Elena Ferrantes Neapel auf dem Weg zum Erwachsenwerden
Elena Ferrante nimmt den Leser mit, auf eine Reise ins Neapel der 1990er Jahre und zeigt auf, wie unterschiedlich das Leben und die Klasse in einer Stadt sein können, wenn Familien nur wenige Stadtteile ...
Elena Ferrante nimmt den Leser mit, auf eine Reise ins Neapel der 1990er Jahre und zeigt auf, wie unterschiedlich das Leben und die Klasse in einer Stadt sein können, wenn Familien nur wenige Stadtteile zwischen sich aufzuweisen haben.
Diesen Aspekt fand ich die gesamte Geschichte über äußerst spannend. Denn Giovanna kommt aus gutem Haus, ist belesen und gebildet, spielt mit ihren Freundinnen, trägt rosa und ist für ihr Alter bereits sehr aufgeklärt. Ein anderer Teil von ihr ist dies jedoch nicht und das ist der Teil, den ihr Vater mit in die Familie bringt. Die Familie ihres Vaters ist arm, kommt aus einem verwahrlosten Teil der Stadt, spricht im Dialekt und wirkt ungehobelt. Genau mit diesem Teil konfrontiert Giovannas Vater Giovanna ungewollt, als diese ein Gespräch ihrer Eltern belauscht und ihre Welt über ihr zusammen bricht. Was daraus folgt ist eine Suche nach der wahren Identität, ein ständiger Vergleich und die Erkenntnis, dass zum Erwachsenwerden auch immer Lügen dazu gehören.
Spannend fand ich auch die einzelnen Beziehungsgeflechte, die diese Geschichte zu bieten hat. So sind alle Protagonisten auf mindestens einer Beziehungsebene miteinander verbunden. Dies sorgt nicht nur für Freude und Leid, sondern genauso für Hass, Lügen und Intrigen. Diese Art von Beziehungsgeflecht aufzubauen und dann auch durchzuziehen erfordert einiges an Weitsicht und Überblick, weshalb ich der Autorin hierfür ein großes Lob aussprechen möchte.
Auch die Protagonisten haben mir zum Großteil gefallen. Einige mehr, andere weniger und ab und zu gingen sie mir alle gehörig auf die Nerven. Jeder spielt sein eigenes Spiel, verfolgt die eigenen Interessen und lügt bis sich die Balken biegen, aber dennoch entsteht genau daraus der Charakter der Geschichte und ohne diese Eigenschaften wäre das Buch wohl auch nur halb so lang geworden und wie der Titel auch schon sagt, es geht um Lügen und diese haben eine wirklich große Rolle im Leben der Protagonisten, aber auch im Verlauf und Aufbau der Geschichte.
Leider war mir die Geschichte an manchen Stellen zu langatmig und gezogen. Es gab viele Schachtelsätze, bei denen man am Ende nicht mehr wusste, was am Anfang stand, weshalb man diese dann nochmals lesen musste, um dem Verlauf folgen zu können.
Dennoch hat mir die Geschichte gefallen und ich bin froh endlich mal ein Buch von Elena Ferrante gelesen zu haben.