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Veröffentlicht am 28.09.2020

Steife Erzählung, in der der Täter viel zu schnell entlarvt ist

Vier Tage im Juni
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Der Besuch von John F. Kennedy versetzt ganz Deutschland in eine Art Freudentaumel - überall jubelnde Menschen und glückliche Gesichter. Doch das täuscht, denn hinter dieser glückseligen Fassade ziehen ...

Der Besuch von John F. Kennedy versetzt ganz Deutschland in eine Art Freudentaumel - überall jubelnde Menschen und glückliche Gesichter. Doch das täuscht, denn hinter dieser glückseligen Fassade ziehen die Widersacher des US-Präsidenten an den Strippen und planen ein Attentat. Die Personenschützer um Kennedy tappen völlig im Dunkeln, gehen sie doch davon aus, dass dieser Staatsbesuch ohne besondere Vorkommnisse ablaufen wird. Als bereits am ersten Tag auf Kennedy geschossen wird, stehen die Polizei Kopf...



"Vier Tage im Juni" von Jan-Christoph Nüsse wird als Politthriller angekündigt und dementsprechend sind die Erwartungen sehr hoch. Doch schon nach wenigen Seiten steht fest, dass dieses Buch die Erwartungen nicht einmal ansatzweise erfüllen kann, denn schon die sehr nüchterne und steife Erzählweise lässt keinen richtigen Lesefluss entstehen und so braucht man unendlich lange, um in das Geschehen vor Ort eintauchen zu können.

Die Figuren blieben unnahbar und wirken teilweise sehr abgeschottet vom Leser. Es wirkt fast so, als würde man tatsächlich abgeschirmt werden, m ja nicht zu nah an die Personen heranzukommen und somit eine Verbindung mit ihnen einzugehen. Und das ist es doch, was ein Buch ausmacht - mitfiebern, miträtseln und eigene Ermittlungen anstellen, persönliche Beziehungen zu den Charakteren aufbauen, um in ihre Schuhe schlüpfen zu können, damit man sie für die Dauer des Romans ein Stück des Weges begleiten kann.

Spannung oder Thrill habe ich hier komplett vermisst, denn die Hinweise auf den Attentäter und seine Beweggründe sind leider allzu offensichtlich, da der Leser sogenanntes Insiderwissen in Form von Briefen erhält, die schon im Vorfeld zur Lösung des Falles beitragen. So ist relativ schnell die Luft raus und man liest letztendlich nur noch schnell über die Seiten, um zum Schluss zu gelangen.

Schade eigentlich denn der geschichtliche Hintergrund bietet so viele Möglichkeiten für einen mitreißenden Roman - leider bliebt vieles davon ungenutzt auf der Strecke liegen

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Veröffentlicht am 23.08.2020

Britische Agentensatire

Deckname Flamingo
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Alles hat sie sich vorstellen können, aber dass sie, Julia Armstrong, ausgerechnet einmal in die Welt der Spionage eintaucht, das grenzt doch schier ans das Unmögliche. Doch sie befindet sich mittendrin ...

Alles hat sie sich vorstellen können, aber dass sie, Julia Armstrong, ausgerechnet einmal in die Welt der Spionage eintaucht, das grenzt doch schier ans das Unmögliche. Doch sie befindet sich mittendrin im Dschungel aus Heimlichkeiten und brisanten Fällen, langweiligen Gesprächsprotokollen und aufregenden Entdeckungen. Als die Vergangenheit sie mit großen Schritten einzuholen droht, muss Julia einsehen, dass jeder noch so kleine Schritt einen großen Stein ins Rollen bringen kann....



London, Geheimdienst, Nachkriegszeit - das sind die Schlagworte, die bei mir sofort Faszination und Neugier hervorrufen und mich mit Feuereifer in das Abenteuer stürzen lassen. Aber der Funke springt einfach nicht über und ich werde nicht warm mit dem Buch und seinen Darstellern.

Das Verwirrspiel um die Figuren und ihrer Zugehörigkeit zu den einzelnen Institutionen ist zwar raffiniert angelegt, aber die Ironie, mit der Kate Atkinson hier ihre Handlung schildert, ist jetzt nicht so ganz mein Ding. Für diese Art von Humor bin ich nicht geschaffen und so verliert das Buch ganz schnell seinen Reiz für mich. Ich vermisse die actionreiche Spannung, die Nervenkitzel und haarsträubende Momente hervorruft, aber diese ist für mich nicht ansatzweise zu finden oder gar in den Seiten zu spüren. Dafür springt immer wieder der ganz spezielle britische Humor aus den Zeilen und der ist bekanntlich tiefschwarz.

So verliert dieser Roman immer mehr seinen Reiz für mich, weil ich einfach nicht in die Handlung hineinfinde- viele Szenen gleichen einem Gesprächsprotokoll und laufen emotionslos und wenig mitreißend ab, einige wenige Ereignisse sind für mich interessant.

Ich hatte mir eine actionreiche und spannungsgeladene Lektüre erhofft, eine Art "James Bond" im London der Nachkriegszeit. "Deckname Flamingo" scheint mit aber eher eine satirische Darstellung dieses Genres zu sein und kann mich daher nicht begeistern.

Sicherlich wird dieses Buch seine Liebhaber finden, aber ich bleibe leider enttäuscht zurück

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Veröffentlicht am 23.08.2020

Regio-Krimi mit wenig Spannung

Der halbe Russ
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München ist um einen Straßenmusiker ärmer, dafür aber um einen Toten reicher. Daisy Dollinger, eigentlich Sekretärin bei der Münchener Staatsanwaltschaft und Quetschkommodenspielerin mit Herz, soll in ...

München ist um einen Straßenmusiker ärmer, dafür aber um einen Toten reicher. Daisy Dollinger, eigentlich Sekretärin bei der Münchener Staatsanwaltschaft und Quetschkommodenspielerin mit Herz, soll in die laufenden Ermittlungen mit einsteigen und so den Typen auf der Straße mal auf den Zahn fühlen und sich umhören, was da so Sache ist. Also, nichts wie rein ins Dirndl, Dackel Wastl an die Leine und ab aufs Pflaster...



Als weibliches Pendant zum Eberhofer Franz angekündigt, sind die Erwartungen natürlich extrem hoch gesteckt und die fallen schon nach weinigen Seiten in sich zusammen wie ein Kartenhaus.

Zwar steckt hier unglaublich viel Lokalkolorit und Humor in den Seiten, aber das geht eindeutig zu Lasten der Spannung. Ich mag originelle und spinnerte Charaktere, denn sie sind wie das Salz in der Suppe. Hier hat Isolde Peter wirklich alles aufgeboten, was es an schrägen Typen zu finden gibt und hat ihnen die entsprechen pfiffigen und witzigen Dialoge auf den Leib geschneidert.

Der Kriminalfall an und für sich bleibt eher eine Rahmenhandlung, die viel an Spannung, Aufregung und Nervenkitzel vermissen lässt. Irgendwie wird die Ermittlungsarbeit verdrängt, weil andere Dinge plötzlich wichtiger sind . Auch suche ich vergeblich die kleinen Puzzlestücke und Hinweise, die im Verlauf des Buches zum Lösen des Falles beitragen und so zu eigener Ermittlungsarbeit anreizen. Die Handlung schlängelt sich eher seicht durch die Seiten und hat wenig von einem komplexen, nervenaufreibenden Kriminalfall. Unvorhergesehene Wendungen, geschicktes Taktieren oder clevere Lösungsansätze sind leider Fehlanzeige. Auch spielt Dackel Wastl keine große Rolle--- mal hier ein Beinchen heben, mal da eine Duftmarke hinterlassen - fertig.

Alles in allem hatte ich mir da doch viel mehr erhofft und bleibe enttäuscht zurück

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Veröffentlicht am 23.08.2020

Leider nicht das, was das Herz begehrt

Die Wunderfrauen
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Endlich keinen Verzicht mehr üben und sich alle Wünsche erfüllen können, die man sich jemals erträumt hat. Das Wirtschaftswunder scheint alles möglich zu machen und Luise Dahlmann sieht sich schon im Geiste ...

Endlich keinen Verzicht mehr üben und sich alle Wünsche erfüllen können, die man sich jemals erträumt hat. Das Wirtschaftswunder scheint alles möglich zu machen und Luise Dahlmann sieht sich schon im Geiste ihren eigenen Tante-Emma-Laden einrichten. Doch sie ist nicht die Einzige, die solche Träume hegt. Immer wieder kreuzt sich ihr Weg mit drei jungen Frauen, die sich ebenfalls eine eigene Existenz aufbauen und endlich wieder glücklich sein wollen...



Die Nachkriegszeit, das Wirtschaftswunder und die quirlige Stimmung der 1950er Jahre sind das, was mich an diesem Buch gereizt hat. Wie verpackt eine Autorin authentisch die Neugier auf das Neue, die Suche nach dem Glück und den Schritt in eine neue Existenz, ohne diese aufregende Zeit selbst erlebt zu haben ? Leider muss ich sagen, dass dies Stephanie Schuster nicht ganz so gut gelungen ist und ich mir wesentlich mehr von dem Einstieg in eine spannende Zeitreise erhofft habe.

Viele Themen werden von ihr aufs Tablett gebracht und angerissen, aber mir fehlt das Tiefergehen in der Thematik, um die Figuren vollends zu verstehen und sie auf ihrem Weg zu begleiten. Die Entwicklung der Charaktere, ihre getroffenen Entscheidungen sind für mich nicht nachvollziehbar und kommen manchmal für mich wie aus heiterem Himmel. Was treibt sie an, um gerade jetzt so zu handeln ? Gerne hätte ich darüber mehr erfahren. Dafür verliert sich die Schreibende aber oft in kleinen alltäglichen Details, die in meinen Augen nicht wesentlich zur Spannung beitragen und das Buch nur künstlich in die Länge ziehen.

Luises Laden ist das Herzstück des Buches und das fühlt man auch, aber irgendwie bin ich immer nur stiller Beobachter und betrachte die Szenerie von außen, anstatt mich an ihrer Auswahl im Inneren des Ladens zu erfreuen und ein Teil des Ganzen zu werden.

Das Buch und seine Folgebände wird sicherlich viele begeisterte Leser finden, ich für meinen Teil werde diese Trilogie nicht beenden.

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Veröffentlicht am 12.07.2020

Leider kein Glücksroman

Eine Postkarte ans Glück
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Jakob kennt nur eins im Leben - Arbeit, Arbeit, Arbeit. Der Erfolg im Job steht bei ihm über alles und darüber vergisst er zu Leben. Seine Schwester Nelly nötigt ihn mehr oder weniger dazu, eine Art Kur ...

Jakob kennt nur eins im Leben - Arbeit, Arbeit, Arbeit. Der Erfolg im Job steht bei ihm über alles und darüber vergisst er zu Leben. Seine Schwester Nelly nötigt ihn mehr oder weniger dazu, eine Art Kur in einer spanischen Einrichtung für Burn-out gefährdete Menschen durchzuführen. Doch Jakob sieht die Auszeit nicht als Chance, um sein Leben zu ändern. Er macht munter weiter, doch bei Therapeutin Mona beißt er auf Granit...



Zugegeben, Glücksromane mit männlichen Hauptfiguren sind eher selten auf dem Markt zu finden und schon alleine deswegen habe ich neugierig diesen Roman angefangen zu lesen. Aber die Neugier schlägt ganz schnell in genervtes Augenrollen um, denn Jakob wirkt nicht etwa wie ein Mann Mitte 30, sondern wie ein kleiner, aufmüpfiger Junge, dem man das liebste Spielzeug (hier Handy und Laptop) weggenommen hat. Er motzt und muckt auf, versucht mit allen Mitteln, sein Ding durchzuziehen und eckt dabei immer wieder an. Sein Verhalten ist peinlich und aufdringlich, in manchen Szenen schon plump und extrem penetrant. Dass er damit seinen Mitmenschen gewaltig auf die Füße tritt, sieht er nicht.

Die von Mona immer wieder gerne zitierten Sinnsprüche zu Beginn ihrer Tagebucheinträge sind anfangs noch ganz nett, aber auf lange Sicht wirken sie wie esoterische Dauerberieselung.

Jakobs Aufenthalt in Spanien soll ihn zur inneren Einkehr und zum Umdenken bewegen, aber er sperrt sich vehement, blockiert den Behandlungsplan und hält sich nicht an die geltenden Regeln. Dass das auf Dauer seine Mitkurenden mitmachen und ihn gerne in ihrer Mitte haben, wundert mich doch sehr.

Und dann...tadaaa....ist die Einsicht da und er schmeißt sein ganzes Leben über den Haufen. Die Entwicklung ist wenig glaubwürdig und auch nicht nachvollziehbar.

Leider ist auch schnell ersichtlich, wie das Ganze ausgehen und wie des Rätsels Lösung aussehen wird, denn all zu offensichtlich sind die Hinweise, die man im Verlauf der Geschichte auf dem Silbertablett präsentiert bekommt. Die titelgebenden Postkarten spielen eine eher untergeordnete Rolle und das finde ich sehr schade. Die Idee ist wirklich süß - aus ihr hätte man so viel mehr machen können, denn Potenzial ist genügen vorhanden.

Der Roman ist schnell gelesen, aber auch genauso schnell wieder vergessen - schade.

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