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Veröffentlicht am 24.04.2021

Ein Buch mit Höhen und Tiefen: Top Recherche, die Figuren haben mir hingegen nicht so gefallen

Das Kaffeehaus - Falscher Glanz
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„Das Kaffeehaus - Falscher Glanz“ von Marie Lacrosse ist der zweite Band, der Kaffeehaus-Trilogie, der sich um das Leben am österreichischen Kaiserhof und das Café Prinzess in Wien dreht. Erschienen ist ...

„Das Kaffeehaus - Falscher Glanz“ von Marie Lacrosse ist der zweite Band, der Kaffeehaus-Trilogie, der sich um das Leben am österreichischen Kaiserhof und das Café Prinzess in Wien dreht. Erschienen ist der Roman im April 2021 bei Goldmann.

Um Sophie von Werdenfels Schweigen in der Mayerling-Affäre zu gewährleisten, wird diese an den kaiserlichen Hof gerufen und zur Promeneuse Kaiserin Sisis. Schnell muss sie feststellen, dass nach außen hin alles glanzvoll und prächtig erscheint, aber bei genauerem Hinsehen vieles seinen Glanz verliert.
Richard hingegen blickt seiner erzwungenen Hochzeit mit Amalie von Thurnau mit Besorgnis entgegen. Das Trauerjahr nach dem Tode Kronprinz Rudolfs und neue wichtige Aufgaben in der kaiserlichen Armee gewähren ihm in dieser Angelegenheit einen Aufschub.

Auch diesmal habe ich mich aus meiner Komfortzone herausgewagt und habe dem österreichischen Kaiserhof eine Chance eingeräumt. Einige Social Media Posts im Vorfelde der Veröffentlichung des zweiten Teils haben mich neugierig gemacht auf die echte Sisi und bei Marie Lacrosse kann ich mir einer ausführlichen Recherche und zusätzlicher Themen sicher sein, die mich interessieren werden.
Den Schreibstil der Autorin mag ich sehr, auch hier hat sie es wieder geschafft, dass ich mir den Kaiserhof, das Palais Werdenfels und viele weitere Schauplätze wunderbar vorstellen konnte. Das Buch lässt sich gut und flüssig lesen, so dass die 750 Seiten dieses historischen Schmökers schnell gelesen sind.
Vom Spannungsbogen in diesem Roman war ich diesmal nicht so begeistert. Der Roman enthält zwar viele interessante Informationen und auch viele interessante Themen, der eigentliche Plot des Buches, der auf dem Klappentext angedeutet wird, geht allerdings nur langsam voran und nimmt die gesamte Buchlänge ein. Erst auf den letzten 200 Seiten beginnt das richtige Drama und die Geschichte nimmt ordentlich an Fahrt auf. Durch diese Seiten bin ich geflogen, auch wenn mir persönlich nicht alle Entwicklungen wirklich zugesagt haben. Den Klappentext finde ich daher nicht wirklich gelungen. Meiner Meinung nach sollte ein Klappentext nur den Beginn des Buches erzählen und gewisse Entwicklungen höchstens andeuten.
Beeindruckt war ich wieder einmal von dem vielen historischen Wissen, dass Marie Lacrosse eingebracht hat. So erfahren wir in diesem Teil viel über das Leben einer Hofdame im Gefolge Sisis. Wir sind bei einigen Reisen dabei und lernen dabei die echte Sisi und ihre Eigenheiten kennen. Es gibt zusätzlich noch einiges über die Hoffeste und wichtige Feierlichkeiten am kaiserlichen Hof zu entdecken. Andererseits nimmt diesmal auch die k.u.k.-Armee eine wichtige Rolle im Gesamtgefüge des Romanes ein und so erfahren wir einiges über den Aufbau der Armee und seiner Hierachie sowie die Missstände, die teilweise herrschten. In kleinerem Umfang werden die sozialen Fragen jener Zeit aufgenommen und die Arbeitsbedingungen der einfachen Arbeiter geschildert.
Das Kaffeehaus, als Namensgeber dieser Trilogie, kam mir insgesamt betrachtet auch diesmal zu kurz. Schade fand ich in diesem Zusammenhang, dass das Kaffeehaus, wenn es mal Schauplatz ist, immer als außergewöhnlich gelobt wird, insbesondere wegen seine Mokkaprinzentorte und der Mandelmelange, aber genau diese Dinge fast immer kalt oder bitter bzw. kaum angerührt werden. Sehr schön hingegen fand ich, dass man diesmal auch den rustikaleren Teil des Hauses kennengelernt hat, in dem die Bürger Wiens und nicht der Hochadel ein und aus gehen.
Sophie von Werdenfels und Richard von Löwenstein sind mir leider auch in diesem Band nicht wirklich sympathischer geworden. Nach wie vor ist mir die Liebe der beiden zueinander absolut schleierhaft und das hat es mir schwer gemacht, so manche Szene ernst zu nehmen. Sophie ist durchaus nett, aber an mancher Stelle handelt sie so nachlässig, dass man es fast schon als dumm bezeichnen muss und auf der anderen Seite nutzt sie manche Situation knallhart zu ihrem Vorteil aus. Darüber hinaus habe ich mich so manches Mal über ihre Prioritäten gewundert.
Richard ging mir mit seiner Doppelmoral richtig auf die Nerven. Seine wichtige Position bei der Aufklärung der Missstände in der Armee sollte seine positiven Seiten hervorheben und zeigen, dass er für gute Werte eintritt. Das macht ihn zeitweise tatsächlich etwas sympathischer, aber für mich überwiegt das Negative mehr. Insbesondere sein Verhalten gegenüber seiner Verlobten mochte ich gar nicht. Amalie hat ganz sicher ihre Fehler und ist kein Kind von Traurigkeit, aber auch sie hat es verdient respektvoll behandelt zu werden.
Das Zusatzmaterial ist wieder einmal sehr umfangreich ausgefallen, was ich sehr mag. Wer die Mokkaprinzentorte aus dem Café Prinzess nachbacken will, wird auf der vorderen Klappeninnenseite fündig. Darüber hinaus gibt es einiges Kartenmaterial und ein ausführliches Personenverzeichnis zu Beginn des Buches und ein umfangreiches Nachwort mit Danksagung, Glossar und Quellenverzeichnis am Ende.

Fazit: Ein zweiter Teil mit Höhen und Tiefen. Die Recherche bewundere ich auch diesmal wieder, die Hauptpersonen hingegen haben es nicht geschafft, mich für sich einzunehmen. Man sollte sich auf jeden Fall sehr für Sisi und das Leben am habsburgischen Kaiserhof interessieren, denn dann kann einen diese Reihe sicher gut unterhalten.

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Veröffentlicht am 06.03.2021

Ein Buch, dass etwas anders war als erwartet

Die Störung
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„Die Störung“ von Brandon Q. Morris handelt von einer Weltraummission, die einen Blick auf den Urknall werfen möchte. Erschienen ist der Roman bei Fischer Tor im Februar 2020.

2094: 20 Jahre sind die ...

„Die Störung“ von Brandon Q. Morris handelt von einer Weltraummission, die einen Blick auf den Urknall werfen möchte. Erschienen ist der Roman bei Fischer Tor im Februar 2020.

2094: 20 Jahre sind die vier Astronaut*innen zu ihrem Ziel geflogen. Kein Mensch hat sich bisher weiter von der Erde entfernt. Sie wollen mithilfe exakt ausgerichteter Sonden einen Blick auf die Entstehung des Universums erhaschen, doch bei einem ersten Test ist ein Schleier auf dem Bild zu sehen. Für die Astronomin Christine ist dies eine herbe Enttäuschung. Sie macht sich an die Arbeit eine Lösung zu finden. Doch was sie dann findet, erschüttert sie zutiefst.

Meine Reise in der Welt der Science-Fiction geht weiter und ich habe mich erneut an Hard Science-Fiction gewagt. Für mich persönlich klingt ein Blick auf den Urknall einfach spannend und was könnte man dabei möglicherweise entdecken? Theorien hierzu gibt es bestimmt genug.
Ich habe mich mit diesem Buch zu Anfang etwas schwer getan und ich gebe zu, zuerst dachte ich, ich bin einfach zu dumm für dieses Buch. Gerade am Anfang wird recht viel mit Fachbegriffen und Theorien um sich geworfen und ich musste mich daran gewöhnen, bestimmte Dinge einfach hinzunehmen, dennoch war zumindest für mich alles noch faszinierend genug, dass ich dem Ganzen auf den Grund gehen wollte und ich wurde mit Fortschreiten des Buches mit befriedigenden Erkenntnissen belohnt.
Den Schreibstil empfand ich als sehr nüchtern. Die Dinge werden so beschrieben wie sie sind, man ist bei Beobachtungen dabei und schließt seine Schlüsse daraus und dennoch hat das Ganze irgendwie Spannung erzeugt. Ich bin durch einige Emotionen mit diesem Buch gegangen: Verwirrung, Angst (Grusel), Erleichterung, Faszination. Dieses Buch war auf jeden Fall eine interessante Leseerfahrung für mich, gerade auch im Hinblick darauf, dass so etwas Ähnliches in Zukunft möglich sein wird. Wer entscheidet sich dafür sein Leben aufzugeben und mit lediglich drei anderen Personen für die nächsten 20 Jahre durchs Weltall zu fliegen? Das ist ja nicht wie Star Trek, wo viele Menschen auf einem Schiff leben und sich Beziehungen entwickeln können.
Wir bekommen in diesem Buch auf jeden Fall einen Einblick wie so eine Raumfahrtmission aussehen könnte. Wir sind dabei, wie mit der Erde über eine weite Strecke kommuniziert wird, sind bei der Entscheidungsfindung dabei, wenn sich Probleme ergeben, erleben wie Reparaturen im Weltall erledigt werden, die Wichtigkeit der Zusammensetzung der Raumschiffcrew und noch vieles mehr.
Es ist recht schwierig etwas zu dem Buch zu schreiben, ohne zu viel zu verraten. Die Geschichte ist deutlich anders verlaufen als ich es erwartet habe. Das hatte für mich positive als auch negative Aspekte. Es gibt auch einen Teil der Geschichte, der rein auf der Erde spielt, der aber im Verlauf wichtige Erkenntnisse zu dieser Raumfahrtmission beiträgt.
Ich war bei den Personen und den Ereignissen dabei, aber eine wirkliche tiefe Verbindung zu jemanden hatte ich nicht. Ich war ein Beobachter von außen, der zwischendrin versucht hat sich vorzustellen, wie man selber mit den Dingen, die im Buch passieren umgehen würde. Meine Lieblingsserie Fringe hat an mancher Stelle dazu beigetragen, dass ich dem ein oder anderen Phänomen besser folgen konnte.
Die Crew an Bord hatte eine spannende charakterliche Zusammensetzung. Jeder hatte seinen eigenen Antrieb bei dieser Mission dabei zu sein, die eine Person ist optimistischer ran gegangen als jemand anderes, jeder hat spezielles Wissen mitgebracht. Am meisten beeindruckt hat mich dennoch Rachel als CapCom dieser Mission auf der Erde. Sie hat immer das Wohl der Crew im Sinn, obwohl diese 4,3 Lichtjahre von ihr entfernt ist.
Das Buch hat einen ausführlichen Anhang, der einige Phänomene erklärt, die auch im Buch eine Rolle spielen. Mit über 30 Seiten ist dieser wirklich sehr lang und die Erklärungen sind ganz gut, aber ich bin dennoch an der ein oder anderen Stelle ausgestiegen. Mit Quantenphysik ist doch einiges möglich, was irgendwie nicht so recht logisch erscheinen möchte, der Autor beweist hier aber einen exquisiten Humor und man begegnet hier einigen Begriffen, die man auf jeden Fall schon mal gehört hat.

Fazit: Ein Roman, der anders war als erwartet und der für mein Empfinden, der Inbegriff eines Science-Fiction-Romanes ist. Einen Science-Fiction Neuling würde ich diesen Roman nicht empfehlen, da das glaube ich eher abschreckend wirken würde. Man sollte den Klappentext spannend finden und sich grundsätzlich für wissenschaftliche Themen und den Weltraum interessieren.

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Veröffentlicht am 20.02.2021

Gute Unterhaltung, aber bei den historischen Gegebenheiten wird sich die ein oder andere Freiheit genommen

Rebell der Krone
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Robyn Young entführt den Leser in „Rebell der Krone“ in die Zeit Edwards I. und die schottischen Unabhängigkeitskriege Ende des 13. Jahrhunderts. Erschienen ist der Roman bei blanvalet im Januar 2017. ...

Robyn Young entführt den Leser in „Rebell der Krone“ in die Zeit Edwards I. und die schottischen Unabhängigkeitskriege Ende des 13. Jahrhunderts. Erschienen ist der Roman bei blanvalet im Januar 2017.

Schottland 1286: Als Alexander III. ermordet wird, brechen unsichere Zeiten für Schottland an. Der König hat keinen Thronfolger hinterlassen und seine Enkelin Margeret ist noch ein Kind und lebt in Norwegen. Auch der König von England Edward I. strebt die Einverleibung Schottlands in sein Reich an. Sein großer Traum ist es in die Fußstapfen Artus zu treten und über ganz Britannien zu herrschen. Zunächst schließt sich ihm auch Robert the Bruce an, der von den Turnieren und verheißungsvollen Versprechungen geblendet wird. Doch es kommt eine Zeit, in der er sich entscheiden muss, auf welche Seite er kämpfen möchte. Entscheidet er sich für England und den Traum Edwards oder kämpft er für seine Heimat und die Krone Schottlands?

Das Buch habe ich letztens auf einem Grabbeltisch im Supermarkt entdeckt. Das Thema und die Zeit haben mich angesprochen und im Hinterkopf hatte ich recht positive Meinungen zum Buch.
Der Schreibstil der Autorin lässt sich gut lesen, konnte mich allerdings nicht wirklich in seinen Bann ziehen. Es beginnt recht brutal mit dem Mord am König Alexander, einem versehentlichen Tod bei einem Turnier und der Eroberung einer Burg. Man merkt schnell, dass dies eine Geschichte ist, die von Männern dominiert wird. Mir ist bekannt, dass in den Quellen meist wirklich nicht so viel zu Frauen drinnen steht, aber in diesem Roman existieren Frauen so gut wie gar nicht. Sie sprechen kaum, es gibt keine Frau mit einer wichtigen Rolle und sie sind eigentlich nur Beiwerk, das hübsch aussieht und vielleicht am Rande mal erwähnt wird. Die sichtbarste Frau im ganzen Buch ist eine „alte Hexe“, die im Wald lebt und noch an die alten Götter glaubt.
Der Spannungsbogen wird recht gleichmäßig über den gesamten Roman gehalten. Das Buch ist in sechs Teile unterteilt, die alle mit einem Zitat aus Geoffrey of Monmouth „Die Geschichte der Könige Britanniens“ eingeleitet werden. Die Geschichte wird mit der Artussage verflochten, was ich recht interessant fand. Die Rückblenden zu gewissen Ereignissen fand ich hingegen weniger gelungen. Mir ist bewusst, dass dies dazu dienen soll, um die Handlungen einzelner Personen genauer zu erklären und die besondere Bedeutung des Ereignisses hervorzuheben, für mich hingegen wirkte es dann teilweise langatmig.
Es werden unterschiedliche historische Themen besprochen, wobei die schottische Unabhängigkeit eine besondere Gewichtung hat. Wir erfahren zusätzlich etwas über den Konflikt mit Frankreich und sind bei der endgültigen Eroberung Wales dabei oder erleben die Turniere und den Glanz des englischen Königshofes mit. Die Gewichtung der einzelnen Themen fand ich gut gewählt und angemessen für die Länge des Romanes. Man wird nicht mit zu vielen Schauplätzen und Ereignissen überfordert.
Eine richtige Person, mit der ich im Roman mitgefiebert habe, hatte ich nicht. Gerade Robert the Bruce war für mich lange nicht greifbar und hat erst mit seiner Entscheidung für Schottland an Kontur gewonnen. Einerseits finde ich das gut, weil Robert erst in seine Rolle hineinfinden muss und niemand ist, dem von Anfang an die Erfolge in den Schlachten zufliegen, andererseits habe ich seinen inneren Konflikt nicht so richtig gespürt. Ich glaube hier wäre durchaus mehr möglich gewesen. Die anderen Personen im Buch verblassen für mich fast schon wieder. Es ist niemand dabei, der wirklich hervorsticht, auch die Feinde Roberts sind für mich eher eine undefinierbare Masse aus der immer mal wieder einzelne Namen hervorblitzen, wie z.B. Aymer de Valence.
Ausgestattet ist der Roman mit einer Karte Großbritanniens und Irlands von 1286 zu Beginn des Buches. Am Ende des Buches findet sich ein recht ausführliches Nachwort, ein alphabetisches Personenverzeichnis, das fiktive und historische Personen unterscheidet, ein Glossar, eine Danksagung und eine Literaturauswahl zu den Themen im Buch. Diese Ausstattung gefällt mir vom Grundsatz her und ich bin froh, dass ich im Nachwort über gewisse Freiheiten, die sich die Autorin genommen hat, informiert wurde. Für meinen Geschmack waren es zu viele Abweichungen, so dass ich die Reihe tatsächlich nicht weiter verfolgen werde. Es wurde ein Ritterorden erfunden, den es nie gab, eine Familie wurde skrupelloser dargestellt als sie ist und noch einige Dinge mehr. Bei vielen anderen Romanen kann ich schon während des Lesens ganz gut einschätzen, was erfunden ist und was nicht. Wenn ich im Nachhinein viel von den Ereignissen aus einem Roman wieder rausstreichen muss, weil so nie passiert, dann hat das für mich einen komischen Nachgeschmack.

Fazit: Ein historischer Roman, der ganz gut zu unterhalten weiß, sich bei den historischen Ereignissen allerdings einige Freiheiten heraus nimmt. Die Hauptperson Robert the Bruce gewinnt erst mit Fortschreiten des Romanes deutlich an Kontur. Rückblenden haben für einige langatmige Passagen gesorgt. Empfehlenswert für alle, die von einem historischen Roman unterhalten werden wollen und denen Abweichungen aus dramaturgischen Gründen nichts ausmachen.

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Veröffentlicht am 24.10.2020

Aktueller könnte das Thema nicht sein. Die Umsetzung ist eher mittelmäßig

Cleanland
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In „Cleanland“ befasst sich Martin Schäuble mit einem hochaktuellen Thema. Es geht um Schilo, die in einer Gesundheitsdiktatur aufgewachsen ist und anfängt das System zu hinterfragen. Erschienen ist der ...

In „Cleanland“ befasst sich Martin Schäuble mit einem hochaktuellen Thema. Es geht um Schilo, die in einer Gesundheitsdiktatur aufgewachsen ist und anfängt das System zu hinterfragen. Erschienen ist der Roman am 7. Oktober bei Fischer KJB.

Schilo ist in Cleanland aufgewachsen, einem Land, in dem die Gesetze der absoluten Reinheit gelten. Sie fühlt sich sicher, denn sie wird jederzeit vor Krankheiten geschützt. Als Kontaktperson ist nur eine einzige Person zugelassen und das ist ihre beste Freundin Samira. In der Nacht kommt ein Cleaner ins Haus, der alles reinigt und desinfiziert. Normalerweise schläft sie zu der Zeit, doch als sie eines Nachts aus einem schlechten Traum hochschreckt, lernt sie Toko, den Cleaner ihrer Wohnung kennen und beginnt sich für seine Realität zu interessieren. Als die Familie ihrer besten Freundin ins Visier der Regierung gerät, fängt sie erstmals an, die Dinge zu hinterfragen und ist sich plötzlich nicht mehr sicher, ob es der richtige Weg ist, für die Gesundheit auf alle Freiheiten zu verzichten.

Als ich dieses Buch bei netgalley gesehen habe, war ich schnell neugierig auf den Inhalt. Wir befinden uns in einer Pandemie und man macht sich da natürlich schon den ein oder anderen Gedanken dazu, wie es weitergehen soll. Kehren wir irgendwann einfach zu dem davor zurück oder behalten wir gewisse Regeln bei? In diesem Roman wird das Ganze auf die Spitze getrieben und die Regeln sind noch viel strenger als sie bei uns jemals während der Corona-Pandemie waren.
Man wird direkt in die Geschichte reingeworfen und lernt nach und nach die Regeln dieser Welt kennen. Der Roman ist aus Schilos Sicht geschrieben, die damit aufgewachsen ist und es dementsprechend gar nicht anders kennt. Ihre Oma zum Beispiel kann sie nur durch eine Scheibe sehen. Ältere Menschen, die zur Risikogruppe gehören, dürfen gar nicht mehr nach draußen und leben in einem speziell gesicherten Raum mit nochmals höheren Sicherheitsbedingungen.
In der Welt von Cleanland ist wirklich alles im Sinne der Reinheit und Gesundheit geregelt und das bis ins kleinste Detail. Ungesundes Essen und zu wenig Bewegung gibt es nicht mehr. Abstand zu halten ist oberstes Gebot und wird auch bei der Arbeit und in öffentlichen Verkehrsmitteln jederzeit eingehalten. Was mich lediglich etwas gewundert hat, ist die vollkommene Abstinenz von Social Media. Anscheinend sind die so unbedeutend geworden, weil Kontakt zu vielen Menschen bei nur einer zugelassenen Kontaktperson eh schwierig ist. Das war alles schon heftig zu lesen, aber so ganz kam das Szenario nicht bei mir an, weil ich es für vollkommen unrealistisch halte. Es gibt zwar gewisse Tendenzen, die in diese Richtung gehen, aber ich glaube, das sind einfach zu wenige. Darüber hinaus ging mir dann vieles im Buch einfach zu schnell, was bei lediglich 208 Seiten wiederum nicht so verwunderlich ist. Ich glaube der Geschichte hätte mehr Tiefe und mehr Zeit für manche Entwicklungen gut getan.
Die Personen im Buch konnten mich nicht vollkommen für sich einnehmen. Am ehesten war das noch der kleine Oscar, der sich, obwohl er es nicht anders kennt, dennoch nicht mit den Gesetzen der absoluten Reinheit anfreunden kann und sich nach Kontakt und Berührungen sehnt. Schilo, die Hauptperson, war für mich nicht immer nachvollziehbar. Gerade hier gingen mir einige Entwicklungen zu schnell und ihre beste Freundin Samira blieb mir etwas zu farblos und wirkte auf mich eher wie ein Mittel zum Zweck.
Der Spannungsbogen des Buches ist ganz gut aufgebaut und steigert sich im Verlaufe des Romanes kontinuierlich, um dann irgendwie doch abrupt zu Ende zu sein. Ich hätte gerne noch zu einigen anderen Dingen im Buch was erfahren, aber für ein Jugendbuch ist es vielleicht gerade die richtige Dichte. So ein Nachwort hätte ich auch toll gefunden, aber ich glaube das ist in diesem Bereich auch nicht so üblich.

Fazit: Ein Jugendbuch, mit einem spannenden und äußerst aktuellen Thema, dass mich in seiner Umsetzung nur bedingt zufrieden zurücklässt. Mir hat die Tiefe gefehlt und zu einigen Themen hätte ich gerne noch mehr erfahren. Meine Empfehlung würde ich an Personen aussprechen, die eher kurze Bücher bevorzugen und die der Klappentext entsprechend angesprochen hat.

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Veröffentlicht am 29.08.2020

Teil 2 konnte mich nicht für sich einnehmen

Love Challenge
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„Love Challenge“ ist der 2. Roman aus der Feder von Helen Hoang und der KISS, LOVE & HEART-Reihe. Diesmal wird die Geschichte von Khai und Esme erzählt. Erschienen ist der Roman im Januar 2020 beim Imprint ...

„Love Challenge“ ist der 2. Roman aus der Feder von Helen Hoang und der KISS, LOVE & HEART-Reihe. Diesmal wird die Geschichte von Khai und Esme erzählt. Erschienen ist der Roman im Januar 2020 beim Imprint Kyss vom Rowohlt-Verlag.

Khais Mutter hat sich in den Kopf gesetzt, die perfekte Frau für ihren autistischen Sohn Khai zu finden. Sie reist nach Vietnam und bringt von dort Esme mit, von der sie glaubt, dass sie die nötigen Qualitäten hat, um das Herz ihres Sohnes zu erobern. Khai hingegen möchte nicht heiraten, weil er glaubt, dass er nicht lieben kann. Seiner Mutter zuliebe lässt er sich dennoch auf das Experiment ein, allerdings unter der Prämisse, dass danach die Verkupplungsversuche aufhören.
Esme hingegen träumt von einem besseren Leben. Sie möchte ihrer kleinen Tochter eine bessere Zukunft bieten und so lässt sie sich dazu überreden für drei Monate in die USA zu reisen, um dort zu versuchen, das Herz eines völlig Fremden zu erobern. Was sie nicht ahnt ist, dass sie ihr Herz dabei schneller verlieren könnte als ihr lieb ist.

Den ersten Teil dieser Reihe habe ich sehr gern gelesen. Ich mochte es sehr, dass eine autistische Person im Mittelpunkt steht und die Liebesgeschichte war trotz einiger Klischees schön zu lesen. Mit diesem zweiten Teil habe ich mich leider etwas schwerer getan. Teilweise habe ich mich doch sehr über das Verhalten von manchen Personen aufgeregt, andererseits gab es auch in diesem Roman einige schöne Szenen. Diese Rezension wird nicht ganz spoilerfrei auskommen. Falls ihr keine Spoiler vorm Lesen des Buches mögt, springt also von hier aus direkt zum Fazit.
Am Schreibstil habe ich nichts auszusetzen. Das Buch liest sich mega schnell weg und ich war in 3 Tagen mit dem Buch durch. Man konnte sich alles gut vorstellen und ich hatte ein lebendiges Kopfkino. An einigen wenigen Stellen im Buch wird die vietnamesische Schreibweise für Orte und Namen benutzt. Ich habe hierzu ein bisschen die Aussprache gegoogelt, bin allerdings dennoch froh, dass das nur in Maßen im Buch vorkam.
Es kommt nicht allzu oft vor, aber manchmal brauche ich doch eine Geschichte fürs Herz, auch wenn mich an diesem Genre so einige Sachen stören, die auch bei diesem Roman nicht ausbleiben. Ich freue mich am Ende aufs Happy End, aber das Drama davor geht mir teilweise dann doch etwas auf die Nerven. Oftmals liegt es an mangelnder Kommunikation, bei diesem Roman hier, lag es daran, dass Esme meint sich nicht mit Autismus beschäftigen zu müssen, obwohl es ihr mitgeteilt wurde und stattdessen darauf zu bestehen, dass sie bitte doch an ihrem Standpunkt abgeholt werden muss. Sie hätte sich einiges an Leid und Hin und Her sparen können, hätte sie in dieser Hinsicht auf andere Dinge geachtet. Denn gut mit Khai umgehen, kann sie nach anfänglichen Schwierigkeiten, auf jeden Fall. Es gab einige Szenen zwischen den beiden, die mir gut gefallen haben.
Quan war mein leuchtender Held in dieser Geschichte, auch wenn ich ein, zwei Aktionen von ihm in diesem Buch nicht so wirklich gutheißen kann. Ich konnte allerdings sehr gut nachvollziehen, warum Khai sich seinem großen Bruder gerne anvertraut. Quan ist immer für seinen Bruder da und nimmt ihn ernst. Er fragt nach und versucht Khai dann gezielt zu helfen und vor allen Dingen nimmt er den Autismus seines Bruders ernst und tut das nicht einfach ab, wie der Rest seiner Familie, die dann lieber beleidigt sind, wenn er sich mal wieder nicht der Norm entsprechend verhalten hat. Letzteres hat mich in diese Buch so einige Male auf die Palme gebracht.
Mit Esmes Mentalität bin ich nicht so ganz warm geworden. Imponiert hat mir ihr Wille für sich und ihre Tochter ein besseres Leben aufzubauen. Sie ist bereit dazu hart zu arbeiten und für einen höheren Abschluss zu lernen. Diesen Eifer sich neues Wissen anzueignen hätte ich mir auch in Bezug auf den Autismus von Khai gewünscht. In Kontrast zu diesen positiven Eigenschaften steht in manchen Punkten eine gewisse Naivität. Den vietnamesischen Traditionen fühlt sie sich verbunden, sie mag es aber auch in einigen Dingen von ihnen abzuweichen.
Man merkt Liebesromane sind Geschichten, in denen es mehr um die Menschen geht, die in ihnen vorkommen, daher kann ich gar nicht viel zu anderen Themen sagen. Das Nachwort fand ich sehr aufschlussreich, erzählt es doch ein wenig darüber, wie die Geschichte entstanden ist. Ich mag das immer unheimlich gerne.

Fazit: Ein zweiter Teil, der für mich Höhen und Tiefen hatte und mich deutlich weniger überzeugen konnte als Teil eins. Ob ich Teil drei lese, hängt sehr vom Klappentext ab. Die Ignoranz gegenüber Khais Autismus ging mir teilweise gewaltig auf die Nerven. Die wenigen schönen Szenen konnten dies nur teilweise wieder wett machen.

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