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Veröffentlicht am 11.09.2020

Roman über die Liebe auf den ersten Blick und verpasste Chancen - anschauliche Zeitreise in die 70er/ 80er-Jahre, aber enttäuschende Liebesgeschichte

Liebe machen
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Dagmar lebt in Köln, ist Journalistin und in den 1970er-Jahren mit Eberhard zusammen, der aber im Gegensatz zu der spontanen und freiheitsliebenden Dagmar ein eher bodenständiges Leben favorisiert. Die ...

Dagmar lebt in Köln, ist Journalistin und in den 1970er-Jahren mit Eberhard zusammen, der aber im Gegensatz zu der spontanen und freiheitsliebenden Dagmar ein eher bodenständiges Leben favorisiert. Die Beziehung ist deshalb nicht von Dauer.

Götz wohnt in Hamburg, hält sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser und ist 1970 frisch mit Karen zusammen, der Götz' Leben jedoch zu unsolide ist.

Dagmar und Götz sind beide musikbegeistert, lieben die Songs von Jimi Hendrix oder Rio Reisers "Ton, Steine, Scherben". Sie begegnen sich im September 1970 zufällig auf dem "Love-and-Peace-Festival" auf Fehmarn, dem deutschen "Woodstock". Eine erneute Begegnung erfolgt wenige Wochen später auf dem Oktoberfest in München und dieses Aufeinandertreffen ist magisch. Beide spüren eine intensive Anziehungskraft, die sie sich nicht erklären können.

Über die Jahre erfolgen einige wenige Zufallsbegegnungen, sogar ein Kuss, aber zu einem ernsthaften Gespräch oder Kennenlernen kommt es nicht. Was bleibt, sind die Erinnerungen an den "Sternenprinz" und die "Fee" und eine Sehnsucht, die sie alljährlich zum Anstich des Oktoberfests erfasst.

"Liebe machen" ist ein Roman über die Liebe auf den ersten Blick und verpasste Chancen - denn bei Blicken bleibt es weitestgehend auch. Wer eine gefühlvolle Liebesgeschichte erwartet, wird enttäuscht sein, denn die Leben von Dagmar und Götz entwickeln sich parallel, Dagmar in Köln und Götz auf der griechischen Insel Ios.

Das Buch handelt von 1970 bis 2020 und ist statt einer Romane eine Zeitreise mit dem Schwerpunkt Musik und einigen wenigen herausragenden historischen Ereignissen. Es ist eine Zeitreise mit scheinbar willkürlich ausgewählten medienwirksamen Highlights der vergangenen Jahrzehnte, bei denen Dagmar und Götz episodenhaft in Erscheinung treten.

Der Beginn des Romans während der wilden 70er hat mir gut gefallen. Zudem ließen die ersten drei Begegnungen von Dagmar und Götz auf eine romantische Liebesgeschichte hoffen. Ab den 1980er-Jahren entwickelte sich der Roman jedoch zu sprunghaft. Einzelne Passagen waren zwar unterhaltsam zu lesen, aber die Episoden blieben nur lose verknüpft und ließen den Roman wie ein Flickenwerk wirken. Bald hatte ich auch die Hoffnung aufgegeben, dass aus Dagmar und Götz ein Liebespaar werden könnte und so lebten Dagmar und Götz ihre Leben, ohne dass "Liebe gemacht" wurde, während ich mich ernsthaft fragte, warum sie nichts aus ihren magischen Momenten gemacht haben. Das Buch ließ mich dementsprechend ratlos zurück, denn wirkliche Hürden, die das große Liebesglück hätten verhindern können, gab es letztlich nicht.

Der Zeitgeist und das Lebensgefühl wurden gerade während der früheren Jahre anschaulich dargestellt, das Leben der Protagonisten war dagegen wenig interessant.

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Veröffentlicht am 28.08.2020

Anschauliche Zeitreise in die Jahre 1979/1980 - fiktive Vater-Sohn-Geschichte, eingebettet in historische Fakten und mit realen Figuren

Mein Vater, John Lennon und das beste Jahr unseres Lebens
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Wegen einer Malaria-Erkrankung muss der 23-jährige Anton Winter seinen Freiwilligeneinsatz in Gabun abbrechen und kehrt im Herbst 1979 wieder zurück in seine Heimat New York City. Sein Vater ist der bekannte ...

Wegen einer Malaria-Erkrankung muss der 23-jährige Anton Winter seinen Freiwilligeneinsatz in Gabun abbrechen und kehrt im Herbst 1979 wieder zurück in seine Heimat New York City. Sein Vater ist der bekannte Showmoderator Buddy Winter, der sich gerade nach einem Zusammenbruch vor laufender Kamera in der Apartmentanlage Dakota in der Upper Westside erholt. Anton, der beruflich eigentlich eigene Wege gehen wollte, sieht sich wieder in der Pflicht, seinem Vater auf die Beine zu helfen und seine Karriere wieder anzukurbeln. In Dakota wohnen bekannte Persönlichkeiten wie John Lennon, zu dem Anton auf einem Segelturn auf die Bahamas Freundschaft schließt. Während Lennon nach einer Schaffenskrise auf der Reise wieder zu komponieren beginnt, motiviert er Anton dazu, seinen Vater zu unterstützen und so erhält Buddy Winter schon bald wieder seine eigene Freitagabend-Show.

"Mein Vater, John Lennon und das beste Jahr unseres Lebens" schildert eindrücklich den Zeitgeist 1979/ 1980 in New York, als Fernsehshows noch boomten, Groupies Prominenten nacheiferten, die Vorwahlen zu den Präsidentschaftswahlen in vollem Gang waren und Yoko Ono immer noch beschuldigt wurde, die Beatles auseinandergetrieben zu haben.
Zusammen mit Anton und seinem berühmten Vater Buddy Winter begegnet man vielen weiteren bekannten Showgrößen, Schauspielern und Politikern der damaligen Zeit.

Es ist eine fiktive Geschichte über eine Vater-Sohn-Beziehung, die reale Figuren miteinbettet und einige historische Ereignisse wie die Olympischen Winterspiele oder die Geiselnahme in der US-Botschaft in Teheran/ Iran schildert, die auch die Winters bewegen.
Die vielen verschiedenen Ereignisse, die episodenhaft erzählt werden sowie die große Anzahl an Personen, die Anton und Buddy begegnen, sorgen dafür, dass die Geschichte um die Beziehung Antons zu seinem Vater und sowie Antons Sinnsuche und sein Wunsch nach Eigenständigkeit und nicht mehr nur im Schatten seines Vaters wirken zu müssen, zu wenig Raum erhält und nur oberflächlich bleibt.
Das Buch handelt vom Erwachsenwerden, von Selbstfindung und von der Abnabelung vom Elternhaus, das vor allem zu Beginn eher melancholisch geschildert war, jedoch auch humorvolle Szenen beinhaltete. Der Tod John Lennons ist für die Protagonisten ein Schock und beendet den Roman sehr abrupt.
Es ist eine anschauliche Zeitreise in die Jahre 1979/1980 und vor allem auch für diejenigen interessant, die sich für die Beatles und John Lennon interessieren, die Familiengeschichte gerät dabei allerdings in den Hintergrund.

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Veröffentlicht am 24.08.2020

Sommerlicher Roman, bei dem weniger die Liebesgeschichte als das turbulente, problembehaftete Privatleben der Figur im Vordergrund steht

Das Glück in vollen Zügen
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Nachdem Tod ihres Vaters ist Marie wieder zu ihrer Mutter nach Herrsching gezogen und wohnt dort auf ihrem Grundstück am Ammersee mit Hündin Dexter in einem Bauwagen. Sie fühlt sich dort wohl, genießt ...

Nachdem Tod ihres Vaters ist Marie wieder zu ihrer Mutter nach Herrsching gezogen und wohnt dort auf ihrem Grundstück am Ammersee mit Hündin Dexter in einem Bauwagen. Sie fühlt sich dort wohl, genießt ihre Freiheit und pendelt jeden Tag mit der S8 nach München.

Johannes wohnt bei seinem Vater, der an Alzheimer erkrankt ist und kümmert sich rührend um den 72-Jährigen. Als Horst immer weiter abbaut, ist Johannes, der bei BMW in München arbeitet, mit der Situation bald überfordert.
In der S-Bahn ist ihm die unkonventionelle Marie schon länger aufgefallen, er hat sich jedoch noch nicht getraut, sie direkt anzusprechen. Stattdessen hofft er, sie über eine der

Singlebörsen-Apps kennenzulernen, seitdem er erfahren hat, dass Marie dort angemeldet ist.

"Das Glück in vollen Zügen" ist ein unterhaltsames Buch, das man auch gut in der Bahn lesen kann, denn den überwiegenden Teil der Handlung halten sich die beiden Protagonisten Marie und Johannes tatsächlich in der S-Bahn auf, mit der sie täglich morgens zur Arbeit pendeln. Sie beobachten sich klammheimlich gegenseitig und belauschen neugierig die jeweiligen Handygespräche, sprechen sich jedoch nicht an. Dafür sind sie auch mit ihren Gedanken, ihren Chats und Telefonate viel zu sehr beschäftigt.
Statt der im Klappentext angekündigten Liebesgeschichte steht vielmehr das Privatleben der beiden im Vordergrund, das bei beiden problembehaftet ist. Während Marie selbst an einer chronischen Krankheit leidet, die ihr Sorgen bereitet und die sich auch davon abhält ernsthafte Beziehungen einzugehen, leidet Johannes unter der enormen Verantwortung für seinen Vater, die auch ihm kaum Zeit und Nerven lässt, eine Frau kennenzulernen.

Der Roman ist kapitelweise abwechselnd aus der Sicht von Marie oder Johannes geschrieben, was einen guten Einblick in beider Leben und ihre Gefühlswelt bietet. Ich konnte mich sowohl in Marie als auch in Johannes hineinversetzen und ihre jeweiligen Sorgen nachvollziehen. Trotz der ernsthaften Themen, die die beiden beschäftigen, liest sich das Buch aber nicht schwermütig. Es ist eine sommerliche, durch den Perspektivwechsel und die ganz unterschiedlichen Leben der Protagonisten abwechslungsreiche Lektüre. Die Geschichten der beiden laufen jedoch sehr lange parallel, so dass man sich keine allzu romantische Liebesgeschichte erwarten darf. Emotionen -sowohl unbeschwert fröhliche als auch nachdenklich traurige - gibt es jedoch dennoch genug durch das turbulente Privatleben beider Figuren. Und nach unzähligen verpassten Chancen - ob in der S-Bahn, am Eisbach in München, im Yoga-Studio oder im Supermarkt in Herrsching - am Ende kommt es dann doch etwas übereilt zum absehbaren Happy End.

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Veröffentlicht am 21.08.2020

Kriminalroman mit viel Lokalkolorit, bayerischem Charme und schrulligen Charakteren, aber eine nur mäßig spannende Verbrecherjagd

Der halbe Russ
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Desirée Dollinger ist Sekretärin bei der Staatsanwaltschaft in München, wird jedoch aktiv in die Ermittlungen in einem Mordfall involviert, als ein russischer Straßenmusiker in München tot aufgefunden ...

Desirée Dollinger ist Sekretärin bei der Staatsanwaltschaft in München, wird jedoch aktiv in die Ermittlungen in einem Mordfall involviert, als ein russischer Straßenmusiker in München tot aufgefunden wird. Daisy, ihres Zeichens Hobby-Akkordeonspielerin, soll undercover in der Straßenmusikerszene versuchen an Informationen zu gelangen, nachdem Kriminalkommissar Sepp Leutner bisher wenig erfolgreich war. Nach einem Kontakt mit Straßenmusiker Igor, der im Gespräch mit Daisy ihren Heimatort Dachselkofen erwähnte, stirbt auch dieser und Daisy fühlt sich daraufhin selbst nicht mehr sicher. Der Fall lässt sie nicht los und so begibt sie sich zu ihrer Familie im Bayerischen Wald, um herauszufinden, welche Verbindungen es zwischen den Mordopfern und ihrem Heimatdorf geben könnte.
In Dachselkofen trifft sie nicht nur auf ihren Vater, den pensionierten Kriminaloberkommissar Blochner, der dann plötzlich verschwindet, sondern auch auf ihren Jugendschwarm Vinzenz, der die verheiratete Daisy durcheinanderbringt.

"Der halbe Russ" ist ein Kriminalroman mit viel Lokalkolorit und bayerischem Charme, der abwechslungsreich, mitunter aber auch etwas sprunghaft geschrieben ist. Sekretärin Daisy Dollinger gerät dabei in die Ermittlungen der Münchner Polizei und ist durch die Vergangenheit ihres Vaters letztlich sogar familiär betroffen.


Die Autorin setzt auf schrullige Charaktere, skurrile Situationen und humorvolle Dialoge. Der Mordfall an sich weiß jedoch wenig zu fesseln und auch die Verbrecherjagd ist nicht wirklich spannend, unterhält allenfalls durch den dörflichen Charakter in Dachselkofen und die bayerische Lebensart.
Bis auf den Undercover-Einsatz zu Beginn des Romans hat Daisy Dollinger keine wirklich aktive Rollen, sondern gerät mehr unbeabsichtigt in die Verbrechensaufklärung hinein und bringt sich dabei selbst in Gefahr.
Dackeldame Wastl ist nichts weiter als schmückendes Beiwerk und wirkt mit der wiederholten Beschreibung des Beinchenhebens eher als Seitenfüller als wesentlich für den Roman oder gar die laufenden Ermittlungen. Dabei hätte sich ein Hund schon per se als Spürnase angeboten.

"Der halbe Russ" ist der Auftakt einer Regional-Krimi-Reihe um Daisy Dollinger, der mich aber aufgrund des eher lahmen Kriminalfalls nur bedingt neugierig auf die weiteren Teile machen konnte.

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Veröffentlicht am 09.08.2020

Zu Beginn spannender Thriller, der dann jedoch abflacht und Nervenkitzel und Tiefe vermissen lässt

Ein gutes Mädchen
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Vor zwei Jahren ist die 16-jährige Sophie Harlow verschwunden. Sie hat einen Abschiedsbrief hinterlassen und in unregelmäßigen Abständen kommen Postkarten mit ihrer Handschrift an die Adresse ihrer Eltern, ...

Vor zwei Jahren ist die 16-jährige Sophie Harlow verschwunden. Sie hat einen Abschiedsbrief hinterlassen und in unregelmäßigen Abständen kommen Postkarten mit ihrer Handschrift an die Adresse ihrer Eltern, die mitteilen, dass es ihr gut geht und dass sich ihre Eltern keine Sorgen machen sollen. Die Polizei stuft den Fall deshalb nicht als Verbrechen ein und hat die Ermittlungen eingestellt. Kate glaubte nicht, dass ihre Tochter einfach so ausgerissen ist; die Ehe der Eltern ist an dem Unglück zerbrochen.

Kate arbeitet inzwischen bei der "Flaschenpost"-Hotline, einer gemeinnützigen Organisation für Ausreißer und Angehörige von vermissten Personen. In einer Nachtschicht erhält Kate einen Anruf - es ist Sophie, die sich abermals meldet, um zu sagen, dass sich ihre Eltern nicht sorgen sollen. Die Polizei unternimmt weiterhin nichts und so beginnt Kate erneut mit Nachforschungen zum Verschwinden ihrer Tochter und findet tatsächlich neue Spuren.



Der Roman ist in drei Teile untergliedert, wobei ich den ersten Teil am spannendsten fand. Darin ist noch unklar, was es mit dem Verschwinden Sophies auf sich hat und ob sie tatsächlich noch am Leben sein könnte oder ob irgendjemand ein perfides Spiel mit Kate treibt. Ab Teil zwei verliert der Thriller etwas an Schwung, während Kate weiter nach ihrer Tochter sucht, niemand ihr glaubt und sie als paranoid abgestempelt wird. Sodann schafft es die Autorin jedoch durch eine unerwartete Wende den Leser zu überraschen, auch wenn der Showdown den Nervenkitzel eines Psychothrillers vermissen lässt und ein wenig knapp abgehandelt wird. Gerade die Motive von Opfer und Täter bleiben zu sehr im Unklaren und hätte dem Roman weitaus mehr Tiefer verleihen können.

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