sachlich und sehr informativ
Zu viel und nie genugMary L. Trump, einzige Nichte des 74jährigen 45. Präsident der
Vereinigten Staaten schildert Erlebnisse, Werte und Geschäftliches der
Familie Trump, beginnend in den Zeiten ihres Großvaters, die sie selber
selbstverständlich ...
Mary L. Trump, einzige Nichte des 74jährigen 45. Präsident der
Vereinigten Staaten schildert Erlebnisse, Werte und Geschäftliches der
Familie Trump, beginnend in den Zeiten ihres Großvaters, die sie selber
selbstverständlich nicht miterlebt hat. Ausdrücklich weist sie darauf
hin, dass in diesem Buch nicht nur ihre eigenen Erinnerungen sondern
auch Erlebnisse und Erzählungen anderer miteinflossen und dargestellt
wurden.
Mary Lea Trump zeigt sehr sachlich auf, wie sich das Familienimperium
entwickelte, welche Strategien von einzelnen angewendet und auch, wie
Gesetze umgangen wurden. Selbstverständlich erkennt man auch eigene
Betroffenheiten, beispielsweise im Umgang der Familie mit ihrem eigenen
Vater; aber es wäre zutiefst merkwürdig, wenn diese Betroffenheit eines
menschlichen Wesens nicht wenigstens in dem hier geringen Maße
einfließen würde. Ihre Professionalität, u.a. als Psychologin, sich mit
Distanz und Fachwissen mit den Hintergründen auseinanderzusetzen, fällt
stetig auf, genauso, dass es sich keinesfalls um eine Abrechnung,
sondern um eine gute Hintergrundrecherche handelt.
Dass die Familie Trump Politiker und einflußreiche Prominente, wie auch
immer, in ihren Bekanntenkreis und ihre Schuld gezogen, durch erpresste
Gefälligkeiten, Finanzierungsgeschenke, Steuerhinterziehung und
vertuschte Konkurse ihr Geld gemacht hat, konnte jeder in den letzten
Jahrzehten in der Presse verfolgen. Wie klar abgegrenzt die Erfolge
zwischen Vater und Sohn Donald waren, ist vielleicht gar nicht so sehr
aufgefallen, weil Vater Fred seinem hofierten Sohn Millionen an
Taschengeld zugesteckt hat, um seine ruinösen Geschäfte, geprägt von
absoluter Selbstüberschätzung, gegenzufinanzieren. Sehr interessant fand
ich, wie diese Bevorzugung eines kleinen inkompeteten Trotzkopfes und
Narzisten schon von Kindesbeinen konsequent durch den Vater durchgezogen
wurde und auch, wie sehr die Familie zusammenhalten kann, wenn es darum
geht, andere zu übervorteilen, Profite für sich abzuschöpfen oder
Prozesse gegen sich abzuwehren.Da fallen dann auch schon mal
Familienmitglieder, sogar der Vater Fred, einfach so über die Klippe,
wenn es sich lohnt. Eigentlich hat man vielleicht einiges schon geahnt,
sich in diesem Umang aber wahrscheinlich nicht in diesem Ausmaß
vorstellen können.
Die von Mary L. Trump durchgeführte Analyse fällt, wie schon erwähnt,
sehr professionell, sachlich, schlüssig und eindeutig aus. Ich wünsche
diesem aufschlußreichen Werk eine große Leserschaft, besonders auch
unter den amerikanischen Wählern.