Ich habe vorher noch nie ein Buch von Brittany C. Cherry gelesen, habe aber schon unfassbar viel von ihr durch Freundinnen von mir gehört. Weil ich wusste, dass man ihre Reihe unabhängig von der Reihenfolge lesen kann, habe ich mir deshalb intuitiv das Buch ausgesucht, das mich am meisten angesprochen hatte – und das war eben »Wie die Stille unter Wasser«.
Schon auf den ersten Seiten habe ich mich in Maggie und Brooks verliebt. Ich meine, Brooks antwortet Maggie in diesen Briefen, obwohl er sie nicht mag. Zumindest behauptet er, dass er nicht in sie verliebt wäre und antwortet ihr dann doch (was eindeutig beweist, dass er in sie verliebt ist!). Ich mochte diese Unbeschwertheit zwischen den Zeilen und die Selbstverständlichkeit, mit der Maggie durch ihr junges Leben gestapft ist. Meine absolute Lieblingsstelle (und von denen gibt es unfassbar Viele!), ist, als Cheryl, Maggies kleine Schwester, Maggie fragt, ob sie irgendwann auch einen Verlobten haben wird und Maggie ihr antwortet, dass sie einfach nur zu einem Jungen hingehen und ihm sagen muss, dass sie jetzt heiraten werden. Keine Ahnung, warum, aber mich hat das irgendwie auch an meine eigene Kindheit erinnert und das fand ich ziemlich schön.
Anfangs war ich dann aber doch etwas irritiert, wie die Geschichte anfing. Maggie und ihr Vater ziehen zu Katie, der neuen Freundin von Maggies Vater, und ihren Kindern. Maggie erzählt von ihrer ersten Begegnung mit Katie, dann gibt es einen Zeitsprung, wenn die Kinder schon älter sind. Der Aufbau des Plots hat mich anfangs deshalb etwas verwirrt, aber die Stellen, an denen ich lächeln musste und mir einen Mann wie Brooks herbei gewünscht habe, haben diese Verwirrung definitiv wieder wett gemacht. Auch, wenn ich die Geschichte unfassbar toll finde, muss ich ehrlich gestehen, dass sie für mich teilweise ziemlich langgezogen war. An einigen Stellen hatte ich wirklich einen Tiefhänger, dann wurde wieder zeitraffend erzählt, es gab Zeitsprünge, Maggie und Brooks wurden älter und erlebten nacheinander und miteinander einige Krisen, und trotzdem kam mir der Zeitraum unfassbar lang vor. Auch Maggies Passivität zwischendurch hat mich wahnsinnig aufgeregt. Katie und Maggies Vater fangen irgendwann an, zwei unterschiedliche Standpunkte einzunehmen, obwohl Maggie diejenige ist, deren Meinung am aller meisten zählt, weshalb ich mich wirklich darüber aufgeregt habe, dass sie so lange gebraucht hat, um ihre Ansichten zu verdeutlichen. Auch dieser Wendepunkt mit Brooks relativ am Ende hat mich sehr mitgenommen. Im ersten Moment habe ich dafür gebetet, dass er nicht stirbt, später dann empfand ich einige Einzelheiten als störend und unnötig (um nicht so viel zu spoilern halte ich mich hier bewusst ziemlich schwammig).
Ich würde sagen, »Wie die Stille unter Wasser« ist das beste Exempel für den Spruch: „Was du liebst lass frei, wenn es zurückkommt gehört es dir“. Maggie und Brooks lassen sich so oft gehen, dass sie am Ende einfach nur noch zusammengehören können. Ich habe den beiden ihre Liebe zueinander von der ersten Seite abgekauft und hätte jetzt liebend gerne auch einen eigenen Brooks. So viel dazu.
Auch den Stil des Buches fand ich unfassbar gut. Ich hatte zu keiner Zeit das Gefühl, im Text zurückgelassen zu sein. Maggies Panikattacken konnte ich wirklich gut nachempfinden; an einigen Stellen haben wir zusammen geweint oder gemeinsam gelacht und uns einfach aufs Bett gelegt und gelesen oder Musik gehört. Ich war ganz bei Maggie und konnte mich wahnsinnig gut mit ihr identifizieren, nicht nur wegen der Panikattacken, sondern auch wegen der Sprachlosigkeit. Das fand ich sehr schön, weshalb ich dem Buch auch 5 von 5 Sternen geben werde. Ich habe am Ende noch die Anmerkungen von Brittany C. Cherry gelesen und schlussendlich verstanden, warum sie das Buch geschrieben hat. Und ich hatte das Gefühl, nicht allein zu sein. Ich habe vielleicht nicht das Gleiche erlebt wie sie oder wie Maggie, aber trotzdem hat doch jeder Mal das Gefühl, sich für sich zu rechtfertigen oder nicht dazu zu gehören. Manchmal ist es so schlimm, dass man Angst hat, etwas zu sagen und aus sich herauszukommen. Da verschlägt es einem dann halt manchmal die Sprache und das ist vollkommen okay. Solange man sich bewusst macht, dass man eine Stimme hat, die es verdient, gehört zu werden!