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Veröffentlicht am 04.10.2020

Doppelte Spur

Doppelte Spur
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Journalist Illija Trojanow erhält unverhofft geheime Dokumente, die aus den höchsten Kreisen russischer bzw. amerikanischer Geheimdienste stammen müssen; sofern man den Quellen Glauben schenken darf. Er ...

Journalist Illija Trojanow erhält unverhofft geheime Dokumente, die aus den höchsten Kreisen russischer bzw. amerikanischer Geheimdienste stammen müssen; sofern man den Quellen Glauben schenken darf. Er versucht den Dingen auf den Grund zu gehen, und fliegt dafür um die halbe Welt, wühlt sich mit Kollege Boris durch den Papierwust, trifft sich im Geheimen. Wird er die Wahrheit zwischen den Lügen erkennen?
Der Roman liest sich immer wieder wie eine Dokumentation; ein guter Trick, um das Rätselraten um die Frage Fakt oder Fiktion weiter anzufachen. Vieles ist/wirkt (?) sehr gut recherchiert, manches kennt man aus der Presse, manches klingt einfach zu plausibel um nicht wahr zu sein, anderes so weit hergeholt, dass es wahr sein muss. Umso pikanter, spielen doch sowohl der russische als auch der amerikanische Präsident eine große Rolle in Trojanows Unterlagen. Die Skandale, aufgedeckt, bisher unbekannt oder gar erfunden, wühlen natürlich auf, auch sehr emotionale Themen werden gestreift. Bei alldem muss man bei der Lektüre schon genau aufpassen, immer wieder wird viel Information in sehr kurzer Zeit vermittelt, manche Zusammenhänge haben sich mir erst recht spät erschlossen (oder auch gar nicht). Auch die Dialoge sind temporeich, es bleibt nie viel Zeit zum Durchatmen, während der Erzählstil eigentlich erstaunlich gemächlich und nüchtern daher kommt. Dieser Stilmix lässt sich nicht ganz leicht lesen, weder thematisch noch stilistisch ist „Doppelte Spur“ also ein Wohlfühlspionageroman; trotzdem hat mich Trojanow in weiten Teilen überzeugt und neugierig auf die hintergründigen Zusammenhänge gemacht.

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Veröffentlicht am 23.09.2020

Interessant, aber doch sehr kurz

Der letzte Satz
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Eine letzte Reise tritt der große Komponist Gustav Mahler mit Frau und Kind an; entkräftet verbringt er seine Zeit auf dem Deck des Ozeandampfers und lässt sein Leben Revue passieren, voller Wehmut und ...

Eine letzte Reise tritt der große Komponist Gustav Mahler mit Frau und Kind an; entkräftet verbringt er seine Zeit auf dem Deck des Ozeandampfers und lässt sein Leben Revue passieren, voller Wehmut und Bitterkeit, aber auch mit großen frohen Momenten.
Szenenhaft erinnert Mahler wenige einschneidende Erlebnisse, bewertet seine Ehe neu, trauert um seine verstorbene Tochter Maria. Man fühlt hier ebenso mit wie man in Mahlers Musik aufgehen kann, der er ein Großteil seines Lebens gewidmet hat. Auch durch die Kürze des Romans erfährt man weniger über den Künstler als erwartet, vieles wird nur oberflächlich gestreift. Dieser Eindruck verstärkt sich durch den sachlich knappen Stil, der mir wohl einfach nicht wirklich liegt. „Der letzte Satz“ ist schnell gelesen, inhaltlich blieb bei mir aber nicht wirklich viel hängen. Schade.

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Veröffentlicht am 16.08.2020

Big KOS is watching you

Paradise City
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In nicht allzu ferner Zukunft lebt es sich in der Megacity Frankfurt sehr gut. Die Wochenarbeitszeit liegt bei 20 Stunden, die Gesundheit wird automatisiert über die KOS überwacht, Pandemien sind überwunden... ...

In nicht allzu ferner Zukunft lebt es sich in der Megacity Frankfurt sehr gut. Die Wochenarbeitszeit liegt bei 20 Stunden, die Gesundheit wird automatisiert über die KOS überwacht, Pandemien sind überwunden... wenn man sich an der permanenten Überwachung und anderen Einschränkungen nicht stört, dann lebt man im Paradies. Liina arbeitet für eine der wenigen letzten wirklich freien Medien des Landes; ein gefährlicher Job, wie sie durch den mysteriösen Unfall ihres Chefs wieder einmal vor Augen geführt bekommt. Woran hat er gearbeitet? Liina forscht nach.
Becks Zukunftsvision ist düster angehaucht und in vielem sicherlich gar nicht so unrealistisch. Die Folgen den Klimawandels sind deutlich zu spüren, auch die beschriebenen weltweiten Pandemien sind in Zeiten von Corona schon Wirklichkeit geworden. Vieles davon sind Elemente in gängigen Dystopien, was Paradise City nicht zu einem schlechten Buch macht; aber mir fehlte ein bisschen das Neue, Innovative. Liina finde ich als Hauptfigur ganz ok, so richtig mitgefiebert habe ich aber nicht, weil man ihr nicht so recht nahe kommt. Auch die anderen Protagonisten wirken eher wie Theaterschauspieler, denn wie „echte“ Figuren aus Fleisch und Blut (naja Tintenschwärze und Papier). Der zugrundeliegende Plot hat sich nicht so spannend entwickelt wie erhofft, vieles wird nur gestreift und kann seine Wirkung gar nicht entfalten. Becks Stil gefiel mir sehr gut, kann aber über manche inhaltliche Schwäche nicht hinwegtrösten. Insgesamt konnte mich Paradise City nicht ganz überzeugen, es bleibt der Eindruck, dass der Story einige Seiten und eine tiefergehende Ausarbeitung gut getan hätten.

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Veröffentlicht am 16.08.2020

Georgia trifft Grant County

Die verstummte Frau
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Eine brutale Attacke auf eine junge Frau wirft Fragen auf, denn sie gleicht haargenau einem Fall, der schon Jahre zurückliegt. Zudem sitzt der Täter in Haft, selbst wenn er immer seine Unschuld beteuert ...

Eine brutale Attacke auf eine junge Frau wirft Fragen auf, denn sie gleicht haargenau einem Fall, der schon Jahre zurückliegt. Zudem sitzt der Täter in Haft, selbst wenn er immer seine Unschuld beteuert hat. Will Trent soll dem Ganzen auf die Spur kommen, und wärmt damit ausgerechnet den Fall auf, den der verstorbene Mann seiner jetzigen Freundin zum Abschluss gebracht hat. Als würde nicht schon genug Druck auf ihm lasten, werden weitere Frauen überfallen.
Mit der verstummten Frau mischt Karen Slaughter ihre Georgia-Serie mit der Grant-County-Serie. Klingt als würde man mächtig Vorwissen benötigen, ich denke aber, dass das nicht unbedingt vonnöten ist; man kann den Fall auch so gut nachvollziehen und bekommt die wichtigsten persönlichen Entwicklungen schnell erklärt. Mich hat in diesem Band Saras Verhältnis zu ihren Männern (seien sie tot oder lebendig) gestört. Wer die eigenen Bedürfnisse immer hintenan stellt, geschweige denn, weiß was man wirklich will und es dann gar nicht schafft den Mund aufzumachen… nicht unbedingt ein Frauenbild, das so zentral in den Fokus gestellt werden müsste. Zudem fand ich das Zusammenspiel zwischen Vergangenheit und Gegenwart oft eher konstruiert, über weite Strecken wirkt Jeffreys Part künstlich aufgebauscht um ihn noch einmal „ins Leben“ zurückzuholen. Ein eigenständiger Band mit ihm hätte ehrlicher gewirkt und besser funktioniert. Den Fall selbst fand ich wirklich spannend und gut ausgedacht, auch wenn eben vieles durch die Reibereien der Beteiligten kaputt gemacht wird. Slaughter weiß natürlich wie man mitreißend erzählt und den Leser an die Seiten fesselt, das hat sie mit diesem Thriller wieder bewiesen. Trotzdem haben mir andere Thriller von ihr deutlich besser gefallen.

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Veröffentlicht am 29.07.2020

Eigenwillig

American Spy
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Mitten in der Nacht wird eine junge Mutter von einem Einbrecher aus dem Schlaf gerissen. Eine beängstigende Situation, doch Marie Mitchell hat seit Jahren mit einem ähnlichen Überfall gerechnet. Noch vor ...

Mitten in der Nacht wird eine junge Mutter von einem Einbrecher aus dem Schlaf gerissen. Eine beängstigende Situation, doch Marie Mitchell hat seit Jahren mit einem ähnlichen Überfall gerechnet. Noch vor wenigen Jahren war sie im amerikanischen Geheimdienst tätig, hat in Burkina Faso den Dunstkreis von Präsident und Revolutionär Thomas Sankara infiltriert. Jetzt scheint ihre Vergangenheit sie einholen zu wollen.
Lauren Wilkinsons Thriller ist nicht nur Spannungsliteratur, sondern auch ein tiefer Einblick in die jüngere Geschichte eines gebeutelten Landes. Sankara hat dort in den 80ern nach einem Staatsstreich regiert, sein Handeln und Wirken bilden den realen Hintergrund zum Thriller. Wilkinson vermischt dabei Fakten und Fiktion, nicht immer ist für den Leser gleich nachzuvollziehen was real ist, und was nicht. Zwar sind die Verwicklungen rund um Sankara wirklich spannend, auch die Situation der Mitchells bedrohlich, trotzdem liest sich American Spy in weiten Teilen nicht als klassischer Thriller. Mir hat die Romanhandlung trotzdem gut gefallen, es wird aber sicherlich dem Leser doch etwas anderes suggeriert als er im Endeffekt bekommt. Der klassische Thrillerleser dürfte doch eher enttäuscht werden. Die Geschichte wird aus Maries Perspektive erzählt, sie berichtet ihren kleinen Söhnen aus ihrem Leben; Gedanken- und nicht immer sofort nachvollziehbare Zeitsprünge inklusive. Das muss man mögen (mir hat es gefallen). Mitchells Leben birgt viel Zündstoff, eine Frau (noch dazu eine schwarze) in einer männerdominierten Domäne; da hat die Autorin etwas Potential liegen lassen, mir war die Handlung dann doch zu oft zu oberflächlich. Insgesamt wird die Geschichte rund, trotzdem denke ich, dass der Roman nicht jedem gefallen wird. Ich mochte ihn in weiten Teilen ganz gerne, weitere Romane der Autorin werden wahrscheinlich auf meiner Leseliste landen.

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