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Veröffentlicht am 05.09.2020

Humorvolles Kinderbuch

Hilfe, meine Eltern haben meinen Geburtstag gestrichen!
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„...“Der Punkt ist“, sagte Keith, „manchmal tun Erwachsene nicht, was sie für ihre Kinder tun sollten, weil sie zu viel um die Ohren haben, oder was auch immer ihre Ausrede ist, also müssen wir Kinder ...

„...“Der Punkt ist“, sagte Keith, „manchmal tun Erwachsene nicht, was sie für ihre Kinder tun sollten, weil sie zu viel um die Ohren haben, oder was auch immer ihre Ausrede ist, also müssen wir Kinder die Dinge selbst in die Hand nehmen.“...“

Diese Worte seines besten Freundes bringen den 10jährigen Tom auf eine geniale Idee. Er hat nämlich ein Problem. Dieses Jahr ist sein Glücksgeburtstag, weil er am 11. August 11 Jahre alt wird. Er der sollte etwas ganz Besonders werden. Aber seine Eltern haben gerade keine Zeit, sich darum zu kümmern. Seine kleine Schwester glaubt, dass die Zahnfee sie mit einem Fluch belegt hat und seine Großmutter trauert um ihren Hund. Der Geburtstag soll irgendwann später gefeiert werden. DAS geht überhaupt nicht.
Der Autor hat ein humorvolles Kinderbuch geschrieben. Die Geschichte wird von Tom erzählt. Schon die ersten Seiten lassen die Lachtränen fließen.
Der Schriftstil ist kindgerecht. Zuerst versucht Tom, die Probleme seiner Familie zu lösen. Ihm läuft jedoch die Zeit davon. Er braucht dringend eine andere Idee. Die liefert in Keith.
Spannend finde ich Toms Einschätzung und Charakteristik seiner Eltern. Er ist dabei ein ziemlicher Realist und bringt es auf den Punkt.

„...Dad schrieb schon seit geraumer Zeit an seinem Buch. Seit Jahren. Er sagte aber, er sei fast fertig. Darüber freuten sich alle, besonders Mum. Sie hoffte, Dads Buch würde ein Bestseller, damit sie aufhören konnte, so hart zu arbeiten, um unsere Rechnungen zu bezahlen, während Dad an seinem Buch saß und überhaupt nichts verdiente...“

Ob es Tom gelingt, einen außergewöhnlichen Geburtstag zu organisieren und damit den letzten Geburtstag von Karl Käsemann zu übertrumpfen?
Das Buch hat einige Besonderheiten. Dazu zählen die vielen humorvollen Schwarz – Weiß – Illustrationen, die voller zusätzlicher Informationen stecken. Zum zweiten werden im Text ab und an für Tom wichtige Sätze oder Erkenntnisse schwarz, fett und stark vergrößert geschrieben. Zum dritten gliedert Tom seine Gedanken gern in drei Punkte.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 31.08.2020

Ein etwas anderes Jugendbuch

Adam Ethan
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„...Im Grunde fanden sie an allem, dass ihn ausmachte, etwas, womit sie ihn hänseln konnten. Seine wuscheligen Haare, welche er nie so recht unter Kontrolle bekommen hatte. […] Seine zierliche Gestalt, ...

„...Im Grunde fanden sie an allem, dass ihn ausmachte, etwas, womit sie ihn hänseln konnten. Seine wuscheligen Haare, welche er nie so recht unter Kontrolle bekommen hatte. […] Seine zierliche Gestalt, die so gar nicht männlich wirken wollte...“

Ja, der 15jährige Adam hat es nicht einfach. Er wird von älteren Jungen gemobbt, selbst am letzten Schultag vor den Ferien. Gegen einen könnte er sich durchsetzen, gegen eine Horde nicht. Trotzdem wirkt Adam nicht verschüchtert. Manchmal fällt es ihm schwer seine kesse Zunge im Zaum zu halten. Eine gewisse verständliche Bitterkeit spricht aus folgenden Worten:

„...Schön, dass man nicht einmal auf den Gedanken kam, ihm zu helfen. Wenigstens, nachdem die Mistkerle verschwunden waren, hätte sich doch jemand seiner erbarmen können...“

Adam ist bei seiner Mutter aufgewachsen. Die Fragen nach dem Vater hat sie konsequent abgeblockt. Heute will er seine Chance nutzen, um in den Unterlagen etwas zu erfahren.
Der Autor hat ein abwechslungsreiches Jugendbuch geschrieben. Er verknüpft das Thema Mobbing mit der Suche nach den eigenen Wurzeln und der ersten Liebesbeziehung.
Für ein Buch diese Genre überrascht positiv die stellenweise gehobene Wortwahl. Das zeigt sich zum Beispiel in obigen Zitat. Ab und an allerdings verwendet der Autor die alte Rechtschreibung. Als ein persönliches Stilmittel mag das durchaus möglich sein, könnte die Zielgruppe aber irritieren.
Gut beschrieben wurde Adams Reise zum Wohnort des Vaters. Natürlich hat er weder die Mutter informiert, noch kann er sich sicher sein, dass der Vater noch dort wohnt. Geschickt wurden eine Reihe von Eventualitäten eingearbeitet. Beim Trampen trifft man eben auf unterschiedliche Leute.
Ab und an durchzieht ein feiner Humor die Geschichte.

„...Ich kenne mich mit Raubkatzen aus und weiß, wann man auf Distanz bleiben sollte...“

Beim Gespräch mit dem Vater geht es um Wahrhaftigkeit und Verantwortungsbewusstsein. Und es wird ein Thema angesprochen, das den weiteren Verlauf der Handlung dominieren sollte. Bisher wurde es nur marginal angedeutet. Adam liebt den Nachbarsjungen Ethan. Genau auf den trifft er beim Waldspaziergang mit seinem Vater. Jetzt spielen Toleranz und Vertrauen eine Rolle.
Der Autor versteht es, die Begegnungen der Jungen und ihr intimes Kennenlernen behutsam zu schildern.

„...Ethan strahlte ihn wieder mit diesem Lächeln an. Es wirkte warmherzig auf ihn, dass er fast dahinschmolz...“

Über das Ende der Geschichte kann man geteilter Meinung sein. Dazu sollte man wissen, dass die Jungen in Amerika leben. Was kann man heutzutage einen Fünfzehnjährigen zutrauen? Wie weit kann er Verantwortung übernehmen? Ich finde die Idee mutig, halte sie aber in Deutschland für nicht machbar.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 25.08.2020

Tiefgreifender SF - Roman

Die Perelandra-Trilogie
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„...Soweit wir wissen, vollbringen wir etwas, das in der Geschichte der Menschheit, vielleicht sogar in der Geschichte des Universums, nie zuvor unternommen wurde. Wir haben gelernt, uns von dem Klumpen ...

„...Soweit wir wissen, vollbringen wir etwas, das in der Geschichte der Menschheit, vielleicht sogar in der Geschichte des Universums, nie zuvor unternommen wurde. Wir haben gelernt, uns von dem Klumpen Materie zu lösen, auf dem die Menschheit entstanden ist...“

Diese Worte von Weston beschreiben für den Philologen Ransom ein Abenteuer, das ihm eine völlig neue Sicht auf die Welt ermöglicht. Eigentlich war er nur zu dem Physiker Weston gewandert, um sich mit ihm auszutauschen. Dort trifft er auch auf Dick Devine. Beide Männer verfrachten Ransom in ein Raumschiff.
Der Autor hat einen fesselnden Zukunftsroman geschrieben. Allerdings sollte man beim Lesen nicht vergessen, dass das Buch vor circa 70 Jahren entstanden ist.
Die Geschichte besteht aus drei Teilen. Im ersten Teil darf ich Ransom nach Malakandra, uns als Mars bekannt, begleiten. Seine zweiter Flug führt ihn auf Perelandra, die Venus.
Im dritten Teil bleibt der Protagonist auf der Erde. Hier spitzt sich der Kampf zwischen Gut und Böse zu. Während die ersten beiden Teile während des Zweiten Weltkriegs spielen, findet der letzte Teil irgendwann danach statt.
Der Autor ist ein genialer Erzähler. Er erschafft gekonnt neue Welten und beschreibt sie auf unnachahmliche Art. Auf Malakandra leben drei völlig unterschiedliche Völker. Jedes von ihnen hat seine besonderen Begabungen. Trotzdem funktioniert das friedliche Zusammenleben. Man achtet einander und nutzt gegenseitig die unterschiedlichen Fähigkeiten.
Immer wieder durchziehen philosophische Gedanken die Geschichte.

„…Ein Vergnügen wird erst in der Erinnerung vollkommen. Du sprichst, Hman, als sei das Vergnügen eine Sache und die Erinnerung eine anderen. Es ist alles eins...“

Ransom lernt die Herrscher dieser Welt kennen und erlebt, dass sie nicht an den Planeten gebunden sind. Für mich als Leser ergeben sich hier Bezüge zum christlichen Glauben, die ich aber in anderen Situationen wieder infrage stellen werde.
Das folgenden Zitat gibt einen minimalen Ausschnitt von der Landschaft des Planeten wieder:

„..Ansonsten schien die Insel unbewohnt und die sanften Hänge waren kahl bis auf den Hain, der die Kuppe krönte. Dort oben war wieder eine Steinanlage zu sehen...“

Die Welt auf Perelandra ist ganz anders. Hier trifft Ransom nur eine Frau. Die Insel mutet paradiesisch an. Auch die ganze Handlung ist in dieser Art ausgerichtet. Weston erscheint und versucht die Frau zu Dingen zu bewegen, die ihr eigentlich verboten sind. Der Autor versteht es, den inneren Kampf wieder zu geben. Andererseits wird an vielen Stellen deutlich, dass die Frau und Weston im übertragenen Sinne völlig unterschiedliche Sprachen sprechen. So entgegnet sie ihm an einerStelle:

„...Deine Worte sind wie ein Baum ohne Früchte...“

Erstaunlich für mich ist es, dass die Frau diese Gespräche trotzdem als einen Reifeprozess betrachtet, auch wenn sie es anders ausdrückt. Es geht darum, ob Ransom mit seinen Warnungen siegt oder ob Weston ihr eine Übertretung einreden kann, indem er ihr die angeblichen Vorteile aufzeigt.
Wieder fließen philosophische Gedanken ein:

„...Ich verstehe nicht, warum verschiedene Welten die gleichen Lebewesen hervorbringen sollten. Tragen verschiedene Bäume die gleichen Früchte?...“

Der dritte Teil nimmt zwar mehr als die Hälfte des Buches ein, wird von mir aber nur kurz betrachtet. Hier treffen die Gegenspieler Ransom und Dick Devine das letzte Mal aufeinander, wobei das nicht richtig formuliert ist, denn sie werden sich kein einziges Mal mehr gegenüberstehen. Beide scharen um sich Menschen, die ihnen helfen sollen, ihr Ziel zu erreichen.
Ransom steht für das Gute und Ewige. Dick gibt sich zwar einen anderen Namen, bleibt aber der pure Materialist, der Menschen manipuliert, eine Welt des Schreckens aufbaut, die sich verdächtig nahe an der Zeit des Nationalsozialismus orientiert, und seine Kräfte in den Machtbereich des Bösen stellt. Für beide Seiten gilt allerdings.

„...Wenn Sie einmal die Hand an den Pflug gelegt haben, gibt es kein zZurück...“

Der Autor verknüpft christliche Aspekte mit der Sagenwelt und König Artus und Merlin. Seine Protagonisten agieren in Großbritannien.
Zwei Dinge finden nicht meine Begeisterung. Zum einen hat der Autor Probleme mit starken Frauen, zum anderen hätte ich mir seine Szenen zum Thema Kampf weniger blutrünstig gewünscht.
Als besonders Highlight tritt der Autor an wenigen Stellen selbst in den Geschichten auf.
Wer das Buch lesen will, muss wissen, dass neben rasanten Handlungsabschnitten viel Platz für tiefgreifende Gedanken und ausführliche Gespräche ist. Die können, sachlich und philosophisch sein und erfordert meist ein Mitdenken.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 22.08.2020

Lila eerzählt ihr Leben

Die Märchenerzählerin
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„...Ich bin nicht die Frau, die mit Stöcken durch die Wiesen rennt. Ich kann auch ohne sie gehen, und das sehr zügig...“

Das sagt die 76jährige Lila Oelmann von sich. Sie lebt seit knapp einem Jahr in ...

„...Ich bin nicht die Frau, die mit Stöcken durch die Wiesen rennt. Ich kann auch ohne sie gehen, und das sehr zügig...“

Das sagt die 76jährige Lila Oelmann von sich. Sie lebt seit knapp einem Jahr in einer Männer – WG und darf Hermanns Wohnung nutzen. Er war ihre große Liebe und ist plötzlich verstorben. Das Leben in der WG ist nicht einfach. Jeder hat seine Ecken und Kanten und ist geprägt von mehr als 75 Jahren Leben.
Lilas Gedanken beschreiben nicht nur das Jetzt und Hier. Sie gehen oft zurück in die Vergangenheit. Dort gibt es eine offene Wunde. Seit vielen Jahren hat sie nichts von ihrer Schwester Astrid gehört. Ab und zu bekam sie Kunstpostkarten ohne Name und Absender.
Die Autorin lässt in ihrem Buch anhand von Lilias Erinnerungen vor allem die ersten Jahre nach dem Krieg lebendig werden.
Das Buch zeichnet sich durch einen bildhaften Schriftstil aus – und es weckt auch beim Leser Erinnerungen.
Lilas Vater ist Musiker. Er ist kaum zu Hause. Astrid, die ältere Tochter, wird von der Mutter bevorzugt. Sie hat all das, was Lila fehlt: Schönheit, Zielstrebigkeit, Gehorsam. Dabei wird aber übersehen, dass Astrid aus diesem Grund auch glaubt, ein Anrecht auf Alles zu haben, dass sie möchte.
Lilas erste Ehe hält nicht lange. Der Grund steht hier:

„...Ich hatte es viel zu spät verstanden: Frank Finck wollte eine Frau, die nicht berufstätig war, die nicht studierte, die für ihn da war, wenn er nach Hause kam...“

Dann lernt Lila Konstantin kennen und schwebt auf rosa Wolken. Ein gemeinsamer Urlaub mit Astrid und Konstantin an der Nordsee aber öffnet ihr die Augen. Konstantin reist ab. Zwischen den Schwestern kommt es an einem Kanal zu einer Auseinandersetzung. Lila geht. Weder sie noch ihre Familie haben seitdem etwas von der Schwester gehört. Wie hatte ihr die Mutter einst gesagt?

„...Lila, sei mit deinen Wünschen vorsichtig. Vielleicht bekommst du, was du dir wünscht, aber dann stellt sich heraus, dass es nicht das ist, was du haben wolltest...“

Jetzt möchte Lila ihre Schwester gern noch einmal sehen. Sie fährt in die Niederlande an die Küste. Die Jahre haben auch dort Spuren hinterlassen. Das einstige Ferienhaus existiert nicht mehr.

„...Erinnerungen sind eingefroren, bewahren das Bild einer Situation, einer Gegend … Aber wie die sich verändert hat, kann die Erinnerung nicht sagen...“

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Lilas Leben ging durch Höhen und Tiefen. Sie brauchte lange, bis sie ihren Weg gefunden hat. Sie hat sich aber eines bewahrt: Empathie und Verantwortungsbewusstsein. Das prägt ihre letzten Entscheidungen.

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Veröffentlicht am 20.08.2020

Was heißt perfekt?

Unheimlich perfekte Freunde
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„...Wie ist die perfekte Schule? Geschlossen!, dachte Frido. Und dass sie ganz besonders an Elternsprechtagen geschlossen sein sollte...“

Frido weiß, warum ihn dieser Tag Bauchschmerzen macht. Er geht ...

„...Wie ist die perfekte Schule? Geschlossen!, dachte Frido. Und dass sie ganz besonders an Elternsprechtagen geschlossen sein sollte...“

Frido weiß, warum ihn dieser Tag Bauchschmerzen macht. Er geht in die vierte Klasse, und am Elternsprechtag wird die Lehrerin seinen Eltern mitteilen, dass er die Anforderungen für das Gymnasium nicht erfüllt. Natürlich möchte Frido aufs Gymnasium, denn sein bester Freund Emil schafft die Anforderungen spielend. Während sein Vater das eher gelassen sieht, ordnet die Mutter drei Mal in der Woche Nachhilfe an. Natürlich streiten sich die Eltern darüber und Frido reißt aus.
Auf den Jahrmarkt steht er plötzlich vor eionem magischen Spiegel. Daraus hervor tritt sein Spiegelbild. Das kann alles, was Frido nicht kann.
Die Autorinnen haben ein humorvolles und magisches Kinderbuch geschrieben.
Anfangs ist Frido begeistert. Während er frei hat, schreibt Spiegelfrido eine Eins nach der anderen. Doch bald begreift Frido, dass die Geschichte auch ihre Schattenseiten hat.
Der Schriftstil ist kindgerecht, das Geschehen gut nachvollziehbar. Wenn Spiegelfrido in allem das perfekte Gegenteil zu Frido ist, verkehren sich leider auch dessen positive Seiten ins Gegenteil. Und Fridos gut Schulleistungen rufen Neider auf den Plan. Die wollen wissen, wie das möglich ist.
Bald eskaliert die Situation. Es bedarf einer Menge Phantasie und Einfallsreichtum, das Durcheinander wieder in Ordnung zu bringen.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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