Rasante Dystopie mit wenig Tiefe, aber gerne mehr
Exit Now!„Ausstieg aus Europa. Die Schließung der Grenzen. Die Abspaltung des Vereinigten Irlands. […] Kürzungen im Gesundheitsbereich, bei den Bibliotheken, Universitäten und im Sozialen.“
Das ist das Großbritannien ...
„Ausstieg aus Europa. Die Schließung der Grenzen. Die Abspaltung des Vereinigten Irlands. […] Kürzungen im Gesundheitsbereich, bei den Bibliotheken, Universitäten und im Sozialen.“
Das ist das Großbritannien nach dem Brexit im Jahre 2024. Und als Tochter eines hohen Politikers lebt die 15-jährige Sam dagegen in einem goldenen Käfig. Hohe Mauern schirmen sie ab vor bettelnden Familien, Panzerglas schützt sie vor Bombenanschlägen und auf Empfängen lächelt sie zu den Reden ihres einflussreichen Vaters. Doch als Sam die zwei Jahre ältere Ava kennenlernt, erwacht sie aus ihrer Erstarrung: Sie beginnt Fragen zu stellen, rebelliert und bringt den gesamten Regierungs- und Sicherheitsapparat gegen sich und ihre Mitstreiter auf. Es ist das Prequel zu Teri Terrys erfolgreicher „Gelöscht"-Trilogie: packend und erschreckend aktuell!
Das Buch startet wirklich packend von der ersten Seite an und mit der wechselnden Ich-Perspektive zwischen Sam und Ava und den kurzen Kapiteln macht es Teri Terry durchgehend spannend. Ständig passiert etwas und es entsteht ein guter Lesefluss.
Langsam versteht man, wie sich spezielle Begriffe (und auch Regeln und Gesetze) wie Lorder entwickeln, in der Gesellschaft breit machen und dann bei der „Gelöscht“-Trilogie als selbstverständlich und wie nie anders gekannt da sind. Bekannte Namen tauchen auf und man bekommt ein Gefühl von Vertrautem.
Gebannt habe ich in diesem Buch diesen schleichenden Prozess beobachten können, mit dem sich die ganzen schlimmen Veränderungen im Gesellschaftssystem ausbreiten. Nach jeder Demo, nach jeder Aktion der Rebellen werden die Sicherheitsmaßnahmen verschärft und bis die Bevölkerung das wirklich mitbekommt, ist es schon zu spät um etwas dagegen tun zu können. Erschreckend, wie schnell eine Regierung eine ganze demokratische Gesellschaft umkehren kann. Dieser Schock gepaart mit dem Ohnmachtsgefühl nichts dagegen tun zu können und nicht zu wissen was als nächstes passiert sind schlimme Vorstellungen.
Vieles passiert Schlag auf Schlag und die Geschichte wird sehr schnell erzählt. Dabei kommt manches etwas zu kurz und bekommt nicht die Aufmerksamkeit, die es eigentlich verdient hätte. Zwischendurch fehlt die Tiefe, die Geschichte wird zum Teil oberflächlich und einfach zu schnell erzählt.
Dazu kommt, dass man nur wenige Informationen zum Brexit erfährt. Ich persönlich hätte mir gerne mehr aus der Sicht der Politiker gewünscht, dass sie ihre Vorgehensweisen erklären.
Man hätte aus dem einen Buch auch zwei oder drei machen können um die Thematik weiter auszuführen und detaillierter auszuschmücken. Dazu kommt, dass das Ende natürlich offen ist und es fehlen mir dabei noch ein paar Schritte bis hin zur „Gelöscht“-Trilogie.
Dieses Buch regt definitiv zum Nachdenken an, ich werde bestimmt noch öfter dran denken müssen und die Parallelen zur heutigen, aktuellen Gesellschaft und Regierung sind erschütternd. Das muss man erst mal sacken lassen.