"Verstummt" von Karin Slaughter
>>Diese Rezension und viele mehr findet ihr auch hier: http://wort-welten.blogspot.de/
John Shelley saß mehr als zwanzig Jahre für einen Mord im Gefängnis, den er nicht begangen hat. Während dieser Zeit ...
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John Shelley saß mehr als zwanzig Jahre für einen Mord im Gefängnis, den er nicht begangen hat. Während dieser Zeit wurde ein gemeingefährlicher Mörder zu einer Art Vaterfigur und Freund für ihn. Als Teenager ins Gefängnis gekommen, fällt es ihm nicht gerade leicht, mit mehr als dreißig Jahren endlich wieder in Freiheit zu sein – vor allem nicht, weil er nicht aufgibt, seine Unschuld irgendwie zu beweisen zu wollen.
Monate später wird Michael Ormewood zu einem Tatort gerufen, an dem eine Prostituierte vergewaltigt wurde. Anschließend biss der Täter ihr die Zunge heraus und sie erstickte an ihrem eigenen Blut. Ein scheinbar unlösbarer Fall – zumindest bis Will Trent die Bühne betritt und auf Parallelen hinweist, die der Fall mit mehreren ähnlichen Taten an Mädchen gemein hat. Jungen Mädchen, die ebenfalls von einem Unbekannten vergewaltigt und denen dann die Zunge herausgeschnitten wurde.
Ormewood sträubt sich dagegen, die Parallelen anzuerkennen. Bis seine fünfzehnjährige Nachbarin nach demselben Schema ermordet wird. Die Nachbarin, mit der Ormewood eine Affäre hatte. Dann besteht kein Zweifel mehr – die Vergangenheit hat Michael Ormewood eingeholt.
Durch puren Zufall entdeckt John Shelley völlig verblüfft, dass sich jemand in den vergangenen Jahren seiner Identität bedient hat. Zunächst versteht er den Sinn dahinter nicht. Als er dem Mann, der seine Personalien missbraucht jedoch auflauert und ihn wiedererkennt, wird plötzlich alles klar. Der Mörder von Mary Alice, dem Mädchen, in das er damals vor all den Jahren verliebt war und die er selbst ermordet haben soll, war immer da. Und niemand anders als seine damalige Anwältin - die Mutter des Mörders – trägt die Schuld daran, dass John zwei Jahrzehnte seines Lebens im Gefängnis verbrachte, ja, die Höchststrafe bekam.
Will Trent hingegen erscheint Ormewoods Betragen mehr als verdächtig. Als er nach Jahren wieder auf Angie Polaski trifft, mit der er einst im Heim gemeinsam aufwuchs und mit der er hin und wieder eine Beziehung hatte, erfährt er schließlich, dass es Gerüchte über Ormewood gibt. Gerüchte, die sich darauf beziehen, dass er dazu neige, Prostituierte in Gewahrsam zu nehmen und sie dann wieder, nachdem er ihnen ein nicht ganz koscheres Geschäft angeboten hat, wieder frei lässt.
Als Angie ihn im Gegenzug um Informationen um einen seltsamen Kauz fragt, an den sie geraten ist, während sie verdeckt als Prostituierte ermittelte, kann Will es nicht fassen: besagter komische Kerl ist John Shelley, der Mary Alice Finney auf auffallend ähnliche Weise ermordet haben soll, wie die Prostituierte kurz zuvor. Will platzt der Kragen und Angie wird klar, dass er sie immer noch so viel mehr liebt als sie es verdient hat – hat sie ihn doch absichtlich immer und immer wieder verletzt.
Kurzerhand nehmen Will und Angie John fest und versuchen ihn zu einem Geständnis zu bewegen. Doch dann verschwindet Angie und John erzählt von Woody, seinem Cousin, der Mary Alice und die Prostituierte ermordet, sowie die anderen Mädchen vergewaltigt und verstümmelt haben soll. Schon bald wird klar – was jetzt kommt, ist ein Wettlauf gegen die Zeit …
Mit dem ersten Teil ihrer neuen Buchreihe trifft Karin Slaughter bei mir voll ins Schwarze. Denn ihre neue Hauptfigur Will Trent ist weder überheblich – äh, Jeffery Tolliver? – noch verbittert und zugleich überperfekt – äh, Sarah Linton? – nein, er ist sympathisch. Ganz im Ernst. Er kann nicht lesen und nur schwerlich schreiben. Und trotzdem gehört er schon jetzt in die Liste meiner liebsten Charaktere. Da das also schon mal geklärt wäre, nun weiter zum Buch …
Die Spannung zieht sich von der ersten Seite an durch das gesamte Buch. Ob nun aus der Sicht von Michael Ormewood, Will Trent oder John Shelley geschrieben, entfaltet sich die Geschichte ganz und gar stimmig und zugleich überraschend, so dass am Ende ein vollkommenes Gesamtbild entsteht. Der einzige Minuspunkt ist Angie Polaski, oder auch Madame Ich-muss-immer-mit-dem-Kopf-durch-die-Wand-und-verletze-gerne-hobbymäßig-den-einzigen-Menschen-der-mich-wirklich-liebt genannt. Von daher also voll verdiente …