Weißer Jasmin ist der dritte Band um die englische Gärtnerin Charlotte.
Der Einstieg ging schnell und wichtige Ereignisse in Charlottes Leben wurden im Verlauf der Geschichte knapp umrissen, sodass der ...
Weißer Jasmin ist der dritte Band um die englische Gärtnerin Charlotte.
Der Einstieg ging schnell und wichtige Ereignisse in Charlottes Leben wurden im Verlauf der Geschichte knapp umrissen, sodass der Band auch ohne Vorkenntnisse der beiden anderen sehr gut zu verstehen ist.
Der Schreibstil ist sehr bildhaft und flüssig. Die Autorin hat gründlich recherchiert und vor meinem inneren Auge sowohl die Zeit, als auch wundervolle Gärten entstehen lassen.
Die Protagonistin hat einen starken Willen und lässt sich von den Schicksalsschlägen nicht entmutigen. Dennoch konnte ich keinen Zugang zu ihr finden. Mit ihrer bockigen, teils naiven und steifen Art konnte ich mich nicht anfreunden. Manchmal waren mir sogar die Antagonisten sympathischer. Insgesamt waren die Figuren jedoch sehr lebendig ausgearbeitet.
Die Handlung wurde teils straff, teils ausführlicher erzählt. Zum Ende hin ging es mir jedoch mit den Erfolgen der Protagonistin erheblich zu schnell. Teilweise wirkte das wie aneinandergereiht und vom Zufall begünstigt.
Für Garten- und Englandfans sicher ein empfehlenswerter Roman.
Der neue Roman von Iny Lorentz entführt die Leser ins das Hochmittelalter Skandinaviens bzw. nach Vinland, dem wahrscheinlich heutigen Neufundland.
Der Norweger Eyvind raubt sich die Frau, die ihm einst ...
Der neue Roman von Iny Lorentz entführt die Leser ins das Hochmittelalter Skandinaviens bzw. nach Vinland, dem wahrscheinlich heutigen Neufundland.
Der Norweger Eyvind raubt sich die Frau, die ihm einst als Braut versprochen war, und will mit ihr und weiteren Verbündeten in Vinland ein neues Reich errichten. Mit an Bord sind zwei versklavte Sachsen, die - ebenso wie die unfreiwillige Braut - nach Freiheit trachten und auf eine Heimkehr hoffen. In Vinland droht die Gruppe auseinanderzubrechen, da jeder eigene Ziele verfolgt, nach Macht und Frauen strebt. Hinzu kommen die Einwohner, die danach trachten, die Eindringlinge mit Waffengewalt schnell wieder loszuwerden.
Cover und Klappentext haben mich gleich an Wikinger und Leif Erikson denken lassen. Doch der nordische Glaube ist kein Thema. Die Norweger, Isländer und Grönländer, die nach Vinland segeln, sind längst alle christianisiert.
Der Einstieg in das Buch geschah schnell und flüssig. Der Mittelteil zog sich allerdings in die Länge, bis die Geschichte zum Ende hin wieder Fahrt aufnahm und einen runden Abschluss fand.
Besonders gefallen haben mir das Setting, die Grundidee der Geschichte und die beiden Nebenfiguren Ailmar und Ingridur.
Es gab jedoch einiges was mich teils massiv in meinem Lesefluss behindert hat. Da wären zum einen die ständig wechselnden Perspektiven, teils von Satz zu Satz. Zudem konnte ich als Leserin in jeden Kopf eintauchen und die Gedanken der Figur erfahren. Anstatt dieses von jedem persönlich erzählt zu bekommen, wäre es mir lieber gewesen, es wäre mir aus der Sicht der Hauptprotagonisten gezeigt worden. Das zog einen sehr hohen Spannungsverlust nach sich.
Bis auf die oben genannten Nebenfiguren fand ich zu den Personen keinen richtigen Zugang und das lag bestimmt nicht an der Erzählperspektive, da ich der 3. Person Singular eindeutig den Vorzug gebe. Das dies bei einem bildhaften Schreibstil ausgezeichnet funktioniert, zeigen meine zuletzt rezensierten Romane wie z. B. „Die Sündenbraut“.
Aber wirklich abgestoßen haben mich die ständigen Wiederholungen. Da wäre auf der einen Seite Sigrids ständiges Gejammer, sie würde Eyvind nie verzeihen, dass er sie geraubt hat und sie ja eine bessere Abstammung hat als er. Auf der anderen Seite war die allgegenwärtige Sucht der Männer nach körperlicher Vereinigung. Im Mittelteil wurde auf gefühlt jeder zweiten Seite erwähnt, dass es einen Männerüberschuss gab und diese dringend Erleichterung brauchten. Zum Glück wurden die permanenten Vergewaltigungen für mein Empfinden eher nüchtern und weder wort- noch bildgewandt beschrieben. Sonst hätte ich das Buch wirklich zur Seite gelegt. Auch Sigrid wurde von Eyvind regelmäßig vergewaltigt, „aber ein wenig gefallen hat es ihrem Körper schon“ - da fehlen mir die Worte!
Das Lektorat ist durch Corona bestimmt unter massivem Zeitdruck erfolgt. Anders kann ich mir nicht erklären, dass Stilblüten wie das mehrmals wiederholte „laute“ Schreien oder das „Ballen“ der Fäuste usw. durchgegangen sind. Oder so unfreiwillig komische Formulierungen wie „den Speer ins Korn werfen“ und die „Schneebrille“, auch wenn die vorher sehr gut beschrieben wurde und jeder weiß, dass es sich natürlich nicht um eine moderne Variante handelt.
Das Personenverzeichnis ist umfangreich, die historischen Persönlichkeiten spielen jedoch keine Rolle, werden nur mal im Nebensatz erwähnt. Insofern finde ich die Bezeichnung „historischer Roman“ auf dem Cover etwas irreführend, da die Geschichte lediglich in einen historischen Hintergrund eingebettet ist, der gut recherchiert ist. Ein Glossar ist ebenfalls im Anhang zu finden und sehr hilfreich. Eine Karte des Reisewegs hätte das Bild abgerundet.
Schade fand ich, dass ich keine genaue Zeitangabe zur Orientierung geliefert bekam. Der Roman spielt zur Zeit König Inges, aber wann genau wurde nicht festgelegt. Auch fehlten mir teils die Angaben, wie lange die Figuren für die Strecken gebraucht haben.
Die Kürze der Kapitel fand ich sehr angenehm.
Fazit: Ein solide geschriebener Roman ohne wirkliche Höhepunkte vor einem wunderschönen Setting. Einen Sog entwickelte die Geschichte für mich jedoch nur ein wenig gegen Ende. Davor konnte ich das Buch jederzeit wieder aus der Hand legen.