Profilbild von MarySophie

MarySophie

Lesejury Star
offline

MarySophie ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit MarySophie über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.09.2020

Peggy Guggenheim und der Traum vom Glück

Peggy Guggenheim und der Traum vom Glück
0

Handlung:
Paris 1937
Peggy Guggenheim hat zwei Wünsche: sie möchte ein unabhängiges Leben führen und ihre eigene Galerie eröffnen. Zahlreiche Kontakte zur Künstlerbohème hat sie bereits und von vielen ...

Handlung:
Paris 1937
Peggy Guggenheim hat zwei Wünsche: sie möchte ein unabhängiges Leben führen und ihre eigene Galerie eröffnen. Zahlreiche Kontakte zur Künstlerbohème hat sie bereits und von vielen ihrer Freunde wird ihr Hilfe zugesichert. Und obwohl Peggy sich eigentlich vollkommen auf ihre Karriere konzentrieren wollte, tritt in diesem Moment Samuel Beckett in ihr Leben. Doch eine gemeinsame Zukunft scheint aussichtslos, denn für die Verwirklichung ihres Traums muss Peggy nach London ziehen.
Die Galerie läuft schließlich nicht so an, wie Peggy es sich gewünscht hätte und die politische Situation in Europa ändert sich immer mehr. Bis schließlich der Krieg ausbricht und nicht nur vielen Künstlern, sondern auch Peggy zur Gefahr wird. Peggy hilft wo sie kann, doch schließlich muss auch sie sich mit ihrer Liebe in große Gefahr begeben...

Meinung:
Ich mag das Cover. Es haut mich nicht um, ich habe schon oft ähnliches gesehen, doch es gefällt mir. Besonders gelungen finde ich die roten Details (Schriftfarbe, Kleid der Dame, Buchrücken), sowie den leicht verblassten und dadurch entstehenden nostalgischen Effekt. Es ist einfach stimmig und ergibt ein harmonisches Bild. Im Hintergrund ist ein niedlicher Park mit kleinen Tischen zu sehen, dahinter befinden sich wunderschöne, alte Gebäude, die viel Aura haben und dem Cover noch mehr Klasse geben. Als Blickfang dient eine Dame, mit tiefschwarzen Haaren, die stolz und mit aufrechter Haltung von dem Leser weggeht. Ich verbinde mit ihr Peggy Guggenheim, vor allem wegen der Haare, aber auch wegen der Zielstrebigkeit, die die Person ausstrahlt. Insgesamt also ein schönes Bild, welches mir in einer Buchhandlung auf jeden Fall aufgefallen wäre.

Erstmals gesehen habe ich den Roman bei Instagram oder im Internet. Ich kann mich gar nicht mehr entsinnen, auf jeden Fall fand ich die Inhaltsangabe direkt interessant und das Buch wanderte auf meine Wunschliste. Ich wollte einfach gerne mehr über Peggy Guggenheim erfahren, von der ich bisher tatsächlich noch nie etwas gehört habe. Ihre berühmte Familie, allen voran die Geschichte von Benjamin Guggenheim ist mir bekannt und auch von den Guggenheim-Musseen habe ich gehört und Bilder gesehen. Doch Peggy war mir unbekannt. Und da ich Geschichten über starke Frauen liebe, musste ich das Buch lesen! Freundlicherweise wurde mir der Roman vom Bloggerportal zur Verfügung gestellt, wofür ich mich auch hier noch einmal ganz herzlich bedanken möchte.

Ich bin selbst davon überrascht, wie schnell ich den Roman ausgelesen hatte. Lediglich drei Tage habe ich für die knapp 450 Seiten gebraucht, weil ich oft wissen wollte, wie die Geschichte von Peggy weitergehen wird und welche Begegnungen sie erleben wird, inwiefern der Kriegsverlauf auf sie und ihre Lieben Einfluss haben wird. Ich habe das Buch lange Zeit richtig gern in die Hand genommen und war von ihr als Person, als auch von der schillernden Bohèmewelt sehr fasziniert.
Aber auch der Schreibstil hat dazu beigetragen, dass ich immer weiterlesen wollte. Ich fand die Sprache hatte durchaus ihren Anspruch und war trotzdem sehr gut und locker zu lesen. Es gibt ganz wunderbare Beschreibungen von Ortschaften und Gebäuden, zudem mochte ich es, wie viele bekannte Künstler auftreten und wie man diese kennenlernt. Ein jeder hat Eigenarten bekommen und sich dadurch von den anderen abgehoben!

Es findet eine Unterteilung in drei Teile statt, die jeweils noch in Kapitel gegliedert werden. Jeder Teil widmet sich einer bestimmten Zeit in Peggys Leben und es wurde nicht nur mit wenigen Worten die kommende Handlung gekonnt zusammengefasst, sondern auch die Handlungszeit wurde angegeben. Teil eins und zwei konnten mich vollkommen überzeugen, sie hatten eine besondere Dynamik, die mein Interesse immer weiter angefacht hat. Es war Spannung vorhanden und ich mochte die ganzen Begegnungen mit den Künstlern, sowie die traumhaften Darstellungen von Frankreich und England. Leider muss ich sagen, dass mir genau das im dritten Teil gefehlt hat. Irgendwie war die Spannung verpufft, die Luft war ein bisschen raus und mich hat die Handlung nicht mehr so gefesselt wie anfangs, als die Szenen in Europa stattfanden. Ich finde, auch Peggy hat , zurück in ihrer Heimat, ein wenig von ihrer Energie eingebüßt und selbst die Szenen, in denen zahlreiche Künstler und Schriftsteller zusammenkommen, haben ein wenig ihren Charme verloren.

Den Kapiteln vorangestellt ist immer die Straße, sowie das Datum oder der Monat der folgenden Handlung. Auf diese Weise kann man sich immer schnell und einfach ein Bild davon machen, wie viel Zeit seit dem Beginn der Handlung vergangen ist, um wie viele Jahre die Protagonisten mittlerweile gealtert sind oder wie weit der Krieg fortgeschritten ist. Fand ich sehr sehr hilfreich und ich habe es sehr begrüßt, dass es diese Details gibt, was ich ja immer gerne bei Romanen mag!

Am Ende des Roman findet sich noch ein ganz wunderbares Nachwort, in dem nicht nur erklärt wird, weshalb dieser Roman entstanden ist, sondern man erhält auch Informationen darüber, was mit vielen der bekannten Künstlern, die erwähnt werden oder persönlich auftreten, passiert. Wann sie sterben, manchmal werden noch einige Worte zur weiteren Schaffensphase verloren. Es entsteht dadurch ein rundes Bild und man muss nicht zwingend danach im Internet nachschauen, wie das weitere Schicksal der Personen aussieht. Ich habe viele Personen danach trotzdem gegoogelt, einfach um zu schauen, inwieweit sich mein Bild von ihnen von dem tatsächlichen Aussehen der Künstler abhebt.

Ich finde es ganz bemerkenswert, wie viele bekannte Persönlichkeiten die Autorin in ihrem Roman auftreten lässt und welche Eigenarten sie ihnen verpasst. Keiner gleicht dem anderen und ein jeder hebt sich durch bestimmte Merkmale voneinander ab. Fand ich richtig gut und ich mag es, wie sie nur an den passenden Stellen auftauchen und Peggy dabei stets im Vordergrund bleibt.
Trotz der Vielzahl an Personen hatte ich nie Probleme damit, sie auseinanderzuhalten oder wiederzuerkennen. Vielleicht wäre es aber trotzdem ganz angebracht gewesen, dem Roman ein Personenverzeichnis zur Seite zu stellen, damit Verwechslungen von vorn hinein ausgeschlossen werden. Und man hätte sich am Ende noch einmal vor Augen führen können, wie viele berühmte Persönlichkeiten man gerade getroffen hat:)
Ich muss ehrlich zugeben, dass ich Peggy nicht immer komplett sympathisch fand. Ab und an war mir ihre Art zu forsch und ich hatte häufiger das Gefühl, als würde sie ihre Entscheidungen nicht richtig abwägen. Jede kleine Idee will sofort verwirklicht werden, ohne das sie vorher richtig darüber nachdenkt und mögliche Schwierigkeiten beachtet. In dieser Hinsicht war mir Peggy zu impulsiv und nicht hinterfragend genug. Zudem kam für mich nicht der Charme ihrer Figur herüber, ich habe nie recht verstanden, was ihre Freunde und Bekannte an ihr geschätzt haben und weshalb sie menschlich von vielen auf eine so große Stufe gestellt wurde. Obwohl es allerhand Einblicke in ihre Gedanken- und Gefühlswelt gab, war es mir zu wenig und ich hatte oft das Gefühl, als würde Peggy nie ihr wahres Ich zeigen, sondern immer eine Maske tragen. Mir hat sie insgesamt zu wenige Facetten gezeigt.
Trotzdem bewundere ich sie, nicht nur für ihr künstlerisches Gespür, sondern auch für ihre Taten im Zweiten Weltkrieg. Hier zeigte sich ihr Mut und ihr besonderes Denken, was Peggy auszeichnet und einzigartig macht. Darüber hätte ich gerne noch mehr gelesen!

Ich finde nicht, dass der Roman eine sonderlich große Stimmung ausgestrahlt hat. An keiner Stelle kam für mich große Trauer oder Freude durch und meist wurde die Handlung recht nüchtern erzählt. Viele Emotionen sind eigentlich an keiner Stelle herausgekommen und ich konnte nie mit den Protagonisten mitleiden, mitfiebern oder mich mitfreuen. Dadurch konnte ich leider auch nicht so einen Draht zu den Personen aufbauen, wie ich es gern gehabt hätte.

Es gibt einige Handlungsorte, die alle mit vielen bildreichen Worten beschrieben sind und eine unglaubliche Atmosphäre verströmt haben. Unterschiedliche Landschaften werden genaustens beschrieben und vieles konnte ich mir sehr gut vorstellen. Trotzdem habe ich zwei Orte, wo mir die Handlung am besten gefallen hat und wo die Stimmung und der Charakter der Stadt am besten getroffen wurden. Dabei handelt es sich um Paris und London, ich habe diese zwei Örtlichkeiten sehr gemocht. Es hat dort einfach alles gepasst und ich muss auch sagen, dass in diesen Städten die Handlung für mich am interessantesten und abwechslungsreichsten war.

Immer wieder werden auch historische Ereignisse in den Roman eingebunden. Diese drehen sich vor allem um den Zweiten Weltkrieg und die Folgen für die Bevölkerung, aber auch für die Menschen, die fliehen müssen und für die ein Leben in Europa zu unsicher und gefährlich ist. So wird die Handlung immer wieder auf den Boden der Tatsachen gebracht und die Geschichte erhält viel Wahrheitsgehalt.

Fazit:
Wie man aus meinen bisherigen Worten herauslesen konnte, hat mir der Roman von Sophie Villard gut gefallen, ich wurde gut unterhalten, fand die Handlung meist interessant und recht spannend und ich habe eine wunderbar starke Frau kennenlernen können. Viele Aspekte des Romans haben mein Wohlwollen erregt und mich froh gemacht, das Buch gelesen zu haben.
Leider habe ich kleine Kritikpunkte, die ich bereits ausführlich erörtert habe und auf die ich jetzt nicht weiter eingehen werde. Für diese werde ich gesamt einen Punkt bei meiner Bewertung abziehen.
Ansonsten kann ich den Roman auf jeden Fall empfehlen, er beherbergt eine spannende Geschichte über eine besondere Frau und kann mit vielen interessanten Künstlern aufwarten, was einen tollen Einblick in die schillernde Bohèmewelt liefert!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.09.2020

So weit die Störche ziehen

So weit die Störche ziehen (Die Gutsherrin-Saga 1)
0

Handlung:
Ostpreußen 1939
Als der Zweite Weltkrieg ausbricht, hat er erst mal keine Auswirkungen auf das Leben von Dora Twardy, Tochter eines Gutsherrn. Ihr mangelt es an nichts, weder an gutem und ausreichendem ...

Handlung:
Ostpreußen 1939
Als der Zweite Weltkrieg ausbricht, hat er erst mal keine Auswirkungen auf das Leben von Dora Twardy, Tochter eines Gutsherrn. Ihr mangelt es an nichts, weder an gutem und ausreichendem Essen, noch an Kleidung oder Verehrern und der Krieg ist in weiter Ferne. Erst als nicht nur ihr älterer Bruder, sondern auch ihr Vater eingezogen werden, muss Dora endgültig aus ihrem Traum erwachen. Sie übernimmt die Verantwortung und Leitung des Gutes und kämpft nicht nur für den Erhalt des Familienbesitzes, sondern auch für die Menschen und Tiere, die ihr anvertraut sind. Während dieser Zeit treten immer wieder zwei Männer in Doras Leben, die sie verwirren und die beide auf ihre Art ihr Herz erobert haben: Wilhelm von Lengendorff, ein Freund ihres Bruders, sowie der Kriegsfotograf Curt von Thorau. Doch Dora erkennt erst, wen sie wirklich liebt, als es schon fast zu spät ist...

Meinung:
Das Cover mag ich gerne, es hebt sich durch den wunderbar eingefärbten Himmel stark hervor und wird dadurch zum Hingucker. Der Himmel erstrahlt in verschiedenen Farben und Nuancen und wirkt auf jeden Fall mysteriös, teilweise sogar magisch. Dazu gibt es eine Weite, die vermittelt wird, zum Träumen einlädt und mir richtig gut gefällt.
Außerdem ist eine Dame zu sehen, die auf einem Feld steht, nachdenklich in die Ferne schaut. Sie hat eine gerade und stolze Haltung und ist der Mode um 1940 gekleidet und hat für mich das würdevolle und selbstbewusste Auftreten einer Gutsherrentochter.
Insgesamt gefällt mir das Bild richtig gut, vielleicht wäre ein kleiner Bezug zum Titel noch passend gewesen, indem am Himmel so zwei-drei Störche / Vögel sichtbar gewesen wären.

Ich hatte den Roman bereits in der Verlagsvorschau gesehen und er ist direkt auf meine Wunschliste gewandert. Mich hat die Geschichte, die Inhaltsangabe und die Handlungszeit direkt angesprochen und ich habe mir davon eine famose Geschichte erhofft. Als ich den Roman bei Vorablesen entdeckt habe, stand direkt mein Entschluss fest, mein Glück zu versuchen und somit habe ich einen Leseeindruck verfasst, der tatsächlich zu einem Buchgewinn geführt hat. Ich war unglaublich glücklich darüber, denn mich hatte die Leseprobe einfach nicht losgelassen und ich wollte das Buch danach unbedingt lesen. Ich möchte auch an dieser Stelle noch einmal meinen ganz herzlichen Dank an Vorablesen und den Ullstein Verlag für das Rezensionsexemplar aussprechen!

Ich empfand die Schreibweise als angenehm und locker, sie ist nicht zu hochtrabend und lässt sich sehr gut lesen. Ich bin ohne Probleme durch den Roman gekommen und fand es interessant, wie auch bei dem Schreibstil ein kleines Stück weit eine Entwicklung zu sehen ist, genau wie bei Dora. Während diese anfangs noch jugendlich ist und vor allem Spaß haben möchte, ist auch die Sprache einfach und leicht gehalten. Je mehr die Schrecken vom Krieg zunehmen, desto mehr lässt sich dies auch herauslesen und gleichzeitig wird auch Dora ernster und immer pflichtbewusster. Es gibt also eine tolle sprachliche Entwicklung, die viel Spaß gemacht hat.
Ich empfand es als ganz besonders, dass es unglaublich viele und gute Beschreibungen von Gegenden, Situationen und Personen gibt. Diese nehmen sicherlich gut über die Hälfte des Romans ein, im Gegensatz dazu gibt es recht selten wörtliche Rede. Und das hat mir richtig gut gefallen und es hat Spaß gemacht, den Roman zu lesen und auf diese Weise ganz tief in die Geschichte eintauchen zu können. Sowohl die Landschaft von Ostpreußen und der Gutshof der Familie Twardy, als auch die Kriegsgeschehnisse werden unglaublich lebendig und mit aussagekräftigen Worten versehen. In dieser Hinsicht ist der Roman ein wahres Highlight und kann absolut überzeugen!

Ich hatte ja gerade erwähnt, dass die Geschichte immer ernster wird, je weiter der Krieg fortschreitet. Ich mochte es sehr, wie man dies mitverfolgen kann und zu lesen, welche Gedanken sich die Protagonisten, allen voran Dora darum machen. Und eigentlich müsste die Spannung dadurch auf einem konstant hohen Niveau bleiben, gerade weil man als Leser ungefähr weiß, wie sich die politische Lage und das Kriegsgeschehen weiterentwickeln werden, aber man nicht genau sagen kann, wie sich die Gescchichte um Familie Twardy entwickeln wird. Doch meiner Meinung nach war dem nicht so. Ich fand oft, dass die Geschichte etwas vor sich hin geplätschert ist und nur selten spannende Szenen vorhanden waren. An sich habe ich kein Problem damit, wenn das normale Leben der Personen dargestellt wird, ohne großes Drama und ohne unnötig aufregende Momente. Hier hat mir aber was gefehlt. Selbst als der Krieg in seiner Endphase war, entstand bei mir kein Eindruck von Spannung. Was ich sehr schade finde, so habe ich den Roman zwar gerne gelesen, doch manchmal war mir die Handlung etwas zu einseitig und dröge...

Ganz wunderbar hingegen empfand ich die Stimmung. Diese war greifbar und hat sich teilweise auch etwas auf mich übertragen. Egal ob freudige oder traurige Momente, die Emotionen wirkten realistisch und haben immer perfekt zur jeweiligen Situation gepasst. Zudem mochte ich es, dass stimmungsvolle Momente nie zu überzogen dargestellt wurden, sondern immer in einem angenehmen Maße stattgefunden haben, sodass man den Protagonisten ihre Laune stets abkaufen konnte!

Ebenfalls richtig gut gefallen hat mir die gelungene Einbindung von historischen Ereignissen. Je weiter die Handlung fortschreitet, desto häufiger tauchen immer wieder Aussagen zur politischen Lage, über den Kriegsverlauf oder sonstiges auf. So kann man ein wenig die Sorgen der Personen wahrnehmen und besonders interessant empfand ich die Folgen des Krieges für Ostpreußen. Ich habe dazu schon viel gehört und gelesen, aber es an einem so lebendigen und authentischen Beispiel mitzuerleben ist doch noch einmal etwas anderes.
Mich hat gerade der Aspekt von Flucht und Vertreibung interessiert und ich war darauf richtig gespannt. Leider hat dies nicht sehr viele Kapitel eingenommen und ich empfand auch das Ende als ziemlich fix herbeigeführt. Mir hätte es wirklich gut gefallen, wenn es mehr Abschnitte zu diesem Thema gegeben hätte. Gerne hätte ich auch noch mehr Seiten gelesen, um mehr über diese beiden Punkte zu erfahren. So wurde mir dieser Aspekt leider etwas zu kurz gehalten.

Ganz besonders toll und gelungen empfinde ich die Darstellung des Settings! Davon bin ich wirklich hin und weg und absolut begeistert. Mit wie viel Liebe sich die Autorin diesem Punkt gewidmet hat und es gibt ganz wunderbare Beschreibungen von den Landschaften, sondern auch von den Gebäuden. Einfach traumhaft!
So gut wie jedes Setting hat sehr lebendige und ansprechende Bilder vor meinen Augen hinterlassen, als ganz besonders farbenfroh erschien mir immer der Gutshof der Familie Twardy. Ich mochte die Szenen dort unglaublich gerne und habe ihn mir in jeder Jahreszeit ausmalen können. Und in jeder der vier Saisons hätte ich richtig gerne Zeit auf dem Hof verbracht und alles mit eigenen Augen gesehen. Und dazu noch die Gegend, die Landschaft. Ich habe den Gutshof sehr gemocht und dort haben sich meine Lieblingsszenen abgespielt.

Auf dem Klappentext wird ja bereits eine mögliche Liebesbeziehung von Dora mit zwei Herren angedeutet. Das war auch der einzige Aspekt in der Inhaltsangabe, der mein Interesse nicht sofort geweckt hat. Und ich muss am Ende sagen, dass ich dies nicht unbedingt gebraucht hätte. Vielleicht weil ich die ständig wechselnden Gefühle von Dora nicht verstanden habe, vielleicht weil mir einer der Herren nicht sehr sympathisch war. Ich weiß nicht. Auf jeden Fall fand ich die Abschnitte etwas ermüdend, in denen Dora immer wieder hin und her überlegt hat, für welchen Mann sie Gefühle hegt und mit wem sie wirklich ihr Leben verbringen möchte. Dieser Punkt hätte für meinen Geschmack gerne kürzer ausfallen können!

Ich mochte es bei den Protagonisten sehr, wie lebendig und einzigartig alle daherkommen. Jeder hat sich wirklich von den ganzen anderen abgehoben und eigene Attribute und Eigenschaften erhalten. Dadurch entsteht eine unglaublich große Vielfalt an Charakteren, die ein breites Bild der Menschheit darstellen.
Mir hat es auch gut gefallen, wie die Autorin es dem Leser überlässt, ob man eine Person als sympathisch oder unsympathisch einstuft. So kann man vollkommen selbst entscheiden und für mich gab es tatsächlich Personen, die ich von ihrem Auftreten und ihrem Wesen nicht mochte. Doch diese sind halt nicht extra dafür ausgelegt, dass sie Misstrauen beim Leser erwecken, sondern es kommt jeweils auf die eigene Person an und darauf, welche Art und welche Charakterzüge man selbst bei jemandem anderen schätzt.
Ich empfand es als sehr interessant zu beobachten, wie sich Dora im Roman weiterentwickelt und zu was für einem Menschen sie am Ende wird. Denn ich muss zugeben, dass ich Dora anfangs nicht sonderlich mochte, sie als etwas naiv und blauäugig empfand und viele Aussagen als kritisch betrachtet habe. Sie hat den Krieg nicht als bedrohlich wahrgenommen, sondern war in ihrer eigenen Blase gefangen und hat nur selten einen Gedanken daran verschwendet, wie andere Menschen auf den Krieg reagieren, was für Grausamkeiten und Ängsten sie tagtäglich ausgesetzt sind. Das hat mich lange Zeit gestört, dass Dora nur ihre eigenen Problemchen als wichtig angesehen hat und dabei ein wenig die Augen vor dem Krieg und den grausigen Folgen verschlossen hat. Oft wollte ich sie schütteln und habe gehofft, dass sie auch das Leid anderer Menschen anerkennt und sie in dieser Hinsicht reifer wird.
Glücklicherweise hat Dora eine gute Entwicklung hingelegt, sie ist erwachsener geworden, hat Verantwortung übernommen und Entscheidungen fällen müssen, die Auswirkungen auf das Leben vieler Personen haben. Dadurch ist sie merklich selbstbewusster und stärker geworden und hat ihr kindliches Denken fast vollkommen abgelegt. Es war wirklich interessant zu beobachten, was der Krieg für Folgen für ein jugendliches Mädchen hat und ich finde, dass Dora sich toll entwickelt hat und sie war mir am Ende deutlich angenehmer und sympathischer war als am Anfang!

Fazit:
Leider sind mir, noch bevor ich mit dem Lesen begonnen habe, bereits ein paar Meinungen auf Instagram aufgefallen, die sehr positiv waren und das Buch nur lobend erwähnt haben. Und dadurch sind bei mir die Erwartungen unabsichtlich ein Stück gestiegen und ich war richtig gespannt, was den anderen Lesern daran so gut gefällt.
Leider ist dieser Funke auf mich nicht so richtig übergesprungen. Zu weiten Teilen mochte ich die Geschichte gerne und habe die Entwicklung von Dora, aber auch des Krieges mit viel Interesse verfolgt. Doch für mich ist das Buch nicht zu so einem Highlight geworden, wie ich es mir erhofft hatte. Dafür fand ich Dora nicht immer sonderlich angenehm, zudem fehlte mir die Spannung und die Liebeleien von Dora hätten für mich auch nicht unbedingt sein müssen.
Im Gegensatz dazu hat mir das Setting und auch die Schreibweise unglaublich gut gefallen und auch an der Stimmung hatte ich viel Freude. Und der Großteil der Protagonisten hat mir ebenfalls richtig gut gefallen, weshalb ich am Ende gute vier Sterne für das Buch vergebe!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.08.2020

Das Juliusspital - Ärztin in stürmischen Zeiten

Das Juliusspital. Ärztin in stürmischen Zeiten
0

Handlung:
Würzburg, Ende des 19. Jahrhunderts
Henrike fühlt sich nach einem Besuch des Juliusspitals wie magisch angezogen von dem Gebäude. Und das, obwohl ein Großteil der Bevölkerung das Spital immer ...

Handlung:
Würzburg, Ende des 19. Jahrhunderts
Henrike fühlt sich nach einem Besuch des Juliusspitals wie magisch angezogen von dem Gebäude. Und das, obwohl ein Großteil der Bevölkerung das Spital immer noch mit Misstrauen betrachtet.
In Henrike reift ein Plan: sie möchte Medizin studieren. Doch schon wie ihre Großmutter Vivianna muss die junge Frau für diesen Wunsch kämpfen, noch immer gibt es ein Immatrikulationsverbot für Frauen. Um erste Erfahrungen des Klinik-Alltags zu sammeln, nimmt Henrike eine Stellung als Reserve-Wärterin in der Psychiatrie an, ganz ohne das Wissen der Eltern, die dies niemals erlauben würden. Und während ihrer Zeit im Spital wird sie Zeugin von Entdeckungen, die großes medizinisches Potenzial haben. Allen voran entdeckt Professor Röntgen die „Zauberstrahlen“...
Im Juliusspital lernt Henrike einen französischen Medizinstudenten kennen und schon bald träumt sie von einer gemeinsamen Zukunft. Doch Henrike muss vorsichtig sein und einen geschickten Zeitpunkt abwarten, um die Eltern in ihre Wünsche und Geheimnisse einzuweihen. Und auch vor der Tuberkulose, die in Würzburg Einzug hält, sollte sich die junge Frau in Acht nehmen...

Meinung:
Das Cover orientiert sich stark an dem des ersten Teils. Es gibt einen gleichen Aufbau, auch wenn diesmal kleine Details geändert wurden. Als besonderes Highlight dient für mich noch immer die goldene Schrift des Untertitels und der Abbildung des Spitals oben rechts. Ich mag das Glitzernde sehr und finde, dass es Glanz und Klasse in das Bild hineinbringt. Unten rechts ist wieder ein Gebäude zu sehen, welches das Juliusspital darstellt. Es passt thematisch natürlich perfekt zu der Geschichte und man kann sich auf diese Weise ein erstes Bild von dem Spital machen.
Am unteren linken Rand wendet sich eine Frau halb dem Leser zu. Anhand einiger äußerlicher Details bringe ich sie mit Henrike in Verbindung, gerade die rötlichen Haare stimmen mit ihrer Figur perfekt überein. Sie ist modisch und ausgewählt gekleidet, man merkt, dass sie einer feineren Schicht angehört.
Es gibt auf dem Cover also allerhand zu entdecken und häufig lässt sich eine Verbindung zu der Geschichte ziehen, was mir gut gefällt. Es ist ein harmonisches und stimmiges Cover, welches rund ist und sich aus der Menge abhebt.

Erst im Juni hatte ich Band eins der Reihe gelesen, welchen ich ganz hervorragend fand. Ich emfand die Charaktere als angenehm, dem Roman liegt wieder eine wunderbare Recherche zugrunde und ich mochte das Buch irgendwann gar nicht mehr aus der Hand legen. Daher stand es für mich außer frage, dass ich auch unbedingt die Fortsetzung lesen und noch mehr über das Juliusspital erfahren möchte. Jetzt war es endlich so weit und ich habe mich sehr auf das Wiedersehen mit Vivianna gefreut. Auch an dieser Stelle möchte ich mich nochmals herzliche beim Droemer Knaur Verlag für das Rezensionsexemplar bedanken!

Noch vor dem Beginn des Romans erwartet den Leser ein ausführliches und in Kategorien eingeteiltes Personenverzeichnis. Zu jedem wird kurz etwas gesagt, es werden Verwandtschaftsverhältnisse aufgezeigt oder der Beruf wird genannt. So kann man sich bereits ein erstes Bild machen, kann sehen, welche Protagonisten noch aus dem ersten Band bekannt sind und welche neu hinzukommen. Zur Vorbereitung auf die eigentliche Lektüre ist es perfekt und ich mag die Auflistung der handelnden Personen ja eh immer sehr gern.

Der Roman wird in drei Teile gegliedert, die insgesamt acht Jahre umfassen. Ein jeder Teil hat eine Überschrift, die perfekt zu den kommenden Seiten passt und kurz und prägnant das Folgende zusammenfasst. Erst während des Lesens machen die Überschriften Sinn und ich finde es faszinierend, wie man für so viele Seiten so kurze und prägnante Titel findet!
Am Anfang neuer Kapitel ist stets vermerkt worden, in welchem Monat und Jahr die folgende Handlung spielen wird. Über diese Information bin ich sehr glücklich gewesen, wie ich erwähnt hatte gibt es einen größeren Handlungszeitraum. Starten tut die Geschichte 1895 und sie endet 1903, was gesamt acht Jahre umfasst. In diesen Jahren geschieht viel, nicht nur politisch, sondern auch in den Leben von Vivianna und ihren Nachkommen. Daher fand ich es schon ansprechend, dass Jahreszahlen genutzt wurden, man sich auf diese Weise zeitlich orientieren kann und dieses Detail macht die Geschichte auf jeden Fall rund.

Auch diesmal gibt es wieder einen Erzähler, der unparteiisch bleibt und auf eine neutrale Weise die Ereignisse anschaulich beschreibt. Man kann vollkommen frei entscheiden, welche Protagonisten man als sympathisch einstuft und gegenüber welchen man Unbehagen empfindet, was ich immer gerne mag. Zudem gibt es keine Figur, der man ausschließlich durch den Roman folgt, sondern hier wechseln sich die Personen immer wieder ab. Im besonderen Mittelpunkt stehen zwar Vivianna, Ella und Henrike, aber auch Ärzte des Juliusspitals erhalten ein paar Abschnitte und werden dem Leser auf diese Weise nähergebracht. Die Handlung gestaltet sich als abwechslungsreich und ich fand es interessant, dass so viele Personen zu Wort kommen und man Einblicke in die Welt von ganz unterschiedlichen Personen bekommt. Zudem wird so ein Bild der Gesellschaft gezeichnet, was eindringlich ist und authentisch wirkt.

Für mich gestaltete es sich als unproblematisch, mich auf die Handlung zu konzentrieren und darauf einzulassen. Ich glaube das liegt auch daran, dass die Handlung einige Jahre nach Band eins einsetzt und diesmal Henrike etwas mehr im Fokus steht. Viviana taucht zwar immer noch häufig auf, aber ihre Erlebnisse werden im ersten Teil erzählt und jetzt macht sie ein Stück weit der jüngeren Generation Platz.
Ich mochte die Schreibweise sehr gerne, sie war flüssig zu lesen und half mir dabei, mir die Protagonisten, aber auch das Setting vorzustellen. Die Ereignisse werden also auf eine lebendige Art erzählt und ließen so verschiedenste Bilder vor Augen entstehen.
Wobei ich in diesem Punkt sagen muss, dass die Medizin meiner Meinung nach diesmal einen kleineren Teil des Romans einnimmt. Sie wird noch häufig genannt und es gibt auch immer wieder Kapitel, die sich rund um Forschungsergebnisse und Untersuchungsmethoden drehen, aber sie haben abgenommen. Stattdessen werden sie eher nebenbei in den Roman eingestreut und waren deshalb für mich leichter zu verstehen und besser nachvollziehbar. Fand ich sehr angenehm und anhand der Nennung von medizinischen Zusammenhängen erhält die Schreibweise einen angenehmen Anspruch, zudem merkt man an ihnen die ausführliche Recherchearbeit der Autorinnen.

Vor allem mit ihrem Wissen rund um die Medizin und von neuen Forschungsergebnissen können die Schwestern punkten und noch dazu ist es ihnen gelungen, die erworbenen Kenntnisse auf eine einfache und anschauliche Art an den Leser zu übermitteln. In diesem zweiten Band ist es mir viel leichter gefallen, die Zusammenhänge zu erfassen und zu verarbeiten. Ich stelle mir dies schwierig vor und finde, dass die medizinischen Aspekte diesmal noch besser dargestellt wurden und auch für Laien einfacher zu verstehen waren.
Im besonderen Fokus stehen diesmal die bekannten Röntgenstrahlen. Ich denke mal, dass jeder davon schon gehört hat, doch ich habe mich noch nie damit beschäftigt, wie diese entdeckt wurden und wie sie überhaupt funktionieren. Gerade die Zwistigkeiten, die um die Beobachtung neuer Strahlen entstanden sind waren mir vollkommen neu und ich fand diesen Aspekt sehr spannend und bin froh, dass solche Anekdoten eingebunden wurden.
Dazu gibt es noch viele Informationen rund um das Frauenwahlrecht und das Immatrikulationsverbot der weiblichen Bevölkerung, was auch schon im ersten Band eine bedeutende Rolle gespielt hat. So wird der Fokus noch ein wenig weg von der Medizin gelenkt und man erhält einen Einblick in ein Thema, welches allerhand Frauen beschäftigt hat, die sich mehr Rechte und Freiheiten gewünscht haben.

Mir hat leider durchweg die Spannung gefehlt. Klar handelt es sich hier nicht um einen Krimi, aber ich ich wurde nie so richtig überrascht und teilweise entstanden leider auch kleine Längen. Ich habe gerne in dem Buch gelesen, doch manchmal hatte ich das Gefühl, als würde die Handlung etwas vor sich hin plätschern und nur selten geschieht mal etwas vollkommen überraschendes. Und selbst wenn dies geschah, hatten die Ereignisse nie so eine Wucht, dass es mir den Boden unter den Füßen weggezogen hätte. Mit einigen Folgen hatte ich nicht gerechnet, doch sie gaben der Handlung nur selten mal eine komplett neue Wendung. In diesem Punkt ist für mich noch Platz nach oben.

Ich mochte es sehr, dass es auch diesmal wieder eine Einheit des Settings gibt. Jede einzelne Szene spielt in Würzburg und man lernt als Leser verschiedene Ecken kennen. Wobei diesmal die Stadt nicht in so einer ausführlichen Art wie im ersten Band dargestellt wird, was ich gar nicht schlimm fand. Diesmal lag der Fokus noch mehr auf anderen Themen, zudem wurden einige Stadtteile bereits im Vorgängerroman ausführlich beschrieben und diese sind mir noch vage in Erinnerung geblieben.
Auch diesmal kann man mit den Protagonisten sowohl die feineren Gegenden als auch die Armenviertel kennenlernen und auf diese Weise entsteht ein breites Bild der Stadt mit ihren Unterschieden. Dadurch empfand ich die Darstellung Würzburgs sehr natürlich und bodenständig und ich mochte die Vielfalt, die dadurch vermittelt wird.
Am besten vorstellen konnte ich mir die Abteilungen der Psychiatrie im Juliusspital. Ich weiß selbst nicht, weshalb, aber sie ließen die lebendigsten Bilder vor meinen Augen erscheinen und infolge dessen mochte ich diese Kapitel auch am meisten. Vielleicht konnte ich mir diesen Ort am besten vorstellen, weil die Welt eine andere ist und viele Dinge außerhalb der Mauern nicht zählten. Vielleicht weil Henrike jeden Freitag mit einer Inbrunst ihren Dienst angetreten hat und mich ihr Verhalten in der Abteilung berührt hat.
Ich mochte es, wie an manchen Orten ganz bestimmte Stimmungen zu spüren waren, die sich auch auf mich übertragen haben. Wenn ich die Kapitel in der Psychiatrie gelesen habe wurde ich ruhiger und besonnener, währenddessen verströmte das Elternhaus von Henrike eine Kälte und Steifheit, die einfach unangenehm war. Dadurch war es mir noch besser möglich, mir das Setting vorzustellen und es hat sich noch mehr hervorheben können.

Wie ich schon erwähnt hatte mochte ich es sehr, dass man selbst bestimmten kann, welche Protagonisten man als sympathisch oder unsympathisch einstuft. Und ich mochte auch die Vielfalt, die auftritt. Von hochrangigen Professoren über angesehene Personen der Gesellschaft bis hin zu einfachen Wärterinnen im Spital. Gesellschaftlich sind viele Menschen vertreten, die für unterschiedliche Lebensweisen, aber auch für kulturelle Vielfalt stehen.
Henrike empfand ich als ganz angenehm, sie ist eine sympathische junge Frau, deren Weg ich gerne verfolgt habe. Es hat mir gefallen, mit wie viel Herzblut sie bei der Sache ist und für ihre Wünsche kämpft. Das zeugt von einem starken Wesen, was sie viele Male unter Beweis gestellt hat. Und trotz allem ist Henrike immer sehr bodenständig und normal geblieben. Sie hat sich weiterentwickelt, ist nicht nur älter geworden, sondern auch deutlich erwachsener und hat auf manche Dinge einen neuen Blickwinkel erhalten. Lediglich in Liebesangelegenheiten habe ich Henrikes Entscheidungen nicht immer unterstützt...
Ich fand es schön, dass Vivianna wieder auftritt und man sie nochmal anders erleben kann. Mittlerweile ist sie eine Rentnerin, die sich aber noch nicht dem Müßiggang widmen möchte, sondern noch immer Menschen heilen will. Zudem erfährt man ein wenig, was bei ihr in den Jahren geschehen ist, die zwischen den beiden Romanen liegen. Diesmal habe ich es kritisch angesehen, dass Vivianna für mich immer etwas schwach und nicht mehr so durchsetzungsfähig aufgetreten ist. Oft hat sie trotzdem das letzte Wort behalten, aber ihr fehlte für viele Dinge die Leidenschaft. Das fand ich schade, denn leider kann ich die junge Vivianna mit der gealterten kaum in Verbindung bringen.

Fazit:
Ich hatte wieder viel Vergnügen dabei, ins die Welt der Winkelmann-Frauen zu reisen und mir hat die Fortsetzung gut gefallen, auch wenn ich sagen muss, dass sie nicht an den ersten Band heranreicht. Dafür fehlte mir Spannung und ich war von der Darstellung Viviannas etwas enttäuscht. Nach langem Überlegen werde ich für diese zwei Aspekte einen Stern abziehen, trotzdem bin ich sehr froh, diesen Teil ebenfalls gelesen zu haben. Denn es war unglaublich spannend zu verfolgen, wie immer mehr Frauen für ihre Rechte gekämpft haben und auch die Einblicke in das Leben im Juliusspital waren einzigartig!
Ich bin froh, die neue Reihe der Beinert-Schwestern gelesen zu haben, ich wurde gut unterhalten und konnte mein Wissen deutlich erweitern, was immer viel wert ist. Eine tolle Reihe, die ein würdiges Ende gefunden hat und allein durch die Fülle an Informationen ein Leseerlebnis darstellt!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.08.2020

Grandhotel Schwarzenberg - Der Weg des Schicksals

Grandhotel Schwarzenberg – Der Weg des Schicksals
0

Handlung:
Bad Reichenhall 1905
Bad Reichenhall ist ein luxuriöser und exklusiver Kurort in den bayerischen Alpen, aber auch hier treffen Personen unterschiedlicher Stände aufeinander. Der Salzsieder Michael ...

Handlung:
Bad Reichenhall 1905
Bad Reichenhall ist ein luxuriöser und exklusiver Kurort in den bayerischen Alpen, aber auch hier treffen Personen unterschiedlicher Stände aufeinander. Der Salzsieder Michael verliebt sich in die Tochter eines einfachen Häuslers und Trifters und zuerst hat Anna ihre Bedenken. Doch die Liebe ist zu stark und das Paar wünscht sich eine gemeinsame Zukunft. In der Hoffnung auf ein besseres Leben möchte Michael in der Ferne nach seinem Glück suchen und gelobt Anna, dass er sie nachholen wird.
Zuerst hält Anna an dem Plan fest, doch irgendwann muss sie eine Entscheidung treffen und um ihr Überleben zu sichern, heiratet sie einen anderen Mann. Und dabei ist sie immer auf der Suche nach ihrem Platz in dem mondänen Kurort...

Meinung:
Ich finde das Cover in Ordnung, ich mag die vielen rötlichen Akzente, die ein rundes Bild ergeben. Natürlich ist der Hintergrund sowohl mit der beeindruckenden Berglandschaft, als auch mit dem würdevollen Haus sehr eindrucksvoll und die Szenerie ist einfach wundervoll. Im Vordergrund fällt der Blick direkt auf eine Frau, die sich halb dem Leser zuwendet, ihn aber nicht direkt betrachtet. Finde ich in Ordnung und sie gliedert sich sehr gut in das Gesamtbild ein. Ich hätte es vielleicht noch etwas schöner gefunden, wenn der Name der Autorin, als auch der Untertitel des Romans etwas stärker hervortreten würden und mehr Präsenz hätten. Insgesamt aber ein sehr schönes und stimmiges Bild!

Schon seitdem das E-Book erschienen ist, hatte ich großes Interesse an dem Roman. Mich hat die Geschichte um Anna und Michael direkt angesprochen und mein Interesse war definitiv geweckt. Da ich kein Freund von Büchern in diversen elektrischen Formaten bin, habe ich geduldig bis zum Erscheinungstermin des Taschenbuchs gewartet und mich jetzt riesig darauf gefreut, endlich selbst den Roman lesen zu können. Dies wurde mir vom Bastei Lübbe Verlag ermöglicht, welcher mir das Buch freundlicherweise als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat. Nachdem ich also gefühlte Ewigkeiten von dem Buch gelesen habe, konnte ich es endlich selbst lesen:)a

Am Anfang gibt es eine kleine Auflistung mit den handelnden Personen und bereits daraus wird ersichtlich, dass sich diese auf ein angenehmes Maß beschränken. Zudem waren sie vollkommen ausreichend für den 320 Seiten starken Roman, alles andere wäre zu überfüllt gewesen.
Ich bin ohne Probleme in die Handlung gestartet, bin sowohl mit der Schreibweise, als auch mit den Protagonisten gut ausgekommen. Es herrscht ein recht einfacher Schreibstil vor, der ein schnelles Lesen ermöglicht und immer genau so viel Informationen preis gibt, wie man für die derzeitige Situation benötigt. Immer wieder zeigt sich, dass es kleine Geheimnisse gibt, die nach und nach gelüftet werden und dadurch die Spannung leicht oben halten.
Anhand vieler kleiner Details wird eine ausführliche Recherche vonseiten der Autorin sichtbar, immer wieder gibt es viele Erwähnungen der Mode, aber auch des Lebensstils und man kann sich ebenfalls von den alltäglichen Arbeiten vieler Bürger ein genaues Bild machen. Und dabei spielen auch mal heimliche Geschäfte oder der Ansatz von Korruption eine Rolle. Auf diese Weise entsteht eine anregende Geschichte mit allerhand Details, die innerhalb von kurzer Zeit ausgelesen werden möchte.

Im Grunde teilt sich der Roman auf die Erlebnisse zweier vollkommen unterschiedlicher Damen auf. Einmal verfolgt man Anna, die Tochter eines armen Häuslers, die schon früh häusliche Arbeiten übernommen hat und immer gut haushalten musste, um ausreichend Lebensmittel zur Verfügung zu haben. Ihr ist harte Arbeit gut bekannt und für Anna ist Luxus ein Fremdwort. Auf der anderen Seite sieht man Katharina, die einzige Tochter der bekannten Familie von Feil, deren Vater der hiesige Salinenmeister ist. Sie ist einen hohen Lebensstandard gewöhnt und kennt es nicht anders, als das ihre Wünsche direkt erfüllt werden. Und obwohl solch ein Leben für viele Bürger damaliger Zeit als Traum angesehen wurde, hat auch Katharina mit Sorgen zu kämpfen. Sie darf den Mann ihrer Träume nicht heiratet, weil dieser von den Eltern als nicht standesgemäß angesehen wird. Stattdessen wird eine Ehe mit einem Geschäftsmann arrangiert, der auf den ersten Blick einen hervorragenden Eindruck macht, kurz nach der Hochzeit seine wahre Fassade zeigt...
Auf diese Weise enthält man einen Einblick in vollkommen verschiedene Lebensweisen und kann sich ein ungefähres Bild der Gesellschaft machen. Es zeigt, dass selbst die reichsten und schönsten Orte auch arme Bürger haben, die mit all dem Luxus nichts anfangen können und jeden Tag für ein Weiterleben ackern müssen. So entstehen krasse Unterschiede, die einen guten Einblick in die damalige Situation geben und man kann sich einen ungefähren Einblick von der damaligen Gesellschaft erarbeiten.

Ja, es war Spannung vorhanden, doch diese befand sich durchweg auf einem recht niedrigen Level und war mir nicht ausreichend. Nur sehr selten hat mich ein Ereignis mal umgehauen und erschüttert, meist konnte mich in dieser Hinsicht nichts wirklich überraschen. Was ich sehr schade fand, denn ein wenig mehr Spannung und damit einhergehende überraschende Wendungen hätten mir richtig gut gefallen und der Handlung noch einen besonderen Touch verliehen. In dieser Hinsicht konnte mich die Geschichte nicht vom Hocker reißen und daher war es mir leider auch nur ein- bis zweimal im ganzen Roman möglich, dass ich mit den Protagonisten mitgefiebert, mitgehofft oder mich mitgefreut habe...

Den fiktiven Ereignissen wurden allerhand historische Details zugefügt, die ein lebendiges Bild entstehen lassen und allerhand Informationen unterschiedlicher Natur preisgeben. Sei es die Mode, die Lebensweisen oder der Salzhandel, anhand solcher Erwähnungen werden viele Szenen für mich greifbar. Außerdem war der Wandel von einer Stadt, die anhand des Salzhandes viel Aufmerksamkeit auf sich zog zu einer Kurstadt, die den wohlhabenden Besuchern Entspannung bieten soll, interessant und auch durch diesen Sachverhalt zeigten sich die Schluchten zwischen Arm und Reich. Während die reiche Bevölkerung davon nur profitiert und für die Zukunft nützliche Kontakte knüpft, müssen die einfachen Leute buckeln, um diesen Standard aufrechtzuerhalten.
Es wird also ein authentisches Bild der Zeit Anfang 1900 vermittelt, welches lebendig beschrieben wurde. Und anhand zahlreicher historischer Details konnte mich die Autorin in diesem Bereich absolut überzeugen, sowohl der Salzhandel, als auch der Wandel von Bad Reichenbach zu einem noch bedeutenderen Kurort haben mich sehr interessiert und ich konnte mein Wissen definitiv erweitern.

Das Setting empfand ich als eingängig und ich konnte mir die meisten erwähnten Orte ganz gut vorstellen. Viele Orte haben meine Fantasie angeregt und auch durch die Beschreibungen entstanden Bilder, die lebendig wirkten und ein authentisches Bild ergaben. Zudem mochte ich es auch, wie natürlich sich alle Personen in den verschiedenen Settings bewegt haben.
Als bester Handlungsort gilt für mich das Elternhaus von Anna. Dort fand ich nicht nur die Stimmung am stärksten und aussagekräftigsten, sondern ich konnte mir diesen Ort auch am besten vorstellen. Sowohl das Wohnhaus, als auch den Stall und die Umgebung, es hat einfach alles gepasst und war für mich in dieser Weise perfekt!

Wie ich bereits erwähnt hatte, gibt es eine angenehme Anzahl an Protagonisten, die alle eine gute Beschreibung ihres Charakters erhalten haben und weshalb man sie ganz gut einschätzen konnte. Ich mochte es, wie viele verschiedene Wesen aufeinandertreffen und wie stark die beiden Frauenfiguren Anna und Katharina gezeichnet wurden. Anna besitzt bereits von Anfang an viel Stärke, auch durch verschiedene Schicksalsschläge, mit denen sie umgehen muss. Sie ist ein sehr bodenständiger Charakter und besticht gerade dadurch. Anna ist wie ein freundliches Mädchen von nebenan, ich empfand sie direkt als sympathisch und habe ihr durchweg nur das Beste gewünscht.
Katharina hingegen war mir anfangs noch merkwürdig und sie strahlte für mich die Energie eines verwöhnten Kindes aus, dass Hoffnungen hat, aber am Ende immer auf die Eltern hört. Daher kam es sehr überraschend, welche Wandlung sie durchläuft und wie selbstbewusst und selbstbestimmt sie mit der Zeit auftritt. Katharina war eindeutig die Person mit der stärksten und besten Wandlung und für viele Entscheidungen hat sie sich meinen Respekt verdient.
Etwas schade fand ich es, dass man sich nicht vollkommen unabhängig eine Meinung bilden konnte, sondern die Sympathien schon ein wenig gelenkt werden. Und wenn eine Person einmal negativ konnotiert wurde, hat sie sich auch nicht mehr geändert. Es gab dann keine Entwicklung zu sehen, sie blieben sich durchweg treu und der negative erste Eindruck hat sich nur noch verstärkt. Hier wäre Potenzial dafür dagewesen, dass man als Leser überrascht wird und so die Karten neu gemischt werden.

Fazit:
Wie sich aus meiner Meinung herauslesen lassen hat, konnten mich nicht alle Aspekte des Romans überzeugen. Mir hat es ein wenig an Spannung gefehlt und ich fand es schade, dass es eine Einteilung der Protagonisten in Gut und Böse gibt. Doch das sind auch meine einzigen Kritikpunkte, ansonsten habe ich nur positives zu dem Roman zu sagen und finde, dass es ein gelungener Auftakt einer Reihe ist, der viel Historisches zugrunde liegt und bei dem man immer wieder etwas Neues lernen kann. Band zwei möchte ich unbedingt lesen, am Ende gibt es doch einige unbeantwortete Fragen, die die Spannung weit oben halten und mich auf den Erscheinungstermin der Fortsetzung warten lassen:)

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.08.2020

Miss Kelly und der Zauber von Monaco

Miss Kelly und der Zauber von Monaco
0

Handlung:
Cannes 1955
Es ist wieder soweit. Das alljährliche Filmfest findet in Cannes statt. Diesmal besucht auch Grace Kelly das Spektakel, doch im Grunde würde sie sich lieber von den Kameras der Paparazzi ...

Handlung:
Cannes 1955
Es ist wieder soweit. Das alljährliche Filmfest findet in Cannes statt. Diesmal besucht auch Grace Kelly das Spektakel, doch im Grunde würde sie sich lieber von den Kameras der Paparazzi fernhalten. Um dem britischen Fotografen James zu entkommen, betritt sie eine kleine Parfümboutique, wo die Besitzerin Sophie Duval sie im Hinterzimmer versteckt. Erfolgreich kann Sophie den Fotografen abwimmeln und der Grundstein für eine Freundschaft zwischen ihr und Grace wurde gelegt.
Sowohl James, als auch Sophie lässt das unverhoffte Aufeinandertreffen nicht los, doch sie leben in unterschiedlichen Ländern und wollen ihre Heimat nicht aufgeben. Als James das Angebot erhält, über die Hochzeit von Grace Kelly in Monaco zu berichten, muss er nicht lange überlegen. Nicht nur der Auftrag selbst reizt den Fotografen, sondern auch die Möglichkeit, Sophia wiederzutreffen...

Meinung:
Ich mag das Cover sehr gerne, es wird von hellen und zarten Farben dominiert und hat sich an der Handlung orientiert. Ganz besonders schick ist die Schrift, welche mit Struktur aufgebracht wurde und in einem wunderschönen Grün-Ton erstrahlt. Im Hintergrund ist ein Teil des Fürstenpalasts der Grimaldis zu sehen, welcher einer der Handlungsorte und ein, wenn nicht sogar das Wahrzeichen von Monaco ist. Im Vordergrund steht eine Frau, bei der sich sowohl vom Aussehen als auch bei der Mode an Grace Kelly orientiert wurde. Als Hintergrundfarbe dient eine warme Farbe, die für mich irgendwie den Sonnenaufgang symbolisiert und damit die besonderen Farben betont, die meist am Morgen herrschen. Sie rundet das Cover ab und lässt es strahlen.

Ich hatte den Roman vor ein paar Monaten zufällig bei Instagram entdeckt und daraufhin ist er direkt auf meine Wunschliste gewandert. Derzeit interessiere ich mich sehr für die 1950er Jahre, höre nicht nur ständig die Musik, sondern mag es auch, Filme aus dieser Zeit zu schauen. Während dieser Zeit hatte Grace Kelly einige Höhepunkte ihrer Karriere gefeiert und schließlich wurde sie auch in diesem Jahrzehnt die Ehefrau von Fürst Rainier. Ich finde die Frau und spätere Fürstin
unglaublich interessant und hatte kürzlich bereits einen Roman zu ihrer Person gelesen.
Auf jeden Fall wollte ich noch mehr über die berühmte Grace Kelly erfahren und mich hat bei diesem neuen Buch von Heather Webb und Hazel Gaynor die Mischung zwischen Realität und Fiktion angesprochen. Ich hatte mir davon eine interessante Geschichte versprochen und war gespannt, wie sie die Hollywoodschauspielerin darstellen. Zudem wollte ich die angesprochene Hochzeit mit Rainier gerne auf diese Art miterleben, habe mich also riesig auf das Buch gefreut und bin sehr dankbar, es vom Bloggerportal als Rezensionsexemplar erhalten zu haben.

Es findet eine Unterteilung in drei große Kapitel statt. Diese Überschriften dessen wird mit den drei Noten eines Parfüms in Verbindung gebracht und erzählt die Handlung zu verschiedenen Zeiten. So liegt zwischen den ersten beiden Kapiteln ungefähr ein Jahr Unterschied und zwischen dem zweiten und dritten Abschnitt gibt es einen großen Sprung, ganze 26 Jahre vergehen. Trotzdem gibt es später wenige, kurze Informationen, was die Protagonisten in dieser Zeit getrieben haben und was sich in ihren Leben verändern hat.
Wie schon aus dem Klappentext hervorgeht gibt es zwei Erzählperspektiven, die eine Sicht auf die Ereignisse geben. Sowohl Sophie, als auch James kommen zu Wort und geben ihre Sicht der Dinge ab und geben außerdem einen anderen Blickwinkel auf den jeweils anderen. Zudem kann man so Situationen besser einschätzen, als auch das Handeln werten und ich fand auch, dass es leichter war, die Charaktere zu beurteilen. Auf diese Weise entsteht eine abwechslungsreiche Handlung, es wird nie langweilig und teils enden die Kapitel einer Person mit einem kleinen Cliffhanger, sodass man wissen möchte, wie die Geschichte weitergehen wird. Und natürlich verleitet das zum immer weiterlesen und auch dadurch hatte ich den Roman innerhalb von drei Tagen ausgelesen.
Aber auch die Schreibweise trägt zu meinem positiven Eindruck bei. Sie wurde auf einem einfachen Niveau gehalten, hat selten einen anspruchsvollen Hauch und lässt sich locker und leicht lesen. Es gibt vor allem von den damaligen Modetrends, als auch von den Protagonisten und manchen Settings sehr lebhafte Bilder, die der Geschichte einen schönen Rahmen geben.

Ein weiteres, ganz besonderes Detail sind die Zeitungsausschnitte, die immer mal wieder eingefügt wurden. Diese sind von einer Moderedakteurin geschrieben, die im Verlauf des Romans selbst auftritt. Jeder der Artikel hat einen Zusammenhang mit Grace Kelly, entweder drehen sie sich komplett um die junge Frau oder sie findet eine Erwähnung. Auf diese Weise kann man manche Ereignisse, die im Roman nicht direkt geschildert werden, doch miterleben, wozu u.a. die Verlobung von Grace Kelly mit Fürst Rainier zählen. Ich finde diese Einbindung sehr gelungen und passend, zudem heitert es die Handlung nochmals auf und bringt einen neuen Schwung herein.

Nicht nur die Hochzeit des Jahrhunderts wird ziemlich genau und mit allerhand Details beschrieben, sondern auch andere historische Ereignisse tauchen im Roman auf. Zwar liegt der Fokus deutlich auf den fiktiven Figuren Sophie und James, erst an zweiter Stelle stehen Informationen über die Hochzeit und das Brautpaar und danach kommen erst historische Ereignisse, die einen politischen Ursprung haben. Diese tauchen sehr reduziert auf und sind recht allgemein gehalten, es gibt lediglich einen groben Überblick dessen. Ich fand es sehr entspannend, nicht ständig mit voller Konzentration lesen zu müssen, sondern mich dabei entspannen zu können und ich fand es ganz wunderbar mal wieder eine locker leichte Geschichte zu lesen.

Als Haupthandlungsorte dienen Cannes, Grasse, Monaco und auch ein wenig London. Dazu gibt es noch wenige Szenen in New York, die aber fast nicht erwähnenswert sind. Von den vier Hauptsettings hat ein jedes seinen eigenen Charakter bekommen. Während London recht kalt und düster dargestellt wird und ganz einfach daherkommt, erkennt man zu den anderen zwei Orten starke Unterschiede. Grasse erscheint wie ein unglaublich idyllischer und naturverbundener Ort und er lädt zum Träumen und Entspannen ein. Cannes hingegen hat einen luxuriösen und exklusiven Charakter erhalten, der perfekt den Ruf des Ortes wiedergibt und so ein lebendiges Bild erschafft. Ich bin sehr angetan von den Orten und wie jedes seinen eigenen Charme versprüht. Ein besonderes Highlight war für mich Monaco. Nicht nur wegen der Darstellung des Fürstenpalasts, sondern vor allem die Verbindung von Stimmung und Zeichnung der Stadt während der Hochzeit von Grace Kelly und Rainier war ein Traum.
Insgesamt gibt es also eine sehr angenehme, nicht zu leichte, aber auch nicht zu detailreiche Darstellung der Settings, man kann sich diese gut vorstellen, aber auch ein wenig seine eigene Fantasie nutzen.

Leider gibt es nur sehr selten Momente, die stimmungsvoll beschrieben waren. Häufig kamen diese gar nicht vor und dementsprechend konnte ich mit den Protagonisten in keinster Weise mitfiebern.
Lediglich das letzte Kapitel und damit die letzten paar Seiten des Buches konnten mich berühren und haben die Geschichte auch zu einem runden Ende gebracht.
Eine Stelle des Buches hat mich emotional berührt, diese bildet das Ende des Buches und hat die Geschichte zu einem runden Ende gebracht. Ansonsten haben mir Emotionen gefehlt, egal ob diese negativer oder positiver Natur waren. Da hatte ich mir auch deutlich mehr erwartet.

Ich muss sagen, dass ich viele Ereignisse als Glaubwürdig dargestellt fand, aber leider nicht alle. Es hat mich manches irritiert und ich weiß nicht, ob dies wirklich so realitätsnah ist. Dazu zählt u.a. eine Szene, in der Grace Kelly den Fotografen James aus einer Menge heraus erkennt und daraufhin direkt mit ihm Kontakt sucht. Ich weiß ja nicht, ob sich die junge Frau wirklich so genau jedes Gesicht von Paparazzi´s angeschaut hat, um diese später wiederzuerkennen. Zudem habe ich mich gefragt, ob Grace Kelly in dem Roman nicht etwas zu offen und frei erscheint (zumindest ist das mein Eindruck, den ich durch diverse Artikel und Interviews von ihr habe). Ich kann mir kaum vorstellen, dass sie in manchen Angelegenheiten wirklich so agiert oder gesprochen hätte und sich anderen Menschen recht schnell anvertraut. Manche Ereignisse waren mir zu unkonventionell und locker, was ich nicht in Verbindung mit einer solch riesigen Hochzeit verbinden würde...

Vollkommen überzeugen konnte mich keiner der Protagonisten. Bei jedem habe ich ein zwei Punkte, die ich negativ empfunden habe oder sie haben mir in ihrem Auftreten einfach nicht gefallen. Dabei finde ich, dass die Damen für mich besser wegkommen und einen interessanteres Wesen erhalten haben als die Herren. Sophie, aber auch Grace Kelly fand ich in ihrer Art recht angenehm, aber nicht perfekt. Grace Kelly ist für mich etwas blass geblieben und hat mir zu wenig Charakter gezeigt, Sophie währenddessen war mir zu unentschlossen und tat sich schwer damit, eine Entscheidung umzusetzen. Zudem fehlt allen beiden noch ein gewisses Tüpfelchen, was sie einzigartig mach und ihre Darstellung vollendet.
James fand ich häufig recht unsympathisch und es fiel mir schwer, genau den Charme zu erkennen, den Sophie so sehr an ihm mag. Er war für meinen Geschmack etwas sprunghaft und zu wenig auf Pflichten bedacht. Vieles erschien ihm egal zu sein und auch James hat immer wieder Hoffnungen geäußert, um die er sich im Folgenden aber nur wenig gekümmert hat, sondern immer den Gewohnheiten treu geblieben ist.

Fazit:
Ein solider Roman, der mir zu weiten Teilen gut gefallen hat. Ich habe einige Aspekte angesprochen, die mir richtig gut gefallen haben und die mich hundertprozentig überzeugen konnten. Dazu zählen u.a. die Schreibweise, die Aufteilung des Romans, das Setting und die angenehme Anzahl an Fakten, die historisch verankert sind. Doch leider gibt es auch einige Punkte, die mich etwas gestört haben und wegen denen ich keine Fünf-Sterne-Bewertung geben kann.
Trotz allem bin ich aber sehr froh, den Roman gelesen zu haben und noch mehr über die Grace Kelly zu erfahren, aber auch der an sich interessanten Geschichte von Sophie und James zu folgen. Das Buch eignet sich perfekt für ein Lesewochenende und es hat mir Spaß gemacht, in die Geschichte einzutauchen!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere