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Veröffentlicht am 30.08.2020

Engel-Thematik trifft auf Internatsstory

Celestial City - Akademie der Engel
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Engel-Thematik trifft auf Internatsstory? Das klang für mich nach einem sehr vielversprechenden Young Adult Fantasy Roman, also habe ich "Celestial City" beim ONE Verlag angefragt. Und tatsächlich - der ...

Engel-Thematik trifft auf Internatsstory? Das klang für mich nach einem sehr vielversprechenden Young Adult Fantasy Roman, also habe ich "Celestial City" beim ONE Verlag angefragt. Und tatsächlich - der Auftakt der vierbändigen Fallen-Academy-Reihe hat alles, was man sich von guter Jugendfantasy wünscht: ein spritziger Schreibstil, eine prickelnde Liebesgeschichte, eine magische Auserwählte, viele Gerüchte und Geheimnisse und ein epischer Kampf zwischen Gut und Böse...


"Diejenigen von uns mit dem stärksten inneren Licht ziehen am meisten Dunkelheit an. Vergiss das nie."


Schon das ansprechend ausgestaltete Cover hat mich in seinen Bann gezogen. Das Motiv der blonden Frau in schwarzem Overall und zwei schwarzen Schwingen passt natürlich perfekt zur Geschichte, genau wie die im Hintergrund leicht angedeuteten Häuserreihen von Los Angeles. Durch die verschwimmenden Schwarz-Rosa Akzente auf weißem Grund und die golden schimmernden Federn wird der Kampf zwischen Gut und Böse angedeutet und auch der goldene Titel passt perfekt. Die weich fallenden Federn setzen sich auch innerhalb der Buchdeckel fort und zieren jeden der 24 Kapitelanfänge. Sehr gut gefallen hat mir auch die kleine Karte von Celestial City, also dem ursprünglichen Los Angeles, welches nach dem Engelsfall in Angel City und Demon City sowie dem Kriegsgebiet eingeteilt wurde.


Erster Satz: "Meine Mutter schob die Tür zu meinem Zimmer auf und ließ Licht hereindringen."


Wir steigen an Brielles großem Tag der Erweckungszeremonie in die Geschichte ein. Da ihr Schicksal als Dämonensklavin schon feststeht, seit ihre Mutter ihre Zukunft für die Heilung ihres Vaters verkaufte, macht sie sich keine großen Hoffnungen. Als der Engel Raphael dann aber die seit dem Engelfall in ihr verborgenen Kräfte weckt und ihr schwarze Flügel wachsen, kommt alles anders. Statt an der dunklen Tainted Academy ausgebildet zu werden und ihre Kräfte den Dämonen zur Verfügung stellen zu müssen darf sie als seltene Celestial an die weiße Fallen Academy der Engel und für das Gute kämpfen. In Angel City ist sie mit ihren schwarzen Flügeln jedoch eine Außenseiterin. Hat sie wirklich dämonische Kräfte, wie alle sagen? Und warum weckt ihr mürrischer Ausbilder Lincoln alles andere als negative Gefühle in ihr...?


"Ich war im Begriff, dem schuleigenen Oberarmleuchter hoffnungslos zu verfallen. Nur war er womöglich gar kein solcher Armleuchter. War er vielleicht nie gewesen..."


Nach dem eher düsteren Start in Demon City, wo Brielle zwischen Dämonen und Sklaven lebt und sich keine großen Hoffnungen auf eine strahlende Zukunft macht, geht die Geschichte nach der Erweckungszeremonie und ihrem Umzug nach Angel City langsam aber sicher in eine leichtere Internats-Romanze über. Zwar gibt es auch in der zweiten Hälfte erstaunlich viele Action- und Kampfszenen, hier geht es dann aber mehr um Brielles Gefühle (vor allem in Bezug auf einen gewissen Ausbilder...). Und das ist denke ich auch die größte Schwachstelle, die man als Kritiker an der Geschichte ankreiden kann: der stark hormongesteuerte Mittelteil, der fast jedes Fantasy- und Liebesgeschichten-Klischee mitnimmt. Die Protagonistin ist natürlich mit ihren Gaben und den einmaligen schwarzen Flügeln eine "Special-Snowflake" wie sie im Buche steht und dass es über sie eine bedeutungsschwangere Prophezeiung gibt und sie auf aufopferungsvolle Helden-Alleingänge steht, macht das Ganze nicht unbedingt besser. Der Love-Interest ist ein mürrischer, abweisender, vom Schicksal stark gebeutelter Hottie, dessen Herz erst durch Brielle aufzutauen beginnt (wie könnte es jemals anders sein 😂?) und auch ein schwuler bester Freund, eine feministische Power-Freundin, die obligatorische Zicken-Endgegnerin und die Familie in der Not, die gerettet werden muss, dürfen natürlich nicht fehlen. Darüber hinaus gibt es dann auch noch den ein oder anderen Ball, ein Strandwettbewerb und superheiße Ausbilder, die die Hormone der Protagonisten zum Kochen bringen.


"Bitte stirb nicht. Dafür bist du zu hübsch.
Und das war mein letzter Gedanke, bevor die Hölle losbrach.
Kein Scherz."


Also ich glaube ihr versteht, was ich meine, wenn ich sage, dass Leia Stone mit ihrem wilden Patchwork aus vielen bekannten Einzelteilen anderer Liebesgeschichten, Internatsgeschichten oder Engelsgeschichten hart an der Grenze des Überzogenen vorbeischrammt und man sich nicht an Klischees stören darf, wenn einem diese Geschichte gefallen soll. Alles in allem hat dieser Auftakt aber trotzdem so viel zu bieten, dass man, wenn man sich von übersprühenden Hormonen nicht stören lässt, gut unterhalten wird. Dafür sorgt in erster Linie Leia Stones spritziger Schreibstil, der mich vor allem auch dank des großartigen Humors ein wenig an Jennifer L. Armentrout erinnert hat (eine meiner Lieblingsautorinnen, also riesiges Kompliment). Ich hatte fast von der ersten bis zur letzten Seite ein Dauergrinsen im Gesicht und an einigen besonders aberwitzigen Stellen musste ich sogar laut loslachen. Ebenfalls gut gefallen hat mir, dass die nur knapp 400 Seiten lange Geschichte ein ganzes Jahr behandelt und die teilweise großen Zeitsprünge galant kaschiert werden, sodass man es als Leser fast nicht bemerkt, wie die Zeit im Hintergrund dahinrast. Die Storyline wird vor allem von ein paar einschlägigen Szenen dominiert und überrascht immer wieder mit spannenden Showdown-Momenten, auch wenn die Gesamtrichtung der Handlung grundsätzlich vorhersehbar war.


"Das Leben war verkorkst, und ich hatte gelernt, nicht auf Sonnenschein und Regenbögen zu hoffen. Die Einhörner meiner Kindheitsträume waren tot. Geschlachtet."


Man merkt, dass dies der erste Teil einer mehrbändigen Reihe ist und die Autorin sehr auf Kennenlernen der Welt und der Protagonisten bedacht ist. Hinsichtlich der magischen Aspekte wie die Engel, Dämonen und die Hintergründe von Brielles Welt war mir Leia Stone jedoch ein wenig zu vage, wahrscheinlich wird sie Setting und Protagonisten aber noch in den folgenden Bänden weiter im Details ausarbeiten. Sieht man also von der Tatsache ab, dass die Protagonisten stark auf Klischees aufgebaut sind und noch wenig Zeit hatten, sich zu entwickeln, war mir Brielle sehr sympathisch. Die selbstbewusste Protagonistin hat endlich mal keine Komplexe, ist kämpferisch, stur und weiß ihre Reize einzusetzen, um das zu bekommen, was sie will, egal ob das nun Freiheit, Geld, Ansehen oder Lincoln ist. Auch Lincoln ist spannend angelegt, bleibt aber noch etwas blass. Zwischen ihm und Bri ist definitiv eine spürbare Anziehungskraft vorhanden, diese wird aber ziemlich breitgetreten, anstatt eine wirkliche tiefe Beziehung zu schaffen. So schien mir die Entwicklung der Liebesgeschichte sehr schnell zu gehen und die tieferen Gefühle kamen etwas plötzlich. Grundsätzlich hat mir aber die moderne, freche Umsetzung der abwechslungsreichen Mischung aus Schulalltag, Worldbuilding, Kämpfen und Teenie-Problemen gut gefallen und ich warte nun gespannt auf die Fortsetzung, die im Februar 2021 erscheinen wird.


"Ich werde eine Waffe aus dir schmieden, Brielle." Den letzten Satz beendete er mit einem düsteren Blick.
Ganz schön beängstigend. Ich zuckte mit den Schultern. "Könnten wir nicht stattdessen einfach zu einem Date ausgehen? Ins Kino vielleicht?"




Fazit:


Zwar muss man hier über Klischees, hormongesteuerte Teenies und einem noch etwas blassen Setting hinwegsehen, der Auftakt der vierbändigen Fallen-Academy-Reihe hat aber dennoch alles, was man sich von guter Jugendfantasy wünscht: ein spritziger Schreibstil mit viel Humor, eine prickelnde Liebesgeschichte mit stimmiger Chemie, eine magische Auserwählte mit besonderen Kräften, viele Gerüchte und Geheimnisse und ein epischer Kampf zwischen Gut und Böse...

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.08.2020

Engel-Thematik trifft auf Internatsstory

Celestial City - Akademie der Engel
0

Engel-Thematik trifft auf Internatsstory? Das klang für mich nach einem sehr vielversprechenden Young Adult Fantasy Roman, also habe ich "Celestial City" beim ONE Verlag angefragt. Und tatsächlich - der ...

Engel-Thematik trifft auf Internatsstory? Das klang für mich nach einem sehr vielversprechenden Young Adult Fantasy Roman, also habe ich "Celestial City" beim ONE Verlag angefragt. Und tatsächlich - der Auftakt der vierbändigen Fallen-Academy-Reihe hat alles, was man sich von guter Jugendfantasy wünscht: ein spritziger Schreibstil, eine prickelnde Liebesgeschichte, eine magische Auserwählte, viele Gerüchte und Geheimnisse und ein epischer Kampf zwischen Gut und Böse...


"Diejenigen von uns mit dem stärksten inneren Licht ziehen am meisten Dunkelheit an. Vergiss das nie."


Schon das ansprechend ausgestaltete Cover hat mich in seinen Bann gezogen. Das Motiv der blonden Frau in schwarzem Overall und zwei schwarzen Schwingen passt natürlich perfekt zur Geschichte, genau wie die im Hintergrund leicht angedeuteten Häuserreihen von Los Angeles. Durch die verschwimmenden Schwarz-Rosa Akzente auf weißem Grund und die golden schimmernden Federn wird der Kampf zwischen Gut und Böse angedeutet und auch der goldene Titel passt perfekt. Die weich fallenden Federn setzen sich auch innerhalb der Buchdeckel fort und zieren jeden der 24 Kapitelanfänge. Sehr gut gefallen hat mir auch die kleine Karte von Celestial City, also dem ursprünglichen Los Angeles, welches nach dem Engelsfall in Angel City und Demon City sowie dem Kriegsgebiet eingeteilt wurde.


Erster Satz: "Meine Mutter schob die Tür zu meinem Zimmer auf und ließ Licht hereindringen."


Wir steigen an Brielles großem Tag der Erweckungszeremonie in die Geschichte ein. Da ihr Schicksal als Dämonensklavin schon feststeht, seit ihre Mutter ihre Zukunft für die Heilung ihres Vaters verkaufte, macht sie sich keine großen Hoffnungen. Als der Engel Raphael dann aber die seit dem Engelfall in ihr verborgenen Kräfte weckt und ihr schwarze Flügel wachsen, kommt alles anders. Statt an der dunklen Tainted Academy ausgebildet zu werden und ihre Kräfte den Dämonen zur Verfügung stellen zu müssen darf sie als seltene Celestial an die weiße Fallen Academy der Engel und für das Gute kämpfen. In Angel City ist sie mit ihren schwarzen Flügeln jedoch eine Außenseiterin. Hat sie wirklich dämonische Kräfte, wie alle sagen? Und warum weckt ihr mürrischer Ausbilder Lincoln alles andere als negative Gefühle in ihr...?


"Ich war im Begriff, dem schuleigenen Oberarmleuchter hoffnungslos zu verfallen. Nur war er womöglich gar kein solcher Armleuchter. War er vielleicht nie gewesen..."


Nach dem eher düsteren Start in Demon City, wo Brielle zwischen Dämonen und Sklaven lebt und sich keine großen Hoffnungen auf eine strahlende Zukunft macht, geht die Geschichte nach der Erweckungszeremonie und ihrem Umzug nach Angel City langsam aber sicher in eine leichtere Internats-Romanze über. Zwar gibt es auch in der zweiten Hälfte erstaunlich viele Action- und Kampfszenen, hier geht es dann aber mehr um Brielles Gefühle (vor allem in Bezug auf einen gewissen Ausbilder...). Und das ist denke ich auch die größte Schwachstelle, die man als Kritiker an der Geschichte ankreiden kann: der stark hormongesteuerte Mittelteil, der fast jedes Fantasy- und Liebesgeschichten-Klischee mitnimmt. Die Protagonistin ist natürlich mit ihren Gaben und den einmaligen schwarzen Flügeln eine "Special-Snowflake" wie sie im Buche steht und dass es über sie eine bedeutungsschwangere Prophezeiung gibt und sie auf aufopferungsvolle Helden-Alleingänge steht, macht das Ganze nicht unbedingt besser. Der Love-Interest ist ein mürrischer, abweisender, vom Schicksal stark gebeutelter Hottie, dessen Herz erst durch Brielle aufzutauen beginnt (wie könnte es jemals anders sein 😂?) und auch ein schwuler bester Freund, eine feministische Power-Freundin, die obligatorische Zicken-Endgegnerin und die Familie in der Not, die gerettet werden muss, dürfen natürlich nicht fehlen. Darüber hinaus gibt es dann auch noch den ein oder anderen Ball, ein Strandwettbewerb und superheiße Ausbilder, die die Hormone der Protagonisten zum Kochen bringen.


"Bitte stirb nicht. Dafür bist du zu hübsch.
Und das war mein letzter Gedanke, bevor die Hölle losbrach.
Kein Scherz."


Also ich glaube ihr versteht, was ich meine, wenn ich sage, dass Leia Stone mit ihrem wilden Patchwork aus vielen bekannten Einzelteilen anderer Liebesgeschichten, Internatsgeschichten oder Engelsgeschichten hart an der Grenze des Überzogenen vorbeischrammt und man sich nicht an Klischees stören darf, wenn einem diese Geschichte gefallen soll. Alles in allem hat dieser Auftakt aber trotzdem so viel zu bieten, dass man, wenn man sich von übersprühenden Hormonen nicht stören lässt, gut unterhalten wird. Dafür sorgt in erster Linie Leia Stones spritziger Schreibstil, der mich vor allem auch dank des großartigen Humors ein wenig an Jennifer L. Armentrout erinnert hat (eine meiner Lieblingsautorinnen, also riesiges Kompliment). Ich hatte fast von der ersten bis zur letzten Seite ein Dauergrinsen im Gesicht und an einigen besonders aberwitzigen Stellen musste ich sogar laut loslachen. Ebenfalls gut gefallen hat mir, dass die nur knapp 400 Seiten lange Geschichte ein ganzes Jahr behandelt und die teilweise großen Zeitsprünge galant kaschiert werden, sodass man es als Leser fast nicht bemerkt, wie die Zeit im Hintergrund dahinrast. Die Storyline wird vor allem von ein paar einschlägigen Szenen dominiert und überrascht immer wieder mit spannenden Showdown-Momenten, auch wenn die Gesamtrichtung der Handlung grundsätzlich vorhersehbar war.


"Das Leben war verkorkst, und ich hatte gelernt, nicht auf Sonnenschein und Regenbögen zu hoffen. Die Einhörner meiner Kindheitsträume waren tot. Geschlachtet."


Man merkt, dass dies der erste Teil einer mehrbändigen Reihe ist und die Autorin sehr auf Kennenlernen der Welt und der Protagonisten bedacht ist. Hinsichtlich der magischen Aspekte wie die Engel, Dämonen und die Hintergründe von Brielles Welt war mir Leia Stone jedoch ein wenig zu vage, wahrscheinlich wird sie Setting und Protagonisten aber noch in den folgenden Bänden weiter im Details ausarbeiten. Sieht man also von der Tatsache ab, dass die Protagonisten stark auf Klischees aufgebaut sind und noch wenig Zeit hatten, sich zu entwickeln, war mir Brielle sehr sympathisch. Die selbstbewusste Protagonistin hat endlich mal keine Komplexe, ist kämpferisch, stur und weiß ihre Reize einzusetzen, um das zu bekommen, was sie will, egal ob das nun Freiheit, Geld, Ansehen oder Lincoln ist. Auch Lincoln ist spannend angelegt, bleibt aber noch etwas blass. Zwischen ihm und Bri ist definitiv eine spürbare Anziehungskraft vorhanden, diese wird aber ziemlich breitgetreten, anstatt eine wirkliche tiefe Beziehung zu schaffen. So schien mir die Entwicklung der Liebesgeschichte sehr schnell zu gehen und die tieferen Gefühle kamen etwas plötzlich. Grundsätzlich hat mir aber die moderne, freche Umsetzung der abwechslungsreichen Mischung aus Schulalltag, Worldbuilding, Kämpfen und Teenie-Problemen gut gefallen und ich warte nun gespannt auf die Fortsetzung, die im Februar 2021 erscheinen wird.


"Ich werde eine Waffe aus dir schmieden, Brielle." Den letzten Satz beendete er mit einem düsteren Blick.
Ganz schön beängstigend. Ich zuckte mit den Schultern. "Könnten wir nicht stattdessen einfach zu einem Date ausgehen? Ins Kino vielleicht?"




Fazit:


Zwar muss man hier über Klischees, hormongesteuerte Teenies und einem noch etwas blassen Setting hinwegsehen, der Auftakt der vierbändigen Fallen-Academy-Reihe hat aber dennoch alles, was man sich von guter Jugendfantasy wünscht: ein spritziger Schreibstil mit viel Humor, eine prickelnde Liebesgeschichte mit stimmiger Chemie, eine magische Auserwählte mit besonderen Kräften, viele Gerüchte und Geheimnisse und ein epischer Kampf zwischen Gut und Böse...

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.08.2020

Gefühlsintensiver aber dadurch ein bisschen oberflächlicher.

Marriage on Madison Avenue
0

Diese Rezension muss ich wieder damit beginnen, mir selbst auf die Schulter zu klopfen, da ich mal wieder Gespür bewiesen und diese Reihe nach dem eher mittelmäßig guten ersten Band nicht abgeschrieben ...

Diese Rezension muss ich wieder damit beginnen, mir selbst auf die Schulter zu klopfen, da ich mal wieder Gespür bewiesen und diese Reihe nach dem eher mittelmäßig guten ersten Band nicht abgeschrieben habe (ich bin so gut, halleluja 😊). Während mich "Passion on Park Avenue" mit den eher farblosen Protagonisten, dem konstruierten Handlungsverlauf und den oberflächlichen Gefühlen nicht überzeugen konnte und die Fortsetzung "Love on Lexington Avenue" um Welten besser war und alles bot, was man sich von einer unterhaltsamen Liebesgeschichte wünscht, schließt "Marriage on Madison Avenue" die Reihe mit einer lockeren, unterhaltsamen Friends-to-Lovers-Geschichte ab.

Schon das Cover bereitet darauf vor und lässt eine lockere, romantische Geschichte mitten in New York, aber nicht unbedingt Tiefgang erwarten. Auch wenn die Gestaltung mit den bunten Lichtpunkten und der Skyline schön anzusehen ist, finde ich das Originalcover dennoch um WELTEN besser! Dort ist nämlich die peppige Strichzeichnung einer Frau in einem Hochzeitskleid zu sehen, die in ein Taxi einsteigt. Dieser Entwurf hat meiner Meinung nach mehr Pepp, Wiedererkennungswert und außerdem ist die Darstellung der Protagonistin weitaus aussagekräftiger als nur die Skyline allein. Schön finde ich, dass sich das Motiv in den Leselaschen fortsetzt und in der vorderen Leselasche die ganze Trilogie abgebildet ist.


Erster Satz: "Von diesem Augenblick hatte Audrey Tate Dutzende von Malen geträumt."


Auch der letzte Teil der Reihe beginnt mit einem kurzen Prolog, in dem für alle neuen Leser kurz der Hintergrund der Trilogie erläutert wird, während alle, die schon die ersten Teile kennen, sich noch mal in Erinnerung rufen können, auf was die Reihe fußt: Drei Frauen, die sich von der Beerdigung ihres Mannes, Freundes oder Liebhabers drücken, sich im Central Park durch Zufall treffen und die gleichen Schuhe tragen - das ist auf jeden Fall die beste Grundlage für eine lebenslange Freundschaft (weiß man ja auch aus "Die Schadenfreundinnen" ). Nachdem Claire, Audrey und Naomi vom selben Mann hintergangen und betrogen wurden, haben sie sich geschworen, sich gegenseitig vor weiteren Herzensbrechern zu beschützen. In "Passion on Park Avenue" hat Braydens ehemalige Geliebte Naomi im stilvollen Architekten Oliver schon ihren Traummann gefunden. Auch Braydens Witwe Claire hat der Liebe eine zweite Chance gegeben und ist nun mit dem Innendesigner Scott verheiratet. Jetzt fehlt nur noch der perfekte Mann für die dritte im Bunde: Braydens Freundin, die Influencerin Audrey Tate. Dass sie diesen schon die ganze Zeit direkt vor der Nase hatte, bemerkt sie erst, als sie durch eine gefakte Verlobung mit ihrem besten Freund Clarke, Gefühle für ihn entdeckt. Doch wie sollen sie aus der Verlobungssache wieder herauskommen, ohne ihre Freundschaft zu zerstören?


"Ob ich weiß, was ich da tue? Nicht wirklich. Will ich aufhören, mit ihm zu schlafen? Nein. Will ich die Hochzeit abblasen? Nein. Was hat das zu bedeuten? Keine Ahnung."


Tatsächlich schaffte es dieser letzte Band endlich, eine größere gefühlsmäßige Nähe zur Handlung und den Protagonisten zu vermitteln und während ich bei den ersten zwei Bänden das Geschehen noch mit ein wenig mehr Abstand betrachtet habe, konnte ich hier sehr mit Audrey und Clarke mitfiebern. Die Autorin baut die sich entwickelnde neue Spannung zwischen den beiden Freunden sehr langsam und authentisch auf und nimmt sich viel Zeit, für die neuen Gefühle. Zwar plätschert die Handlung dadurch etwas gemächlich vor sich hin, durch die Hochzeitsvorbereitungen der gefakten Verlobung ist jedoch ein klarer roter Faden zu sehen, der die einzelnen Szenen, in denen Clarke und Audrey zusammentreffen, verbindet. Zwischen die Gefühle mischen sich immer wieder Hochzeitsvorbereitungen, High-Society-Events und der Instagram-Alltag einer Influencerin mitten in New York, was für ein witziges, spritziges, romantisches Flair sorgt. Gepaart mit dem Sex-and-the-City-Touch, der ja schon dem ersten Teil anhaftete, mit Glamour, Luxus und High-Society-Events in der Stadt der endlosen Möglichkeiten und einer spaßigen Lovestory, liest sich diese Selbstfindungsgeschichte sehr schnell und locker weg und machte definitiv süchtig. Dafür sorgten auch Lauren Laynes flüssiger Schreibstil und ihre treffenden Beschreibungen, mit denen sie das Setting lebendig werden ließ. Man merkt der ganzen Reihe an, dass die Autorin selbst seit Jahren in Manhattan wohnt und deshalb die Licht- sowie die Schattenseiten der spannenden Stadt New York treffend einzufangen weiß.


"Das war kein Theater. Nicht ich war die Frau, die er brauchte. Wahrscheinlich war ich es nie. Clarke hat mich nie auf diese Weise geküsst."
"Auf welche Weise?", platzte Audrey unwillkürlich heraus.
"Als folgte er einem inneren Drang und glaubte, sterben zu müssen, wenn er es nicht täte. Als sei ich das Einzige, was zählt, das Einzige, was er sieht."


Dabei ist der dritte Teil aber leider wieder etwas oberflächlicher als der zweite Band und mit vielen NYC-Upper-Class-Klischees sowie viel unnötiges Drama (kupplerische Mutter, eifersüchtige Exfreundin, gemeine Internet-Klatschbasen) recht vorhersehbar. Über die "Probleme" der Reichen und Schönen muss man manchmal die Augen verdrehen, aber da sich die Geschichte selbst nicht ganz ernst zu nehmen scheint, geht das klar. Für das prickelndere Leseerlebnis sorgte auch die stimmige Chemie zwischen Audrey und Tate, von denen man schon im ersten Teil hoffte, dass sie irgendwann zusammen kommen würden.


"Er ist immerhin Clarke, nicht wahr?" Sie sagte das mit einem wissenden Lächeln, einem gemeinsamen Einverständnis zwischen zwei Frauen, die den gleichen Mann liebten. Audrey zögerte, als Elizabeth davonging. Sie machte den Mund auf, um ihr zu versichern, dass ihre Ehe mit Clarke nicht so sein würde, dass sie nicht verliebt in ihren besten Freund war. Die Worte wollten ihr nicht über die Lippen kommen. Denn tief im Herzen wusste sie bereits, dass es eine Lüge war..."


Dadurch dass beide Protagonisten als personaler Er-Erzähler abwechselnd aus ihrer Sicht erzählen, erhalten wir einen guten Einblick in ihre Gefühls- und Gedankenwelt der beiden lebendigen Personen. Audrey ist so liebenswürdig, dass man sie einfach mögen muss und Clarke ist ein klarer Fall von Playboy mit weichem Herz. Zwar kommen auch in der Charakterentwicklung einige Klischees zum Tragen und im letzten Drittel ging mir alles ein bisschen schnell aber dennoch kann die Geschichte durch eine durchaus realistische Liebesgeschichte punkten. Anders als in anderen Büchern des Genres bleibt die Autorin aber bei einer sehr "harmlosen" Beschreibung ihrer Beziehung und konzentriert sich eher auf Gefühle als auf Leidenschaft.


"Brayden war niemals mein Märchenprinz. Das war er von uns allen nicht. Er war die böse Hexe, der Troll, der Wolf im Schafspelz, aber nie der Prinz. Scott ist mein Prinz. Oliver ist Naomis Prinz. Und Clarke ist deiner"; schloss Claire sanft. Audrey wischte sich die Augen ab und blickte zwischen den beiden Frauen hin und her. Dann bekannte sie sich zu der Wahrheit, von der sie schon Gott weiß wie lange davonlief. Sie holte tief Luft: "Ich glaube, ich bin in Clarke verliebt."
Naomi seufzte und nahm sie in die Arme, tätschelte ihren Kopf: "Ach Süße. Natürlich bist du das."


Auch Naomi und Oliver, Claire und Scott und ein paar Nebencharaktere kommen natürlich wieder vor und in einigen kleinen Andeutungen werden den beiden Vorgängergeschichten noch mal ein Sahnehäubchen aufgesetzt. Insgesamt ist "Marriage on Madison Avenue" also ein sehr schöner Abschluss der Reihe.



Fazit:


Gefühlsintensiver aber dadurch ein bisschen oberflächlicher. "Marriage on Madison Avenue" ist eine typische Friends-to-Lovers-Geschichte, die mitreißt und der man den Verlauf auch vollkommen abnimmt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.08.2020

Gefühlsintensiver aber dadurch ein bisschen oberflächlicher.

Marriage on Madison Avenue
0

Diese Rezension muss ich wieder damit beginnen, mir selbst auf die Schulter zu klopfen, da ich mal wieder Gespür bewiesen und diese Reihe nach dem eher mittelmäßig guten ersten Band nicht abgeschrieben ...

Diese Rezension muss ich wieder damit beginnen, mir selbst auf die Schulter zu klopfen, da ich mal wieder Gespür bewiesen und diese Reihe nach dem eher mittelmäßig guten ersten Band nicht abgeschrieben habe (ich bin so gut, halleluja 😊). Während mich "Passion on Park Avenue" mit den eher farblosen Protagonisten, dem konstruierten Handlungsverlauf und den oberflächlichen Gefühlen nicht überzeugen konnte und die Fortsetzung "Love on Lexington Avenue" um Welten besser war und alles bot, was man sich von einer unterhaltsamen Liebesgeschichte wünscht, schließt "Marriage on Madison Avenue" die Reihe mit einer lockeren, unterhaltsamen Friends-to-Lovers-Geschichte ab.

Schon das Cover bereitet darauf vor und lässt eine lockere, romantische Geschichte mitten in New York, aber nicht unbedingt Tiefgang erwarten. Auch wenn die Gestaltung mit den bunten Lichtpunkten und der Skyline schön anzusehen ist, finde ich das Originalcover dennoch um WELTEN besser! Dort ist nämlich die peppige Strichzeichnung einer Frau in einem Hochzeitskleid zu sehen, die in ein Taxi einsteigt. Dieser Entwurf hat meiner Meinung nach mehr Pepp, Wiedererkennungswert und außerdem ist die Darstellung der Protagonistin weitaus aussagekräftiger als nur die Skyline allein. Schön finde ich, dass sich das Motiv in den Leselaschen fortsetzt und in der vorderen Leselasche die ganze Trilogie abgebildet ist.


Erster Satz: "Von diesem Augenblick hatte Audrey Tate Dutzende von Malen geträumt."


Auch der letzte Teil der Reihe beginnt mit einem kurzen Prolog, in dem für alle neuen Leser kurz der Hintergrund der Trilogie erläutert wird, während alle, die schon die ersten Teile kennen, sich noch mal in Erinnerung rufen können, auf was die Reihe fußt: Drei Frauen, die sich von der Beerdigung ihres Mannes, Freundes oder Liebhabers drücken, sich im Central Park durch Zufall treffen und die gleichen Schuhe tragen - das ist auf jeden Fall die beste Grundlage für eine lebenslange Freundschaft (weiß man ja auch aus "Die Schadenfreundinnen" ). Nachdem Claire, Audrey und Naomi vom selben Mann hintergangen und betrogen wurden, haben sie sich geschworen, sich gegenseitig vor weiteren Herzensbrechern zu beschützen. In "Passion on Park Avenue" hat Braydens ehemalige Geliebte Naomi im stilvollen Architekten Oliver schon ihren Traummann gefunden. Auch Braydens Witwe Claire hat der Liebe eine zweite Chance gegeben und ist nun mit dem Innendesigner Scott verheiratet. Jetzt fehlt nur noch der perfekte Mann für die dritte im Bunde: Braydens Freundin, die Influencerin Audrey Tate. Dass sie diesen schon die ganze Zeit direkt vor der Nase hatte, bemerkt sie erst, als sie durch eine gefakte Verlobung mit ihrem besten Freund Clarke, Gefühle für ihn entdeckt. Doch wie sollen sie aus der Verlobungssache wieder herauskommen, ohne ihre Freundschaft zu zerstören?


"Ob ich weiß, was ich da tue? Nicht wirklich. Will ich aufhören, mit ihm zu schlafen? Nein. Will ich die Hochzeit abblasen? Nein. Was hat das zu bedeuten? Keine Ahnung."


Tatsächlich schaffte es dieser letzte Band endlich, eine größere gefühlsmäßige Nähe zur Handlung und den Protagonisten zu vermitteln und während ich bei den ersten zwei Bänden das Geschehen noch mit ein wenig mehr Abstand betrachtet habe, konnte ich hier sehr mit Audrey und Clarke mitfiebern. Die Autorin baut die sich entwickelnde neue Spannung zwischen den beiden Freunden sehr langsam und authentisch auf und nimmt sich viel Zeit, für die neuen Gefühle. Zwar plätschert die Handlung dadurch etwas gemächlich vor sich hin, durch die Hochzeitsvorbereitungen der gefakten Verlobung ist jedoch ein klarer roter Faden zu sehen, der die einzelnen Szenen, in denen Clarke und Audrey zusammentreffen, verbindet. Zwischen die Gefühle mischen sich immer wieder Hochzeitsvorbereitungen, High-Society-Events und der Instagram-Alltag einer Influencerin mitten in New York, was für ein witziges, spritziges, romantisches Flair sorgt. Gepaart mit dem Sex-and-the-City-Touch, der ja schon dem ersten Teil anhaftete, mit Glamour, Luxus und High-Society-Events in der Stadt der endlosen Möglichkeiten und einer spaßigen Lovestory, liest sich diese Selbstfindungsgeschichte sehr schnell und locker weg und machte definitiv süchtig. Dafür sorgten auch Lauren Laynes flüssiger Schreibstil und ihre treffenden Beschreibungen, mit denen sie das Setting lebendig werden ließ. Man merkt der ganzen Reihe an, dass die Autorin selbst seit Jahren in Manhattan wohnt und deshalb die Licht- sowie die Schattenseiten der spannenden Stadt New York treffend einzufangen weiß.


"Das war kein Theater. Nicht ich war die Frau, die er brauchte. Wahrscheinlich war ich es nie. Clarke hat mich nie auf diese Weise geküsst."
"Auf welche Weise?", platzte Audrey unwillkürlich heraus.
"Als folgte er einem inneren Drang und glaubte, sterben zu müssen, wenn er es nicht täte. Als sei ich das Einzige, was zählt, das Einzige, was er sieht."


Dabei ist der dritte Teil aber leider wieder etwas oberflächlicher als der zweite Band und mit vielen NYC-Upper-Class-Klischees sowie viel unnötiges Drama (kupplerische Mutter, eifersüchtige Exfreundin, gemeine Internet-Klatschbasen) recht vorhersehbar. Über die "Probleme" der Reichen und Schönen muss man manchmal die Augen verdrehen, aber da sich die Geschichte selbst nicht ganz ernst zu nehmen scheint, geht das klar. Für das prickelndere Leseerlebnis sorgte auch die stimmige Chemie zwischen Audrey und Tate, von denen man schon im ersten Teil hoffte, dass sie irgendwann zusammen kommen würden.


"Er ist immerhin Clarke, nicht wahr?" Sie sagte das mit einem wissenden Lächeln, einem gemeinsamen Einverständnis zwischen zwei Frauen, die den gleichen Mann liebten. Audrey zögerte, als Elizabeth davonging. Sie machte den Mund auf, um ihr zu versichern, dass ihre Ehe mit Clarke nicht so sein würde, dass sie nicht verliebt in ihren besten Freund war. Die Worte wollten ihr nicht über die Lippen kommen. Denn tief im Herzen wusste sie bereits, dass es eine Lüge war..."


Dadurch dass beide Protagonisten als personaler Er-Erzähler abwechselnd aus ihrer Sicht erzählen, erhalten wir einen guten Einblick in ihre Gefühls- und Gedankenwelt der beiden lebendigen Personen. Audrey ist so liebenswürdig, dass man sie einfach mögen muss und Clarke ist ein klarer Fall von Playboy mit weichem Herz. Zwar kommen auch in der Charakterentwicklung einige Klischees zum Tragen und im letzten Drittel ging mir alles ein bisschen schnell aber dennoch kann die Geschichte durch eine durchaus realistische Liebesgeschichte punkten. Anders als in anderen Büchern des Genres bleibt die Autorin aber bei einer sehr "harmlosen" Beschreibung ihrer Beziehung und konzentriert sich eher auf Gefühle als auf Leidenschaft.


"Brayden war niemals mein Märchenprinz. Das war er von uns allen nicht. Er war die böse Hexe, der Troll, der Wolf im Schafspelz, aber nie der Prinz. Scott ist mein Prinz. Oliver ist Naomis Prinz. Und Clarke ist deiner"; schloss Claire sanft. Audrey wischte sich die Augen ab und blickte zwischen den beiden Frauen hin und her. Dann bekannte sie sich zu der Wahrheit, von der sie schon Gott weiß wie lange davonlief. Sie holte tief Luft: "Ich glaube, ich bin in Clarke verliebt."
Naomi seufzte und nahm sie in die Arme, tätschelte ihren Kopf: "Ach Süße. Natürlich bist du das."


Auch Naomi und Oliver, Claire und Scott und ein paar Nebencharaktere kommen natürlich wieder vor und in einigen kleinen Andeutungen werden den beiden Vorgängergeschichten noch mal ein Sahnehäubchen aufgesetzt. Insgesamt ist "Marriage on Madison Avenue" also ein sehr schöner Abschluss der Reihe.



Fazit:


Gefühlsintensiver aber dadurch ein bisschen oberflächlicher. "Marriage on Madison Avenue" ist eine typische Friends-to-Lovers-Geschichte, die mitreißt und der man den Verlauf auch vollkommen abnimmt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.07.2020

Spannend, mitreißend, emotional!

Light Up the Sky
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Der erste Teil des Beautiful-Hearts-Duetts "Bring Down the Stars" war eine dynamische Dreiecksgeschichte mit bittersüßer Grundstimmung, die mich nur in Teilen überzeugen konnte und dann überraschend mit ...

Der erste Teil des Beautiful-Hearts-Duetts "Bring Down the Stars" war eine dynamische Dreiecksgeschichte mit bittersüßer Grundstimmung, die mich nur in Teilen überzeugen konnte und dann überraschend mit dem heftigsten Cliffhanger aller Zeiten endete. Da ich ein großer Fan der Autorin bin, war es keine Frage, dass ich in "Light Up the Sky" die Geschichte von Autumn, Weston und Connor weiterverfolgen musste. Leider komme ich hier zu einem ähnlichen Schluss wie vor ein paar Wochen zu "All in": Wenn man die Geschichte nach ihrem Grad der emotionalen Zerstörung, der Happy End-Schönheit, der Protagonisten-Fuckability oder dem Schreibstil beurteilt, bekommt sie ganz klar 5 Sterne. Nimmt man jedoch eine Variable, nämlich das Leserherz, aus der Gleichung heraus und betrachtet die Geschichte mit ein wenig Abstand, lassen sich einige Baustellen entdecken, die es mir leider nicht erlauben, eine uneingeschränkte Leseempfehlung auszusprechen.


"Sie liebt meine Seele, hatte er gesagt. Und meine Seele bist du." Ich vertrieb den Gedanken. Es gab kein Autumn und ich, kein irgendwie geartetes wie, Fantasie oder nicht. Ich war erledigt. Wenn ich ihr vorher schon nichts hatte bieten können, dann jetzt erst recht nicht. Nicht einmal mehr schöne Worte."


Das Cover ist wieder ein üblicher LYX-Traum mit dem dominanten Titel in gravierten Großbuchstaben und den glitzernden Lichtpunkten auf dem dunkel-lila Grund. Die Farb- und Lichtakzente haben mir schon beim ersten Teil sehr gut gefallen und während dieser mit dem hellen Hintergrund wenig zu fröhlich und glamourös für diese teilweise eher schwermütige Geschichte wirkte, passt diese Explosion auf dunklem Grund schon viel besser und kann die Dramatik mit den starken Akzenten besser einfangen. Denn hinter diesen hübschen Cover-Gestaltungen verbirgt sich eine alles andere als harmlose Geschichte. Geteilt in 5 Teile, einen Prolog und einen Epilog, umfasst die Geschichte 34 Kapitel, die entweder aus Westons oder aus Autumns Sicht erzählt sind. Zu Beginn folgt eine kurze Playlist und ein heftiger Prolog, der mit in die Wüste Syriens mitnimmt und zu Ende führt, was uns der Cliffhanger des letzten Teils verschwiegen hat. Besonders schön ist jedoch, dass ganz am Ende noch Westons Gedichte in englischer (also Original-)Fassung eingefügt worden sind, die eine ganz andere Magie entfalten als die deutschen Übersetzungen (auch wenn man an jener nichts aussetzen kann). Das war eine wunderbare Idee des Verlags, die einiges hermacht!


"Du bist unübertrefflich. Es liegt Poesie in der Linie deines Halses, in der Rundung deiner Brüste und der Kurve deines Mundes. Das Ganze ist ein perfektes Gedicht und ich will jeden einzelnen Vers kennen." Aber es war nicht genug. Nicht annähernd genug für die Frau, die mich mit wenigen Sätzen auszog, mein Herz entblößte, sodass es nackt, pulsierend und voller Worte vor ihr lag. Worte, die ich für tot und verloren gehalten hatte, die aber noch da waren. Vergraben und blass, aber noch da."


Denn allein Westons Gedichte und natürlich Emma Scotts Schreibstil sind zwei unschlagbare Gründe, diese Geschichte zu lesen. Ich kann es nur immer wieder wiederholen: sie schafft es wie keine Zweite, intensiv Schmerz und Liebe gegenüberzustellen und den Leser damit zum Weinen, zum Lachen und zum Mitfiebern zu bringen. Die Sensibilität, mit der sie dem Leser einen Blick ins Innere ihrer Protagonisten gewährt, die Grausamkeit, mit der sie uns und ihre Geschöpfe konfrontiert und die viele Liebe, mit der sie ihre und unsere Herzen heilt, sind wirklich erstaunlich. Sie erschafft durch die Mischung von drei zerbrechlichen und doch starken Protagonisten, einer wunderschöner und doch hässlicher Stadt und herzzerreißend traurigen und anrührend süßen Momenten einen ambivalenten Mix voller Kontraste, Wahrheit und Tiefgründigkeit. Der sensible Schreibstil, viele Gefühle und "der anbetungswürdigste Charakter ever" stehen sonst aber leider einer eher mittelmäßigen Protagonisten und einem überhasteten Schlussteil gegenüber, die meine Bewertung leider herunterziehen. Warum ich das Buch also mochte, es bei Weitem aber nicht Emma Scotts bestes Werk ist, erfährt ihr jetzt:


Erster Satz: "Meine Lungen füllten sich, und plötzlich war ich wach, und das Chaos stürmte auf mich ein."


Nach dem heftigen Ende des ersten Teils, in dem ein Einsatz von Connor und Weston in Syrien schrecklich schief geht und beide schwer verwundet werden, war ich ein bisschen nervös vor dem Weiterlesen, da ich mir nicht sicher war, ob wir uns von einem der beiden trennen müssen. Zum Glück gibt es sowohl mit Connor als auch mit Weston ein Wiedersehen, doch die beiden kommen seelisch und körperlich stark beeinträchtigt aus ihrem Einsatz zurück. So geht es nach dem heftigen, herzzerreißenden Prolog in Syrien und der kurzen Sequenz im Krankenhaus vor allem um die Folgen des Einsatzes auf das Leben von Connor, Weston und deren Beziehung zu Autumn. Connor leidet unter einer posttraumatischen Belastungsstörung, hat ein zertrümmerter Ellbogen und starke Schuldgefühle angesichts seiner Verantwortung für Westons Verlust. Denn dieser hat sich nur seines Freundes wegen bei der Army eingeschrieben und dann ausgerechnet bei dem Versuch, Connor vor einer Granate zu retten, eine schwere Rückenmarksverletzung erhalten. Die Folgen der Lähmung und Westons schwerer, steiniger Weg, damit umzugehen sind gut recherchiert, sehr glaubhaft und unverblümt direkt geschildert. Auch wenn sich die Autorin wirklich tiefgreifend mit den Themen befasst hat und die zuvor noch etwas ziellose Story Substanz bekommt, konnte ich ein kleines Stirnrunzeln angesichts der dahinter steckenden Ideologie der Heldenverehrung der Kriegsveteranen nicht ganz unterdrücken. Denn allgemein stehe ich der ganzen amerikanischen Soldaten-Verherrlichung, der Dankbarkeit gegenüber Veteranen und dem stark übersteigerten Patriotismus sehr kritisch gegenüber.


"Ich konnte es so deutlich sehen: ein kleines Mädchen mit roten Zöpfen, das die Augen zukniff, während sie ihre Wünsche ins Universum pustete. Wünsche, die Dinge verbessern sollen und ihrer Familie helfen. Vor meinen Augen verwandelte sich das kleine Mädchen in eine Frau, und ihr poetisches Herz wünschte sich jemanden, mit dem sie ihr Leben teilen konnte. Jemanden, der ihrer würdig ist."


Haben wir den emotional sehr schweren Einstieg, der verschiedene Themen anspricht, hinter uns gelassen, geht es dann zwar stimmungstechnisch stetig bergauf, was die Qualität der Geschichte angeht jedoch eher bergab. Wo sich die Autorin zuvor sehr einfühlsam mit Westons Schicksal und den Folgen des Einsatzes beschäftigt hatte, stehen plötzlich unwichtige Probleme im Vordergrund, wichtige Entwicklungen werden ins Off verdrängt und alles geht recht schnell, um dem Leser eine süße, schöne Geschichte zu präsentieren. Kaum kommen sich Weston und Autumn ein bisschen näher, geht alles plötzlich ganz flott und wir rasen dank großer Zeitsprüngen auf ein Happy End zu, welches ich wenige Seiten zuvor noch gar nicht gesehen hatte. Die Dreiecksgeschichte, die ja das Herzstück des ersten Bandes war, löst sich wie aus dem Nichts in Luft auf. Connors Gefühle für Autumn scheinen einfach nicht mehr existent und wie um eine genauere Auseinandersetzung mit ihm zu vermeiden, verschwindet er einfach für ein Großteil der Handlung komplett von der Bildfläche. Als er dann wieder auftaucht ist er überraschenderweise plötzlich geläutert und hat eine neue große Liebe am Start (die ich übrigens auch schon vorhergesehen hatte), was ich einfach nur schade fand. Statt sich seiner anzunehmen, den Leser an seiner Entwicklung teilhaben zu lassen und ihn in die Geschichte mit einzubeziehen, finden alle wichtigen Schritte im Off statt und er wird zu einem unwichtigen Randprotagonisten degradiert.


„Mehr. Das war ein Wort. Da war mehr zwischen Weston und mir. Mehr Gefühle, die keinen Sinn ergaben, mehr Elektrizität, mehr Feuerwerk und mehr Verlangen. Reines, ungefiltertes Verlangen.“


Auch Westons und Connors Freundschaft - ein weiterer wichtiger Punkt des Auftaktbandes - tritt stark in den Hintergrund und statt sich endlich mit ihren Differenzen und ihrem teilweise toxischen Verhältnis zu befassen, bekommen sie genau eine Seite, um sich zu versöhnen. Als dann Autumn ebenfalls feststellt, dass sie Connor eigentlich gar nicht vermisst, erscheint dann die Problematik des ersten Bandes komplett belanglos. Es drängte sich mir irgendwann also der Gedanke auf, dass sowohl von Umfang als auch Stimmung Band 1 und Band 2 nicht ganz zusammenpassen und man den ersten Teil als lange Vorbereitung für den zweiten nicht unbedingt gebraucht hätte. Denn die Dreiecksgeschichte spielt hier keine Rolle mehr und das Lügenkonstrukt trägt nichts zur Handlung bei sondern steht eher wie ein in die Länge gezogener Fremdkörper im Weg. Mir hätte es besser gefallen, wenn sich die Autorin entweder komplett auf ihre Nachkriegsproblematik und Westons Weg aus dem Abgrund fokussiert hätte, ohne auf die störenden Altlasten aus dem ersten Teil genauer einzugehen (einfach weil sie angesichts der Vorkommnisse keine große Rolle mehr zu spielen scheinen). Ansonsten hätte sie alternativ tatsächlich die Dreiecksgeschichte und Autumns Verletztheit angesichts der Lügen, die ihr aufgetischt wurden, richtig angehen und weiterentwickeln können, um den ersten Band ernstzunehmend fortzusetzen. Das Zwischending, das wir hier präsentiert bekommen und in dem zuerst die wesentlichen, substantiellen Probleme abgearbeitet werden, um danach in extrem verkürzter Form zu den belanglosen Dynamiken des ersten Teils zurückzukehren, empfand ich als nicht sehr befriedigend.


"Ich habe Ihr Herz gesehen und Ihre Worte gehört, Wes. Sie werden das überleben. Sie sind ein Dichter in der Rüstung eines Kriegers. Sie kommen aus diesem Wald heraus, aber zuerst müssen Sie den ersten Schritt tun."


Auch was die Protagonisten angeht, was ich mit dieser Teillösung nicht ganz zufrieden. Autumn bekommt hier zwar ein bisschen mehr Profil, aber dennoch blieb sie mir einfach zu blass und wurde gerade in der ersten Hälfte der Geschichte mehr zu einem Hilfscharakter. Trotz dass ich viele Gemeinsamkeiten mit ihr habe (Ausgehmuffel, Faible für Second-Hand-Chic, Workaholic, Studium mit Stipendium, immer überarbeitet, ehemaliges Landei), konnte ich sie nicht wirklich als Charakter greifen, weshalb mir ihre Seite der Geschichte schwer zugänglich blieb. Auch hier dreht sich fast alles um ihre Gefühle und ihr Verhalten gegenüber Weston und sie als Person bleibt ein bisschen auf der Strecke. Ihr allein bleibt nur die Suche nach einem sinnvollen und erfüllenden Thema für ihr Projekt, mit dem ich mich identifizieren konnte. Von Connor will ich hier gar nicht erst anfangen, denn wie gesagt verschwindet er noch PTBS-geschädigt von der Bildfläche, um 200 Seiten später geheilt, gut gelaunt und überglücklich wieder aufzutauchen. Was sich die Autorin dabei gedacht hat, weiß ich wirklich nicht.


"Was ist mit Ihrer Liebe? Wo soll Ihre Liebe jetzt hin?"
"Sie wird in mein Studium fließen. In mein Harvard-Projekt."
Edmond schüttelte den Kopf. "Aber Sie haben so ein romantisches Herz, so viel Liebe zu geben..."
"Es ist nicht mehr wichtig."
"Nicht wichtig?" Edmond hätte nicht entsetzter gucken können, wenn ich in den Kuchenteig gespuckt hätte. "Ma chère, es ist das Wichtigste von allem..."


Der große Lichtblick, der die Schwäche der beiden anderen Protagonisten wieder ausbügelt ist Weston Turner, der auch in der Fortsetzung zu den anbetungswürdigsten Charakteren gehört, von denen ich je gelesen habe. Er besitzt eine poetisch Tiefgründigkeit und gequälte Intensität, die Connor definitiv fehlt und das zeigt sich nicht nur darin, dass er wundervolle Gedichte schreibt. Nein, die Art und Weise, wie er seine Gefühle reflektiert, die Folgen seines Verhaltens auslotet und sein eigenes Glück hinter das der Menschen, die er liebt zurückstellt, ist einfach hinreißend, auch wenn er mich mit seinen masochistischen, aufopferungsvollen Zügen in den Wahnsinn trieb. Auch Paul, der Lebensgefährte von Wes´ Mutter, Autumns Chef und Wes´ Literaturprofessor Mr. Ondiwuje bilden drei sympathische Ausnahmen in dem Meer aus entweder blassen oder anstrengenden Nebencharakteren. Denn sowohl Wes´ als auch Connors Eltern sind stereotype und teilweise nervige Störfaktoren, die leider keine nennenswerte Entwicklung durchmachen und die Handlung keineswegs voranbringen.


"Meiner Ansicht nach war das immer das Problem mit Ihrer Rüstung. Sie muss so stark sein, dass der Schmerz, ihr unglaubliches Gewicht zu tragen, größer ist als der, vor dem sie sie schützen kann."


Auch das Ende wirkt in die Länge gezogen und überstrapaziert. Denn nach einer sehr vorhersehbaren "Wendung" und dem darauffolgenden Prä-Happy-End-Breakdown folgt eine ganze Reihe strahlender Happy-Ends. Ich sage es nur ungern, aber hier hätte ein etwas weniger zuckersüßes oder ein offeneres Ende besser gepasst.



Fazit:


"Light Up the Sky" versucht, wichtige Themen anzusprechen, neue Tiefe zu erreichen und danach an die Dreiecksgeschichte des ersten Teils anzuknüpfen, was leider nur mäßig gut gelingt. Zwar ist auch diese Fortsetzung spannend, mitreißend und emotional, Schwächen bei den Protagonisten und der Storyline trüben aber den Gesamteindruck ein.

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