Profilbild von bri114

bri114

Lesejury Star
offline

bri114 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit bri114 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.10.2020

Samuel- in 3 Teilen

Die Unschärfe der Welt
0

Im Banat, Rumänien. Es sind die 60er, tiefster Kommunismus unter einem Diktator. Das Leben ist schlicht, oft hart.

Erzählt wird eine Familiengeschichte über mehrere Generationen in 3 Kapiteln.

Leitfigur ...

Im Banat, Rumänien. Es sind die 60er, tiefster Kommunismus unter einem Diktator. Das Leben ist schlicht, oft hart.

Erzählt wird eine Familiengeschichte über mehrere Generationen in 3 Kapiteln.

Leitfigur ist Samuel- erst als sprachloser Sohn, dann als flüchtender Teenager und schließlich als Vater im mittleren Alter.

Während die Sprache weich, zart, leise und poetisch ist, ist es die Realität für die Figuren oftmals nicht. Es ist kalt und rau im Rumänien zur damaligen Zeit und auch später, nach Ende des kalten Krieges.


Während die Welt unscharf dargestellt wird- erblühen die Protagonisten unter dem intimen Schreibstil und der Detailverliebtheit der Autorin- das gefiel mir sehr.

Es geht um die wichtigen Dinge im Leben dieser Familie, keine Randbegebenheit oder Begegnung mit anderen Figuren wird im Detail erwähnt.

Es ist alles reduziert, daher kommt dieser Familienroman auch mit wenigen Seiten aus. Und das, obwohl jeder Satz so intensiv gefühlt werden kann, daß es sich dennoch wie eine Familiensaga liest.

Ich kann das Buch uneingeschränkt empfehlen, mir persönlich hat es sehr gefallen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.10.2020

typisch Lisa Eckhart

Omama
0

Das Cover ist sehr schön gestaltet- Autorenname und Titel groß genug, um Verwechslungen vorzubeugen.

Ich bin seit langem Fan der Poetry Slammerin und Kabarettistin Lisa Eckhart und hatte bereits das Glück, ...

Das Cover ist sehr schön gestaltet- Autorenname und Titel groß genug, um Verwechslungen vorzubeugen.

Ich bin seit langem Fan der Poetry Slammerin und Kabarettistin Lisa Eckhart und hatte bereits das Glück, sie live erleben zu dürfen.

(Bei all den derzeitigen Diskussionen um ihre Person darf man NIE vergessen, daß Lisa Eckhart eine Kunstfigur ist!) 


Nun schreibt sie also auch noch und durch zahlreiche Interviews weiß ich, daß sie so gar nicht unglücklich ist über die Berichterstattungen, die sie derzeit weithin populär machen und damit auch ihren Roman ins Rampenlicht stellen.


Es geht in ihrem Erstling um ihr Alter Ego, die Oma und Omas Anverwandtschaft und deren aller Rollen im Krieg und um das Danach. Zwischendurch natürlich die üblichen bitterbösen Seitenhiebe auf alle Nebenpersonen. Doch ein wenig Wahrheit steckt immer in den Aussagen! So kommt dieser Roman weder als Tatsachenbericht, noch als reine Satire, auch nicht als "normale" Geschichte daher, sondern als Mischung von allem. Da geht es launisch zu, vulgär, aber auch poetisch, philosophisch und zuweilen einfach grotesk.


Im Gedächnis blieb mir z.B., warum die (Kindergarten-) Tanten= Erzieherinnen oftmals die Kinder mit den schrecklichsten Kreativgeschenken zum Muttertag nach Hause schicken! Herrlich! 


Lisa Eckhart beweist einmal mehr, daß sie sehr gut zu beobachten weiß und dies' umso schöner in wahre Worte verpacken kann. So fühlt man sich zugleich verstanden und ertappt- und sehr, sehr gut unterhalten.


In diesem Buch schreibt sie als Autorin wie ihre Kunstfigur auf der Bühne agiert- herrlich bitterböse, schelmisch mit abstrusen Vorstellungen, aber immer voller Humor. Unbedingt lesen! Und nicht nur die Fans! 😉

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.10.2020

Erwartungen erfüllt

Mein Familienkompass
0

Ein Sachbuch, das nicht nur Erziehungsratgeber, sondern auch Helfer für die Eltern sein möchte.

Autorin Nora Imlau versteht ihr Handwerk. Ihre jahrelange Arbeit als Journalistin merkt man ihrem Buch an.
Das ...

Ein Sachbuch, das nicht nur Erziehungsratgeber, sondern auch Helfer für die Eltern sein möchte.

Autorin Nora Imlau versteht ihr Handwerk. Ihre jahrelange Arbeit als Journalistin merkt man ihrem Buch an.
Das Cover ist genretypisch, das Autorinfoto lässt sie offen, sympathisch und ehrlich wirken.

“Mein Familienkompass” von Nora Imlau ist im Ullstein Buchverlag erschienen und umfaßt 400 Seiten. Der Schreibstil ist flüssig und das Buch lässt sich daher sehr gut lesen.

Als Frau, Mutter und Journalistin stellt Nora die Frage: Wie kriege ich alles unter einen Hut? Die Familie soll für alle ein Nest sein, in dem die Kinder aber auch wir Eltern das bekommen, was wir gerade brauchen!

Nora Imlau beschreibt die historischen Hintergründe der Erziehungsentwicklung, wissenschaftlichen Erkenntnisse und anhand eigener Erfahrungen, warum wir etwas glauben (zu wissen) oder handeln. Oftmals wider besseren Wissens. 

Dennoch fehlt der erhobene Zeigefinger, vielmehr macht sie deutlich, daß wir alle immer mal wieder (aus oft nachvollziehbaren Gründen) falsch liegen. (und warum) Daß dies' aber kein Versagen ist, sondern zum einen menschlich und zum anderen, wir lern- und anpassungsfähig sind und es ändern können.

Und Perfektion uns in diesem Bereich nicht weiterbringt.

Mir gab dieses Buch einige Anregungen zum Nachdenken, Reflektieren und Erkenntnisse, warum mein Verhältnis zu meiner Mutter und meiner Tochter so ist, wie es ist. 

Das Buch hat alle Erwartungen erfüllt, es nicht nur Ratgeber, sondern ein echter Helfer, wenn es um Familien geht. Danke!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
Veröffentlicht am 24.08.2020

endlich #systemrelevant!

Weil es ohne uns nicht geht
0

Über den ganz „normalen Wahnsinn“ einer zentralen Notaufnahme in Bayern, schreiben hier wechselseitig Pfleger Michael (Mike) als Profi und Autor Fabian als Laie, bestens für den Leser zu Kapitelbeginn ...

Über den ganz „normalen Wahnsinn“ einer zentralen Notaufnahme in Bayern, schreiben hier wechselseitig Pfleger Michael (Mike) als Profi und Autor Fabian als Laie, bestens für den Leser zu Kapitelbeginn durch Spritze oder Stift gekennzeichnet.

Auch die überraschende Covid19-Pandemie fand' ihren Weg ins Buch. Die Sorgen deshalb und ihre Auswirkungen im (Arbeits-)Alltag wurden durch grau-unterlegte Abschnitte kenntlich gemacht.

Während Mike also unseren stressigen, spannenden, beängstigenden, oft auch komischen Alltag beschreibt, der uns häufig alles abverlangt, zugleich aber auch eine Erfüllung bedeutet, die kaum ein anderer Beruf bietet, schildet Fabian als Beobachter ganz andere Facetten, die man als Pflegende oft (schon) übersieht oder vll. noch nie wahrgenommen hat. Er erlebt die Kranken und ihre Angehörigen nicht als Arbeit, sondern schaut hinter den Vorhang und interessiert sich für ihre Geschichte- für die wir allzu häufig keine Zeit haben.

Dennoch wird hier nichts geschönt oder verklärt- neben einer hohen Empathie ist vor allem unsere Professionalität und Fachwissen gefragt, wenn wir unserer Arbeit nachgehen. Daß unser eigenes (Sozial-)Leben darunter leidet, wurde hier treffend formuliert! Danke dafür! 🌺

Dieses Buch ist nicht nur für Pflegende/ Ärzte lesenswert, sondern auch für alle anderen. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, daß wir uns alle irgendwann in einer Situation befinden, die einen Aufenthalt in einer NA unumgänglich macht.
Dann wäre es schön, auf jemanden wie Mike zu treffen, der seinen Beruf aus Berufung ausübt- trotz aller Widrigkeiten!


Ein großer Dank an beide Autoren für diesen realistischen Blick hinter die Kulissen. 💖

Bleibt- für uns alle!- zu hoffen, daß die Begrifflichkeit #systemrelevant nicht gleich wieder vergessen ist und unser Berufszweig die Anerkennung erhält, die ihm gebürt. Zugleich muß unser Gesundheitssystem umfassend reformiert werden. Damit wir in der Not alle relevant sind!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.08.2020

über das Leben

Das Leben ist ein wilder Garten
0

Das Cover ist unaufgeregt und für mich nichtssagend, dennoch zog mich der Klappentext in seinen Bann.

Hauptprotagonist Carlo ist Landschaftsgärtner mit einer eigenen Firma. Er ist eher sachlich strukturiert ...

Das Cover ist unaufgeregt und für mich nichtssagend, dennoch zog mich der Klappentext in seinen Bann.

Hauptprotagonist Carlo ist Landschaftsgärtner mit einer eigenen Firma. Er ist eher sachlich strukturiert und hält sich ungern in geschlossenen Räumen auf. Seine Frau Ana arbeitet als Krankenschwester und hat ihn und das gemeinsame (miteinander-) Leben verlassen. Die gemeinsame Tochter studiert nun in London. 
Carlo fühlt sich sehr einsam.

Seine Mutter ist aufgrund ihrer Demenz in einem Altersheim untergebracht- verschwindet aber von dort spurlos. Carlos Leben ist ein reines Durcheinander-  "ein wilder Garten".

Carlos Angestellter Agon hingegen stammt aus dem Kosovo, kennt Flucht und Entbehrungen. Er verbirgt eine sehr sanfte, sensible Seele in seinem massigen Körper. So kümmert er sich mit zärtlicher Hingabe um seinen kleinen Garten und die ihm verbliebenen Bücher aus seiner Heimat.

Gemeinsam verbringen sie ihren Arbeitsalltag miteinander und Agon unterstützt "Chef Weiss" bei der Suche nach seiner Mutter.

In einem ehemaligen Luxushotel werden sie fündig, und Carlo erkennt auf einmal Zusammenhänge, die nicht nur Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft betreffen, sondern auch ihn und all seine Nächsten.

Autor Roland Buti hat hiermit eine zarte, anrührende Geschichte geschrieben. Mit sanften Worten beschreibt er einen kleinen Kosmos und schafft es doch, allen Figuren und Szenen genügend Raum zu geben.

Dies' ist ein Buch, das man immer wieder lesen kann, weil die Erkenntnis daraus- je nach den eigenen Lebensumständen- wohl immer wieder eine andere sein wird.

Wohlverdiente 5 ☆

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere