Cover-Bild Wilde Freude
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 288
  • Ersterscheinung: 21.08.2020
  • ISBN: 9783423282376
Sorj Chalandon

Wilde Freude

Roman
Brigitte Große (Übersetzer)

›Thelma und Louise‹ mitten in Paris

Als die Pariser Buchhändlerin Jeanne die Diagnose Brustkrebs
bekommt, verlässt sie ihr Mann, weil er das Leid seiner Frau nicht erträgt. Den Rat ihrer Ärzte, sich Unterstützung zu suchen, setzt sie auf überraschende Weise um: Ihre engsten Verbündeten im Kampf gegen den Krebs werden Brigitte, Assia und Mélody, allesamt Frauen, denen das Schicksal nicht wohlgesinnt war. Und so zögert Jeanne nicht lang, als ihre Mithilfe gefragt ist bei einem gewagten Coup: Geplant ist ein Überfall auf den größten Juwelier der Stadt, im Herzen von Paris.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.08.2020

Mit wilder Freude gegen das K

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K wie Krebs steht auf der Krankenakte von Jeanne, einer sympathischen Buchhändlerin aus Paris. Plötzlich sitzt auch sie im Warteraum vor der Chemotherapie, voller Angst, Zweifel und Einsamkeit. Und gerade ...

K wie Krebs steht auf der Krankenakte von Jeanne, einer sympathischen Buchhändlerin aus Paris. Plötzlich sitzt auch sie im Warteraum vor der Chemotherapie, voller Angst, Zweifel und Einsamkeit. Und gerade hier trifft sie auf die Frauen, die ihrem Leben in der Krankheit eine neue Richtung geben. Verlassen von ihrem Mann und bereits mit schwerem seelischen Gepäck auf dem Rücken macht Jeanne sich auf, um für das Leben zu kämpfen. Was sie schließlich dazu bringt, mit den drei anderen Frauen einen Überfall auf einen Juwelier zu planen, sei hier noch nicht verraten.
Ein wirklich großartiges Buch hat Sorj Chalandon geschrieben. Das Thema Krebserkrankung wird aus der Sicht von Jeanne so unmittelbar geschildert, mit so vielen Empfindungen, Gedanken und Ängsten im Verlauf der Geschichte, dass ich nicht glauben konnte, dass hier ein männlicher Autor gewirkt hat.
Mich haben die Geschichte und auch der Schreibstil sehr beeindruckt. Man leidet mit Jeanne und auch den anderen Frauen und muss sich doch fragen, wie man selbst reagiert, wenn das Thema Krebs plötzlich im Raum steht. Starrt man selbst eine Frau ohne Haare im Bus an oder sieht mitleidsvoll hinüber? Trotz aller Traurigkeit ist das Buch nicht traurig. Es verbreitet vielmehr eine Stimmung, um nach vorn zu schauen, weiterzumachen, dem Leben entgegen zu schwimmen. 
Die Geschichte lebt von der Handlung und den Gesprächen. Hier verwendet der Autor oft anstelle der wörtlichen, die indirekte Rede. Er läßt Jeanne im Konjunktiv erzählen, was die anderen gesagt haben. So fallen viele Anführungszeichen und Begleitsätze (Er sagte:) weg, das erleichtert das Lesen. Außerdem wird durch die indirekte Rede noch eine Art Filter über die Sätze gelegt, denn dies alles kommt nun aus Jeannes Mund, die es zuerst gehört hat und es nun wiedergibt. Es gibt wenige lange Sätze oder gar verschachtelte, meist sind es kürzere Sätze. Klare Sätze, ohne Schnickschnack. 
Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Es ist emotional, einfühlsam und erzählt eine aussergewöhnliche Geschichte, die stellenweise Krimielemente bietet. Es liest sich leicht, trotz des schweren Grundthemas und vermittelt, dass es sich lohnt, sich sein Schicksal wieder zurückzuholen. 
Ich vergebe fünf Sterne und eine klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 24.08.2020

Nichts mehr zu verlieren

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Als hätte die Buchhändlerin Jeanne nicht schon genug verloren – ihren Sohn, die Liebe zu ihrem Mann Matt, nein, nun hat sie auch die Diagnose Brustkrebs erhalten. Eine Welt bricht für sie zusammen, auch, ...

Als hätte die Buchhändlerin Jeanne nicht schon genug verloren – ihren Sohn, die Liebe zu ihrem Mann Matt, nein, nun hat sie auch die Diagnose Brustkrebs erhalten. Eine Welt bricht für sie zusammen, auch, dass ihr Mann Matt „dies nicht nochmals mitmachen kann“ und sich entfernt. Bei der Chemotherapie lernt Jeanne Brigitte, Assia und Mélody kennen. Für die 4 Frauen, die alle gegen den Krebs kämpfen, beginnt eine zerbrechliche Freundschaft die damit endet dass diese 4 Frauen einen Raubüberfall planen…denn eine von ihnen braucht dringend sehr viel Geld…und was haben sie schon zu verlieren?
„Ich fragte mich, was nach diesem Etwas käme. Etwas i meiner linken Brust. Ich dachte an den Tod. Der Satz hämmerte in meinem Kopf. Ich hörte auf zu atmen. Etwas.“(Seite 13)
Was für ein schönes, bewegendes, Mut machendes und starkes Buch über 4 starke Frauen.
Der Schreibstil des Autors ist ein Gedicht und ich bin schlichtweg begeistert von ihm. Er ist direkt, er ist oft hart mit der nun mal vorhandenen Realität, er gibt jeder Protagonistin in diesem Buch eine eigene Tiefe, er beschreibt die Umstände so gekonnt und doch feinfühlig, er rührt zu Tränen und will doch keinerlei Mitleid, denn diese 4 Frauen wollen es ebenso wenig.
Jeanne ist die Hauptperson in diesem Buch und sie ist vom Leben gezeichnet. Nicht nur dass ihr Mann Matt der Mittelpunkt ihrer Ehe ist, nein! Auch ihr Sohn Jules wurde jung krank und verstarb als er noch keine 10 Jahre alt war. Das hat die Ehe von Jeanne und Matt schon an den Rand von allem gebracht und nun hat Jeanne die Diagnose Brustkrebs erhalten.
Alleine die Wandlung von Jeanne fand ich bemerkenswert und unglaublich in ihrem Gesamtbild. Sie ist eher die Zurückhaltende, sie ermöglicht ihrem Mann seinen ganzen Freiraum der auch ihren stark eingrenzt, sie ist immer höflich, verhält sich ruhig und wagt nicht auszubrechen. Und dann die Umgebung die von Jeanne ihrer Erkrankung erfährt, diese Vorsicht der Leute, aber auch dieser hohe Geltungsbedarf von diesen anderen Mitmenschen und was es in Jeanne auslöst. Und ja, ich konnte sie verstehen, denn irgendwann ist das Maß voll.
Die 3 anderen Frauen, Brigitte, Assia und Mélody sind ebenso gut dargestellt, der Autor nimmt sich ihrer an und jede Frau erhält ein kleines Kapitel was ihnen im Leben widerfahren ist und man merkt wie sich gewisse Punkte stark überschneiden. Es ist nicht „nur“ der Krebs der die Frauen zusammenschweisst, es ist mehr. Und das lassen sie sich nicht nehmen, sie wollen trotzdem leben, lachen, laut sein und als das anerkannt werden was sie nun mal sind, ohne Mitleid, ohne Vorzüge oder ähnlichem.
Da eine Protagonistin die Hilfe der Mädels braucht wird ein Raubüberfall geplant, dieser lässt auch etwas Spannung aufkommen und mit fiebern. Ja, natürlich mag das hier und da übertrieben sein, vielleicht überspitzt, aber doch was es nun mal spannend, unterhaltsam und nachvollziehbar.
Die ein oder andere Wendung kommt noch zum Ende hinzu, der Autor stülpt auch hier nochmal das Gesamtbild der Frauen, aber auch das des Lesers um und lässt einen überrascht nach Luft schnappen und die Frage bleibt – wie hätte ich gehandelt? Was wäre für mich vorrangig? Lohnt sich aufregen oder ähnliches überhaupt?
Ein Buch was mich schlichtweg, in seinem Gesamtkonzept, begeistert hat! Es ist etwas anderes, es ist ja, wild Freude, für die Leser, die dies zulassen wollen.

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Veröffentlicht am 21.08.2020

Sorj Chalandon – Wilde Freude

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Als die Buchhändlerin Jeanne die Diagnose Krebs erhält, fällt sie in ein tiefes Loch. Schon wieder ein Schicksalsschlag, erst verliert sie ihren Sohn, jetzt ist sie selbst betroffen. Ihr Mann Matt kann ...

Als die Buchhändlerin Jeanne die Diagnose Krebs erhält, fällt sie in ein tiefes Loch. Schon wieder ein Schicksalsschlag, erst verliert sie ihren Sohn, jetzt ist sie selbst betroffen. Ihr Mann Matt kann mit der Situation kaum umgehen und zieht sich schnell zurück. Nur bei den anderen Frauen, die wie sie tapfer die Therapie ertragen, findet sie Trost und bald auch Freundinnen. Die tapfere Brigitte, die nichts im Leben umwerfen zu können scheint; die emotionale Assia, die Jeanne lange misstraut und Mélody, die ihrer entführten Tochter nachtrauert. Jede hat Schicksalsschläge hinter sich, doch das eint sie und lässt sie in der Not zusammenstehen und eine richtige Dummheit begehen.

Sorj Chalandon ist seit vielen Jahrzehnten ein bekannter französischer Reporter, aus seinen Berichten heraus sind auch Romane entstanden, so habe ich zum ersten Mal Bekanntschaft mit ihm als Autor gemacht. Sein neustes Werk „Wilde Freude“ ist allerdings gänzlich anders als das, was ich bisher von ihm kannte. Komplizierte Lebenssituationen sind sein Markenzeichen, dieses Mal bewegt er sich aber in höchstprivaten Sphären und macht gleich vier Frauen zu ungewöhnlichen Heldinnen.

Das erste Kapitel des Romans wirft viele Fragen auf, die Handlung muss erst einige Monate zurückspringen, um zu verstehen, was sich zutragen wird. Zunächst steht Jeanne im Zentrum der Handlung. Eine niederschmetternde Diagnose nachdem sie noch immer die Trauer um den Sohn nicht ganz verwunden hat. Mehr noch als ihr emotionaler Zustand den Leser berührt, macht das Verhalten ihres Mannes wütend.

„Ganz schön widerlich“, murmelte er.

Mehr fällt ihm zum Haarausfall seiner Frau nicht ein. Statt Stütze zu sein, verschlimmert er die Situation und er erweckt den Anschein, als wenn er ihr die Schuld für den Krebs zuschreiben würde. Die Männer ihrer Leidensgenossinnen sind derweil noch schlimmere Betrüger, was die Frauen rasch zusammenführt. Zu wissen, dass es Frauen in einer ähnlichen oder gar noch ärgeren Situation gibt, spendet ein gewisses Maß an Trost. Besonders beeindruckend fand ich, wie sie mit den kleinen, aber doch bedeutenden Fragen wie den ausfallenden Haaren umgehen und Jeanne dabei begleiten, sich mit der neuen, nicht mehr vorhandenen Frisur, anzufreunden. Sie leisten genau das, was gute Freundinnen in diesem Moment tun müssen. Obwohl sie sich kaum kennen.

Das gegenseitige Geben und für einander einstehen geht noch einen Schritt weiter, als sie beschließen, das Lösegeld für Mélodys Tochter durch einen Überfall auf einen Juwelier zu beschaffen. Clever planen sie den Coup und geradezu abgebrüht können sie ihren Plan umsetzen. Mir erscheint diese Episode zwar etwas abenteuerlich, aber in der Grundaussage – was haben sie denn noch zu verlieren? – fügt sie sich ins Bild.

Man kann den Roman schwer zusammenfassen, zu facettenreich und vielseitig ist das, was er auslöst. Die Krebs-Erkrankungen und die Schicksalsschläge stimmen eher traurig-melancholisch, die Männer machen wütend, bei dem Überfall schwanke ich zwischen Kopf schütteln und auch einer Portion Bewunderung für die waghalsige Courage. Ein durch und durch gelungener Roman, der letztlich zeigt, dass am Ende der Verzweiflung immer noch Mut kommt, um alles in die Hand zu nehmen und das Leben neu anzupacken.

Veröffentlicht am 21.08.2020

Berührende und Spannende Story

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Das Buch „Wilde Freude“ von Sorj Chalandon erzählt uns die Geschichte von fünf verschiedenen Frauen, welche durch ein tragisches Schicksal zusammenfinden und in Frankreich leben. Alle fünf haben Krebs. ...

Das Buch „Wilde Freude“ von Sorj Chalandon erzählt uns die Geschichte von fünf verschiedenen Frauen, welche durch ein tragisches Schicksal zusammenfinden und in Frankreich leben. Alle fünf haben Krebs. Jeanne ist die Hauptfigur des Romans und wird eines Tages von Brigitte bei ihrer Chemotherapie angesprochen. Jeannes Mann findet sie nicht mehr attraktiv und lässt sie auch spüren, dass er nichts mehr für sie empfindet. Brigitte überredet Jeanne dazu zu ihr und den anderen Frauen in die Wohnung zu ziehen. Mit der Zeit merkt Jeanne das die anderen Frauen jedoch nicht ganz „sauber“ sind und diverse kriminelle Vorgeschichten haben. Eines Tages wird Jeanne in den Plan der Frauen eingeweiht, einen Juwelier auszurauben bzw. besser gesagt bestimmte Schmuckstücke, die einen Gesamtwert von circa 1 Millionen Euro entsprechen. Dieser Raub soll jedoch nur einem bestimmten Zweck dienen, welcher mit der Geschichte von einer der Frauen zusammenhängt.

Der Roman erscheint heute, am 21. August, als gebundene Ausgabe im dtv-Verlag und hat eine Länge von 284 Seiten. Der Autor hat einen sehr angenehmen, flüssig zu lesenden Schreibstil und ein Talent dafür die Handlung sehr rhythmisch zu gestalten. Auch die Länge der Kapitel ist meiner Meinung nach absolut perfekt, sodass man gefühlt durch das Buch gleitet. Für mich gehört das Buch schon jetzt zu meinen Jahreshighlights und ich kann es wirklich jedem nur empfehlen. Man sollte sich jedoch darüber bewusst sein, dass vor allem vielleicht die erste Hälfte des Buches für Leute, die Berührung mit dem Thema Krebs haben/hatten in gewisser Weise als Trigger wirken könnte.

Veröffentlicht am 21.08.2020

Plädoyer gegen die Duldsamkeit

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Schmerzen, die Untersuchung, die Diagnose. Brustkrebs. Von einem Moment auf den anderen ändert sich ein Leben. Zerbricht in seine Einzelteile. Fragil war es schon immer. Seit dem Tod des eigenen Kindes ...

Schmerzen, die Untersuchung, die Diagnose. Brustkrebs. Von einem Moment auf den anderen ändert sich ein Leben. Zerbricht in seine Einzelteile. Fragil war es schon immer. Seit dem Tod des eigenen Kindes in Stücke gebrochen und nur notdürftig wieder zusammengesetzt. Aber wie soll es weitergehen? Wie mit der Diagnose leben? Wie die Behandlung überstehen? Ohne die unterstützende Hand des Mannes an ihrer Seite? Dieses Feiglings, der damit nicht umgehen kann, der sich plötzlich vor ihr ekelt. Die Flucht ergreift, sie alleine zurücklässt. Mit ihrem Schmerz und ihrer Verzweiflung.

Aber Jeanne hat Glück im Unglück. Sie findet Unterstützung. Drei Frauen, die das gleiche Schicksal teilen, aber sich von dem Kampf gegen die Krankheit nicht unterkriegen lassen. Ihr Leben in die Hand genommen haben und das Beste aus der Zeit machen wollen, die ihnen noch bleibt. Jeden Tag willkommen heißen. Leben, als wäre es der letzte. Und Jeanne ergreift die Hände, die ihr von ihren „Schwestern im Krebs“ angeboten werden und wandelt sich von der Fügsamen zur Kämpferin.

Leider trifft der Klappentext nicht im Entferntesten den Inhalt. Chalandons Roman ist kein Roadmovie, und den Vergleich zu Thelma & Louise kann ich nur in Ansätzen nachvollziehen. „Wilde Freude“ ist nicht nur ein bittersüßer Roman über persönliche Tragödien sondern auch über die weibliche Solidarität im Angesicht des Todes. Ein Aufruf zur Lebenslust und zum Widerstand gegen diese tückische Krankheit, bei der das Ende ungewiss ist. Er leiht den Frauen seine Stimme, beschönigt nichts, aber behandelt die Auswirkungen dieser tückischen Krankheit, sowohl auf die Patientinnen als auch auf die Menschen in ihrer Umgebung, mit viel Fingerspitzengefühl. „Wilde Freude“ ist ein schonungsloses Plädoyer gegen die Duldsamkeit, ein Aufruf, das Leben und die wilde Freude, die es auch in einer scheinbar ausweglosen Situation bieten kann, willkommen zu heißen. Eine beeindruckende, Mut machende Lektüre. Nachdrücklich empfohlen!