Toller Schreibstil
Giovanna ist dreizehn als ihre friedliche Welt sich als eine andere entpuppt. Ihr Vater ist nicht immer der unbeschwerte und sonnenbeschienene Mann, den sie als kleines Mädchen kennengelernt hat und auch ...
Giovanna ist dreizehn als ihre friedliche Welt sich als eine andere entpuppt. Ihr Vater ist nicht immer der unbeschwerte und sonnenbeschienene Mann, den sie als kleines Mädchen kennengelernt hat und auch ihre Mutter sieht sie plötzlich mit ganz anderen Augen. Doch schlimmer noch ist die Schwester ihres Vaters, ihre Tante Vittoria. Sie gilt nicht nur als schwarzes Schaf der Familie, sie muss auch noch für allerlei Verfehlungen herhalten und auch sonst wird kein gutes Haar an ihr gelassen. Um zu ergründen, ob ihre Tante wohl wirklich so ein schrecklicher Mensch ist, wie von Mutter und Vater geschildert, sucht Giovanna den Kontakt zu ihr. Mit selbigem macht sich jedoch schnell die Erkenntnis breit, dass niemand perfekt ist und auch ihre Tante jedoch eine Menge heller Momente und kluger Lebensweisen aufweist. Die Begegnung mit ihrer Tante ist zugleich Grundstein von Giovannas eigener Entwicklung, welche sich nun auf die verschlungenen Pfade des Erwachsenwerdens begibt und dort immer wieder zwischen Abscheu und dem Wunsch nach Annerkennung schwankt. Wird es ihr gelingen, einen guten Weg für sich zu finden? Oder wird Giovanna ein Leben wie ihre Eltern und ihre Tante führen? Möglichst angepasst und allen Erwartungen stets entsprechend?
Die Geschichte um Giovanna, welche auch aus ihrer Sicht erzählt wird, konnte mich nicht nur begeistern, sondern auch überzeugen. Authentisch und reich an Details schildert die Autorin Elena Ferrante das Leben eines jungen Mädchens, was langsam zur Frau heranreift und dabei sich und ihr eigenes Leben entdeckt. Statt nur streng nach den Erwartungen ihrer Eltern zu leben, beginnt sie zu hinterfragen, zu überdenken oder gar abzulehnen und sich eine eigene Meinung zu bilden, was mir als Leserin persönlich gut gefallen hat. Insgesamt konnte Elena Ferrante mich mit der Erzählung um ihre Protagonistin Giovanna überzeugen, aber auch die anderen Charaktere wirkten glaubwürdig und nicht übertrieben. Gut gefallen hat mir die Authentizität der Handlung, da der Schritt zum Erwachsenwerden von vielen Menschen, so auch bei Giovanna oft auf wackeligen Beinen geschieht. Giovanna jedoch wirkt stark und lebendig und konnte mich daher auch von sich überzeugen. Klar und beinahe gefasst blickt sie auf das Leben der Erwachsenen in ihrem Umfeld und muss erkennen, dass deren Leben oft durch Lügen und dem schönen Schein bestimmt wird. Insgesamt hat Elena Ferrante eine solide und zugleich beinahe poetische Geschichte geschaffen, welche mich nicht nur durch ihren unvergleichlichen Schreibstil für sich gewonnen hat, sondern auch durch die flüssige Erzählweise. Längen oder langatmige Passagen konnte ich keine während des Lesens feststellen. Auch die Umschlaggestaltung gefällt mir gut, da sie zugleich passend zum Inhalt ist.