, denn auch wenn nicht alles bis ins kleinste Detail beschrieben wird, konnte ich mir das Hotel mit all seinem Prunk und Protz vorstellen. Manches war so absurd, dass es wiederum glaubhaft erschien, wie z. B. kein Telefon zu erlauben, um Strom zu sparen und im Gegenzug dazu einen Raum zu schaffen, in dem man eine Art Realityspiel spielen kann.
Genauso passend sind hier die Menschen beschrieben, die dort Zuflucht finden. Kaum ist die Welt untergegangen, versuchen schon die ersten wieder Macht zu erlangen. Typisch Mensch!
Ein Erzähler in dritter Person erzählt aus wechselnden Perspektiven der beiden Protagonisten Wesley und Janja. Man erlebt die kleine Welt ganz nah mit und kann sich recht gut in sie hineindenken. Beide gehören nicht zur Luxusklientel, sondern müssen diesen dienen.
Man erlebt beide Protagonisten sehr nah, allerdings fand ich in anbetracht ihrer Situation, ihren Umgang damit, recht “locker”. Ich könnte mir hier vorstellen, dass man doch auf eine gewisse Art kurz vorm durchdrehen ist, wenn man plötzlich vor dem Aus der gesamten Welt steht. Dieses ging mir hier ein wenig unter und es fühlte sich so an, als kämen diese noch so jungen Menschen ein wenig “zu gut” mit dem ganzen klar.
Mein Fazit
Insgesamt eine spannende Geschichte, die mir gute Unterhaltung brachte. Ich hätte gerne noch ein wenig mehr über das Setting, aber auch um die gesamte Dynamik unter den im Hotel lebenden Personen gewünscht. Gerade da, wo sich die Hierarchie beginnt zu wandeln, könnte man noch viel mehr aus der Handlung holen. Da nahm die Liebesgeschichte ein wenig zu viel Raum für meinen Geschmack ein. Nichtsdestotrotz hat mir das Buch gut gefallen und es bietet gute Unterhaltung.

Veröffentlicht am 09.09.2020

Actionreicher zweiter Teil

Beastmode 2: Gegen die Zeit
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Achtung Band 2 einer Dilogie – inhaltliche Spoiler zu Band 1 könnten vorhanden sein.

Es ist noch gar nicht so lange her, dass Malcom, Damon, Amanda, Wilbur und Jenny zu ihrer aussergewöhnlichen Mission, ...

Achtung Band 2 einer Dilogie – inhaltliche Spoiler zu Band 1 könnten vorhanden sein.

Es ist noch gar nicht so lange her, dass Malcom, Damon, Amanda, Wilbur und Jenny zu ihrer aussergewöhnlichen Mission, der Rettung der Welt, aufbrachen. Doch seitdem ist so unglaublich viel passiert und sie müssen sich beeilen, um ihren Auftrag zu erfüllen. Das Energiefeld im Pazifik ist nach wie vor noch da und droht den gesamten Fischbestand zu vernichten. Dieses Mal führt ihre Mission in die Vergangenheiten von Malcolm, Wilbur und Jenny und sie müssen so manch ein Abenteuer und auch den ein oder anderen Kampf überstehen.
Meine Meinung
Passend zum ersten Band findet man auch auf dem zweiten Teil das Gesicht und zusammen sehen die Bücher schon sehr genial aus.
Der Einstieg in den zweiten Band fällt leicht, denn die Handlung knüpft gleich da an, wo Band 1 endete. Das wiederum ist zum Glück nicht so lange her und schnell war wieder präsent, was zuvor passiert ist.
Auch hier erzählt Wekwerth wieder mit viel Tempo und man wird förmlich durch die Seiten getrieben, weil man wissen möchte, wie es weitergeht. Der Autor hat einen leichten und flüssigen Schreibstil, bei dem es nicht schwer fällt, am Ball zu bleiben.
Es geht auch hier wieder um Zeitreisen und um letzten Endes die Welt zu retten. Dabei landen wir mit den Protagonisten in den Jahren 2003, 2017 und 2134. Sie müssen auf ihrer Mission sich ganz vielen Gefahren stellen und dabei wird es sehr actionreich und spannend. Hin und wieder wurden Probleme, die sich auftaten, recht einfach gelöst, aber im Hinblick darauf, dass es sich auch um ein Jugendbuch handelt, fand ich es auf jeden Fall nachvollziehbar.
Erzählt wird aus den unterschiedlichen Perspektiven der fünf Protagonisten. Während man im ersten Band viel über Damon und Amanda erfahren hat, stehen nun Malcolms, Wilburs und Jennys Geschichten im Vordergrund. Gerade der Sprung in Jennys Vergangenheit und somit in unsere Zukunft fand ich sehr spannend, auch wenn das meiste nicht völlig überraschend kam.
Die aussergewöhnlichen Protagonisten haben mir bereits im ersten Band sehr gut gefallen und auch hier konnten sie mich sehr gut unterhalten. Die fünf Charaktere könnten unterschiedlicher nicht sein und doch sind sie im Laufe ihrer Mission zusammengewachsen. Die Konflikte untereinander und vor allem die Dialoge fand ich gelungen und hatten auch die nötige Portion Humor, um die actionreiche Geschichte aufzulockern.
Malcom, der Nerd, Damon, der Dämon, Amanda, die ägyptische Göttin, Wilbur, der Tättowierte mit der ungewöhnlichen Fähigkeit und Jenny, halb Mensch und Maschine boten viel Abwechslung und jeder einzelne wurde authentisch gezeichnet. Sie sind, jeder für sich, nicht nur mit aussergewöhnlichen Fähigkeiten ausgestattet, sondern haben auch ganz viel Herz und Mut.
Mein Fazit
Mit Beastmode – Gegen die Zeit hat Rainer Wekwerth einen gelungen finalen Band geschaffen, der vor Action nur so strotzt, bei dem aber trotzdem Humor und auch ein wenig Gefühl nicht zu kurz kommen. Die einzelnen Puzzleteile aus Band 1 und 2 wurden zu einem großen Gesamtbild zusammengefaßt und bilden ein logisches Gesamtbild. Spannend, fesselnd und wer Band 1 mochte, wird auch um Band 2 nicht herum kommen.

Veröffentlicht am 16.08.2020

Ein Buch, das mich an meine Grenzen brachte

Rattenflut
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Kira Hallstein arbeitet an einem Fall, der es in sich hat, dabei gilt sie offiziell noch als beurlaubt. Doch gemeinsam mit einer Sondereinheit von Europol ist sie einem Menschenhändlerring auf der Spur. ...

Kira Hallstein arbeitet an einem Fall, der es in sich hat, dabei gilt sie offiziell noch als beurlaubt. Doch gemeinsam mit einer Sondereinheit von Europol ist sie einem Menschenhändlerring auf der Spur. Sie nennen sich Die Bruderschaft und sie stehen für die schlimmsten Verbrechen an Kindern und Jugendlichen. Ein Pfleger der in einer Klinik für krebskranke Kinder arbeitet, soll ihr Informationen liefern. Informationen über die Mitglieder, über die Taten und mehr, doch bevor es dazu kommen kann, wird er ermordet.
Meine Meinung
Ich habe lange überlegt, ob dieses Buch und vor allem dieses Thema etwas für mich ist, denn gerade als Mutter fallen mir diese Geschichten unheimlich schwer. Was hier dann noch einmal erschwerend hinzukommt, ist, dass es sich zwar hier um Fiktion handelt, diese jedoch sehr nah an einem wirklichen Verbrechen herankommt.
Rattenflut ist der letzte Band der Kira Hallstein Trilogie, was mir leider vorm Lesen gar nicht bekannt war, so dass ich hier zwar vom reinen Inhalt gut klar kam, letzten Endes aber doch deutliche Lücken hatte, was z. B. die Ermittlerin persönlich betrifft. Nichtsdestotrotz fängt Andreas Gößling den Leser mit seinem gut verständlichen und leider auch sehr anschaulichen Buch schnell ein.
Der Inhalt des Buches liest sich sehr spannend, doch trotzdem ist es nichts für schwache Nerven, denn Gößling beschreibt sehr schonungslos. Was das Gesammte noch ein wenig schwieriger machte, war die Tatsache, dass diese Buch auf reale Ereignisse basiert. Gößling hat seinen Thriller an einen Missbrauchsskandal aus Großbritannien angelehnt und da man dadurch weiß, dass vieles auch in der Realität so abgelaufen ist, machte die Geschichte für mich extrem schwer zu lesen.
Erzählt wird das ganze aus unterschiedlichen Perspektiven, wobei man neben der Hauptfigur Hallstein auch die Sicht des Täters geschildert bekommt. Gerade durch diese Perspektive wird dem Leser schnell klar, welch erschreckende Persönlichkeit dahinter steckt. Normalerweise kann man sich an solchen Stellen einreden, dass es sich um Fiktion handelt, doch da es sich um True Crime handelt, gehe ich davon aus, dass Gößling hier doch genau recherchiert hat. Er spiegelt hier wirklich Gedanken, die abstoßen und schockieren und so unbegreiflich erscheinen, dass sie wahr sein können und es wohl auch weitestgehend sind.
Wie so oft, werde ich dann wohl die ersten beiden Bände im Nachhinein lesen, um die Figur der Kira Hallstein besser fassen zu können. Denn gerade bei ihr habe ich gut gemerkt, dass mir ein gewisses Hintergrundwissen fehlt. Sie ist besessen davon, die Bruderschaft aufzudecken und auf einer Ebene konnte ich das nur allzu gut verstehen.
Auch die sehr dichte Perspektive des Täters brachte mich zum Schaudern, denn seine gesamte Gedankenwelt zeigt wie abscheulich und wie tief zerstört ein Mensch sein kann. Für mich war diese Darstellung sehr glaubwürdig, was es umso entsetzlicher werden ließ.
Mit den Nebenfiguren ist es Gößling ebenfalls gelungen, ein klares Bild zu zeigen. Er hat hier den einzelnen Charakteren ein glaubhaftes Auftreten gegeben und auf mich wirkten sie authentisch.
Mein Fazit
Wer bei diesem Thriller die Tatsache der realen Begebenheiten ausblenden und auch innerlich dazu Abstand halten kann, erhält einen spannenden Thriller, der die Abgründe der Menschheit sehr deutlich darstellt. Als Mutter sind für mich gerade Szenen, wie schon im Prolog, hart an der Grenze und wecken in mir den Wunsch, meine eigenen Kinder nicht aus den Augen zu lassen. Das wiederum macht dieses Buch wirklich großartig erzählt. Gößling öffnet dem Leser die Augen und zeichnet eine Welt, die schwärzer nicht sein kann.