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Veröffentlicht am 29.08.2020

Ein Haifischjäger in Island

Kalmann
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Kalmann ist der Protagonist in diesem Islandroman. Ein ungewöhnlicher Protagonist: Haifischfänger, Jäger, selbst ernannter Sheriff von Raufarhövn und nicht ganz so schlau wie andere. Er stolpert ungewollt ...

Kalmann ist der Protagonist in diesem Islandroman. Ein ungewöhnlicher Protagonist: Haifischfänger, Jäger, selbst ernannter Sheriff von Raufarhövn und nicht ganz so schlau wie andere. Er stolpert ungewollt in Polizeiermittlungen zu einer Blutlache im Schnee und im Anschluss daran auch noch in ganz andere Sachen hinein.

Kalmann erzählt seine Geschichte selbst. Es ist kein zeitgleiches Erzählen, sondern er erzählt aus der Perspektive des schon Erlebten und kann deshalb auch immer wieder Andeutungen über den weiteren Verlauf der Handlung machen oder erklären, warum er in der Situation so und nicht anders gehandelt hat. Diese Erzählform hat mir recht gut gefallen, aber für jemanden, der wie Kalmann etwas einfältiger ist, überraschen manche Formulierungen, die er jetzt im Nachgang erklären kann, obwohl er sie in der früheren Situation nicht verstanden hatte. Das passt nicht ganz zusammen, man vermutet hinter den Formulierungen ein wesentlich reflektierteren und „verständigeren“ Erzähler, der Kalmann trotz seiner Charakterentwicklung meiner Meinung nach nicht ist. Kalmann hat eine Vorliebe für gewisse Ausdrücke, die ungewöhnlich und deshalb zunächst etwas befremdlich wirken können, aber diese Sprache ist ein wesentlicher Teil seines Charakters.

Die Landschaftsbeschreibung sind sehr atmosphärisch und auch in das kleine isländische Dorf kann man sich schnell eindenken. Was ich aber vermisst habe sind mehr isländische Bezeichnungen für die im Buch erwähnten TV-Programme, Markennamen und Fernsehsender: die klingen nämlich fast alle deutsch oder kommen aus den USA.

Die handelnden Figuren haben mir gut gefallen, besonders Kalmanns Opa, der ihn so nimmt wie er ist und für den Kalmann absolut in Ordnung ist. Denn die wichtigen Dinge im Leben weiß Kalmann; wie man jagt und wie man sich auf sein Bauchgefühl verlässt beispielsweise.

Insgesamt ein sehr unaufgeregter in Island angesiedelter Roman mit einem ungewöhnlichen Ich-Erzähler. Weniger ein Kriminalroman, als ein Roman mit einer Polizeiermittlung.

Unbedingt auch das Interview mit dem Autor im Anschluss an den Text lesen. Neben interessanten Einblicken in die Entstehungsgeschichte des Romans erfährt man dort auch die korrekte Aussprache für Raufarhövn.

Veröffentlicht am 26.08.2020

Witzig!

Die Känguru-Chroniken (Känguru 1)
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Das Känguru und sein Mitbewohner, der Kleinkünstler - oder war es umgekehrt? Die beiden sind ein super Team: Witzig, schlagfertig, aufmüpfig. So skurill die Ausgangssituation des Kängurus vor der Tür auch ...

Das Känguru und sein Mitbewohner, der Kleinkünstler - oder war es umgekehrt? Die beiden sind ein super Team: Witzig, schlagfertig, aufmüpfig. So skurill die Ausgangssituation des Kängurus vor der Tür auch ist, so gekonnt nistet es sich bei Marc-Uwe ein (wie die Brandstifter bei Dürrenmatt).
Man merkt dem Buch aber an, dass die einzelnen Texte fürs Radio geschrieben wurden. Oft fehlt ein größerer Handlungsbogen, deshalb nur vier Sterne.

Veröffentlicht am 26.08.2020

Spannender Ausflug in die Nanotechnologie

Beute
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Für einen Crichtonroman relativ kurz, aber trotzdem wie immer sehr spannend. Wie meistens bei Crichton geht es auch hier um Wissenschaftler, um Forschung, die aus dem Ruder läuft und Firmen, welche die ...

Für einen Crichtonroman relativ kurz, aber trotzdem wie immer sehr spannend. Wie meistens bei Crichton geht es auch hier um Wissenschaftler, um Forschung, die aus dem Ruder läuft und Firmen, welche die Gefahr nicht einsehen wollen. Am Anfang lässt sich das Buch viel Zeit die Hauptfiguren einzuführen und der besondere Kniff ist die Tatsache, dass zwei der Wissenschaftler miteinander verheiratet sind.
Ein absoluter Page-Turner, aber ganz so gut wie seine anderen Romane hat "Beute" mir nicht gefallen, daher nur vier Sterne.

Veröffentlicht am 26.08.2020

Außergewöhnliches Spiel mit Sprache

Omama
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Lisa Eckhart ist aktuell ständiges Gesprächsthema. Ich kannte die Kabarettistin vor der Lektüre des Buches nicht und muss auch sagen, dass mich weder Klappentext noch Coverbild sonderlich angesprochen ...

Lisa Eckhart ist aktuell ständiges Gesprächsthema. Ich kannte die Kabarettistin vor der Lektüre des Buches nicht und muss auch sagen, dass mich weder Klappentext noch Coverbild sonderlich angesprochen haben. Glücklicherweise habe ich dann doch die Leseprobe und dann das Buch gelesen. Was soll ich sagen: das ein oder andere Bonmot von sich zu geben oder den ein oder anderen geschliffenen Satz einzusprenkeln, das schaffen viele Autoren. Das aber so konsequent durchzuziehen wie Frau Eckhart - das ist wirklich eine Leistung!
Inhaltlich geht es um die „Omama“ der Protagonistin, deren Leben exemplarisch für die österreichische Nachkriegsgeschichte herhalten muss. Das ganze ist nicht nur wahnsinnig witzig, sondern auch überwiegend sehr zynisch, zuweilen auch bösartig geschildert. Das wird nicht jedem Leser gefallen, besonders nicht auf 350 Seiten, mir persönlich hat aber der ganze Roman sehr gut gefallen.
Eckhart verwendet ein außergewöhnliches, nicht alltägliches Vokabular, welches den Text zu einem besonderen Leseerlebnis macht. Auch die vielen österreichischen Worte haben einen besonderen Charme (auch wenn ich einige davon nachschlagen musste, da sie mir gar nichts sagten).
Durch die aktuelle Debatte um die Autorin war ich bei der Lektüre sehr aufmerksam, kann aber in der Lektüre weder Antisemitismus noch Fremdenfeindlichkeit erkennen, allenfalls ab und zu Ausdrücke, die nicht immer politisch korrekt sind, aber nie negativ aufstoßen.
Das die beschriebenen Lebenseindrücke der „Omama“ jetzt wirklich die Nachkriegsgeschichte widerspiegeln, sei einmal dahin gestellt. Sicherlich ist hier vieles im Roman bewusst übertrieben, das erwarte ich aber auch von einem (unterhaltsamen) Roman. Es ist eben keine Biografie.
Was mir neben dem besonderen Sprachstil besonders gut gefallen hat, ist die Durchbrechung der vierten Wand. An manchen Stellen spricht die Autorin die Leser direkt an und gibt Erläuterungen zum Text wieder; teilweise in einer Flapsigkeit, die mich an Jelineks Sportstück erinnert haben.
Fazit: Mir hat das Buch sehr gut gefallen, weil es witzig und ungewöhnlich geschrieben ist; man merkt, dass die Autorin es versteht mit Sprache zu spielen. Die Handlung ist so unterhaltsam, dass man immer weiterlesen will. Einen Punkt Abzug lediglich für Kapitel 2 des Buches, welches ein paar Längen hatte. Ein zweites Buch der Autorin würde ich aber definitiv auch lesen, da mir dieses hier sehr viel Spaß gemacht hat.

Veröffentlicht am 14.01.2024

Marienkäfer auf der Suche nach Glück

Vom Glück, besonders zu sein
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Lilu findet es blöd, keine Punkte zu haben. Die gehören ja schließlich zu jedem Marienkäfer dazu. Das ist das einzige Thema, über das sie nachdenken kann. Und dann trifft sie den Mistkäfer, durch den sie ...

Lilu findet es blöd, keine Punkte zu haben. Die gehören ja schließlich zu jedem Marienkäfer dazu. Das ist das einzige Thema, über das sie nachdenken kann. Und dann trifft sie den Mistkäfer, durch den sie versteht, dass es mehr als einen Weg gibt.
Mir gefällt die Geschichte vom kleinen Marienkäfer ohne Punkte gut. Die Zeichnungen sind recht minimalistisch, das tut der Geschichte aber (fast) keinen Abbruch. Die Texte sind für die Alterabgruppe ab 2 Jahren gut geeignet. Es wird eigentlich sehr wenig erklärt, was auf den Bildern zu sehen ist, sondern mehr kommentiert, meist zu Lilus Gefühlswelt. Das finde ich, gerade in Verbindung mit den minimalistischen Zeichnungen, gut, da sich die Kinder so selbst "zusammenbasteln" müssen, was denn eigentlich auf den Bildern passiert. Das Buch selbst ist auf festem Karton gedruckt und wirkt sehr stabil, handlich und robust.
Die Traurigkeit Lilus ist zu Beginn sehr greifbar, wenn sie in allem, was sie sieht, an ihre fehlenden Punkte erinnert wird. Nicht so gut gefallen hat mir das Ende der Geschichte. Da hätte man doch ein paar Worte mehr dazu verlieren können, was denn eigentlich passiert, gerade auf der letzten Seite hätte man ausführlicher sein können. Auch fand ich den Mistkäfer, dessen schillernde Farben eine wichtige Rolle spielen, zu blass gezeichnet. Die Farben hätte man ruhig kräftiger auswählen können, damit die Message besser verstanden wird. Und, was mich auch gestört hat ist Lilus Aussehen. Sie hat keinen gezeichneten Mund, aber anhand der Körpersprache und Fühlerstellung kann man am Anfang ihre Traurigkeit gut nachvollziehen. Am Ende, als sie glücklich ist, aber kaum einen Unterschied ausmachen. Das finde ich schade.
Auch die Message des Buches finde ich nicht ganz so überzeugend. Es gibt mehrere Stellen im Text, bei denen bewusst oder unbewusst andere abgewertet werden (Punkte seien doch langeweilig, wenn man noch nicht einmal Farbe hat, weiß man nicht, wie wichtig Punkte sind). Das ist nicht wirklich schlimm, aber besonders gut argumentiert finde ich das auch nicht. Auch nicht für die Zielgruppe. Letztlich hat einzig Lilu ein Problem mit sich selbst. Niemand anders stört sich an ihrer Punktlosigkeit. Und daher weiß ich nicht, ob die Geschichte wirklich so viel aussagt über "Akzeptanz und Vielfalt", wie der Klappentext verspricht.

Letztlich sind das alles nur Kleinigkeiten, aber insgesamt finde ich, dass man noch ein bisschen mehr aus dem kleinen Büchlein hätte herausholen können. Ich würde empfehlen, sich die Geschichte vor dem Kauf einmal komplett anzuschauen, um zu sehen, ob es dem entspricht, was man sich vorstellt. Und ich denke, dass man als Vorleser ein bisschen mehr dazu sagen muss als bei anderen Bilderbüchern. Ich finde nicht, dass die Geschichte für sich alleine stehen kann.

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