"Seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben." (Matthäus 10,16)
1918 England. Mitten im ersten Weltkrieg wird Lieutenant Colin Mabry bei einem Einsatz als britischer Soldat verletzt und von der Französin Jewel Reyer gerettet, der er versprach, sie nach dem Krieg zu ...
1918 England. Mitten im ersten Weltkrieg wird Lieutenant Colin Mabry bei einem Einsatz als britischer Soldat verletzt und von der Französin Jewel Reyer gerettet, der er versprach, sie nach dem Krieg zu heiraten. Mabry wird mit Hilfe seines zukünftigen Schwagers nach seiner Genesung beim MI8 in Hastings eingesetzt, um dort Nachrichten zu dechiffrieren. Als er eine persönliche Botschaft von seiner ehemaligen Lebensretterin erhält, in der sie ihn bittet, nach Paris zu kommen, begibt sich Colin sofort auf die Reise. Doch dort erwartet ihn nicht Jewel, sondern ihre jüngere Halbschwester Johanna, die eigentlich auf der Suche nach ihrem Vater ist und sich von Jewel Unterstützung erhofft hat, diese aber verschwunden ist. Colin ist misstrauisch, macht sich aber gemeinsam mit Johanna daran, Jewel aufzuspüren…
Kate Breslin hat mit „Der Leutnant und das Mädchen“ einen packenden und zugleich berührenden historischen Roman vorgelegt, der den Leser mit den ersten Zeilen in die Geschichte abtauchen lässt. Mit flüssigem, bildgewaltigem und gefühlvollem Erzählstil gewährt die Autorin dem Leser eine Zeitreise in letzte Jahrhundert mitten hinein in den ersten Weltkrieg, wo er zusammen mit Colin und Johanna eine abenteuerliche, aber auch gefährliche Suche beginnt verbunden mit einer Reise durch das kriegsgebeutelte Europa. Die Autorin hat nicht nur hervorragend recherchiert und den historischen Hintergrund wunderbar mit ihrer Handlung verwoben, sondern bündelt in ihrer Geschichte auch verschiedene Schicksalsschläge und Geheimnisse ihrer Protagonisten. Breslin spielt mit ihren Lesern, indem sie die unterschiedlichsten Geheimdienste auf den Plan ruft, die alle ihre Interessen wahren wollen und den Protagonisten das Leben nicht nur schwer machen, sondern sie auch immer weiter in Gefahr bringen. Eindrucksvoll verknüpft sie die Bedeutung von Brieftauben mit ihrer Geschichte, sodass man als Leser nach der Lektüre diese Tiere mit anderen Augen sieht und ihnen sogar Respekt entgegen bringt. Neben der spannungsgeladenen Handlung, die auch so einige überraschende Wendungen für den Leser im Gepäck haben, ist auch der christliche Aspekt sehr schön eingearbeitet, in dem es um Vergebung und Vertrauen geht.
Die Charaktere sind wunderbar herausgearbeitet und lebendig in Szene gesetzt. Mit ihren individuell gestalteten Eigenschaften wirken sie sowohl glaubwürdig als auch authentisch, so dass sich der Leser sich gut in sie hineinversetzen und mit ihnen fühlen kann. Colin Mabry ist ein Mann von Ehre, denn er fühlt sich an sein Wort gebunden. Seine Verletzung lässt ihn mit dem Leben hadern, doch kämpft er innerlich dagegen an, klammert sich an die Dinge, die er beeinflussen kann. Seine Entwicklung innerhalb der Geschichte ist sehr schön zu beobachten. Johanna Reyer ist eine lebenslustige Frau auf der Suche nach ihren Wurzeln, ihrer Familie. Sie musste bereits einige Schicksalsschläge durchstehen, besitzt Kampfgeist und Mut. Zusätzlich bereichern Protagonisten wie Lord Walenford oder die Tauben die Handlung und steigern die Spannung.
„Der Leutnant und das Mädchen“ ist ein spannungsgeladener historischer Roman, der neben einer Liebesgeschichte zu Kriegszeiten, Spionage und einer Verfolgungsjagd dem Leser auch noch eine Botschaft übermittelt. Wunderbar erzählt und damit eine verdiente absolute Leseempfehlung!