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Veröffentlicht am 29.08.2020

Rassismus aus einer kindlichen Perspektive

Wer die Nachtigall stört ...
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Diese Geschichte handelt von zwei Geschwistern, Scout und Jem, die in der Kleinstadt Maycomb County der 1930er Jahre aufwachsen. Wir begleiten die Kinder aus Scouts Perspektive durch die Abenteuer ihrer ...

Diese Geschichte handelt von zwei Geschwistern, Scout und Jem, die in der Kleinstadt Maycomb County der 1930er Jahre aufwachsen. Wir begleiten die Kinder aus Scouts Perspektive durch die Abenteuer ihrer Kindheit. Zunächst wirkt alles sehr idyllisch, doch schnell wird klar, Rassismus und Fremdenhass sind in dieser Nachbarschaft Alltag. Der Vater der beiden, Atticus Finch, ist Rechtsanwalt und übernimmt den Fall des angeklagten schwarzen Farmarbeiters, Tom Robinson, und wird dann ebenfalls das Ziel von Anfeindungen der Nachbarschaft.

Zuerst habe ich mich schwergetan, in die Geschichte reinzufinden. Ich wusste mit den Informationen auf den ersten Seiten einfach nichts anzufangen. Aber irgendwann war ich in die Welt der kleinen Scout eingetaucht und bin auch hin und weg von dieser erstaunlichen Persönlichkeit.

Das Herzstück des Buches ist die Gerichtsverhandlung.
Atticus hat für die Zeit, in der er lebt, sehr fortschrittliche Ansichten und vertritt einen schwarzen Mann gegen zwei Weiße, deren Aussagen grundsätzlich mehr Gewicht bekommen, als die eines Schwarzen. Seine Verteidigung und sein abschließendes Plädoyer sind beeindruckend, wenn man die Zeit der Szenerie berücksichtigt. Aber bisher hat noch kein Richter zugunsten eines Schwarzen entschieden, wenn ein Weißer der Gegenpart war... Man hofft, dass es dieses Mal anders ist.
Es wird Gleichheit und Gerechtigkeit gefordert mit Worten und Aussagen, die (andere) Ungleichheiten direkt wieder reproduzieren. Dieses Buch zeigt eindrucksvoll, in welchen gesellschaftlich genormten Strukturen wir auch mit den besten Absichten, Gerechtigkeit und Gleichheit zu erreichen, verfangen sind.

Gegen gesellschaftliche Normen zu verstoßen, in diesem Fall gegen gelebten und vollkommen anerkannten Rassismus anzugehen, wird niemals ohne Folgen bleiben und so müssen wir mit Scout wüste Beschimpfungen und Bedrohungen aushalten. Kein Vergleich zu dem, was von Rassismus Betroffene auszuhalten haben...

Ganz nebenbei werden noch andere Normen gebrochen, wie die, das Mädchen sich damenhaft zu verhalten haben und das zeigen sie unter anderem im Tragen von Kleidern. Scout sieht das ganz anders. Sie findet Kleider unpraktisch und außerdem prügelt sie sich gerne, wenn Argumente sie nicht mehr weiterbringen. Ihr Vater, Atticus, ermutigt sie darin, sie selbst zu sein, aber doch innerhalb dem, was sich gehört. Der Balanceakt zwischen dem, was sich gehört und fortschrittlichem Denken finde ich gut gelungen.

Hier wird sehr viel scheinbar Selbstverständliches hinterfragt und Kritik daran geübt. An Rassismus, an Gesetzen, am Rechtssystem, an unhinterfragten Werten und Normen. Bei der Thematik Sexismus und Geschlechteridealen ist aus heutige Sicht noch Luft nach oben ^^ aber man darf auch nicht zu streng sein. Scheint mir schon sehr fortschrittlichen zu sein für die Zeit.

Manchmal fand ich es schwer zu lesen, nicht weil die Sprache zu anspruchsvoll wäre, sondern weil die Autorin sich der Sprache der damaligen Zeit bedient und die findet noch nichts Schlimmes an den unangemessenen Ausdrücken, die heute als eindeutig rassistisch und unterdrückend erkannt werden. Aber das unangenehme Gefühl, das damit erzeugt wird, zumindest bei mir, finde ich wichtig und richtig und sorgt auch für Authentizität.

Hat mir gut gefallen, kann verstehen, dass das Buch so beliebt ist

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Veröffentlicht am 29.08.2020

Eine düstere Geschichte über etwas andere Superhelden

Vicious - Das Böse in uns
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Victor und Eli finden heraus, wie man aus ganz normalen Menschen ganz besondere Menschen machen kann und testen ihre These gleich an einem Selbstversuch. Dieser gelingt, doch es macht die beiden zu Feinden, ...

Victor und Eli finden heraus, wie man aus ganz normalen Menschen ganz besondere Menschen machen kann und testen ihre These gleich an einem Selbstversuch. Dieser gelingt, doch es macht die beiden zu Feinden, die einander tot sehen wollen...

Die Prämisse der Entstehung der "Superhelden" find ich richtig gut und neu (also jedenfalls für mich).

Es werden Abschnitte aus der Gegenwart erzählt, zehn Jahre und ein Jahr zuvor und einige Tage zuvor. Durch jeden Abschnitt setzt sich das Puzzle mehr und mehr zusammen, aber mit jedem Abschnitt werden auch neue Fragen aufgeworfen. Das Hin und Her zwischen den Zeiten lässt die Geschichte spannend werden und mich als Leserin spekulieren, was in der Vergangenheit vorgefallen ist, aber auch was es mit den Handlungen in der Gegenwart auf sich hat. Neben den verschiedenen Zeitabschnitten sind es zusätzlich auch mehrere Erzählstränge aus verschiedenen Perspektiven. Trotz der vielen Sprünge, sind die Abschnitte so gut aufeinander abgestimmt, dass es nicht unangenehm zu lesen ist. Auch der Schreibstil liest sich sehr angenehm.

Die Charaktere sind eher unsympathisch, aber ihre Gedanken und Gefühle sind so fremd, dass sie unheimlich spannend sind. Ihr Antrieb, zu handeln ist anders, als ich es bisher kenne und das fand ich richtig interessant.

Wir begleiten hauptsächlich zwei Protagonisten. Den einen auf seinem Rachefeldzug und den anderen auf seiner göttlichen Mission und beide haben sie Kräfte. Die Geschichte führt unweigerlich zum Aufeinanderprallen der beiden. Ich war eindeutig Team Rache :D das Team hat dann doch die sympathischeren Motive. Es handelt sich bei den beiden aber nicht um einen Kampf "Gut gegen Böse". Die beiden kämpfen einen inneren Kampf und glauben oder hoffen beide, richtig und "gut" zu handeln. Hier geht es nicht um Superhelden im klassischen Sinne. War mal was anderes.

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Veröffentlicht am 29.08.2020

Sehr interessante Welt, schöne Charaktere und spannende Geschichte

Vortex – Der Tag, an dem die Welt zerriss
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Vor fast 80 Jahren entstand plötzlich der erste Vortex auf der Erde. Seine Energie sorgte für ein großes Durcheinander, dass sogar die kleinsten Teilchen betraf. Es kam zu einer Vermengung der Elemente ...

Vor fast 80 Jahren entstand plötzlich der erste Vortex auf der Erde. Seine Energie sorgte für ein großes Durcheinander, dass sogar die kleinsten Teilchen betraf. Es kam zu einer Vermengung der Elemente und einiger Menschen und Tiere. Sie veränderten sich, wurden stärker und unberechenbar. Das ganze löste ein großes Chaos und Kriege aus. In diesem Chaos lebt Ellie. Sie möchte eine Läuferin werden, um den Frieden zu wahren. Doch nachdem sie die Prüfung absolviert hat, ändert sich alles.

Eigentumskisten, Anwärter, Jahresprüfung, Detektoren, Kuratorium, Vortexrennen - gleich die ersten paar Zeilen verraten schon, wir befinden uns in einer ganz und gar anderen Welt. Es ergeben sich daher von Seite eins an erstmal einige Fragezeichen, trotzdem hab ich mich von Anfang an sehr gut zurecht gefunden :)
Sowohl die Welt und die Umgebung als auch die Charaktere wurden sehr schön eingeführt. Der erste Eindruck der Figuren war gleich sympathisch.

Im weiteren Verlauf lernt man noch einige Figuren kennen und ich mochte sie sehr gerne. Ich habe mich mit ihnen richtig wohl gefühlt. Immer wieder musste ich grinsen :) die Dialoge sind der Autorin wirklich gut gelungen.

Die Geschichte beginnt am Tag des Vortexrennens und obwohl ich noch garnicht richtig wusste, was es damit auf sich hat, fieberte ich mit Elaine mit, war richtig aufgeregt. Der Einstieg ins Buch ist der Autorin sehr gut gelungen.

Die Vortexe und deren Auswirkungen sind wahnsinnig spannend. Tolle Idee!
Die Umsetzung der Geschichte ist schon die eines üblichen dystopischen Jugendbuchs. Manches kommt einem schon irgendwie bekannt vor und manches (nicht alles!) war dann auch vorherzusehen. Es war trotzdem spannend und vieles war auch einfach neu. Diese Art der Geschichte hat sich eben bewährt und begeistert mich immer wieder.

Über Längen kann ich mich auch nicht beschweren. Es gab Passagen, die waren etwas ruhiger, aber dadurch, dass alles in dieser Welt neu für mich war, war dementsprechend auch alles interessant. Der flüssige und angenehme Schreibstil der Autorin hat sicher seinen Teil dazu beigetragen.

Das Ende lässt mich zufrieden zurück und doch ist es der Anfang einer neuen Geschichte mit einer wichtigen Aufgabe.
Ein gelungener Auftakt mit einer tollen Welt, sympathischen Charakteren und einer spannenden Geschichte.

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Veröffentlicht am 30.08.2020

Wohlfühlbuch

Das Buch der gelöschten Wörter - Der erste Federstrich
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Hope Turner lebt allein und mit nur wenigen Kontakten, mit Ausnahme ihrer an Demenz erkrankten Mutter, in einer Wohnung in London. Sie arbeitet für eine Online-Dating-Agentur und hat Freude daran, Menschen ...

Hope Turner lebt allein und mit nur wenigen Kontakten, mit Ausnahme ihrer an Demenz erkrankten Mutter, in einer Wohnung in London. Sie arbeitet für eine Online-Dating-Agentur und hat Freude daran, Menschen zu helfen, ihr Glück zu finden. Als sie eines Tages in die Buchhandlung gegenüber eintritt, verändert sich alles. Sie bekommt die Möglichkeit, in Buchwelten einzutauchen und das im wahrsten Sinne des Wortes…

Den Aufhänger der Geschichte finde ich großartig. Sehr kreativ, sich mit gelöschten Wörtern zu beschäftigen. Die Umsetzung finde ich ebenso gelungen.

Das ist natürlich ein Traum jedes Bücherliebenden in die Welten ihrer Lieblingsgeschichten einzutauchen. Die ein oder andere bekannte Romanfigur wiederzuerkennen hat Spaß gemacht :)

Kurze Anekdoten über die Ehekrise von Quasimodo und Esmeralda oder ein Zusammentreffen mit Bambi im Wald machen Spaß und lockern die Geschichte auf.

Erzählt wird die Geschichte aus der Perspektive von Hope, eine ledige und recht einsame Frau, die Bücher liebt und für belesene Männer schwärmt. Mit ihrem amüsanten, lockeren Schreibstil, mit der Hopes Gedanken und die Dialoge mit den Menschen, die ihr begegnen zum Leben erwachen, hat die Autorin mir regelmäßig ein Schmunzeln ins Gesicht gezaubert.

Die bunt zusammengewürfelte Truppe, der sich Hope anschließt, ist total gelungen. Der brummige Rufus, die aufgedrehte Gwen, der konservative Lance und Hope, die neugierig ist und sich mit ihnen ins Abenteuer stürzt. Alle sind sie mit ihren Eigenheiten sehr sympathisch. Die Figuren bekommen Seite für Seite immer mehr Tiefe und man erfährt Stück für Stück ihre Geschichte - sowohl die der Romanfiguren als auch die der realen Menschen. Auch die Beziehungen zwischen den Figuren entwickeln sich richtig schön, dass ich sie gerne verfolgt habe. Die Freundschaft zwischen Hope und Gwen mochte ich besonders gerne, aber auch was auch immer zwischen Rufus und Hope war, fand ich richtig schön. Die Figuren sind allesamt sympathisch und ich habe sie im Verlauf der Geschichte liebgewonnen. Ich freue mich darauf, sie in den Folgebüchern wiederzutreffen :)

Der Geschichte wohnt eine eher flache Spannungskurve inne, die erst im letzten Drittel etwas steiler wurde. Es handelt sich hier um ein Buch, dessen Geschichte so vor sich hinplätschert und das ich in die Kategorie "Wohlfühlbuch" einordnen würde.

Obwohl ich gern mit Hope durch ihren "normalen" Alltag und durch die Bücherwelten spaziert bin, empfand ich diese Passagen teilweise als zu lang. Es passierte dann doch etwas zu wenig. Die Geschichte entwickelt sich zu Beginn sehr schnell, stagniert dann und nimmt erst im letzten Drittel wieder an Fahrt auf. Auf den letzten Seiten wurde es plötzlich aufregend und dramatisch. Viele neue Erkenntnisse und furchtbare Ereignisse sorgten dafür, dass mein Herz schneller schlug.

Das Ganze endet mit einem schlimmen Cliffhanger, der etwas suggeriert, was ich niemals glauben werde! Es wird sich aufklären und es wird nicht so sein, wie es scheint! Ich weigere mich, etwas anderes zu glauben :D

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Veröffentlicht am 29.08.2020

Es geht spannend weiter

Das Buch der gelöschten Wörter - Zwischen den Seiten
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Dieser zweite Teil der Reihe setzt nahtlos da an, wo das letzte Buch geendet hat.

Rufus steht unter Verdacht, Hopes Mutter regelmäßig Drogen zu verabreichen, die ihre Demenz verursachen. Ist er der Verräter? ...

Dieser zweite Teil der Reihe setzt nahtlos da an, wo das letzte Buch geendet hat.

Rufus steht unter Verdacht, Hopes Mutter regelmäßig Drogen zu verabreichen, die ihre Demenz verursachen. Ist er der Verräter? Hat er etwas mit den Absorbierern zu tun?

Der Einstieg ist mir sehr leicht gefallen. Erstens wegen des nahtlosen Übergangs und zweitens wurden ein paar Dinge auch nochmal wiederholt, aber nicht unangenehm, sondern in die Geschichte integriert. Und auch der Schreibstil gefällt mir nach wie vor sehr gut, flüssig zu lesen und mit Witz. Ich bin wieder durch die Zeilen geflogen.

Die neuen (Roman)-Figuren mochte ich alle. Vor allem Tinkerbell hat mir ein Lächeln ins Gesicht gezaubert. Ihr Auftauchen hat mich voll gefreut :)

Oliver war etwas überzeichnet mit seiner betont lässigen und verpeilten Art, aber ich fand ihn trotzdem ganz cool. Auch wenn mir der Grund für sein Auftauchen gar nicht gefallen hat, für die Geschichte war es aber passend und stimmig.

Die Spannung wird wieder gemächlich aufgebaut, aber ich fand auch das erste Buch schon sehr gemütlich, es braucht immer ein bisschen, bis es aufregend wird. So sind die Bücher aufgebaut und ich mag das ganz gerne, auch wenn ich dafür ein paar Längen überstehen muss. Ein bisschen mehr Action hätte der Geschichte nicht geschadet... Dafür durfte ich die Figuren durch traumhafte Buchfantasielandschaften begleiten und einige neue Charaktere kennenlernen :)

Wir lernen endlich denjenigen kennen, an den Rufus denkt, wenn er zurück nach Hause will. Das fand ich spannend, nur die Szene, die sich daraus ergab, war merkwürdig. Das hat irgendwie auch ins Gesamtbild nicht so reingepasst.

Einige Dinge hatte ich erwartet, andere waren doch überraschend. Im letzten Drittel kommt nochmal etwas Schwung und Tempo in die Geschichte. Bis dahin ging alles etwas langsam voran.

Die Geschichte endet mit einem spannenden Cliffhanger, der einen aufregenden dritten Teil verspricht :)

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