Profilbild von MsGranger

MsGranger

Lesejury Profi
offline

MsGranger ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit MsGranger über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.01.2021

Witziges Geschenkbuch

Nimm das Leben leicht!
0

Dieses kleine Büchlein ist eine Mischung aus Zitatensammlung und Bildern, die von lustigen kleinen Illustrationen begleitet werden. Man sieht etwa Buntstifte, von denen kleine Farbschnipsel nach unten ...

Dieses kleine Büchlein ist eine Mischung aus Zitatensammlung und Bildern, die von lustigen kleinen Illustrationen begleitet werden. Man sieht etwa Buntstifte, von denen kleine Farbschnipsel nach unten fallen und ein kleines (nicht erfreut schauendes) Männchen, das nun alles zusammenkehren muss. Manchmal sind die Bilder aber nur ein bisschen verändert: eine Wassermelone wird zum Wal, Blütenblätter zum Badmintonball. Ich bin ehrlich: die Zitate hätte ich nicht gebraucht. Die meisten kennt man schon, die anderen muss man nicht unbedingt kennen. Aber die Illustrationen haben einen besonderen Charme, mich haben sie auch öfter zum schmunzeln und ein paar Mal auch wirklich zum Lachen gebracht. Nicht nur, weil sie witzig und schön gezeichnet sind, sondern auch, weil ganz oft unerwartetes geschieht. Das öffnet einem die Augen für neue Perspektiven. Das Büchlein ist gut zum Verschenken geeignet, die Illustrationen heben auf jeden Fall die Laune. Die „federleichte Poesie“, die auf dem Rückumschlag genannt wird fehlt mir zwar ein bisschen, aber insgesamt doch eine nette kleine Sammlung an Zitaten und Sprüchen. Das wirkliche Highlight des Buches sind aber definitiv die Bilder bzw. Illustrationen.

Veröffentlicht am 22.01.2021

Eine ganz besondere Verbindung

Ihr Königreich
0

Roy und Carl, die Opgard-Jungen, sind ein eingeschworenes Bruderpaar. Carl kommt nach einer Zeit im Ausland zurück nach Norwegen, samt seiner Frau. Als verschworene Gemeinschaft wohnen sie auf ihrem einsam ...

Roy und Carl, die Opgard-Jungen, sind ein eingeschworenes Bruderpaar. Carl kommt nach einer Zeit im Ausland zurück nach Norwegen, samt seiner Frau. Als verschworene Gemeinschaft wohnen sie auf ihrem einsam gelegenen Hof in Os. Carl ist mit großen Plänen für das Dorf zurückgekommen, Roy, der Ausgestoßene, ist zufrieden, wenn er seine Tankstelle betreiben kann. Die Vergangenheit der beiden Brüder dröselt sich im Laufe der Handlung auf; nicht immer chronologisch, aber man erfährt nach und nach alles, was man über ihre gemeinsame Vergangenheit wissen muss. Danach wendet sich die Handlung mehr in die Erzählgegenwart um gegen Ende noch einmal richtig Fahrt aufzunehmen.
Ich bin immer wieder auf das Buch gestoßen worden, da es in den Medien sehr präsent war. Jo Nesbø war mir natürlich ein Begriff, gelesen hatte ich aber noch keine Buch von ihm und wusste nicht genau, was mich erwartet. Aber der Titel und das Coverbild hatten mich neugierig gemacht. Ich war überrascht, dass es kein Krimi oder Thriller im klassischen Sinn ist. Es gibt zwar reichlich kriminelle Energie in dem Buch, aber da man eigentlich die meiste Zeit weiß, wer diese Taten wie durchführt, ist die Handlung aus kriminalistischer Sicht nicht besonders spannend. Trotzdem hat mir der Roman gut gefallen. Ich mochte Roy als Figur und Erzähler sehr gerne mit seinem besonderen Humor und auch die Beschreibungen von Land und Leuten in Norwegen haben mir gut gefallen. Roy und Carl haben eine ganz besondere Beziehung zueinander, wie sie wahrscheinlich nur Geschwister haben können. Es ist spannend zu sehen, welche Konflikte daraus entstehen Nach dem ersten Teil, als die Vergangenheit der Opgard-Jungen erzählt worden war, hat die Handlung für mich etwas nachgelassen, war aber trotzdem interessant und gegen Ende wird das Tempo noch einmal richtig angezogen. Das Ende kam für mich in der Art überraschend, aber ich finde es sehr passend für das Buch. Alles in allem ein etwas anderer Roman als ich ihn mir vorgestellt habe, aber sehr lesenswert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.09.2020

Brandaktuell

Die Stadt am Ende der Welt
0

Eine kleine, erst vor kurzem gegründete Stadt in den USA beschließt in der zweiten Jahreshälfte 1918 sich vor dem Heranziehen der Spanischen Grippe zu schützen indem sie sich von der Außenwelt isoliert ...

Eine kleine, erst vor kurzem gegründete Stadt in den USA beschließt in der zweiten Jahreshälfte 1918 sich vor dem Heranziehen der Spanischen Grippe zu schützen indem sie sich von der Außenwelt isoliert und selbst unter Quarantäne stellt. Spätestens als ein Soldat plötzlich vor der Stadt auftaucht wird dieser Entschluss auf eine harte Probe gestellt.
Thomas Mullens Roman ist bereits 2006 erstmals erschienen, aber im Jahr 2020 mit der Covid-19 Pandemie aktueller denn je. Viele Maßnahmen, welche die Bewohner von „Commonwealth“ treffen, kennt man aus dem aktuellen Alltag: Maske tragen, Abstand halten, Quarantäne. Interessant zu der Verknüpfung mit der heutigen Lage ist auch das Nachwort des Autors.
„Die Stadt am Ende der Welt“ gibt einen sehr eindrücklichen Einblick in das Jahr 1918 und die Zeit der Herbstwelle der Spanischen Grippe in den USA. Der Zeitgeist wird in diesem historischen Roman sehr gut eingefangen und die Handlung ist mit vielen historischen Fakten verknüpft.
Das Buch selbst lässt sich gut lesen, die Handlung ist interessant, spannend erzählt und hat keine Längen. Philip, einer der Hauptfiguren, hat mich allerdings ab dem dritten Kapitel angefangen zu stören mit seinem unvernünftigen Handeln. Sein Verhalten war für mich absolut nicht mehr nachvollziehbar (gegen Ende hat sich das noch einmal gebessert).
Was ich mir gewünscht hätte, wäre ein etwas kritischer Umgang mit dem Namen der Spanischen Grippe gewesen. Zu der Zeit, in der der Roman spielt, hat sich der Name „Spanische Grippe“ erst nach und nach durchgesetzt. Gerade bei den Soldaten wurde sie aber auch anders (etwa „Drei-Tage-Fieber“) genannt. Alle Romanfiguren sprechen aber durchgehend von der „Grippe“ oder „Spanischen Grippe“, obwohl auch Soldaten im Roman auftreten.
Insgesamt ein interessanter historischer Roman, der auch philosophische Fragestellungen angeht und sehr gut in die heutige Zeit passt. Der Roman führt einem noch einmal sehr deutlich vor Augen, dass uns vielleicht über 100 Jahre von der Spanischen Grippe trennen in denen sich gesellschaftlich vieles verändert hat, das Verhalten der Menschen in außergewöhnlichen Situationen letztlich aber dasselbe ist.

Veröffentlicht am 27.09.2020

Schwieriges Thema lustig rübergebracht

Hamster im hinteren Stromgebiet
0

Mit 51 Jahren erwischt ihn der Schlag. So schnell ist man aus dem Leben gerissen und auf andere angewiesen. Während Meyerhoffs Tochter den Transport ins Krankenhaus organisiert und während der darauf folgenden ...

Mit 51 Jahren erwischt ihn der Schlag. So schnell ist man aus dem Leben gerissen und auf andere angewiesen. Während Meyerhoffs Tochter den Transport ins Krankenhaus organisiert und während der darauf folgenden Krankenhaustage, beschreibt er seine Empfindungen und den Alltag im Krankenhaus. Er erinnert er sich aber auch an Erlebnisse mit seiner Familie und oft an Reisen, die er unternommen hat, um das Gehirn aktiv zu halten (und sehr wahrscheinlich auch, um sich abzulenken).
So schlimm es ist, einen Schlaganfall zu erleiden, so amüsant erzählt Meyerhoff alles. Der fünfte Band aus Meyerhoffs Erzählreihe „Die Toten fliegen hoch“ lässt sich auch gut ohne Kenntnis der vorherigen vier Bände lesen.
Eine interessante Lektüre, man kommt dem Schauspieler näher, aber auch wenn man Meyerhoff nicht kennt, ist der Roman unterhaltsam. Mir haben viele seiner Beschreibungen und Beobachtungen gut gefallen, beispielsweise über das Krankenhausessen, über die Mitpatienten, über das Warten auf die Zuteilung in ein Krankenhaus. Trotz Schlaganfall ist er ein scharfsinniger Beobachter. Irgendwann war es mir allerdings zu viel Pathos, zu viel „mein Liebster“ und zu viel Weinen, welches nicht im Kontext mit dem Schlaganfall auftritt; dort kann man das ja nachvollziehen. Daher ein Punkt Abzug. Insgesamt aber ein lesenswerter und kurzweiliger Roman.

Veröffentlicht am 29.08.2020

Ein Haifischjäger in Island

Kalmann
0

Kalmann ist der Protagonist in diesem Islandroman. Ein ungewöhnlicher Protagonist: Haifischfänger, Jäger, selbst ernannter Sheriff von Raufarhövn und nicht ganz so schlau wie andere. Er stolpert ungewollt ...

Kalmann ist der Protagonist in diesem Islandroman. Ein ungewöhnlicher Protagonist: Haifischfänger, Jäger, selbst ernannter Sheriff von Raufarhövn und nicht ganz so schlau wie andere. Er stolpert ungewollt in Polizeiermittlungen zu einer Blutlache im Schnee und im Anschluss daran auch noch in ganz andere Sachen hinein.

Kalmann erzählt seine Geschichte selbst. Es ist kein zeitgleiches Erzählen, sondern er erzählt aus der Perspektive des schon Erlebten und kann deshalb auch immer wieder Andeutungen über den weiteren Verlauf der Handlung machen oder erklären, warum er in der Situation so und nicht anders gehandelt hat. Diese Erzählform hat mir recht gut gefallen, aber für jemanden, der wie Kalmann etwas einfältiger ist, überraschen manche Formulierungen, die er jetzt im Nachgang erklären kann, obwohl er sie in der früheren Situation nicht verstanden hatte. Das passt nicht ganz zusammen, man vermutet hinter den Formulierungen ein wesentlich reflektierteren und „verständigeren“ Erzähler, der Kalmann trotz seiner Charakterentwicklung meiner Meinung nach nicht ist. Kalmann hat eine Vorliebe für gewisse Ausdrücke, die ungewöhnlich und deshalb zunächst etwas befremdlich wirken können, aber diese Sprache ist ein wesentlicher Teil seines Charakters.

Die Landschaftsbeschreibung sind sehr atmosphärisch und auch in das kleine isländische Dorf kann man sich schnell eindenken. Was ich aber vermisst habe sind mehr isländische Bezeichnungen für die im Buch erwähnten TV-Programme, Markennamen und Fernsehsender: die klingen nämlich fast alle deutsch oder kommen aus den USA.

Die handelnden Figuren haben mir gut gefallen, besonders Kalmanns Opa, der ihn so nimmt wie er ist und für den Kalmann absolut in Ordnung ist. Denn die wichtigen Dinge im Leben weiß Kalmann; wie man jagt und wie man sich auf sein Bauchgefühl verlässt beispielsweise.

Insgesamt ein sehr unaufgeregter in Island angesiedelter Roman mit einem ungewöhnlichen Ich-Erzähler. Weniger ein Kriminalroman, als ein Roman mit einer Polizeiermittlung.

Unbedingt auch das Interview mit dem Autor im Anschluss an den Text lesen. Neben interessanten Einblicken in die Entstehungsgeschichte des Romans erfährt man dort auch die korrekte Aussprache für Raufarhövn.