Cover-Bild Wilde Freude
(4)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
10,99
inkl. MwSt
  • Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Ersterscheinung: 21.08.2020
  • ISBN: 9783423437684
Sorj Chalandon

Wilde Freude

Roman
Brigitte Große (Übersetzer)

›Thelma und Louise‹ mitten in Paris
Als die Pariser Buchhändlerin Jeanne die Diagnose Brustkrebs
bekommt, verlässt sie ihr Mann, weil er das Leid seiner Frau nicht erträgt. Den Rat ihrer Ärzte, sich Unterstützung zu suchen, setzt sie auf überraschende Weise um: Ihre engsten Verbündeten im Kampf gegen den Krebs werden Brigitte, Assia und Mélody, allesamt Frauen, denen das Schicksal nicht wohlgesinnt war. Und so zögert Jeanne nicht lang, als ihre Mithilfe gefragt ist bei einem gewagten Coup: Geplant ist ein Überfall auf den größten Juwelier der Stadt, im Herzen von Paris.

Weitere Formate

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.08.2020

Starke Frauen

0

Die Buchhändlerin Jeanne steht plötzlich am Scheideweg ihres Lebens: Nicht nur, dass sie ihren Sohn verloren hat – nein, nun erhält sie auch noch die Diagnose Krebs und ihr Mann verlässt sie. Doch aufgeben, ...

Die Buchhändlerin Jeanne steht plötzlich am Scheideweg ihres Lebens: Nicht nur, dass sie ihren Sohn verloren hat – nein, nun erhält sie auch noch die Diagnose Krebs und ihr Mann verlässt sie. Doch aufgeben, gibt’s nicht! Bei ihrer Chemotherapie trifft sie auf Brigitte, Assia und Mélody – Frauen, die ebenso wie Jeanne vom Leben gezeichnet sind und die etwas Gravierendes vereint. Schon bald schmiedet das Quartett den Plan, einen Juwelier im Herzen von Paris zu überfallen...

Dass Sorj Chalandon zu den bedeutendsten zeitgenössischen Schriftstellern Frankreichs gehört, überrascht nach der Lektüre von „Wilde Freude“ nicht. Dieser Mann versteht es poetisch zu schreiben – seine Leser mit den richtigen Worten in die Geschichte zu ziehen, aber vor allem seinen Charakteren Tiefe zu geben. Es bedarf nicht vieler Seiten, um Jeannes Schicksal zu verstehen – den Weg von ihrer Krebsdiagnose über die Schließung der Freundschaft mit Brigitte und Co bis hin zum Überfall, um mit an ihrer Seite zu gehen. Ganz so, als wäre man dabei, als geschehe es uns.

Chalandon schafft es auf wunderbare Weise Nähe zu erzeugen – seine Worte sind klar, pointiert, lyrisch. Durch das Buch führen geradlinig starke Frauen, die sich zu ihren Schwächen – zu ihrer Krankheit – bekennen, was sie nur noch stärker macht. Männer bekleiden hier allenfalls Nebenrollen, sind zweitrangig und schwächeln. Auch das zeugt von Chalandons Empathie seinen Figuren Leben und Charakter einzuhauchen, die man diesen auch abnimmt.

„Wilde Freude“ ist ein brillantes Werk über vier starke Frauen, die ihrer Vergangenheit und Krankheiten trotzen und sich zum Leben bekennen und für dieses bereit sind zu kämpfen. Definitiv lesenswert!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 31.08.2020

Schicksal

0

Meine Meinung

„Morgens war ich noch eine lustige Neununddreißigjährige. Nachmittags eine schwerkranke Frau. Sechs Stunden für den Umschwung von der Unbeschwertheit zum Unerträglichen.“ (ZITAT)

Bereits ...

Meine Meinung

„Morgens war ich noch eine lustige Neununddreißigjährige. Nachmittags eine schwerkranke Frau. Sechs Stunden für den Umschwung von der Unbeschwertheit zum Unerträglichen.“ (ZITAT)

Bereits sein Buch "Am Tag davor" konnte mich absolut begeisten. Nun schafft der Autor dies auch mit seinem neusten Werk "Wilde Freude".

Das schöne Cover zusammen mit den vielversprechenden Klappentext konnten sofort meine Neugier wecken. Er schafft es auch diesmal, seine Protagonisten extrem authentisch darzustellen und die Story absolut schonungslos zu schildern.

Man fühlt als Leser mit und entwickelt sofort Empathie für diese starken Frauen.

Als die Pariser Buchhändlerin Jeanne die Diagnose Brustkrebs bekommt, verlässt sie ihr Mann, weil er das Leid seiner Frau nicht erträgt. Den Rat ihrer Ärzte, sich Unterstützung zu suchen, setzt sie auf überraschende Weise um: Ihre engsten Verbündeten im Kampf gegen den Krebs werden Brigitte, Assia und Mélody, allesamt Frauen, denen das Schicksal nicht wohlgesinnt war. Und so zögert Jeanne nicht lang, als ihre Mithilfe gefragt ist bei einem gewagten Coup.

„Wir wussten, wie vergänglich alles war. Dass es ein Davor gab, aber kein Danach mehr. Wir waren allein auf der Welt.“ (ZITAT)

Dass Sorj Chalandon und seine Ehefrau im Januar 2018 im Abstand von elf Tagen mit Krebsdiagnosen konfrontiert wurden, ist für die Lektüre letztlich unerheblich, aber es verstärkt die Überzeugung, dass man es bei diesem Autoren mit jemandem zu tun hat, die weiß, an welchen Prüfungen seine Figuren wachsen und an welchen sie scheitern.

Von mir eine absolute Leseempfehlung.

Sorj Chalandon, ein französischer Journalist und Schriftsteller, wurde am 16. Mai 1952 in Tunis geboren.

Er arbeitete als Journalist bei der Zeitung "Libération". Seine Reportagen über Nordirland und den Barbie-Prozeß wurden mit dem Albert-Londres-Preis ausgezeichnet. Nebenbei veröffentlichte er zahlreiche Romane, die auch ins Deutsche übersetzt wurden.

Für seine Werke erhielt er den Prix Médicis und den Grand Prix du roman de l´Académie francaise. Außerdem wurde er schon zweimal für den Prix Goncourt nominiert. Des Weiteren schrieb er schon für einige Fernsehserien. So war er Co-Autor einiger Episoden der TV-Serie Reporter.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.08.2020

Weniger wild und freudig, als vielmehr zutiefst menschlich...

0

Als bei Jeanne, 39-jährige Buchhändlerin in Paris, im Zuge einer Routineuntersuchung der Verdacht auf Brustkrebs entsteht, der sich kurze Zeit später durch eine Biopsie bestätigt, bricht ihre ohnehin nicht ...

Als bei Jeanne, 39-jährige Buchhändlerin in Paris, im Zuge einer Routineuntersuchung der Verdacht auf Brustkrebs entsteht, der sich kurze Zeit später durch eine Biopsie bestätigt, bricht ihre ohnehin nicht heile Welt endgültig zusammen.

Kraft findet sie in der Bekanntschaft mit drei starken Frauen, die ein nicht minder schwieriges Schicksal zu tragen haben. Sie bieten Jeanne Orientierung in einer Lebensphase, in der ihr egoistischer Ehemann sie sich selbst und ihrem Schicksal überlässt, der Verlust ihres Kindes ihr erneut bewusst wird und sie in einer tiefen Woge des Selbstmitleids unterzugehen droht.

Gemeinsam durchleben die Frauen die notwendigen Chemotherapien und Bestrahlungen und damit einhergehenden Nebenwirkungen und Einschränkungen, leiden und lachen gemeinsam und schmieden einen Plan, der aberwitzig ist im wahrsten Sinne des Wortes.

Sorj Chalandons Buch lässt mich ambivalent und ein wenig ratlos zurück.

Da ist einmal seine Sprache: messerscharf, wunderschön schlicht, jeder Satz sitzt, vieles bleibt unausgesprochen, schwingt aber mit, steht zwischen den Zeilen, das erste Mal seit langem habe ich wieder mit Bleistift angestrichen…

Die Charaktere: nicht immer lässt sich die Persönlichkeit einer/s Ich-Erzählers/-in so klar erfassen wie in Jeannes Fall. Auch die anderen Frauen lassen keine Fragen offen, bleiben nicht schemenhaft und sind nicht schwarz-weiß gezeichnet, sondern widersprüchlich und dadurch zutiefst menschlich. Zwar habe ich mit keiner dieser Frauen wirklich viel Sympathie empfunden – außer vielleicht mit der starken Brigitte -, aber ich musste sie auch nicht „suchen“, um mir ein Bild von ihnen zu machen, sie waren tatsächlich auf jeder Seite päsent.

Der Plot – und hier wird es schwierig für mich. Anfänglich habe ich mich gefragt, was mich tatsächlich stört, denn eigentlich ist es ein hervorragendes Buch. Inzwischen ist mir aber klar, woran es – für mich – liegt: Es ist von allem zu viel, zu viel Schicksal für jeden einzelnen. Jede dieser Frauen hat nicht nur ihre Krebserkrankung zu bewältigen, was an sich schon reichen würde, weil der Krebs sie mitten aus dem Leben reißt. Hinzu kommen die jeweiligen Vergangenheiten, die als Hypotheken mit sich getragen werden.
In Jeannes Fall ist da beispielsweise der Verlust eines (schwerbehinderten) Kindes, erst im Verlauf des Buchs wird angedeutet, das der Schmerz hierüber direkt unter der Oberfläche lauert. Umso fragwürdiger wird ihr Festhalten an der Ehe mit einem Mann, der sich ausschließlich um sich zu drehen scheint, mit dem keine Kommunikation möglich ist. Eine Ehe, in der zwei Menschen alleine leben mit dem unverarbeiteten Verlust eines Kindes … und man fragt sich, warum Jeanne diese Ehe nicht schon längst hinterfragt hat, warum dazu eine Brustkrebserkrankung notwendig war. Ähnlich erging es mir mit den Schicksalen der anderen Frauen, bei jeder von ihnen habe ich mich immer gefragt: Aber warum?
Und dann auch noch ein Raubüberfall…

Fazit: Nicht wilde Freude, so scheint mir, ist der Beweggrund für das Handeln der Frauen, sondern der Mut der Verzweiflung und das Gefühl, nichts mehr zu verlieren zu haben. Und was das Lachen der Lebenslust sein soll, mutet zuweilen eher hysterisch an. Dieses Buch hat, so schön es auch geschrieben ist, für mich nicht die „Hymne an die Freude“ (Madame) sichtbar gemacht, sondern mich sehr viel mehr traurig und betroffen zurückgelassen.
Gleichwohl ist ‚Wilde Freude’ ein schönes und wirklich sehr lesenswertes Buch, wenn man davon ausgeht, dass es auch anders laufen kann, als der Klappentext verspricht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.08.2020

Konnte mich nicht ganz erreichen

0

Jeannes Leben nimmt eine drastische Wende als sie erfährt, dass sie Brustkrebs hat. Damit füllt sich ihr Leben nicht nur mit Arztbesuchen, unangenehmen Begleiterscheinungen der Chemotherapie und vielen ...

Jeannes Leben nimmt eine drastische Wende als sie erfährt, dass sie Brustkrebs hat. Damit füllt sich ihr Leben nicht nur mit Arztbesuchen, unangenehmen Begleiterscheinungen der Chemotherapie und vielen Sorgen und Ängsten, nein, auch ihr Ehemann nimmt Abstand von ihr und der Krankheit, die sich nun in sich trägt. Vielleicht wäre Jeanne unter der Last, die das Leben ihr auferlegt hat, zusammengebrochen, wären in jenem Augenblick nicht drei Frauen in ihr Leben getreten, die ihr helfen, sich der Herausforderung zu stellen.

Das Thema Krebs findet sich in vielen Büchern und leider auch in vielen Menschenleben. Es gibt leider kaum Menschen, die nicht in irgendeiner Weise davon betroffen sind oder Betroffene kennen. Deshalb finde ich es auch gut, dass viel über dieses Thema geschrieben wird, da ich mir vorstellen kann, dass Betroffene aus solchen Geschichten Kraft ziehen. Auch "Wilde Freude" könnte so ein Buch sein. Könnte... Denn für mich blieb die Geschichte leider ein wenig zu oberflächlich und auch wenn die Schicksale der vier Frauen mich erschrocken haben, so konnte mich die Autorin mit ihrer Erzählung emotional nicht ganz erreichen. Der Schreibstil war für mich zu distanziert und geradlinig. Oft finde ich einen schlichten Schreibstil sehr angenehm, aber hier bei dieser Geschichte hätte ich mir etwas mehr Wortgewalt gewünscht, mehr Emotionen und mehr Nähe. "Wilde Freude" heißt das Buch, doch so richtig "wild" fühlte sich das Lesen für mich leider nicht an. Was mir an dem Buch aber gut gefallen hat, war die Darstellung der Freundschaft und die Botschaft, dass man mit wahren Freunden jede Herausforderung im Leben meistern kann. Das fand ich sehr schön.

FAZIT:
Leider konnte mich die Autorin mit ihrem Schreibstil nicht ganz erreichen, da mir die Nähe und Emotionalität fehlte. Trotzdem handelt es sich hier um eine schöne Geschichte, die zeigt, wie wichtig Freundschaft ist.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere