Roman - Jetzt verfilmt – mit Stefan Gorski, August Zirner, Julia Franz Richter und Marianne Sägebrecht.
Als Andreas Egger in das Tal kommt, in dem er sein Leben verbringen wird, ist er vier Jahre alt, ungefähr – so genau weiß das keiner. Er wächst zu einem gestandenen Hilfsknecht heran und schließt sich als junger Mann einem Arbeitstrupp an, der eine der ersten Bergbahnen baut und mit der Elektrizität auch das Licht und den Lärm in das Tal bringt. Dann kommt der Tag, an dem Egger zum ersten Mal vor Marie steht, der Liebe seines Lebens, die er jedoch wieder verlieren wird. Erst viele Jahre später, als Egger seinen letzten Weg antritt, ist sie noch einmal bei ihm. Und er, über den die Zeit längst hinweggegangen ist, blickt mit Staunen auf die Jahre, die hinter ihm liegen.
Dahinter steht eine ganz wundervolle und schlichte Erzählung des Leben eines einfachen Mannes. Egger ist sehr fleißig, pflichtbewusst und genügsam. Ein Mann, ...
Der Titel passt einfach zu gut zu diesem Buch!
Dahinter steht eine ganz wundervolle und schlichte Erzählung des Leben eines einfachen Mannes. Egger ist sehr fleißig, pflichtbewusst und genügsam. Ein Mann, der mit wenig Worten auskommt. Diese klare Schlichtheit spiegelt sich im Schreibstil wieder. An keiner Stelle wird es kompliziert oder verschachtelt.
Es war ein Genuss und eine Erholung mal so eine entschleunigte Geschichte zu lesen. ich habe selten ein Buch gelesen, dass mit so wenig Handlung und Spannung trotzdem so gut ist. Es liest sich einfach ganz wunderbar angenehm. Ich kann gar nicht näher erklären was mir so gut gefallen hat, aber ich empfehle es ganz klar weiter.
Ein Roman der etwas aus der Zeit gefallen zu sein scheint, das ist nicht böse gemeint, eben eine Zeit die man sich heutzutage gar nicht mehr vorstellen kann, karg und arbeitsreich. Was war der Mensch zu ...
Ein Roman der etwas aus der Zeit gefallen zu sein scheint, das ist nicht böse gemeint, eben eine Zeit die man sich heutzutage gar nicht mehr vorstellen kann, karg und arbeitsreich. Was war der Mensch zu dieser Zeit wert, nur seine Arbeitskraft schien etwas wert zu sein, was man ihm auch klar macht. Andreas Egger lebt in einem kleinen Ort und geht seiner Arbeit nach, er bewohnt einen kleinen Bretterverschlag und ist dennoch zu frieden. Er kann hart arbeiten und macht Arbeit die andere für zu riskant halten. Auch die Liebe findet ihn und die Liebe geht wieder verloren. Irgendwann geht Andreas seinen eigenen letzten Weg und im Weg sieht er seinen große Liebe wieder und blickt erstaunt auf die Jahre die hinter ihm liegen. Ein unscheinbares Leben im lauf der Zeit, das vergeht und etwas hinterlässt. Ein Satz aus dem Buch, aber du hinkst. Im Tal vielleicht, sagte Egger. Am Berg bin ich der Einzige, der gerade geht und ja auch seinen Weg geht er.
Andreas Egger ist etwa vier Jahre alt, als er zu seinem strengen Onkel in ein Alpental kommt. Seine Kindheit ist geprägt von Prügelstrafe und harter Arbeit. Aber Andreas ist irgendwann zu groß und zu kräftig ...
Andreas Egger ist etwa vier Jahre alt, als er zu seinem strengen Onkel in ein Alpental kommt. Seine Kindheit ist geprägt von Prügelstrafe und harter Arbeit. Aber Andreas ist irgendwann zu groß und zu kräftig für die Rute, der er ein lebenslanges Hinken verdankt. Er verdingt sich als Knecht und pachtet ein kleines Stückchen Land auf dem Berg mit einer winzigen Hütte darauf. Als eine Firma beginnt, die erste Seilbahn im Tal zu bauen, findet er dort eine bessere Arbeit und er lernt Marie kennen, die ihn von Anfang an verzaubert. Aber das Glück verbleibt immer nur für einen Augenblick bei Andreas.
Parallel zur Geschichte von Andreas werden der geschichtliche Hintergrund und der technische Fortschritt aufgezeigt. Krieg, Tourismus und seine Folgen spielen eine nicht unwesentliche Rolle.
Ich habe das Buch gerne gelesen, weil ich die Sprache von Robert Seethaler sehr mag. Die Geschichte ist schön erzählt, man ist ganz dicht bei Andreas, auch wenn sich sein ganzes Leben auf weniger als 200 Seiten abspielt. An manchen Stellen hätte ich mir ein dichteres Erzählen gewünscht, um noch mehr zu erfahren. Andererseits passt es auch wieder, denn das Leben ist letztlich ebenso schnell vorbei, wie das Buch. Als Andreas auf sein Leben zurückblickt, ist er zufrieden: "Doch auf die Zeit dazwischen, auf sein Leben, konnte er ohne Bedauern zurückblicken, mit einem abgerissenen Lachen und einem einzigen, großen Staunen." (S. 176)
Die Geschichte hat für mich eine Sogwirkung gehabt, allerdings finde ich sie durchweg traurig. Sie berührt sehr, aber ich habe mich gefragt, was am Ende bleibt ... Als Seelenwärmer etc. habe ich das Buch nicht empfunden. Und doch zeigt Andreas, dass man trotz aller Schicksalsschläge ein zufriedenes Leben führen kann.
„Egger fühlte, wie die Traurigkeit in seinem Herzen hochstieg. Er fand, es hätte noch so viel zu tun gegeben in ihrem Leben, viel mehr wahrscheinlich, als er sich vorstellen konnte.“
Inhalt
Dies ist ...
„Egger fühlte, wie die Traurigkeit in seinem Herzen hochstieg. Er fand, es hätte noch so viel zu tun gegeben in ihrem Leben, viel mehr wahrscheinlich, als er sich vorstellen konnte.“
Inhalt
Dies ist die Erzählung über ein Menschenleben, über Andreas Egger, einen Mann der an den einfachen Dingen des Lebens Gefallen fand: arbeiten, sich mit der Natur verbunden fühlen, rechtschaffen und zuverlässig zu sein, ohne allzu hohe Ansprüche und abstrakte Wunschvorstellungen zu hegen. Mit seiner großen Liebe Marie, deren Herz er auf scheinbar wundersame Weise erobern konnte, möchte er alt werden. Doch ihre bescheidene Hütte, mit den wenigen Dingen, die Andreas Egger wichtig waren, wird unter einer Schneelawine begraben. Und während er mitten in der Nacht von einem seltsamen Geräusch geweckt wurde, kommt für Marie jede Hilfe zu spät. Und so muss der junge Mann lernen, mit diesem doch so schweren Schicksalsschlag zu leben. Aufrecht und zuversichtlich beschreitet er auch diesen noch so langen Lebensabschnitt, der vor ihm liegt – ohne seine Heimat, die Berge, zu verlassen. Tiefverwurzelt und mit zunehmendem Alter etwas absonderlich schwört Andreas Egger auf die Kraft, die in ihm wohnt und erhaben über menschliche Befindlichkeiten wirkt. Sein Leben war gut, so wie es war.
Meinung
Nachdem ich vor kurzem den neuesten Roman von Robert Seethaler „Der letzte Satz“ gelesen habe und dort zwar vom Schreibstil angenehm überrascht war, mich mit den vielen Fragmenten aber nicht so ganz zufriedengeben konnte, musste ich zu Vergleichszwecken unbedingt ein weiteres Buch des Autors entdecken. Allerdings zeichnet sich für mein Empfinden bei Seethalers Romanen eine Tendenz ab, die ich durch ein drittes Buch gerne bestätigt haben würde. Die Thematiken die der Autor wählt, finde ich sehr ansprechend, es sind Dinge, über die ich selbst gerne nachdenke: das Leben, die Bestimmung, die Verfehlungen und Abschiede auf der großen Bühne des Daseins. Diese vermag er in einen angenehmen Kontext zu setzen, der erzähltechnisch mit einer Leichtigkeit besticht und zusammenhängend schildert, wie sich Dinge entwickeln, die man manchmal durch Entscheidungen beeinflussen kann und manchmal durch Schicksalshaftigkeit hinnehmen muss. Doch beide Bücher haben ein Manko, welches mich hier besonders stört, weil es möglich scheint, durch die Wortwahl genau jenes zu erzeugen. Den Texten fehlt es für mich schlicht und einfach an Emotionalität, trotz ihrer greifbaren Dramatik. Für den Protagonisten Andreas Egger konnte ich einfach keine nennenswerte Sympathie empfinden. Er ist für mich der Inbegriff des einfachen Mannes, der mit wenig Worten und kargen Gefühlen durchs Leben geht und den Augenblick ergreift, ihn lebt, ohne zu urteilen, ihn akzeptiert ohne zu Grollen, der weitermacht, weil es ein Morgen gibt. Einerseits sind das Eigenschaften, die ich bewundern könnte, aber in ihrer Omnipräsenz erscheint mir das irgendwie unverständlich.
Fazit
Auch hier reicht meine Bewertung nur für 4 Lesesterne, obwohl ich dieses Buch gerne gelesen habe, mich gewissermaßen auf der gleichen Bewusstseinsebene bewege. Ein Roman der gut und gerne für 5 Sterne de Luxe hätte stehen können, der mich aber einfach nicht berühren konnte. Nur selten treffe ich auf literarische Texte, die einerseits so selbstverständlich über die wichtigen Dinge des Lebens berichten und gleichermaßen so sachlich und objektiv dabei vorgehen. Inhaltlich wäre „Ein ganzes Leben“ genau mein Buch gewesen, eins bei dem der ganze Weltschmerz auf 155 Seiten wirken könnte, bei dem Tränen fließen und Verständnis überwiegt. Doch eigentlich klappe ich dieses Buch zu und habe es fast schon wieder vergessen – sehr schade.
Bei Ein ganzes Leben von Robert Seethaler handelt es sich um ein sehr eigenes Buch. Man kann noch nicht Mal sagen, dass in diesem Roman wirklich viel passiert und doch ist er recht ausdrucksstark. Nach ...
Bei Ein ganzes Leben von Robert Seethaler handelt es sich um ein sehr eigenes Buch. Man kann noch nicht Mal sagen, dass in diesem Roman wirklich viel passiert und doch ist er recht ausdrucksstark. Nach dem Tod seiner Mutter kam Andreas Egger mit etwa 4 Jahren (so ganz genau weiß man es nicht) in das Dorf am Fuße eines Berges, der ihn schon als Kind sehr faszinierte und nun sein ganzes Leben begleiten werde. Der Großbauer Hubert Kranzstocker nahm sich seiner an, aber betrachtete Egger nie als Kind, er hatte zu arbeiten und zu beten und geschlagen wurde – und das hatte Auswirkungen auf sein ganzes Leben.
„Er war stark, aber langsam. Er dachte langsam, sprach langsam und ging langsam, doch jeder Gedanke, jedes Wort und jeder Schritt hinterließen ihre Spuren, und zwar genau da, wo solche Spuren seiner Meinung nach hingehörten.“
Wir begleiten Egger durch seine schwersten und schönsten Stunden, Tage und Jahre seines Lebens. Knecht, Holzfäller, Seilbahnbauer, Grenzschützer… für rein nichts war er sich zu Schade und versuchte sich stets nützlich zu machen. Die Errichtung einer Seilbahn war für ihn dann knapp sein Lebenswerk. Er verliebte sich, nicht nur in die Berge und blieb dennoch irgendwie immer der einzigartige Eigenprödler, der eine Hürde nach der anderen erklomm, bis die Kraft fern blieb.
„Die kalte Frau […] Sie geht über den Berg und schleicht durchs Tal. Sie kommt, wann sie will, und holt sich, was sie braucht. Sie hat kein Gesicht und keine Stimme. Die Kalte Frau kommt und nimmt und geht. […] Im Vorbeigehen packt sie dich und nimmt dich mit und steckt dich in irgendein Loch.“
Eigentlich traurig, dass ein komplettes Leben auf gerade einmal 180 Seiten Platz findet. Seethaler bleibt inhaltlich wie sprachlich auf einer Ebene, was dem Ganzen nicht unbedingt einen Abbruch tut, aber irgendwie auch schade ist. Gerade als Egger die zweite Frau in seinem Leben kennen lernt, beginnt es tiefgründiger zu werden, aber dies ist innerhalb kürzester Zeit auch wieder verflogen. Egger – ein sehr eigener Mensch, mit vielen Steinen auf dem Weg seines Lebens und einer großen Liebe für seine Frau und einer noch größeren für diesen einen Berg. Von der Art her finde ich diesen Roman großartig, aber ob man ihn unbedingt gelesen haben muss, sei mal dahingestellt.
„Man kann einem Mann seine Stunden abkaufen, man kann ihm seine Tage stehlen oder ihm sein ganzes Leben rauben. Aber niemand kann einem Mann auch nur einen einzigen Augenblick nehmen. So ist das, und jetzt lass mich in Frieden!“