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Veröffentlicht am 18.08.2020

besser als Band 1 und mit Tiefe, aber weiterhin Längen

A single word
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„Es gibt Dinge, die zu schmerzhaft sind, um sie jemals auszusprechen.“
(Henri in A single word)

Worum geht’s?

Oxy kann es nicht fassen: Als sie das erste Mal auf den Henri, den Bruder ihrer Mitbewohnerin ...

„Es gibt Dinge, die zu schmerzhaft sind, um sie jemals auszusprechen.“
(Henri in A single word)

Worum geht’s?

Oxy kann es nicht fassen: Als sie das erste Mal auf den Henri, den Bruder ihrer Mitbewohnerin Ella, trifft, benimmt er sich wie die Axt im Walde. Wieso der gutaussehende Erbe einer der größten Modehausketten etwas gegen Oxy hat, kann sie sich wirklich nicht erklären. Doch nachdem Ella ihre Mädels immer wieder vor dem Herzensbrecher warnt, ist es Oxy eigentlich auch egal: Henri bedeutet Ärger und auf so etwas steht sie nicht. Als sich ihre Wege aber immer öfter kreuzen und Oxy endlich weiß, was Henri gegen sie hat, kann sie sich dem verdächtigen Kribbeln nicht mehr entziehen. Nur wieso ist Henri, notorischer Herzensbrecher und One-Night-Stand-Verfechter, so hart zu knacken? Oxy kann nicht ahnen, dass Henri ein Geheimnis hütet, dass so traumatisch ist, dass es sein Leben und seine Sichtweise für immer verändert…

A single word ist Band 2 der LOVE-Reihe. Jedes Buch ist in sich geschlossen, die Charaktere der anderen Bände kommen jedoch vor und die Geschichten laufen teilweise zeitgleich.

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover ist dieses Mal in satten Orange-Tönen gehalten und zeigt wieder den gleichen Tüllstoff. Die Reihenzugehörigkeit ist sofort erkennbar, die Gestaltung ist stimmig und zum Buch passend. Das Buch verläuft linear und umfasst etwa den gleichen Zeitraum wie Band 1. Die Geschichte wird durch Henri und Oxana wechselnd in der Ich-Perspektive erzählt, wobei Oxanas Kapitel überwiegen. Der Schreibstil ist locker-leicht, das Buch lässt sich gut und flüssig lesen.

Mein Fazit

Nach einem durchwachsenen Start in die Reihe mit A single night, wo mich die Liebesgeschichte leider kaum, aber die Fashionidee dafür sehr begeistert hat, war ich gespannt, wie es bei Band 2 sein wird.

In A single night geht es dieses Mal um Oxy und Henri. Oxy ist eines der vier Mädels, welche zusammen in der Studenten-WG in Plymouth wohnen. Oxy hat eine Zeit lang für einen bekannten Designer gearbeitet und ist nun von Paris hergezogen. In ihrer WG trifft sie auf Henri, seinerseits Bruder ihrer Mitbewohnerin Ella und auch Miteigentümer des großen Modehauses French Chic. Henri will eigentlich nur Ella besuchen, gerät aber direkt mit Oxy aneinander, da er glaubt, sie würde Ellas Geheimnis um ihre Herkunft lüften wollen und hätte daher Ella erpresst. Dieses auf einem Missverständnis beruhende Intermezzo führt dazu, dass beide sich aus dem Weg gehen. Zumindest solange, bis Ella Oxy über Weihnachten mit nach Paris nimmt. Hier sind Oxy und Henri ein wenig wie Hund und Katz, giften sich an und trauen sich nicht über den Weg. Doch gleichzeitig ist da eine komische Anziehungskraft zwischen den beiden. Stück für Stück entwickelt sich aus Feinden eine Art Freundschaft, die schon bald zu wilden Funken und kribbelnden Schmetterlingen wird. Aber Henri ist kompliziert. Denn seit einem traumatischen Erlebnis, über das er mit niemanden reden will, hat er einen sehr extremen Lebensstil: Viele Partys, noch mehr Arbeit, jede Menge Frauen und ganz viel Sport. Hauptasche, er hat keine Zeit, nachzudenken. Ist Oxy nur eine weitere Kerbe in seinem Bettpfosten oder kann sie diejenige sein, die den rastlosen jungen Mann auffangen kann?

Weiter geht’s also mit dieser aufgedrehten, aber unglaublich tollen Mädels-WG, ihrem Traum von Modedesign und Fashionfotografie und ihren komplizierten Liebesgeschichten. Da ich von Band 1 nur mittelmäßig angetan war und vor allem die doch recht präsenten Längen und die schon sehr ausufernden Szenen mich teilweise nicht zum Weiterlesen motivieren konnten, war ich gespannt, ob es mir hier auch so gehen wird. Gleich vorweg: Ja und nein. Ja, weil auch A single word wieder ähnlich aufgebaut ist wie A single nicht. Es gibt sehr viel Drumherum, die Autorin ist schon eher detailverliebt und mag es, eine gewisse Atmosphäre aufzubauen. Das macht das Buch manchmal vielleicht etwas zäh und man fliegt nicht so durch die Geschichte, dafür muss ich aber auch sagen, dass die Autorin es wirklich schön macht. Die rauschenden Beschreibungen rund um das Studium, die Modeliebe der Mädels, Paris und Plymouth – es ist wirklich toll gelungen. Aber es ist halt leider auch ein bisschen zu viel. Die Kapitel sind ähnlich wie in Band 1 wirklich lang, man hat wenige Szenenwechsel und manchmal fühlte ich mich etwas verloren, weil ich das Gefühl hatte, die ganze Zeit auf ein „Jetzt geht’s los“ zu warten, was nicht kommt. Gleichzeitig konnte mich aber die Geschichte von Henri und Oxy abholen, ich habe mitgefiebert und mir gewünscht, dass beide miteinander reden und Henris Geheimnis gelüftet wird. Deswegen konnte ich das Buch oftmals nicht aus der Hand legen, wollte unbedingt weiterlesen und mehr wissen und verstehen. Das war bei Band 1 nicht der Fall. Daher gibt’s hier eine klare Verbesserung.

Allerdings muss ich halt auch zugestehen, dass allein das erste Drittel des Buches eine Art überlange Einleitung ist und beleuchtet, wie und wieso Oxy nach Plymouth kommt, wie Ella einzieht, die Mädels zueinander finden und erst dann Oxy und Henri aufeinandertreffen. Im nächsten Drittel geht es dann auch hauptsächlich um die beiden und ob sie zusammenfinden können und sollten, aber auch, wie steinig der Weg ist, wie sehr Gewohnheiten und Gerüchte prägen und wie schwer es ist, etwas zu wagen. Das letzte Drittel behandelt dann vor allem die Hürden, denen beide gegenüberstehen und wie Henri sich entwickeln muss. Es gibt einige Momente zum Lachen, einige zum Verzweifeln, ein paar zum Schmunzeln und auch den ein oder anderen, wo einem schwer ums Herz wird, was vor allem an Henris Geschichte liegt. Insgesamt muss ich sagen, dass A single word aber einen doch recht flachen Spannungsbogen hat und nicht mit Dramen, Twists und lautem Geknall daherkommt. Es ist eine eher ruhige Geschichte, bei der es viel um Entwicklung, Einsicht und final auch um das Thema Heilung geht. Das alles wird natürlich wieder mit einer gehörigen Portion Fashion garniert, durch Henri gibt es auch oberflächliche Einblicke in die Frage des Modeverkaufs, durch Oxy hier und da in das Arbeiten für Designer und overall natürlich auch ins Studium. Dennoch ist die Handlung des Buches für über 500 Seiten übersichtlich, alles teilweise zu viel gestreckt und an einigen Stellen hätte man – vor allem im Hinblick auf Oxy – lieber mehr Tiefe als Drumherum einbauen sollen.

Auch hier spielt Mode natürlich wieder ein großes Thema. Die Mädels berichten viel, man erhält vielseitige Einblicke in die Modewelt. Ich muss der Autorin wirklich lassen, wie großartig sie hier Hintergrundwissen einbaut. Man erhält etwa Einblicke in die Programme, die die Mädels brauchen, in Gedanken bei den Designentwürfen, aber auch in die Ateliers. Für Leute, die das Thema aber grundsätzlich uninteressant finden, wird das Buch (bzw. die Reihe) vermutlich nichts sein. Das Thema ist sehr präsent und das ist auch einer der Punkte, die mich sowohl in Band 1 als auch hier wirklich sehr begeistern. Ich mag diese Einblicke sehr und freue mich auf weitere, wobei Band 3 und 4 vermutlich eher die Fotografie aufgreifen werden.

Anders als bei A single night mit Libby und Jasper konnte mich dieses Mal auch die Liebesgeschichte von Oxy und Henri insgesamt überzeugen. Zwar haben beide einen holprigen Start, danach entwickelt sich aber etwas Tolles. Henri bemüht sich um Oxy, Oxy achtet auf Henri und merkt, dass etwas im Argen ist. Die beiden haben keine von 0 auf 100 Beziehung, im Gegenteil entwickelt sich alles sehr solide und in einer guten Geschwindigkeit. Immer wieder gibt es Hindernisse und Probleme, denen sich beide stellen müssen. Es ist schon eine kleine Auf-und-Ab-Fahrt mit den beiden, denn vor allem Henri stößt Oxy manchmal (unbewusst) von sich, weil er keine Nähe aufbauen möchte. Die beiden haben es definitiv nicht leicht und gerade Henri haut halt wirklich das ein oder andere Mal voll daneben. Oxy ist jedoch eine sehr liebevolle und empathische Person, die mit einer Engelsgeduld und viel Verständnis begeistern kann. Denn Henris Verhalten steht in direktem Zusammenhang mit seinem Geheimnis. Dieses wird zunächst erst nur angedeutet, später aber aufgelöst. Ich muss dazu sagen, dass ich recht schnell wusste, was es ist. Nicht, weil es so offensichtlich war, sondern weil es ein reales Ereignis ist, an das sich viele vermutlich noch erinnern können. Als in dem Buch ein gewisses Datum angesprochen wurde, war mir klar, worum es gehen wird. Und ich war zwiegespalten, weil ich Angst hatte, wie die Autorin es umsetzt. Aber meine Sorge war grundlos. Die Auflösung, die Einbindung in die Geschichte, die Folgen, aber auch die Auswirkungen auf das Umfeld wurden großartig herausgearbeitet. Ich finde auch, dass die Autorin in einer wohldosierten Weise das Grauen eingefangen und verarbeitet hat, ohne dass es effekthascherisch oder irgendwie unangenehm wirkt. Solche Ereignisse benötigen ein großes Fingerspitzengefühl – und das hat die Autorin hier für mich absolut bewiesen. Niemals hätte ich erwartet, bei A single word eine derartig tiefgründige und emotionale Backgroundstory zu finden.

Allerdings geht damit auch einher, dass Oxys Geschichte etwas in den Hintergrund gerät und für meinen Geschmack wenig aufgegriffen wird. Sie wirkt dadurch teilweise etwas wie ein Nebencharakter, der hauptsächlich als Support für Henris Entwicklung da ist. Dies wird aber auch durch eine enorme Präsenz von Ella unterstützt. Ella ist von Anfang bis Ende sehr gegenwärtig in dem Buch, ihre eigene Geschichte, ihre Meinungen und ihre Beziehungsprobleme kommen oft vor. Für mich hat Ella und ihre Energie Oxy leider öfter überlagert und kombiniert mit der Schwere um Henris Thematik geht Oxy einfach ein bisschen unter. Mich hatte das mit Ella auch stark gewundert, da sie ja noch ein eigenes Buch kriegt.

Ein Punkt, bei dem ich etwas unschlüssig bin, ob er mir gefallen hat: Das Buch spielt quasi parallel zu Band 1. Es wird nahezu der gleiche Zeitraum umfasst, beginnend beim Einzug in die WG und das Ende ist die Abschlusskollektion. Das führt dazu, dass man zahlreiche Szenen noch einmal erlebt, die bereits in Band 1 vorkamen und wie ich mal vermute auch in Band 3 und 4 vorkommen werden. So begleitet man die Einzugsgeschichte erneut, ist beim Shoppen im Stoffladen dabei, erlebt die Halloweenparty erneut und hat auch sonst viele Punkte aus Band 1 in unterschiedlicher Länge wieder in diesem Buch. Auf der einen Seite ist das cool, weil man dieses Mal durch Oxys Augen natürlich andere Aspekte erlebt oder andere Erkenntnisse gewinnt. Andererseits ist es aber müßig, alles so gesehen nochmal zu erleben. Immer wieder werden am Rand Punkte angesprochen, die man in Band 1 bereits ausführlich erlebt hat. Nur der Mittelteil, wo Ella und Oxy in Paris sind, war neu. Das restliche Drumherum ist bekannt. Manchmal war es lustig, wie zB Oxy sich wundert, wieso Libby von Jasper ein Kleid zum Geburtstag kriegt, wenn man durch Band 1 die komplette Geschichte kennt. Zugleich ist es aber auch anstrengend, nochmal auf zig Seiten den Shoppingbummel durchzukauen. Ich bin echt unentschlossen, wie es mir gefallen hat. Irgendwie mag ich die Idee, aber die Umsetzung war manchmal etwas zäh und führte so auch ein bisschen dazu, dass das Buch wieder länger ist als es sein müsste.

Zusammenfassend muss ich sagen, dass mir A single word deutlich besser gefallen hat als A single night. Die Liebesgeschichte von Oxy und Henri funktioniert gut, entwickelt sich greifbar und ein wider Erwarten erschreckendes Geheimnis um Henri gibt dem Buch überraschende Tiefe. Leider geht Oxy vor allem neben Ella etwas unter, die Mädelsclique liefert aber zugleich auch wieder mit viel Charme ab. Das Buch hat hier und da wieder etwas Längen und vor allem Leser von Band 1 könnten sich durch wiederkehrende Ereignisse etwas gelangweilt fühlen. Der Autorin ist insgesamt aber ein gutes Buch gelungen, was nur vielleicht ein paar zu viele Seiten hat.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.08.2020

tolle Wohlfühlgeschichte

Love is Loud – Ich höre nur dich
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„Ein perfektes Ineinandergreifen von Form und Freiheit, Kontrolle und Zügellosigkeit, Vernunft und Impulsivität.“
(Link über die Musik in Love is loud)

Worum geht’s?

Franzis Leben ist vor allem von ...

„Ein perfektes Ineinandergreifen von Form und Freiheit, Kontrolle und Zügellosigkeit, Vernunft und Impulsivität.“
(Link über die Musik in Love is loud)

Worum geht’s?

Franzis Leben ist vor allem von einer Sache bestimmt: Sicherheit. Die junge Frau ist stets darauf bedacht, planvoll an Sachen heranzugehen, die sicherste Variante zu wählen und bloß nicht aufzufallen. Nach ihrem erfolgreichen Studium erlaubt sie sich jedoch einmal, aus der Sicherheit auszubrechen. Für ein freiwilliges soziales Jahr fliegt sie nach New Orleans, um den alten und sehr griesgrämigen Mann Hugo zu betreuen. Anfangs noch hochgradig überfordert von der Stadt, fängt New Orleans schon bald an, Franzi zu verändern. Und nicht nur die Stadt, auch ein verdammt gutaussehender Straßenmusiker namens Link stellt mit seiner lockeren Art Franzis Leben total auf den Kopf. Franzi ist fest entschlossen, das Beste aus diesem einen Jahr zu machen. Doch was ist, wenn ihr Herz danach nicht bereit ist, nach Deutschland zurückzukehren?

Love is loud ist Band 1 der „Love is“-Reihe. Die Geschichte ist in sich geschlossen, die Protagonisten der Folgebände sowie die alles verbindende Band kommen jedoch vor.

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover ist mit seinen vielseitigen Verzierungen und bunten Farben sehr ansprechend und fröhlich. Die Gestaltung passt gut zu dem Handlungsort New Orleans. Das Cover ist ein Hingucker und erregt Aufmerksamkeit. Die Geschichte wird wechselnd durch Franzi und Link in der Ich-Perspektive erzählt. Die Geschichte verläuft linear, es gibt jedoch einige Zeitsprünge, meist mehrere Wochen umfassend. Der Schreibstil ist sehr locker, angenehm lesbar und kann einen mitreißen. Das Buch enthält mehrere Intimszenen.

Mein Meinung

Ich habe ja bekanntermaßen ein Herz für sämtliche Arten von Musiker-Geschichten. Daher war es wenig verwunderlich, dass diese Reihe von Kathinka Engel meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Von der Autorin habe ich bisher noch nichts gelesen, aber schon oft gehört, dass ihre Bücher wunderbar leicht und entspannt sein sollen. New Orleans als Setting fand ich auch ziemlich innovativ und freute mich sehr auf diese Reise. Und was soll ich sagen? Ich werde eindeutig wiederkommen!

Bei Love is loud stehen Franzi und Link im Vordergrund. Franzi ist gerade aus Deutschland nach New Orleans geflogen, um dort einen sozialen Job anzunehmen. Sie soll den Schwiegervater von Faye betreuen. Doch Hugo macht es ihr von Anfang an schwer. Er ist abweisend, hat eine große Klappe und stößt Franzi regelmäßig von den Kopf. Damit ist Franzi mehr als überfordert. Denn in ihrem Leben galt bisher: Bloß nicht auffallen, bloß keine Risiken eingehen. Dieses Jahr war eigentlich dafür gedacht, ein einziges Mal ein Abenteuer zu erleben, bevor sie in ihre sichere Zukunft mit dem sicheren Schreibtischjob zurückkehrt. Auf einmal zweifelt sie ihre Entscheidung an, denn das eindrucksvolle und lebhafte New Orleans, der Grießgram und das ganze Drumherum bringen sie an ihre Grenzen. Dann beginnt Hugo allerdings, Franzi das wahre Seele New Orleans zu zeigen: die Musik. Und so trifft Franzi auf Straßenmusiker Link, der sofort von der jungen Deutschen angetan ist. Link lebt nach einigen Schicksalsschlägen auf der Straße, hält sich mit den Auftritten in er Fußgängerzone über Wasser und springt nachts gern durch zahlreiche – zumeist touristische – Betten. Mit seiner „Es zählt das Hier und Jetzt“-Haltung ist er das genaue Gegenteil von „eine abgesicherte Zukunft ist das wichtigste“-Franzi. Er bedeutet Freiheit und Abenteuer, sie bedeutet Beständigkeit und Vernunft. Und natürlich heißt es, dass Gegensätze sich anziehen, aber kann diese Liebe Bestand haben? Denn immerhin hat Franzi nur ein Jahr in dieser pulsierenden Stadt…

Willkommen in dieser bunten Stadt! Die Autorin entführt in diesem Buch in eine lebendige Welt, die die Protagonistin Franzi ziemlich schnell zur Anpassung zwingt. Bei diesem Buch geht es viel um Entwicklung und um die Einflüsse, die durch unser Umfeld auf uns wirken. Es geht um die Vergangenheit, wie sie uns prägt und wie sie uns manchmal vielleicht auch zurückhalten kann. Es geht um prägende Erlebnisse, die unser Jetzt in einem anderen Licht erscheinen lassen. Das erste Drittel des Buches ist vor allem vom Entdecken und „Ankommen“ beeinflusst. Gemeinsam mit Franzi lernen wir New Orleans kennen, erhalten Einblicke in die (Straßen-)Musik und die Lebensweise der Einwohner. Durch Link erhalten wir einzigartige Einblicke und durch Hugo zumeist lustige Kommentierungen, die zusammengewürfelt eine wirklich mitreißende Geschichte präsentieren. Wirklich von Anfang an war ich gut gelaunt, habe mich in den Bann ziehen lassen und es einfach genossen. Leider flacht die Geschichte dann in der Mitte recht stark ab. Im Fokus stehen Link und Franzi, die gemeinsam die Stadt und auch sich gegenseitig erkunden. In der Mitte des Buches kam es mir dann fast so vor, als wäre die Leichtigkeit und Magie verflogen und es nur noch darum gehen, hier und da und überall übereinander herzufallen und Franzi möglichst vielseitig aus ihrer Comfort Zone und ihrem Schamgefühl herauszulocken. Ich gebe zu: Kurzzeitig fand ich das wirklich nur noch nervig und flach. Ein Glück kann die Geschichte dann aber im letzten Drittel wieder einiges an Fahrt aufnehmen und mit so manchen Twists in den verschiedenen Storylines auch teilweise überraschen. Love is loud ist ein bunter Haufen, bei dem es um Träume und Visionen geht, um Aufopferung und das Für-Sich-Selbst-Einstehen, um die Liebe zur Musik und die Liebe zur Stadt. Der Autorin ist eine gute Mischung aus all dem gelungen.

Mein absolutes Highlight in dieser Geschichte ist aber definitiv New Orleans. Der Autorin ist es gelungen, die Stadt wirklich absolut großartig zu beschreiben. Es war, als wäre man selbst vor Ort, würde durch Franzis und Links Augen die Stadt erkunden, Einblicke in die Lebensweise gewinnen. Die Energie von New Orleans ist fast schon unbeschreiblich und ich bin wirklich begeistert davon, wie toll die Autorin das eingefangen hat. New Orleans ist bunt und lebhaft und laut und voller Energie. Ich konnte die jazzigen Melodien beim Lesen fast hören, die Sonne auf der Haut spüren und mir das Gewusel auf den Straßen vorstellen. Hiervor ziehe ich wirklich den Hut. Zugleich hat die Autorin aber auch – vor allem durch Hugo – hier und da kritische Stimmen einfließen lassen, die den Wandel der Stadt zeigen. Außerdem erzählen Hugo und Link auch immer wieder Teile aus der Geschichte von New Orleans, etwa die verheerende Wirkung der Hurrikane. Allein schon wegen der ganzen Thematik um New Orleans habe ich große Lust, die Folgebände zu lesen. Das Setting war einfach großartig.

Dafür war es leider so, dass die zentrale Liebesgeschichte um Link und Franzi mich nicht wirklich catchen konnte. Das fand ich sehr schade. Das Problem war ja von Anfang an, dass man wusste, dass Franzi nur ein Jahr bleibt. Auch Link wird als wahrer Aufreißer beschrieben, der mehr als einmal darüber nachdenkt, Avancen anzunehmen. Die beiden lernen sich kennen und Link fängt an, Franzi sein New Orleans zu zeigen. An irgendeiner Stelle überschreiten sie den Punkt von Freunden zu Liebenden, aber dieser war für mich irgendwie nicht nachvollziehbar, nicht greifbar. Zwar konnte ich die beidseitige Attraktion schon verstehen und auch, dass sich da eine gewissen sexuelle Spannung aufgebaut hat, aber mehr leider auch nicht. Es war so, dass Link für mich von Anfang an als willkommenes Abenteuer für Franzi ins Buch kam. Link lockt sie aus der Reserve, lässt sie ihren Zukunftsplan überdenken und sie in irgendeiner Form leben. Es ist die Magie, dass in New Orleans alles einfach ist. Aber es fehlte mir irgendwie die Ernsthaftigkeit der Beziehung, die vor allem für das letzte Drittel des Buches aber von zentraler Bedeutung wäre. Leider war es öfter auch so, dass man Franzi ihr Unbehagen sehr angemerkt hat und ich Link dann irgendwie teilweise auch zu forsch fand, was mich besonders in der Mitte auch etwas angenervt hat. Es wirkte, als hätte die Autorin hier dann etwas zu viel gewollt, was leider die Glaubwürdigkeit etwas leiden lässt. Auch ist es so, dass die beiden für mich nie eine solide Beziehung aufbauen konnten, weil einfach fast überall die Tiefe fehlt. Links Geheimnis führt auch nicht zu tiefgründigen Gesprächen, sondern zu Franzis nächstem Abenteuer.

Natürlich haben sowohl Link als auch Franzi ihre Päckchen zu tragen und somit ihre eigene Geschichte. Bei Franzi geht es hierbei vor allem um das Thema Entwicklung. Als sie nach New Orleans kommt, ist sie eine recht unsichere junge Frau, die nicht auffallen möchte, alles richtig machen möchte und durch familiäre Erfahrungen auf Sicherheit gepolt ist. Von Anfang an wirkt sie wirklich sehr vorsichtig, hinterfragt ihre eigene Entscheidung laufend selbst und möchte regelrecht unsichtbar sein. Während ihrer Zeit in New Orleans geht es nun vor allem darum, dass sie ein neuartiges Lebensgefühl kennenlernt. Das Konzept von Freiheit und von Leichtigkeit kennt sie nicht und Stück für Stück entwickelt sie sich. Durch Hugo und durch Link, aber auch generell durch die Lebensfreude in New Orleans wird sie immer wieder vor Herausforderungen gestellt. Sie schwört sie selbst, dieses eine Jahr dafür zu nutzen, alles zu genießen und nicht an die Konsequenzen zu denken, bevor ihre festgefahrene Lebensvorstellung sie wieder einfängt. Zwar gibt es immer wieder Situationen, wo sie über ihren Schatten springt, ohne es wirklich zu wollen, aber zugleich sind es diese Sachen, die ihr helfen, eine andere Sichtweise zu gewinnen. Dies führt mehr und mehr zu Entscheidungen, die sie am Anfang nicht getroffen hätte. Mir hat ihre Entwicklung wirklich gut gefallen, auch wenn ich Franzi gerade am Anfang extrem anstrengend fand und sie manchmal gern geschüttelt hätte.

Link hingegen ist das alles nicht. Zu oft hat das Schicksal ihn bereits mit Füßen getreten, dass er festgestellt hat, dass es besser ist, im Hier und Jetzt für den Moment zu leben. Link ist ein bisschen ein kleiner Herumtreiber, unter seiner sehr freilebigen Oberfläche steckt aber auch viel Herz. Es kümmert sich um den Mann seiner verstorbenen Schwester und deren gemeinsame Kinder, um seine Band After Hours, um Franzi. Er hat ein großes Herz, ist aber auch sehr impulsiv und gerät so hin und wieder in Schwierigkeiten. Link hat eine tiefgründige Hintergrundgeschichte, die für meinen Geschmack aber ziemlich in den Hintergrund gerät. Generell hatte ich das Gefühl, dass Franzis Entwicklung zur selbstständigen und mutigen Frau Links eigene Geschichte oftmals überlagert hat. Auch Links Geheimnis wurde für mich nicht wirklich gewürdigt, die Konsequenzen von seinen Schwindeleien wurden etwas zu fix abgehandelt. Das führte unweigerlich dazu, dass ich das Gefühl hatte, Link ist nur dafür da, Franzi zu unterstützen, sein eigenes Übel geht aber etwas zu sehr unter. Das war wirklich schade, weil ich doch das Gefühl hatte, er hätte mehr zu erzählen als Franzi, deren Vergangenheit eher blass ist. Generell hat mich Link aber tatsächlich sehr an den Jack aus Titanic erinnert. Seine Energie, das beständige Beeinflussen von Franzi, das Auflockern von festgefahrenen Strukturen, aber auch seine Haltung gegenüber hatten genau diesen Vibe wie ihn der legendäre Jack hatte.

Neben Link und Franzi, zu denen ich ja schon einiges gesagt habe, gibt es auch noch einige Nebencharaktere. Besonders erwähnenswert sind hierbei die anderen After Hours Mitglieder, die zum Teil in den Folgebänden vorkommen werden und daher hier zwar vorkamen, aber noch recht eindimensional behandelt wurden. Und dann gibt es natürlich noch die Familie, bei der Franzi unterkommt. Faye, ihr Mann Victor und der alte Mann Hugo, Victors Sohn. Faye ist von Anfang an sehr lieb und man schließt sie direkt ins Herz, Victor kommt sehr wenig vor und spielt nur für einige Wendungen eine Rolle. Aber mein Lieblingscharakter? Eindeutig Hugo. Der schrullige alte Mann, der oft barfuß rumläuft, mehr als nur freche Sprüche auf der Zunge trägt, Franzi immer wieder ärgert, aber auch seinen Sohn permanent zur Weißglut treibt. Anfangs könnte man meinen, dass Hugo ein verbitterter Mann ist, der einfach nur griesgrämig daherkommt. Doch da steckt viel mehr hinter und im Verlaufe der Story schließt man diesen unkonventionellen Herren immer mehr ins Herz. Ich hoffe sehr, ihn in den Folgebänden noch regelmäßig wiederzusehen.

Ein paar Worte möchte ich noch zum letzten Drittel des Buches loswerden. Hier wird einiges angebracht und es gibt einige Wendungen und Twists. Ich muss sagen, dass mich die meisten überrascht, einige hingegen nicht verwundert haben. So gibt es zu Link und seinem Geheimnis Enthüllungen, das Verhältnis zu Links Schwager Jasper leidet sehr, auch Hugo muss einige Enthüllungen hinnehmen und Franzi steht vor einem großen Gewissenskonflikt. Es sind alles keine lauten Dramen und generell verlaufen sie alle recht solide und gradlinig, sie konnten mich aber dennoch abholen und haben mich das Buch mit einem zufriedenen Gefühl beenden lassen. Ich mochte es sogar, dass hier jetzt kein übermäßiges Drama hingeknallt wurde, sondern es vor allem viel darum ging, dass die Charaktere für sich und ihre Überzeugungen einstehen müssen. Das very end war mir dann fast schon etwas zu fix und passt auch zu meiner Lovestory-Kritik, aber da es noch zwei weitere Bücher gibt, schau ich da mal gekonnt drüber hinweg.

Mein Fazit

Love is Loud ist ein wirklich toller Roman, bei dem die Autorin ein wunderschönes und unglaublich lebendiges New Orleans in beeindruckender Art und Weise wiedergibt. Von Anfang an kann die Geschichte mitreißen und man die Energie spüren. In der Mitte flacht die Story leider etwas ab, kann aber mit einem starken Finale und etwas Herzschmerz wieder überzeugen. Leider konnte mich die Liebesgeschichte von Link und Franzi nicht ganz abholen und vereinzelt hätte ich mir mehr Tiefe gewünscht, vor allem aber Franzis Entwicklung und Links unkonventionelle Art haben mich glücklich gestimmt. Insgesamt ist es ein wunderbares Buch für einen lauen Sommerabend. Wohlfühlatmosphäre garantiert!

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

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Veröffentlicht am 06.08.2020

tolle Geschichte, aber nicht überzeugende Lovestory

Wie die Ruhe vor dem Sturm
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„Hast du noch nie in einem Raum voller Menschen gestanden und das Gefühl gehabt, dass kein Einziger irgendetwas über dich weiß?“
(Grey zu Ellie in Wie die Ruhe vor dem Sturm)

Worum geht’s?

In ihrer ...

„Hast du noch nie in einem Raum voller Menschen gestanden und das Gefühl gehabt, dass kein Einziger irgendetwas über dich weiß?“
(Grey zu Ellie in Wie die Ruhe vor dem Sturm)

Worum geht’s?

In ihrer Jugend waren Eleanor und Greyson ein ungleiches Paar – sie die ruhige Außenseiterin, er der beliebte Junge. Doch Ellie konnte Greysons wahres Ich sehen. Beieinander konnten sie sein, wie sie wirklich sind. Bis das Schicksal sie auseinanderreißt und tausende Kilometer ihrer Liebe einen Strich durch die Rechnung machen. Über 15 Jahre später treffen sie wieder aufeinander, mittlerweile erwachsen. Ellie soll als Nanny auf zwei traumatisierte Kinder aufpassen. Die Bezahlung ist unglaublich gut, die Anforderungen hoch. Als Ellie ihren Auftragsgeber kennenlernt, kann sie gar nicht glauben, dass ihr Grey wieder vor ihr steht. Schnell merkt sie jedoch, dass von ihrem Grey nichts mehr übrig ist. Das hier ist Greyson East, CEO, Vater zweier Töchter – und Witwer. Nur wieso hat das Schicksal ihre Wege erneut kreuzen lassen?

Wie die Ruhe vor dem Sturm ist Band 1 der „Second Chances“-Reihe, die Geschichte ist jedoch in sich geschlossen.

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover ist mit verschiedenen Wasserfarben in blau, grün und lila gehalten. Zudem zeigt es einige Libellen. Beides ist eine direkte Anspielung auf die Geschichte. Es wirkt wunderschön und stimmig, zugleich dezent. Das Buch unterteilt sich in Teil 1 und Teil 2, wobei Teil 1 die Vergangenheit 2003 und Teil 2 die Gegenwart 2019 umfasst. Die Geschichte verläuft linear und sowohl Ellie als auch Grey führen als Ich-Erzähler durch die Geschichte. Der Schreibstil ist locker, jedoch auch von vielen Emotionen geprägt. Das Buch lässt sich angenehm lesen. Das Buch enthält Intimszenen.

Mein Fazit

Nachdem lange Zeit immer wieder verschiedene Leute meinten, ich solle endlich mal ein Buch von Brittainy C. Cherry lesen, wollte ich dies endlich in Angriff nehmen. Denn die Geschichte klang gut, ich mag das Aufeinandertreffen von Vergangenheit und Gegenwart. Nach vielen Deklarationen als Jahreshighlight und absolutes Herzschmerzbuch waren meine Erwartungen auf jeden Fall recht hoch. Das Problem bei Erwartungen ist nur leider: Wer welche hat, kann enttäuscht werden. Und so war es hier ein kleines bisschen.

Als Ellie nach über 15 Jahren bei ihrem Vorstellungsgespräch für einen neuen Job ausgerechnet auf Greyson trifft, kann sie es nicht fassen. Ihr Grey. Der Junge, der ihre Highschool-Zeit erträglich gemacht hat, ihr erster Kuss, ihre erste Liebe. Der Junge, der ihr in der schwersten Zeit zur Seite stand, der am Telefon schlief, damit er bei ihr ist. Nie hat sie ihn vergessen können, auch als der Kontakt langsam abnahm. Und jetzt steht er wieder vor ihr. Doch dieser Greyson hat nichts mit ihrem Grey gemein. Er ist kalt, undurchdringlich, abweisend. Denn in der Zwischenzeit hat auch in seinem Leben das Schicksal zugeschlagen: Bei einem schweren Autounfall wurde seine komplette Familie schwerverletzt und er verlor Nicole – seine Frau, Mutter seiner zwei Töchter, die Person an seiner Seite, die Sonne in seinem Leben. Und jetzt kann er seine Töchter nicht mehr ansehen, stürzt sich in Arbeit und ertrinkt in Schuldgefühlen. Als jetzt Ellie auftaucht, ist er überfordert. Sie erinnert ihn an eine Zeit, wo das Leben nicht so schwer war. Und gleichzeitig fordert sie den neuen Greyson heraus, wieder mehr wie der liebevolle Grey zu werden. Doch Grey und seine Töchter sind harte Nüsse. Ellie ist gewillt, diese Familie wieder zu einer Einheit zusammenzuführen – auch wenn ihr Herz in Greys Gegenwart immer mehr schmerzt. Hat das Schicksal ihre Wege für eine zweite Chance zusammengeführt?

Herzschmerzgarantie, da war ich mir sicher. Nach so vielen Jahren sehen sich die beiden wieder und dann muss Ellie feststellen, dass ihre große Liebe zwischenzeitlich eine andere Frau geheiratet und mit ihr Kinder bekommen hat? Das kann doch nur interessant werden. Auch die Frage, wie die Autorin mit dem Thema Verlust, Weitermachen und Neuverlieben umgeht, hat mich sehr interessiert. Da bereits so viele zu mir meinten, dass die Autorin die Königin der Emotionen ist, war ich wirklich gespannt. Doch nach dem Buch muss ich sagen: Ich habe einfach zu viel erwartet. Keine Frage, die Autorin schreibt wunderbar. Wirklich, der Schreibstil hat mir gefallen, die emotionalen Gedankengänge, die Thematik. Doch zugleich konnten mich nicht alle Aspekte der Geschichte abholen – insbesondere die Liebesgeschichte nicht. Dennoch hat Wie die Ruhe vor dem Sturm eine gewisse Magie. Es ist ein ruhiges Buch, was vor allem durch die bedrückende Atmosphäre, das Gedankenkino des Lesers und die rohen Emotionen im Buch wirkt. An wie vielen Stellen habe ich mich erwischt, dass ich mich gefragt habe „wie würde ich mit dieser Situation umgehen?“ und dabei gemerkt habe, wie mir schwer ums Herz wurde. Das Buch bringt in dieser Hinsicht sehr viel mit – sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart. Es zeigt, dass das Leben nicht immer gradlinig verläuft, welche Wucht Schicksalsschläge haben können, wie unterschiedlich Menschen trauern können. Aber es greift auch auf, wie schwer Weitermachen sein kann, wie viel Hoffnung ein Mensch haben kann und wie kompliziert Verlust sich auf verschiedene Menschen auswirken kann. Bei diesem Buch kann man definitiv sagen: Hier ist der Weg das Ziel. Es geht gar nicht so sehr darum, wie das Buch endet oder welche Erkenntnisse am Ende stehen. Es geht um den Prozess, der dahinführt. Es geht um die Rückschläge, die Ellie und Grey erleben müssen. Es geht um die lichten Momente, in denen es so scheint, als würde es vorwärts gehen. Es ist ein stetes Auf und Ab. Dieses Buch verzichtet auf Drama, denn das braucht es gar nicht. Die Geschichte ist schon gewaltig genug.

Schon der erste Teil in der Vergangenheit hat es in sich. Eine unschuldige Jugendliebe, die so sehr vom Schicksal erschüttert wird, dass es wehtut. Man ist dabei, wie sich diese beiden doch gegensätzlichen Charaktere Ellie und Grey kennenlernen und wie vor allem Grey versucht, Ellie für sich zu gewinnen. Denn bei ihr hat er das Gefühl, sie sieht sein wahres Ich. So schafft er es, Ellie auch ein wenig aus ihrem Schneckenhaus zu holen. Es ist eine süße, schöne Liebesgeschichte. Die klassische erste Liebe, so niedlich und zurückhaltend, so gutgläubig und hoffnungsvoll. Bis Ellie gehen muss, weil das Schicksal hereinbricht. Bis Ellie leiden muss, weil das Schicksal andere Pläne hat. Anfangs halten beide noch Kontakt, sie schreiben sich Mails, telefonieren. Doch das verläuft sich irgendwann. Das tat wirklich weh und ich war traurig. Generell hat mich der erste Teil sehr berührt und ich hätte total gern noch viel mehr über die beiden in der Vergangenheit erfahren. Knapp 1/3 macht dies an der Geschichte aus und ich habe jede Seite so sehr geliebt. Ich habe mit ihnen gelacht, mitgefiebert und gelitten. Eine auf den ersten Blick untypische Jugendliebe, die vor allem für Ellie zu einer wichtigen Stütze wird. Und dann so je endet…

Bis sie über 15 Jahre später wieder aufeinandertreffen. Mittlerweile sind beide erwachsen, Anfang 30, leben ihr Leben. Grey mehr als Ellie, denn Ellie hangelt sich von Nannyjob zu Nannyjob, lebt mit Shay zusammen, redet wie ein Wasserfall und hat keinen Partner. Grey hingegen ist mittlerweile CEO vom Familienunternehmen, hat eine Frau geheiratet, zwei Kinder. Doch dieses Mal hat ihn das Schicksal heimgesucht, als vor einigen Monaten bei einem schrecklichen Verkehrsunfall Greys Frau starb und seine ältere Tochter Karla schwer verletzt wurde. Seitdem ist das Zuhause nur noch ein Haus, in seinen Kindern sieht er nur noch seine tote Frau und sobald er die Augen schließt, vernichten ihn seine Schuldgefühle. Zur Betreuung der Kinder sucht er eine Nanny – und so stolpert Ellie in sein Leben. Seine Ellie. Doch er ist nicht mehr ihr Grey. Und so sind die beiden, die sich einst zu nah standen, jetzt so fern. Da Ellie beste Referenzen hat, stellt Grey sie ein. Und von da an beginnt Ellie, sein Leben und das der Familie gehörig auf den Kopf zu stellen. Immer wieder kommt es zu Reibereien, Grenzüberschreitungen und Streitigkeiten. Denn Ellie kann diesen neuen Grey nur schwer akzeptieren und merkt auch, wie sehr die Mädchen unter ihrem abwesenden und abweisenden Vater leiden. Sie versucht, diese Familie wieder zusammenzuführen. Wie eine Löwin kämpft sie, Greys Panzer zu durchbrechen und auch den Mädchen, deren Leben Kopf steht, Hoffnung zu geben. Schon bald ist Ellie weitaus mehr als das Kindermädchen – sie ist die gute Seele des Hauses, getrieben von Hoffnung und den Glauben daran, der Familie helfen zu können. Doch zunehmend kommen bei ihr auch alte Gefühle durch.

Und hier fing es an, für mich kompliziert zu werden. Denn mit Grey und Ellie treffen verschiedene Welten aufeinander: Die Vergangenheit und die Gegenwart, die Trauer und die Hoffnung. Und das Mädchen, was Grey nie vergaß, trifft auf den Jungen, der zwischenzeitlich eine Familie mit einer anderen aufgebaut hat. Ich mag den Ansatz der Autorin, dass nach einem Verlust die Geschichte nicht zuende ist und früher oder später der Zurückgebliebene auch weitermachen kann und muss. Aber die Wahrheit ist: Die Liebesgeschichte von Ellie und Grey war für mich nicht greifbar. Sicher, in ihrer Jugend waren die beiden für einen längeren Zeitraum verliebt ineinander und Grey war wichtig für Ellie. Aber es war für mich nicht glaubwürdig, wie diese Gefühle all die Jahre wie ein Schwelbrand weiterköchelten, während Grey sich eine komplett neue Welt aufgebaut hat. Daher war meine erste Befürchtung ja, dass es am Ende so wirken könnte, als sei Ellie ein Lückenfüller. Das ist zum Glück nicht passiert. Aber zugleich wurde mir nicht klar, wieso die Gefühle wiederentfacht sind bei Grey. Es war einfach so ein „zack“-Moment, jetzt sind sie da und fertig. Ellie hingegen hat sich mit ihrer für mich unpassenden Anspruchshaltung echt unsympathisch gemacht. Sie überschreitet laufend Grenzen und oftmals empfand ich sie unpassend aufdringlich. Ihre Haltung, dass sie Grey ja wohl verdient hätte, fand ich befremdlich. Es wirkte mir alles zu gewollt, zu gezwungen und zu wenig greifbar. Es war für mich zu wenig erklärt und die Autorin ist daran gescheitert, mir klarzumachen, wieso die Liebe wieder aufflammt – unabhängig davon, dass Grey nach vorne gucken möchte und Ellie gerade da ist. Es ist einfach so, dass Grey und Ellie in der Gegenwart für mich deutlich mehr wie Freunde als wie Liebende gewirkt haben. Und für mich auch als diese deutlich besser funktionieren.

Ganz stark fand ich hingegen die komplette Familiengeschichte, die von der Autorin sehr facettenreich ausgestaltet wurde. Im Fokus steht, wie aus diesen drei Individuen, die unter einem Dach leben, wieder eine Familie werden soll – ohne ihren Kleber, wie die verstorbene Mutter liebevoll genannt wird. Jeder der drei hat sein eigenes Päckchen zu tragen. So redet die kleine Tochter Lorelai mit ihrer toten Mutter, während die ältere Tochter Karla sich komplett zurückzieht und die Leute mit ihren Narben provoziert. Grey stürzt sich in Arbeit, damit er keine Zeit hat, nachzudenken. Hierbei vernachlässigt er seine Töchter komplett, was insbesondere bei Karla zur Rebellion führt. Die Familiengeflechte sind stark gestört und Ellie gibt alles, durch verschiedene Aspekte dafür zu sorgen, dass die dunkle Stimmung aufgehellt wird und jedem bei seinem Heilungsweg zu helfen. Ich fand es sehr emotional, wie sich die Familienstrukturen mit der Zeit ändern, wie einige Ereignisse Grey zum Umdenken bewegen und wie alle versuchen, sich Stück für Stück eine neue Normalität zurückzuholen. Die komplette Handlung um die Familie und ihre Trauer war für mich das große Highlight der Geschichte und konnte mich – im Gegensatz zur krampfhaften Lovestory – wirklich berühren.

Zu den Charakteren muss ich generell sagen, dass im ersten Teil Ellie mir sehr gut gefallen hat, ich Grey aber etwas komisch und aufdringlich fand. Im zweiten Teil wandelt sich das dann komplett: Ellie hat mich von Anfang an enorm aufgeregt, ich fand sie hochgradig anstrengend, nervig und auch nicht altersangemessen. Sie macht den Eindruck, eher um die 20 statt um die 30 zu sein. Insbesondere auch vor dem Hintergrund, dass sie als Nanny mittlerweile auf viele Kinder aufgepasst hat, fand ich das komisch. Sie wirkt einfach nicht erwachsen, sie ist impulsiv, redet zu viel ohne nachzudenken, wirkt teilweise komisch naiv und für mich auf respektlos, distanzlos und übergriffig. Ich fand sie in der Gegenwart als Charakter teilweise echt furchtbar und war genervt von ihr. Mehr als einmal weißt Grey sie auf ihr unprofessionelles Verhalten sind – was ich ebenso empfand. Klar, man kann es toll finden, wie sie sich teilweise einsetzt und dabei eben für den guten Zweck auch Grenzen überschreitet. Ich fands hingegen leider einfach nur unangenehm. Sie hat zwar stets gute Intentionen, aber das ändert für mich nichts an ihrer Art. Grey hingegen hat mir in der Gegenwart sehr gefallen, er ist kompliziert und sehr darauf bedacht, keine Emotionen herauszulassen, während es unter der Oberfläche stark brodelt. Seine schrittweise Entwicklung war nachvollziehbar und seine bedachte Art machte ihn sehr interessant und teilweise undurchschaubar. Auch die Nebencharaktere, insbesondere die Töchter, fand ich wunderbar ausgestaltet. Zudem lernt man mit Shay und Landon bereits die Charaktere der Folgebände kennen, die mir bereits gut gefallen haben.

Zusammenfassend muss ich sagen, dass es durchaus eine Freude war, dieses Buch zu lesen. Die Autorin versteht wirklich, emotionale Szenen zu konzipieren und die Gefühle im Buch sind lebhaft und greifbar. Dennoch konnte mich das Buch nicht komplett überzeugen und vor allem wirkte die krampfhafte Liebesgeschichte in der Gegenwart zu unrund und zu gewollt. Ellie als Charakter konnte mich leider auch nur begrenzt begeistern. Das Buch enthält viele starke Botschaften, tolle Charaktere und viel fürs Herz. Aber vielleicht wollte die Autorin an einigen Stellen auch einfach zu viel. Auf jeden Fall wird dies nicht mein letztes Buch von ihr gewesen sein, ein Jahreshighlight ist es für mich aber auch nicht. Gutes Buch, starke Handlung, viele Emotionen – aber leider nicht vollkommen überzeugend.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

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Veröffentlicht am 16.06.2020

bedrückende Geschichte mit realen Einblicken

Meat Market – Schöner Schein
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„Es war eher ein Von-der-Realität-in-eine-Fantasiewelt-Märchen. Und… der Zauber hält nur bis Mitternacht.“
(Jana in Meat Market)

Worum geht’s?

Sie wollte nie ein Model werden. Doch eines Tages passiert ...

„Es war eher ein Von-der-Realität-in-eine-Fantasiewelt-Märchen. Und… der Zauber hält nur bis Mitternacht.“
(Jana in Meat Market)

Worum geht’s?

Sie wollte nie ein Model werden. Doch eines Tages passiert es einfach so. Die 16-jährige Jana wird in einem Freizeitpark von einem Modelscout angesprochen. In der Schule für ihre Größe und ihr Aussehen regelmäßig gemobbt, ist es genau das, was ihr jetzt den Erfolg bescheren soll. Nicht wirklich davon überzeugt entscheidet sich Jana dennoch, das Abenteuer zu wagen. Und für sie geht es steil bergauf, schon schnell läuft sie auf den Top-Laufstegen und hat große Kampagnen. Auch im Bankkonto füllt sich immer mehr. Nach und nach muss sie aber auch die Schattenseiten der Branche kennenlernen und fängt an, in einen Strudel zu geraten, der sie zu verschlingen droht. Denn wer einmal Blut geleckt hat, der steigt nicht einfach aus. Auch wenn man langsam kaputt geht…

Meat Market ist ein Einzelband und in sich geschlossen.

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover ist in kühlen, leicht verwaschenen Farben gehalten und zeigt das Gesicht eines Mädchens, ähnlich wie die Fotos auf den Model-Sedcards. Der Schriftzug mit Glitzerfolie zeigt den Kontrast zu der glamourösen Glitzerwelt, in die sich Jana begibt, die aber mehr als Trist scheint, wenn man erst einmal hinter die Kulissen guckt. Das Cover ist dezent, aber stimmig und erregt Aufmerksamkeit.

Das Buch wird durch Jana in der Ich-Perspektive erzählt. Es ist so aufgebaut, dass Jana ein Videointerview gibt, wo sie dann chronologisch von ihren ersten Schritten und Erlebnissen in der Modewelt berichtet. Zwischendurch werden Sequenzen mit dem Interviewer abgedruckt, die nach und nach zeigen, wie sich alles von Abenteuer in Alptraum gewandelt hat. Zudem werden gelegentlich Chatverläufe abgedruckt und Artikel aus Online-Medien. Der Schreibstil ist verhältnismäßig nüchtern, es wirkt beinahe lustlos und wird im Laufe des Buches immer teilnahmsloser, was zur Geschichte passt. Das Buch enthält viele Kraftausdrücke, teils explizite Inhalte und verfügt zudem über eine Triggerwarnung.

Mein Fazit

Meat Market befasst sich mit einer solchen Thematik, womit es meiner Meinung nach mehr Bücher beschäftigen sollten: Ein ungeschönter Einblick in eine stark idealisierte Welt, die durch TV-Formate und die Scheinwelt von Social Media für junge Mädchen unglaublich erstrebenswert dargestellt wird. Meine Erwartungen an das Buch und die Vorfreude, es zu lesen, waren entsprechend auch sehr hoch.

In dem Buch wird die 16-jährige Jana Novak begleitet, die durch Zufall auf einem Schulausflug in einen Freizeitpark von einem Modelagenten angesprochen und dann recht schnell in einer großen, renommierten Agentur untergebracht wird. Jana hatte nie Ambitionen, in das Modelbusiness zu gehen, obwohl sie die Grundvoraussetzungen mitbringt: Sie ist unglaublich groß, hat ein ungewöhnliches Gesicht und eine gewisse Ausstrahlung. In der Schule wird sie hierfür eher gemobbt und als Transe betitelt. Doch man prophezeit ihr gigantische Erfolge – und so kommt es auch. Während sie ihre ersten tapsigen Schritte in der Modewelt macht (und lernen muss, auf High Heels zu laufen), überschlagen sich bereits die begeisterten Stimmen und für Jana geht es sehr schnell sehr weit nach oben. Während sie anfangs noch neben der Schule modelt, muss sie bald schon erkennen, wie schwer die Balance ist. Ein Shooting hier, ein Fitting da, ein Casting hier. Und je erfolgreicher sie wird, desto stressiger wird ihr Alltag. Mehr und mehr kommt sie an ihre Grenzen und fängt an, alternative Wege zu finden, um zur Ruhe zu kommen. Mehr und mehr verliert sich das junge Model in einer Welt aus Schein, Partys, Drogen, Einsamkeit – und wird mehr als einmal Opfer von respektlosem und übergriffigem Verhalten. Wer hoch fliegt, kann tief fallen…

Licht und Schatten liegen nah beieinander. So ist es nicht nur in diesem Buch, sondern so betrifft es auch dieses Buch. Es ist ein beeindruckendes und auch sehr bedrückendes Buch, welches sehr viele Thematiken und Klischees abdeckt, welches mit Hoffnung und Verzweiflung spielt und zugleich auch an einigen Stellen warnend den Zeigefinger hebt. Es ist in meinen Augen ein anspruchsvolles Buch, welches definitiv eher für ältere Jugendliche und junge Erwachsene zu empfehlen ist. Neben den Inhalten, die teils neben Partys auch Substanzenmissbrauch und sexuelle Distanzlosigkeit ansprechen, ist vor allem die Entwicklung hierbei eine, die sehr nuanciert erfolgt. Es geht nicht darum, dass die blutjunge, unerfahrene Jana sich in den Käfig der bösen Bestien begibt. Es ist aber auch keine Cinderellastory von dem jungen Mädchen, was über Nacht vom gefragten Topmodel wird und von nun an nur noch in 5-Sterne-Hotels nächtigt. Nein, Meat Market beleuchtet das komplexe Problem von Erwartungen, Hoffnungen und Machtstrukturen in einer Welt, die zwischen Schein und Sein, zwischen Wahn und Wahnsinn pendelt. Es geht um die Schnelllebigkeit der Modewelt, um die Strapazen eines Models, um fehlende Unterstützung durch Agenturen und ein offenkundig von allen Seiten still geduldetes Fehlverhalten verschiedener Akteure – alles, was durch Geld und noch mehr Geld wieder gutgemacht wird. Dabei schlägt Meat Market aber nicht nur in die Kerbe der bösen, gemeinen Modewelt, sondern beleuchtet eben auch die guten Seiten, die so sehr blenden, dass Jana schwer mit sich hadert, aus diesem Teufelskreis auszusteigen.

Denn genau da liegt das Problem. Jana fängt unerfahren an und sammelt nach und nach Erfahrungen, läuft für immer bekanntere Designer in den Shows, macht riesige Kampagnen und ziert Magazincover. Mal übernachtet sie hierbei in Luxushotels und steht dafür stundenlang in der Wüste, bis sie in jeder Pore des Körpers Sand hat. Mal schläft sie hierfür in schimmeligen Modelappartments, zusammengepfercht mit anderen Models, und muss stundenlang auf kaltem Boden warten, bis sie kurz für ein Casting vorlaufen darf. Dann führt der Weg zu einer aufwendigen Party mit viel Alkohol und dem Who is Who der Branche, während am nächsten Tag von Jana im Backstagebereich Fotos mit blanker Brust gemacht werden, während sie sich umzieht. Meat Market beleuchtet, wie schmal der Grat zwischen der schöne, glitzernden Welt und der schmutzigen, zerstörerischen Welt liegt. Auf ihrem Weg trifft sie Models, die Drogen zu sich nehmen, als wären es Smarties. Jana selbst entdeckt die Vorteile von bestimmten Medikamenten. Sie wird mit Essstörungen konfrontiert, mit dem Druck der Agentur, abzunehmen. Sie erlebt Designer, die sie unerlaubt anfassen, Grenzen überschreiten und mit der Argumentation „so ist diese Welt nun einmal“ abtun. Sie sieht, wie sehr die Agentur ihr hilft, wenn es um viel Kohle geht – und wie wenig, wenn es um Janas Würde geht. Meat Market ist harter Tobak und funktioniert vor allem auch auf der Ebene, dass der Leser weiß, dass diese Scheinwelt implodieren wird und Jana sich Stück für Stück auf den Abgrund zubewegt, was sie selbst nicht merkt (und ihr Umfeld auch nur bedingt erkennt). Zu hoch sind die Gagen, zu aufregend der Lifestyle, zu leer der Magen und zu anstrengend der Alltag. Natürlich ist Meat Market in vielen Punkten sicher als überspitzt und sehr konzentriert anzusehen, da Jana wirklich alles miterlebt, was man jemals über die Modewelt gehört hat (und ich ein wenig anzweifle, dass so viel auf einmal zusammenkommt und es wirklich überall gleichermaßen so zugeht), dennoch empfinde ich das Buch als realistisches Porträt einer vollkommen geschönten Traumwelt von jungen Mädchen. Hier und da hätte ich mir mehr Tiefe und vielleicht auch Aufklärung gewünscht, da sicher einige Themen auch als erstrebenswert angesehen werden können und das Buch somit ungewollt zur Anleitung werden könnte.

Zu den Charakteren muss ich sagen, dass im Buch wahnsinnig viele Leute vorkommen. Neben Jana, ihrer Familien und ihrem Freundeskreis ist da Janas Schulumfeld und ihre Agentur, weitere Models sowohl aus der Agentur als auch bei den Jobs, sind da auch noch Fotografen, Designer, Mitarbeiter und andere Leute aus der Modebranche. Fast alle Personen sind jedoch nur kurz eingeführt, werden in den meisten Fällen nicht groß beleuchtet und sind daher eher Statisten. Lediglich Janas Freunde und ihre Agentur sowie einige bestimmte Models kriegen mehr Aufmerksamkeit, wobei ich hier stets das Gefühl hatte, die Leute alle nicht kennengelernt zu haben. Sie sind alle sehr eindimensional und ich habe keine Verbindung zu ihnen. Lediglich Jana lernt man besser kennen. Ob man sie sympathisch findet, muss wohl jeder Leser für sich entscheiden. Ich bin mit ihr nie so wirklich warm geworden. Ihre Art war anstrengend, sie war immer sehr darauf bedacht, zu vermitteln, dass sie an dem ganzen Zirkus nur bedingt interessiert ist und sie ja kein klassisches Model sei. Oft ist es auch so, dass sie sich regelrecht über die Industrie, die Anforderungen und das Drumherum lustig macht oder mit ihrer „mir ist das alles egal“-Art zeigt, dass die Modewelt ihr egal ist, was sie teilweise nicht unbedingt glaubwürdig gemacht hat. Denn man merkt schon, dass sie sich zwar gegen die Industrie etwas wehrt, das Ganze sie aber auch reizt. Außerdem ist Jana ein sehr verurteilender und vorurteilsbehafteter Charakter, was immer wieder zum Vorschein kommt und mich doch arg genervt hat.

Der letzte Teil des Buches beleuchtet ein sehr aktuelles Thema, was in vielen Bereichen immer wieder zur Sprache kommt. Mir hat die Idee dahinter sehr gefallen, da es um Mut und Glaubwürdigkeit geht. Es geht darum, festgefahrene – und geduldete – Strukturen aufzubrechen und zu sensibilisieren. Ich hatte mit einer derartigen Hauptthematik als Schlusspunkt des Buches nicht gerechnet, die Entwicklung hat mir aber gut gefallen. Allerdings hatte ich am Ende das Gefühl, die Autorin wollte nach einem doch recht deprimierenden Buch den Leser mit einem guten Gefühl entlassen. Das steht ein wenig im Kontrast zu den Geschehnissen, da es etwas zu geschönt, zu einfach und zu idealistisch daherkommt, aber die Botschaft dahinter ist klar und gefällt mir gut.

Was mir allerdings gar nicht gefallen hat – und normalerweise bin ich niemand, der so etwas in Rezensionen außerhalb des Schreibstils anspricht – war die sprachliche Gestaltung des Buches. Neben einem lustlos wirkenden Schreibstil (den konnte man noch mit Janas Art erklären), bringt dieses Buch eine enorme Bandbreite an expliziter Sprache mit. Jana und ihre Freunde beleidigen sich regelrecht permanent (in wohl liebevoller Art), Jana verurteilt Models und andere Leute regelmäßig in ihren Gedanken auf beleidigende Art. Es war unfassbar anstrengend, dass es andauernd nur beleidigende, vulgäre und befremdliche Kosenamen gab. Ich weiß nicht, ob die Autorin versucht hat, besonders cool und jugendlich wirken zu wollen, aber wow, das war echt viel zu viel und viel zu unpassend. Die Sympathiepunkte von Jana sind so schon von Anfang an im Keller gewesen. Ich würde gern auszugsweise die Worte hier anführen, jedoch wäre diese Rezension dann umgehend auf allen Seiten gesperrt. Sprachlich ist dieses Buch daher für mich schon eine ziemliche Katastrophe.

Meat Market ist ein Stück weit eine Abrechnung mit dem Idealbild der Arbeit als Model. Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Der vielseitige Einblick auf Licht und Schatten, auf Hoffnung und Enttäuschung ist gut gelungen. Mit einer recht anstrengenden Protagonistin und vor allem einem gewöhnungsbedürftigen Schreibstil voller teils vulgärer Kraftausdrücke ist das Buch kein angenehmer Lesespaß, es lohnt sich aber auf jeden Fall, am Ball zu bleiben und das Buch zu lesen. Das Ende war für mich etwas zu einfach und geschönt, die Botschaft dahinter hat mir aber gut gefallen. Somit kann ich Meat Market empfehlen, rate aber dazu, etwas Nerven mitzubringen.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

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Veröffentlicht am 03.06.2020

Schönes Wohlfühlbuch

New Dreams
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„Mein Leben hat irgendwie stillgestanden. Wie eine Uhr, die aufgehört hat zu ticken. Sie hat eine ganze Weile nicht getickt. Bis du eines Nachts in meinen Wagen gestiegen bist. Und sie wieder zum Laufen ...

„Mein Leben hat irgendwie stillgestanden. Wie eine Uhr, die aufgehört hat zu ticken. Sie hat eine ganze Weile nicht getickt. Bis du eines Nachts in meinen Wagen gestiegen bist. Und sie wieder zum Laufen gebracht hast.“
(Noah zu Elara in New Dreams)

Worum geht’s?

Nach einem gewaltigen Streit mit ihrer Mutter lässt Elara alles zurück und fährt zu ihrer Großmutter nach Green Valley. Auf dem Weg dahin verunfallt sie mit dem Auto und ist am Rande der Verzweiflung. Das kalte Wetter, die falsche Kleidung, das kaputte Auto – so hat Elara sich das nicht vorgestellt. Zum Glück eilt ihr Noah zur Hilfe, doch die Reparaturkosten für das Auto sprengen ihre Ersparnisse. Notgedrungen wird aus einem „Zum Runterkommen“-Besuch bei ihrer Mutter ein längerer Aufenthalt. Und schon bald erliegt Elara nicht nur dem Charme von Green Valley – sondern auch dem von Noah. Aber kann sie Noahs Herz für überhaupt für sich gewinnen?

New Dreams ist Band 3 einer Reihe um das Örtchen Green Valley. Die Geschichte ist in sich geschlossen, die Figuren aus Band 1 und 2 kommen als Randcharaktere ohne Bedeutung vor. Die Protagonistin aus Band 4 wird zudem bereits vorgestellt.

Schreibstil / Gestaltung

Auch New Dreams ist wieder in schönen Pastelltönen gehalten, die dieses Mal in Lilatönen mit lilafarbenen Glitzer. Das Cover wirkt verträumt, was gut zum Örtchen Green Valley passt. Das Buch passt wieder hervorragend zu den Vorgängern. Das kupferfarbene Schriftzug glitzert schön und passt hervorragend zum Buch und zu Band 1. Das Buch verläuft linear und wird ausschließlich von Elara in der Ich-Perspektive erzählt. Der Schreibstil ist locker und entspannt, das Buch lässt sich angenehm lesen. Sprachlich bewegt es sich im Bereich Jugendliche und junge Erwachsene. Das Buch beinhaltet angedeuteten erotischen Content.

Mein Fazit

Es ist immer wieder schön, nach Green Valley zurückzukehren. Nachdem Band 1 und 2 sich bereits als tolle Wohlfühlbücher für Zwischendurch erwiesen haben, war die Vorfreude auf Band 3 natürlich entsprechend groß. Green Valley und die Bewohner sind einfach so idyllisch und entspannt. Mit Noah und Elara durfte man dieses Mal zwei neue Charaktere kennenlernen und ich war gespannt, ob auch auf die Großstadtprinzessin Elara Green Valley die magnetisch-verzaubernde Wirkung hat wie auf alle Besucher bisher.

Die Geschichte beginnt mit Elaras abenteuerlicher Fahrt nach Green Valley. Nach einem Streit mit ihrer Mutter über Elaras Zukunftspläne und die abweichenden Vorstellungen der Mutter hat Elara Phoenix hinter sich gelassen und sucht Zuflucht bei ihrer Großmutter in Green Valley. Doch kurz vor ihrer Ankunft muss sie feststellen, dass die Wetterbedingungen hier in den Rocky Mountains definitiv anders sind: Schnee, Glätte, Kälte. Als dann plötzlich etwas Großes auf der Straße auftaucht, ist das Unglück geschehen: Sie kommt mit dem Auto von der Straße ab und bleibt liegen. Ein gewaltiger Schaden am Auto, kein Akku und jede Menge Verzweiflung. Doch Rettung naht durch Noah, der zufälligerweise vorbeikommt und Elara mitnimmt. Doch nicht nur das: Als sie ihre Großmutter nicht erreichen kann, gewährt Noah ihr sogar Unterschlumpf bei den Fitzgeralds – der geistlichen Familie in Green Valley. Langsam findet Elara in das Leben in Green Valley und muss feststellen, dass vor Ort die Uhren etwas anders ticken. Jeder kennt jeden in diesem Ort, man vertraut sich und man hilft sich. So findet Elara auch eine Anstellung zum Abzahlen ihrer Schulden bei Hank, dem Mechaniker vor Ort. So erfährt Elara auch, dass Hanks Tochter Annie nach einem Verkehrsunfall seit längerer Zeit im Koma liegt und der ganze Ort um sie bangt. Und nicht nur das: Annie ist ausgerechnet Noahs Exfreundin. Kann Elara Noahs Herz für sich gewinnen? Wird Elara in Green Valley den Mut finden, ihre eigene Zukunft zu gehen?

Eine neue Runde für die absolute Wohlfühlbuch-Reihe. Nach einem zähen Start (es dauert fast 20%, bis Elara eigentlich richtig in Green Valley angekommen ist) plätschert die Geschichte so vor sich hin. Und das meine ich absolut positiv. New Dreams ist ein entspanntes Buch, was davon lebt, den Leser entspannen zu wollen und ihn zum Träumen einzuladen. Es ist das Wohlfühlgefühl, was man beim Lesen hat. Dieser wahnsinnig idyllische Ort, die traumhafte Umgebung, die herzlichen Menschen und das seichte Drama des Buches sind so dezent und man fühlt sich einfach wohl. Da macht es gar nichts, dass die Grundhandlung auf wenige Sätze zusammengefasst werden kann, weil es auch stark das Drumherum ist, was zählt. Es geht darum, wie Elara langsam erkennt, dass sie stark genug ist, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen. Zwar ist sie hierbei hin und wieder ein trotziges Kind, sie entwickelt sich aber langsam. Es geht um Noah, der seine Träume, Astronaut zu werden, hintenanstellt, um für seine verunfallte Exfreundin dazusein, gleichzeitig aber auch mit der Frage konfrontiert wird, ob es in seinem Herzen Platz für ein neues Mädchen gibt. Über der ganzen Story schwebt die Frage, ob Annie wieder aufwacht und ob Elara Green Valley nur als kurzfristigen Zufluchtsort sieht oder als langfristige Alternative. Und so werden die Handlungsstränge miteinander verwoben, es gibt schöne Kitschmomente, interessante Einblicke, lustige Zusammenkünfte und eine seichte Prise Herzschmerz. New Dreams ist kein Buch der Überraschungen oder der unerwarteten Wendungen. Ganz im Gegenteil. Es ist nicht einmal ein Buch, was sich durch großartige Up and Downs hervorhebt. Und genau das macht den Charme der Green Valley Reihe in meinen Augen aus. Leider führt dies unweigerlich aber auch manchmal dazu, dass bestimmte Themen schnell abgehandelt werden. Etwa hätte ich mir mehr über Annies Entwicklung und über Elaras Streit mit ihrer Mutter gewünscht.

Elara und Noah als Hauptcharaktere vermochten mich allerdings nur beschränkt zu überzeugen. Von Anfang an bin ich mit Elara nicht warmgeworden. Ihre Art hat mich wahnsinnig gemacht. Sie macht sich in meinen Augen nie große Gedanken und entscheidet viel aus dem Bauch heraus. Es gab immer wieder Stellen, wo ihre Haltung und ihre Herkunft aus der Großstadt mich zum Augenverdrehen gebracht haben. Zwar versucht sie, sich einzufinden, aber oftmals scheitert es. Etwa denkt sie ewig darüber nach, was man denn auf einer Party in Green Valley anzieht, zuhause würde sie ja aufgetakelt herumlaufen. Sie hat die falschen Klamotten mit für einen Ort mitten in den Bergen (den sie aber kennt, es ist kein neuer Ort für sie) und bei einem Campingausflug in den Nationalpark wirkt sie wie das klassische Klischee von Alptraumcamper. Elara ist definitiv nicht meine Lieblingsprotagonistin. Noah hingegen ist ganz süß, der typische Good Guy Prince Charming Typ, lieb, ambitioniert, hilfsbereit und stets bedacht darauf, dass es allen gutgeht. Durch seine fehlende Perspektive in dem Buch wirkte er aber zugleich recht eindimensional und platt. Seine Gefühle gegenüber Elara und gegenüber Annie führen zu so manchen Problemen, die ich gern durch seine Gedanken beleuchtet gehabt hätte. Die restlichen Charaktere in den Büchern sind gut gelungen, sie erfüllen bestimmte Rollen und fügen sich wunderbar in das Gesamtbild ein. Es gibt hier und da ein Wiedersehen mit den Charakteren aus Band 1 und 2, allerdings beschränkt sich dies auf absolut irrelevante Nebenpunkte. Dadurch ist das Buch auch für Leser geeignet, die Green Valley bisher nicht kennen. Für treue Leser hingegen ist es eine nette Überraschung und man freut sich, zu erfahren, wie es weitergegangen ist.

Schema F aus den Vorgängerbüchern kam natürlich auch hier wieder zum Zuge. Nach einem idyllisch-entspannten Großteil des Buches kommt gegen Ende das zu erwartende Drama. Im Vergleich zu Band 1 und 2 bleibt das Drama hier aber recht beschränkt und wird nicht überladen. Es berührt ein wenig das Herz – aus Freude und Leid zugleich. Die letzte Wendung war leider etwas unstimmig und hat für mich so gewirkt, als wolle man das Thema einfach fix beenden und auch den Weg für Band 4 freimachen. Das Buch endet so plötzlich, dass ich fast schon enttäuscht war. Für mich persönlich hätte es etwas mehr Raum geben müssen für Elara und Noah, um mit der Enthüllung um Annie ihre Gefühle zu ordnen und zu entscheiden, wie es weitergeht. Das war hier einfach wieder zu abgehackt. Vor allem frustet es, weil man das Gefühl hat, dass die Geschichte nicht rund ist und man fühlt sich einfach überrumpelt. Ich verstehe nicht, wieso der ganzen Problemlösung nicht mehr Seiten gegeben wurde, damit es etwas greifbarer und passender wirkt. Dieser Kritikpunkt zieht sich bisher für mich durch alle drei Bänden gleichermaßen.

Zusammenfassend muss ich sagen, dass New Dreams wieder ein schönes Buch war und es Spaß gemacht hat, nach Green Valley zurückzukehren. Ich habe mich gefreut, bekannte Gesichter wiederzusehen und etwas mehr von der Umgebung zu erfahren. Gewohnt undramatisch verlief der Großteil des Buches, dafür war dieses Mal der Einstieg aber auch sehr lang und zäh. Die Entwicklung zwischen Noah und Elara ist gut gelungen, auch wenn ich mit Elara bis zuletzt nicht wirklich warmgeworden bin. Der Konflikt mit ihrer Mutter wurde solide, aber auch etwas leicht abgehandelt, die plötzlichen Wendungen um Noah und Annie haben mich nicht so überzeugt. Das viel zu abrupte Ende hat mich etwas enttäuscht, dennoch verlasse ich Green Valley auch dieses Mal wieder mit einem Lächeln und der Vorfreude auf Band 4. Es ist und bleibt eine Reihe, die zum Genießen und Entspannen gedacht ist und nicht den Anspruch hat, besonders tief oder besonders ergreifend zu sein. Und das ist auch absolut ok!

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

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