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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.09.2020

Zeit ist relativ

Einstein
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Seit Wochen wartet die kleine Maus auf ein besonderes Ereignis - das Käsefest in Bern! Tag für Tag hat sie dafür den Kalender der Menschen abgerissen, eine wirklich schwere Aufgabe für eine Maus! Und dann ...

Seit Wochen wartet die kleine Maus auf ein besonderes Ereignis - das Käsefest in Bern! Tag für Tag hat sie dafür den Kalender der Menschen abgerissen, eine wirklich schwere Aufgabe für eine Maus! Und dann ist es soweit, sie schmuggelt sich in einen Zug und macht sich auf die lange Reise. Doch was ist das? Sie kommt in Bern an und das Käsefest ist vorbei? Um einen ganzen Tag hat sie es verpasst! Wie konnte das passieren? Und die entscheidende Frage, gibt es eine Möglichkeit, die Zeit zurückzudrehen und doch noch in den Genuss von wunderbarem Käse zu gelangen? Die kleine Maus fängt an zu recherchieren und stößt schon bald auf einen berühmten Mann, der sich mit der Zeit beschäftigt hat: Albert Einstein.

Oh, wow! Was für geniale Illustrationen! Ich lese und blättere ja nun in wirklich vielen Graphic Novels herum, aber diese hier spielt tatsächlich in einer eigenen Liga. Kuhlmann (Mann, ist der kuhl, man!) hat es wirklich drauf, aus der Perspektive einer Maus in einer großen Welt zu zeichnen, überhaupt hat er die Sache mit interessanten Perspektiven zu einer eigenen Kunstform erhoben. Dass dabei auch noch eine meganiedliche und interessante Geschichte entsteht, ist dabei nur noch ein Bonus, das Sahnehäubchen auf dem leckersten Eis, das man sich vorstellen kann.

Veröffentlicht am 31.08.2020

There be dragons

Feuererwachen
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Vor neun Jahren erhob sich das Volk, die Rebellen stürzten die grausamen Drachenherrscher und waren so wütend und hasserfüllt, dass sie deren Familien genauso grausam folterten und umbrachten. Lee ist ...

Vor neun Jahren erhob sich das Volk, die Rebellen stürzten die grausamen Drachenherrscher und waren so wütend und hasserfüllt, dass sie deren Familien genauso grausam folterten und umbrachten. Lee ist der letzte Überlebende einer der Drachenreiterfamilien, doch das darf niemand wissen. Zusammen mit seiner besten Freundin Annie schafft er es unter der neuen Regierung aus dem Waisenhaus heraus und dazu, ein Drachenreiter zu werden. Doch schon ziehen wieder finstere Zeiten auf: Überlebende der alten Herrscher bedrohen den neuen Staat - und ihre Vertreterin weiß nicht nur, wer Lee wirklich ist, sie bietet ihm auch an zurückzukehren in den Schoß der Familie und seinen angestammten Platz wieder einzunehmen. Lee und Annie müssen sich entscheiden, für welche ihrer Ideale sie einstehen wollen - und ob ihr Vertrauen und ihre Freundschaft reicht, um es gemeinsam durchzustehen.

Wow, das war mal ein Ritt (auf einem oder mehreren Drachen). Es ist trotz der ständigen Anwesenheit der Riesenechsen kein reines Drachenbuch. Vielmehr wirft es Fragen nach Moral und Gesetz auf, nach dem, wofür man einsteht und was man glaubt, das einem zusteht. Es wird ein Staat entworfen, der mich in großen Teilen an das System der Ostblockstaaten erinnert hat - äußerlich geht es allen oder vielen besser, aber noch immer gibt es Leute, die gleicher sind als andere. Dazu kommt ein Top-Schreibstil, der einfach mitreißt und Protagonisten, die alles andere als schwarz-weiß gezeichnet sind. Mir gefällt die Zerrissenheit der Charaktere, die Ambivalenz manch derer, die zu den "Guten" gehören und ein paar wirklich herzzereißende Szenen, die trotzdem nicht kitschig werden. Definitiv ganz großes Kino!

Veröffentlicht am 25.08.2020

Dunkelklinge vs. Dunkelklinge

Das Lied des Wolfes
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Vaelin al Sorna is back! Und wie zurück er ist! Mittlerweile ist Vaelin schon ein paar Jahre lang Turmherr im Norden und versucht mehr oder weniger ein ruhiges, abgeschiedenes Leben zu führen - mal abgesehen ...

Vaelin al Sorna is back! Und wie zurück er ist! Mittlerweile ist Vaelin schon ein paar Jahre lang Turmherr im Norden und versucht mehr oder weniger ein ruhiges, abgeschiedenes Leben zu führen - mal abgesehen von diversen Banditen, die ab und zu nach seinem Leben trachten. Also alles nicht so wild. Das ändert sich jedoch schnell, als Gäste Vaelins in seinem Heim umgebracht werden und ein alter Feind, der schon besiegt geglaubt wurde, wieder auftaucht. Und dann sind da auch noch die Gerüchte über einen Mann weit über dem Meer im Westen, der eine Armee Krieger aufgestellt hat und Reich um Reich erobert. Er wird wie Vaelin Dunkelklinge genannt und wie ein Gott verehrt. Damit nicht genug, hört der Turmherr davon, dass die Frau, die er einst liebte, in größter Gefahr schwebt. Er muss sich aufmachen in ein entferntes Reich und erneut zu den Waffen greifen.

Mann, dieser Anthony Ryan hat es einfach drauf! Ich habe bisher alle seine Bücher verschlungen, weil es niemand wie er versteht, in eine fantastische Mittelalterwelt mit viel Magie zu entführen. Mit Vaelin hat er ja in der Rabenschatten-Trilogie einen genialen Protagonisten erschaffen, der zwar ein übermächtiger Kämpfer ist, aber trotzdem kein Übermensch, ein Typ, den man gern haben muss und vor allem gern auf seinen Abenteuern begleitet. Mit diesem Auftakt entführt er uns zwar weit in den Westen dieser Welt, aber er gleicht sehr dem fernen Osten unserer Welt und es sind die Hunnen, die brandschatzen und die Welt erobern wollen. Ich bin immer wieder begeistert über das Talent des Autors, so unterschiedliche Charaktere zu entwerfen, die alle nicht bloße Klischeefiguren sind, sondern Menschen aus Fleisch und Blut und selbst die Antagonisten kommen wunderbar menschlich daher. Von daher freue ich mich einfach über das Wiedersehen mit Vaelin und alten Kampfgefährten, schwinge mich auf mein Schlachtross und trabe los, um meine Freunde auch bei den nächsten Abenteuern zu begleiten.

Veröffentlicht am 02.06.2020

Der Wald hat Augen

Wild
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Noomi, Ryan, Olympe und Flix sind jugendliche Straftäter, die gerade noch so an einem Gefängnisaufenthalt vorbeigeschrammt sind. Dafür müssen sie jetzt sechs Wochen lang in einem Camp in der Sächsischen ...

Noomi, Ryan, Olympe und Flix sind jugendliche Straftäter, die gerade noch so an einem Gefängnisaufenthalt vorbeigeschrammt sind. Dafür müssen sie jetzt sechs Wochen lang in einem Camp in der Sächsischen Schweiz verbringen, um dort zu lernen, sozialverträglich zu handeln. Die vier sind völlig unterschiedlich, kommen aber alle aus Berlin und sind daher vor allem eines: Städter. Die Stille, der Wald, die Natur, das bereitet ihnen Unbehagen, zumal immer wieder seltsame Sache passieren. Sie fühlen sich beobachtet, wertvolle Dinge verschwinden. Um diesen Rätseln auf die Spur zu kommen, müssen sie sich zusammenraufen, und dann stoßen sie mitten im Wald auf etwas Rätselhaftes, das sie alle betrifft. Die Zeit läuft ihnen davon, denn einige von ihnen sind schon betroffen ...

Es ist nicht zu viel behauptet, wenn ich sage, dass mich dieses Buch von Seite 1 an abgeholt hat. Kurze, fesselnde Szenen aus den jeweiligen Perspektiven sorgten dafür, dass der Spannungsbogen beinahe durchgehend hochgehalten wird, die Protagonisten sind so unterschiedlich, kommen aus verschiedenen Schichten und haben alle ureigene Probleme, und doch haben sie gewisse Sachen gemeinsam, die sie zusammenschweißen. Mir waren die vier durchweg sympathisch. Das mysteriöse Element lud zum Miträtseln ein - für so was kann man mich ja immer begeistern - und ob am wissenschaftlichen Element auch nur ein Hauch Realismus dran ist, kann ich nicht beurteilen, ist mir aber auch egal. Denn eigentlich ist das eine Geschichte, in der Menschlichkeit und Zusammenhalt die Hauptsache spielen, und das wurde so gut transportiert, dass das Lesen durchweg unterhaltsam war. Ein Jugendbuch, das ohne übertriebenes Liebesgedöns auskommt und auch noch eine Handlung besitzt - von mir gibt's eine uneingeschränkte Empfehlung.

Veröffentlicht am 16.05.2020

Guten Abend, Mister Holmes

Die unglaubliche Flucht des Uriah Heep
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Rob Sutherland, ein neuseeländischer, recht junger Anwalt, hat es nicht immer leicht. Ist er doch der Bruder des genialen Wunderkinds Charley Sutherland, der an der hiesigen Universität Literatur des 19. ...

Rob Sutherland, ein neuseeländischer, recht junger Anwalt, hat es nicht immer leicht. Ist er doch der Bruder des genialen Wunderkinds Charley Sutherland, der an der hiesigen Universität Literatur des 19. Jahrhunderts lehrt. Schon mit 13 ging Charley aufs College in England und machte dort auch seinen Abschluss. Jetzt ist er wieder zurück und er braucht immer wieder einmal die Hilfe seines Bruders. Denn das ist ihr Familiengeheimnis: Charley kann Figuren aus Büchern lesen, sie lebendig werden lassen und ausgerechnet in dieser schicksalhaften Nacht, als die Geschichte beginnt, ist ihm dabei Uriah Heep, der Antagonist von David Copperfield entwischt. Wie üblich genervt, eilt Rob seinem Bruder zu Hilfe, doch diese Nacht ist alles anders. Nicht nur, dass sie von Heep bedroht werden, sie erfahren auch, dass noch Schlimmeres passieren wird, etwas, das nicht nur die Welten aller Bücher, sondern auch die reale Welt in größte Gefahr bringen wird.

Ich weiß gar nicht, wo ich hier anfangen soll. Mit der genialen Idee, die trotz vieler Buchgestalten so gar nichts von der Tintenwelt (zum Glück!) an sich hat. Um das Buch richtig genießen zu können, muss man zwei Dinge tun oder haben: Zeit, um sich darauf einzulassen, denn auch das Buch nimmt sich Zeit für Entwicklungen, ohne auch nur eine Minute langweilig daherzukommen. Und optimal wäre es, wenigstens rudimentär einen Überblick über die Klassiker von Conan Doyle und Dickens zu haben und sich ein bisschen mit Kinderliteratur der dreißiger/vierziger Jahre auszukennen. Wirklich nötig ist es jedoch nicht. Die Autorin entwickelt hier eine Geschichte, die fesselnd, manchmal erschreckend und im Ganzen absolut originell ist. Ihre Protagonisten, auch oder gerade die Buchgestalten, die sie auftreten lässt, zeichnen sich durch Authenzität und Menschlichkeit aus. Menschlichkeit ist das Stichwort, das hier groß geschrieben werden sollte, denn diese blitzt wirklich auf jeder einzelnen Seite hervor. Mich hat dieses Buch jedenfalls sehr, sehr gut unterhalten, auch wenn ich im Gegensatz zu dem Inhalt des Buches vom Übersetzer desselben nicht ganz so begeistert bin.